Die Bibel in zwei Stunden. Ulrich Wendel
zum Segen für andere machen. 3Wer dich segnet, den werde ich auch segnen. Wer dich verflucht, den werde ich auch verfluchen. Alle Völker der Erde werden durch dich gesegnet werden.«
4Abram machte sich auf den Weg, wie der HERR es ihm befohlen hatte. Und Lot ging mit ihm. Abram war 75 Jahre alt, als er Haran verließ. 5Auf den Weg nach Kanaan nahm er seine Frau Sarai, seinen Neffen Lot und alles, was sie besaßen, mit samt ihrem Vieh und ihren Sklaven und Sklavinnen, die sie in Haran erworben hatten. So erreichten sie schließlich Kanaan. 6Sie zogen durch Kanaan und kamen zur Eiche More in der Nähe von Sichem. Damals war das Gebiet von den Kanaanitern bewohnt.
7Da erschien der HERR Abram und sprach: »Ich werde dieses Land deinem Nachkommen geben!« Und Abram baute dort dem HERRN, der ihm erschienen war, einen Altar. 8Danach zog Abram ins Gebirge östlich von Bethel und schlug seine Zelte zwischen Bethel im Westen und Ai im Osten auf. Dort errichtete er einen Altar und betete den HERRN an. 9Dann zog er in mehreren Etappen weiter nach Süden.
Gott ruft, Abram antwortet – und zieht los. Noch einmal bestätigt Gott sein Versprechen und schließt einen Bund mit Abram: |
Der Bund des HERRN mit Abram
1. Mose
15 1Danach sprach der HERR in einer Vision zu Abram: »Hab keine Angst, Abram, denn ich will dich beschützen und dich reich belohnen.«
2-3Doch Abram entgegnete: »O allmächtiger HERR, was wirst du mir geben, wenn ich kinderlos bin? Da du mir keine Kinder geschenkt hast, wird mich mein Verwalter Eliëser von Damaskus beerben.«
4Da sprach der HERR zu ihm: »Nein, dein Verwalter wird dich nicht beerben. Du wirst einen Sohn bekommen, der dein Erbe sein wird.« 5Der HERR führte Abram nach draußen und sprach zu ihm: »Schau hinauf zum Himmel. Kannst du etwa die Sterne zählen?« Dann versprach er ihm: »So zahlreich werden deine Nachkommen sein!« 6Und Abram glaubte dem HERRN und der HERR erklärte ihn wegen seines Glaubens für gerecht.
Zu Recht fragt der kinderlose und wohl schon recht alte Abram hier nach den versprochenen Nachkommen. Und tatsächlich wird ihm und seiner Frau Sara schließlich ein Sohn geschenkt: Isaak. Ein besonderes Geschenk für die beiden, die in ihrem hohen Alter nicht mehr an die Erfüllung der Zusage geglaubt hatten. Was Gott dann verlangt, ist deshalb umso herausfordernder: |
Abrahams Gehorsam wird auf die Probe gestellt
1. Mose
22 1Einige Zeit später stellte Gott Abraham auf die Probe. »Abraham!«, rief Gott.
»Hier bin ich«, antwortete Abraham. 2»Nimm deinen einzigen Sohn Isaak, den du so lieb hast, und geh mit ihm ins Land Morija. Dort werde ich dir einen Berg zeigen, auf dem du Isaak als Brandopfer für mich opfern sollst.«
3Am nächsten Morgen stand Abraham früh auf. Er sattelte seinen Esel und nahm seinen Sohn Isaak sowie zwei seiner Diener mit. Dann spaltete er Holz für das Brandopfer und machte sich auf den Weg zu dem Ort, den Gott ihm genannt hatte. 4Nach drei Tagen entdeckte er den Berg in einiger Entfernung. 5»Wartet hier mit dem Esel auf uns!«, wies er seine beiden Diener an. »Der Junge und ich werden noch ein Stück weitergehen. Dort oben werden wir Gott anbeten und dann zu euch zurückkommen.«
6Abraham nahm das Holz für das Brandopfer vom Esel und legte es Isaak auf die Schultern. Er selbst trug das Messer und das Feuer. Während die beiden zusammen auf den Berg stiegen, 7fragte Isaak: »Vater?«
»Ja, mein Sohn«, antwortete Abraham.
»Wir haben Holz und Feuer«, sagte der Junge, »aber wo ist das Lamm für das Opfer?«
8»Gott wird für ein Lamm sorgen, mein Sohn«, antwortete Abraham. So gingen sie zusammen weiter.
