Halt. Michael Donkor
»Hervorragend … Gut machst du das.«
»Danke dir.«
»Und … Sag mir: Was macht Cynthia am allerliebsten im Haushalt? Worauf freut sie sich am meisten, wenn sie morgens aufwacht?«
»Das ist schwer zu beantworten, aber … vielleicht macht es ihr richtig Spaß, Pfeffer für den Kontomire zu mahlen. Sie zerreibt ihn mit dem Stößel so gründlich, wie es nur geht, damit er so köstlich schmeckt wie nur möglich.«
»Gut.«
»Das mit den Zwiebeln macht sie auch gern. Es kommt ihr vor wie Zauberei, dass einem die Tränen aus den Augen schießen, wenn man sie schneidet, als hätte man wirklich einen Grund zum Weinen, selbst wenn man keinen hat oder sogar allerbester Laune ist.«
»Und ich weiß noch etwas über Cynthia – wenn … wenn du nichts dagegen hast, dass ich auch etwas hinzufüge?«
»Ich will mal nicht so sein.«
»Sie hat keine Angst vor nichts. Wenn sie also bis ganz oben auf die Leiter steigen muss, um die Ecken an der Decke sauberzumachen oder die Ventilatoren zu wischen, kann sie das ohne Weiteres, auch wenn sie innerlich vielleicht ein bisschen zittert. Und sie hat noch eine andere Lieblingstätigkeit: Gläser polieren.«
»Warum sollte sich das überhaupt jemand freiwillig antun?«
»Sie … Sie liebt diesen Anblick, wenn die Gläser alle in den Regalen aufgereiht sind. Und wenn dann das Licht auf die Gläser fällt, ist das für sie die reine Vollkommenheit … Wenn sie das sieht, denkt sie an den Himmel, passend zu ihrem Engelsnamen. Und ja, das Tuch tut ihren Fingern manchmal ein bisschen weh. Dieses Gekribbel ist aber ein gutes Zeichen. Es beweist, dass sie kein Faulpelz ist, im Gegensatz zu all diesen alten Männern in ihrem Dorf, die auf der Straße saufen und dann nach ihren Frauen rufen, wenn die Flasche leer ist, damit sie ihnen das Abendessen machen. Sie ist eine, die anpackt –«
»Adjei! Wir haben Cynthia kein Zuhause und keinen Heimatort gegeben! Das ist ein schweres Versäumnis. Machen wir sie zu einer Fante, wegen dieser schönen gelb-gelblichen Haut. Sie könnte aus einem Dörfchen in der Nähe von Takoradi kommen.«
»Das Wichtigste ist, dass Cynthia harte Arbeit liebt. Es macht sie stolz, dieses Gefühl, dass sie tätig ist, nicht untätig.«
»Ist sie hübsch?«
»Sehr. Miss World 2002.«
»Sie hat wunderschöne weiße Zähne, alle makellos, und ein schönes Kleid mit gemusterten Ärmeln, es war sehr teuer, es nähen zu lassen.«
»OK.«
»Und sie steht ganz gerade und aufrecht da. Und wenn sie irgendwo hingeht, tut sie das mit hoch erhobenem Kopf, und sie benimmt sich anständig, schlurft nicht so mit den Füßen über den Boden wie ich beim Gehen.«
»Ganz genau. Wenn du also das nächste Mal etwas Neues aufgetragen bekommst oder Aunty dich ruft, damit du ihr bei etwas anderem hilfst – denk dran, dass du Cynthia bist und dass Cynthia dann gleich aufspringt, mit einem strahlenden Lächeln und hoch erhobenem Kopf.«
»Ich werd’s versuchen. Auch wenn sich das ein bisschen komisch anhört. Das ist dir aber schon klar, oder? Dass es sich komisch anhört.«
»Sowas Ähnliches habe ich auch mal in Auntys Oprah-Sendung gehört. Weißt du noch? Diese schwarze Milliardärin mit dem Hals voller Schmuck?«
»Deine Aunty ist immer noch glühender Fan: GTV, jeden Tag Schlag 15 Uhr. Und ich gucke immer noch hinter der Tür mit. So viele Damen, die pausenlos jammern.«
»In der Sendung, die ich meine, sagte Oprah zu einer dieser Heulsusen: Fake it ’til ya make it.«
»Wo se sɛn?«
»Also … Wenn du lange genug so tust, als wärst du Cynthia, stellst du eines Tages fest, dass du … dass du zu Cynthia geworden bist.«
»Sa?«
»Glaub schon.«
»Das gefällt mir. Dass man sich so verwandeln kann, wie durch Zauberei. Erinnert mich an deine Verwandlung, wenn du mir vorgelesen hast. Erst warst du das Monster und dann warst du ein Hund und dann warst du tot. Und ich hätte dir das jedes Mal fast abgenommen. Sehr unterhaltsam. Das hast du super gemacht, echt.«
»Me da ase.«
»Vielleicht wär das für dich wieder das Richtige, Belinda.«
»Wo se sɛn?«
»Du könntest alles Mögliche machen, jetzt, wo du an diesem anderen Ort bist. Ganz andere Sachen machen als damals, als du noch hier warst. Aber du backst nur süßes Zeug und freust dich wie ein Kind, weil sie dich so nennt, wie man einen Welpen nennen würde.«
»Wie grob du bist. Schämst du dich nicht, so mit jemandem zu reden, der Geld und Zeit aufbringt, um dich anzurufen?« Belinda hatte das Gefühl, dass zwischen ihren Schulterblättern alles spannte und pochte.
»Tut mir leid. Ich. Nein, du hast recht.« Belinda hörte ein leises Scharren. »Wollen wir über was anderes reden? Meine Schwester soll nicht nur schlecht über mich denken, wenn sie den Hörer auflegt.«
Belinda sah Marys nachdenkliches Gesicht vor sich, mit tiefen Furchen, dunkel hob es sich von den hellen Wänden ab. »Na, dann erzähl mir doch noch mal von Christina Aguilera und diesen Halbhosen, die sie trägt. Das sieht bestimmt unmöglich aus. Scheußlich!«
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