G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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mit der Arbeit anfangen und nicht länger warten. Jemand in der Nähe, Hardkins?«

      Hardkins sieht sich um, schüttelt den Kopf und betrachtet dann Byrd. Er sieht den Hass in Byrds Gesicht und die Frucht ist auf einmal da, jene Furcht, die ihn seit dem Augenblick gepackt hält, in der er erfahren hat, dass Trevor Joslyn ablehnte, für Adam Sherburn den Trail zu leiten. Seit dem Tag, an dem sie Bart Tyler trafen, der ihnen gesagt hat: »Tut mir leid, Trevor wird unsere Herde führen«, steckt die Furcht in ihm.

      Slims Hass und nun auch Byrds Hass – das ist vielleicht verkehrt, denkt Hardkins, ein Bulle von Mann, der aus dem einfachen Grunde bei Slim ist, weil er auch wie Slim ein Ire ist und sich gern prügelt.

      Prügeln, denkt Hardkins, sich ein wenig prügeln und Streit suchen, aber schießen? – Diesmal werden sie schießen. Dieser kleine Bursche Byrd, der bis an den Rand voller Gift steckt, der hasst den Indianer und damit auch Trevor. Jemand hat mir mal gesagt, dass Hass selten klug ist, eher aus Dummheit geboren wird. Verdammt, prügeln – ja, immer, aber auf diese Art? Dafür bringt Trevor Slim um. Und ich hänge mit drin. Oh, verdammte Geschichte!

      »Nichts zu sehen«, sagt Hardkins spröde. »Hier ist niemand, Slim.«

      »Dann lasst uns anfangen. Sie werden in wenigen Stunden hier sein. Diesmal holt er mich nicht ein, der verdammte Kerl. Nimm deinen Sack, Hardkins, und die Packpferde!«

      Ja, denkt Hardkins, es wird ganz einfach sein. Niemand von uns riskiert dabei etwas. Es ist gemein – unendlich gemein. Aber weiß ich eigentlich noch, was gemein ist?

      Er sieht sich um und fängt einen Blick aus Byrds kalten Froschaugen auf, ein Blick, der ihm eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Niemand weiß, was Byrd gerade denkt. Und er soll manchmal Gedanken lesen können. Und da sagt Byrd auch schon: »Na, was ist, gefällt es dir nicht, Hardkins?«

      »Was – was meinst du?«, fragt Hardkins stockend. »Natürlich gefällt es mir!«

      Und dann zieht er die beiden Packpferde heran und schlägt das Segeltuch zurück.

      Er sieht die vier Tonnen und die Aufschrift: Danger – Explosives – Powder. Vorsicht – Explosivstoff – Pulver.

      Es steht in schwarzen Buchstaben auf den schwarzbraunen Dauben der Tonnen. Hardkins zieht fröstelnd die Schultern zusammen.

      *

      Die Herde kommt, mit Eddy Swartz an der Spitze, über die Hügelwellen und bringt den Staub mit. Eddy sieht voraus den breiten Einschnitt, durch den der Weg zum Fluss führt.

      Sieben, acht Meilen noch.

      Sie treiben weiter.

      Sie werden auch noch im Mondlicht treiben und über den Red River gehen. Rinder im Fluss, andere, die von hinten kommen und nachdrängen. Sie werden erst auf der anderen Seite halten und dort ihr Abendessen bekommen. Der Wagen ist mit Bill Lawson drüben, der Wagen dort auf der anderen Seite wird sie mit warmem Essen versorgen.

      Eddy hat Hunger, richtigen Hunger. Er denkt an ein saftiges Steak, sieht sich nach Trevor um, der hinter ihm nach vorn an die Herde kommt, und sagt heiser. »Mann, habe ich einen Hunger! Meinst du, wir schaffen es in der Dunkelheit über den Fluss zu gehen?«

      »Natürlich, Eddy, halte dich hier vorn. Ich will mal nach rechts hinauf!«

      Trevor reitet weiter. Sein Pferd hinterlässt eine Staubbahn zum Kamm des Hügels. Von oben blickt Trevor Joslyn nach rechts, doch hier ist niemand. Hinter den Hügeln steckt nichts. Er nimmt sein Pferd herum, jagt auf die linke Seite des Höhenzuges und gewinnt einen Überblick bis weit nach vorn. Kein Mensch ist zu sehen. Niemand ist da, der hier lauern könnte.

      Und da dreht Trevor um, prescht zur Remuda und ruft scharf zu Saguaro hinüber: »Saguaro, die Remuda nach vorn! Wir bringen sie zuerst durch das Tal. Los, schneller! Überholen wir die Herde rechts!«

      Er schwingt das Lasso aus, sieht die blitzenden Augen von Suzanne Tyler und jagt das Rudel der Ersatzpferde an. Die Pferde jagen rechts an den Rindern vorbei, wirbeln einen Augenblick eine breite Wolke Staub auf und ziehen dann an der Spitze der Herde vorüber.