9Schließlich kamen sie an die Stelle, die Gott Abraham genannt hatte. Dort baute Abraham einen Altar und schichtete das Holz darauf. Dann fesselte er seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. 10Abraham nahm das Messer, um seinen Sohn als Opfer für den HERRN zu töten. 11In diesem Augenblick rief der Engel des HERRN ihn vom Himmel: »Abraham! Abraham!«
»Ja«, antwortete er. »Ich höre.«
12»Lass es sein«, sagte der Engel. »Tu dem Kind nichts. Denn jetzt weiß ich, dass du Ehrfurcht vor Gott hast. Du hättest sogar deinen einzigen Sohn auf meinen Befehl hin geopfert.«
13Da sah Abraham auf und entdeckte einen Schafbock, der sich mit den Hörnern in einem Busch verfangen hatte. Er holte den Schafbock und opferte ihn anstelle seines Sohnes als Brandopfer. 14Abraham nannte den Ort »Der HERR sieht«, deshalb sagt man auch heute noch: »Auf dem Berg des HERRN, wo der HERR sich sehen lässt.«
15Dann rief der Engel des HERRN noch einmal vom Himmel Abraham zu: 16»Ich, der HERR, schwöre bei mir selbst: Weil du mir gehorsam warst und sogar deinen geliebten Sohn auf meinen Befehl hin geopfert hättest, 17werde ich dich reich segnen. Ich werde dir viele Nachkommen schenken. Sie sollen zahllos sein wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Ufer des Meeres. Sie werden ihre Feinde besiegen. 18Durch deine Nachkommen sollen alle Völker auf der Erde gesegnet sein, denn du hast mir gehorcht.« 19Danach kehrten sie zu Abrahams Dienern zurück und zogen heim nach Beerscheba, wo Abraham wohnen blieb.
Abraham hat Gott entgegen aller menschlichen Wahrscheinlichkeit vertraut und so diese Bewährungsprobe bestanden. Gottes Versprechen eines großen Volkes nimmt immer mehr Form an: Isaak bekommt mit seiner Frau Rebekka Zwillinge, Esau und Jakob. Doch unter den Brüdern herrscht Rivalität und Neid. |
Jakob stiehlt den Segen von Esau
1. Mose
27 1Isaak war alt geworden und konnte nichts mehr sehen. Da rief er Esau, seinen älteren Sohn, zu sich und sagte zu ihm: »Mein Sohn!«
»Ja, Vater?«, antwortete Esau.
2»Ich bin nun alt geworden«, sagte Isaak, »und ich weiß nicht, wie lange ich noch zu leben habe. 3Nimm deinen Bogen, den Köcher und ein paar Pfeile und geh hinaus aufs Feld, um mir ein Stück Wild zu jagen. 4Bereite es zu, wie ich es gern mag, und bring es mir, damit ich es essen kann. Dann will ich dich segnen, bevor ich sterbe.«
5Rebekka hatte das Gespräch zwischen Isaak und Esau jedoch belauscht. Als Esau zur Jagd gegangen war, 6sagte sie zu ihrem Sohn Jakob: »Ich habe gehört, wie dein Vater deinen Bruder Esau bat: 7›Bring mir ein Wild und bereite mir ein leckeres Essen zu, damit ich es genießen kann. Dann will ich dich in der Gegenwart des HERRN segnen, bevor ich sterbe.‹ 8Nun, mein Sohn, tu, was ich dir sage. 9Geh hinaus zur Herde und hol mir zwei schöne Ziegenböckchen. Ich werde sie zubereiten, wie dein Vater es mag. 10Du bringst ihm dann die Mahlzeit, damit er sie isst und dich vor seinem Tod segnet.«
11»Denk doch nur daran, dass Esau behaart, aber meine Haut glatt ist«, wandte Jakob ein. 12»Was ist, wenn mein Vater mich betastet? Dann wird er mich für einen Betrüger halten und ich werde Fluch statt Segen über mich bringen.«
13»Dieser Fluch soll dann mir gelten, mein Sohn«, beruhigte ihn Rebekka. »Tu, was ich dir gesagt habe. Geh und hol die Ziegen.«
14Jakob brachte seiner Mutter zwei Ziegen und sie kochte daraus ein leckeres Fleischgericht, genauso wie sein Vater es gern hatte. 15Dann nahm Rebekka Esaus Festkleider, die sie bei sich aufbewahrte, und zog sie Jakob an. 16Sie