      »Nicht zu wild, Lady, nicht zu wild, nur etwas Abstand halten. So ist es gut. Nur nicht zu sehr jagen, wir wollen sie nicht unnötig laufen lassen – Saguaro, da laufen zwei heraus!«

      Saguaro hat die beiden Pferde schon selbst gesehen, prescht im Bogen nach links und schwingt sein Lasso. Die beiden Ausreißer drehen bei und laufen wieder zwischen die anderen.

      Jetzt haben sie die Pferde von drei Seiten erfasst. Saguaro ist vorn, während Trevor rechts ist und die Lady sich links hält.

      Der Indianer blickt nach vorn, zieht die Luft durch die Nase und wendet leicht den Kopf. Die Sonne steht schon tief. Sie verschwindet im Westen hinter der Hügelkette. Schatten fällt in das Tal, in das nun die Herde kommt. Die Rinder zockeln über die alte Spur von Dorlanays Herde hinweg. Einige wollen zu dem saftigen Gras an den Seiten ausbrechen, aber die Männer passen auf. Lassos kreisen, Peitschen knallen. Die Herde wird zusammengedrückt und zieht wie ein Strom in das Tal hinein.

      Saguaro blickt jetzt nach links und nach rechts. Seine Feder, die er ständig am Hut trägt, wippt etwas. Vor ihm ist nichts, der Hügelkamm liegt wie ausgestorben da. Aber die Unruhe steckt plötzlich in dem Indianer.

      »Boss – he, Boss!«

      »Was ist, Saguaro?«

      »Schicken Männer nach Flanken, vielleicht besser, he?«

      »Ich reite schon selbst. He, Tonio, komm her und nimm mal die linke Hügelseite. Halte die Augen auf!«

      Dann dreht sich Tonio zurück und starrt auf die Büsche drüben. Hat sich dort nicht etwas bewegt?

      Da hat sich doch etwas …

      Tonio kneift die Augen zusammen und denkt an die tief stehende Sonne, in die er beinahe blicken muss. Er kann nicht viel sehen, denn die Büsche sind mehr als vierhundert Schritt entfernt. Aber da ist etwas gewesen.

      Er zaudert noch einen Augenblick, dann reitet er langsam los, sieht nach vorn und schielt doch zur Seite.

      Und da ist die Bewegung wieder.

      Hinter dem nächsten Kamm, auf dem die Büsche stehen, taucht kurz ein Kopf auf und wieder zurück.

      Tonio wird langsamer, hat aber den Hut erkannt und tut so, als wollte er wieder zurück über den Kamm. Dann aber reißt er sein Pferd jäh nach links herum, duckt sich blitzschnell und zieht mit einem Griff seinen Karabiner aus dem Scabbard. Es ist eine schnelle und geübte Bewegung, doch dann erkennt er seinen Fehler. Er kann nicht vom Sattel aus treffen. Der Bursche, wenn er will, schießt ihn ab.

      Bei diesem Gedanken sieht Tonio blitzschnell rechts an dem Pferdehals vorbei. Und dann bemerkt er die Wolke dort drüben. Sein Pferd bekommt im gleichen Augenblick einen Schlag und zuckt heftig zusammen. In der nächsten Sekunde bricht der Gaul auch schon aus, jagt nach rechts und stolpert dann plötzlich.

      Tonio wirft sich geistesgegenwärtig nach rechts vom Pferd, rollt sich durch das Gras und duckt sich tief. Knapp zehn Schritt weiter kracht sein Pferd zusammen, geht über den Hals zu Boden.

      In diesem Augenblick flammt es drüben auf. Rauch steigt blitzschnell auf eine Länge von mehr als fünfzig Meter hoch. Eine Feuerschlange scheint sich über den Kamm des nächsten Hügels zu wälzen. Flammengarben schießen aus dem dürren ausgetrockneten Gras hoch, erfassen die ersten Büsche und treiben ein dunkles Meer von Rauchpilzen über den Hügel. Der Wind kommt und faucht noch in die Flammen hinein, die sich rasend schnell über das zundertrockene Land fressen.

      Tonio sieht nichts mehr von dem Mann dort, er hat keine Ahnung, dass jemand aus lauter Furcht, jemanden zu erschießen, zu tief gehalten hat und eigentlich nicht einmal das Pferd richtig treffen wollte.

      Es vergehen zwei, drei Sekunden, in denen Tonio aus schreckgeweiteten Augen auf das Feuer starrt und nicht begreifen kann, wie schnell es über den Hang läuft. Jetzt ist die Feuerwand schon sechshundert Schritte lang. Sie wird rasend schnell länger, Gras fliegt drüben hoch, Rauch


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