Gottes Weisheit entdecken. Timothy Keller
nicht vergebe, zeigt dies, dass ich vergessen habe, wie viel Gott mir vergeben hat und was Jesus das kostete (Philipper 2,6-8).
Was können Sie heute konkret tun, um in der Gegenwart Gottes zu leben?
Gebet: Herr, es kann keine praktischere geistliche Disziplin geben, als dich allezeit vor Augen zu haben (Psalm 16,8). Lass mich daran denken, bei allem, was ich sage und tue. Das ist wahre Weisheit. Amen.
16. Februar
Durch Gottes Liebe und Treue wird Schuld gesühnt, doch wer Ehrfurcht vor dem HERRN hat, hält sich vom Bösen fern. (16,6)
Glaube und Werke. Durch Gottes Bundesliebe (hebräisch chesedh) wird Sünde gesühnt. Unsere Erlösung kommt also nicht durch unsere, sondern durch Gottes Liebe und Treue. Doch Vers 6b informiert uns, dass die Gottesfurcht, zu der diese Erlösung führt, uns das Böse meiden lässt. Das Gleiche sehen wir im Neuen Testament. Die Reformatoren haben diese biblische Lehre über die Erlösung durch Christus auf den Punkt gebracht: Sie verneinen, dass wir uns unsere Erlösung durch den Glauben an Christus und das Meiden des Bösen verdienen können; sie verneinen aber ebenso, dass echter Glaube an Christus zu einer Erlösung führt, bei der die Erlösten sich nicht vom Bösen fernhalten.
Die Reformation lehrt, dass wir allein durch den Glauben erlöst werden – aber dass dieser Glaube nicht allein (d. h. ohne Werke) bleibt. Wir werden durch den Sühnetod Christi erlöst, ohne jeden eigenen Verdienst, aber ein echter Glaube an Christus führt immer zu einer dankbaren Freude, die das Leben verändert. Gerechtigkeit und Relativismus sind beide töricht; allein das Evangelium ist echte Weisheit.
Hat Ihr Glaube Ihr Leben verändert? Würden die Menschen, die Sie am besten kennen, sagen, dass Sie z. B. im Laufe der letzten beiden Jahre liebevoller, freudiger, friedlicher, geduldiger, freundlicher, demütiger und selbstbeherrschter geworden sind?
Gebet: Herr, in den Augen der Welt ist das Evangelium töricht (1. Korinther 1,18-25), aber in Wirklichkeit ist es die tiefste Weisheit. Ich preise dich, dass du uns so einen starken Anreiz gegeben hast, dir zu dienen, ohne unter der Last unseres Gewissens zu zerbrechen. Dies ist so viel weiser als der Muff des Moralismus und die Orientierungslosigkeit des Relativismus. Amen.
17. Februar
Der HERR verabscheut das Opfer der Gottlosen, aber das Gebet der Aufrichtigen bereitet ihm Freude … Der HERR ist den Gottlosen fern, aber er hört das Gebet der Rechtschaffenen. (15,8.29)
Opfer, die Gott verabscheut. Im Alten Testament war ein Opfer eine Opfergabe, die der Gläubige zu Gottes Altar zu bringen hatte. Im Neuen Testament sind „Opfer“ finanzielle Gaben, die z. B. im Gottesdienst gesammelt werden, sowie die Fürsorge für die Armen (Philipper 4,18; Hebräer 13,16). Unsere beiden Sprüche erinnern an die Lehre der Propheten (Jesaja 58,1-14), dass Gott es verabscheut, wenn jemand viel Geld für die Gemeinde und soziale Projekte spendet, aber ansonsten gottlos lebt. Wer großzügig spendet, aber in seinem Alltag andere übervorteilt, um seine Taschen zu füllen, ist ein Heuchler.
Die Geschichte ist voll von Persönlichkeiten, die durch die Ausbeutung anderer reich wurden, um sich anschließend als öffentliche Wohltäter einen Namen zu machen. Dazu sagt Gott Nein. Der knallharte Geschäftsmann, der andere ruiniert, kann dies nicht durch Religion oder Philanthropie wiedergutmachen. Diese beiden Verse zeigen uns, wie ernst Gott unser soziales und ökonomisches Verhalten im realen Alltag nimmt.
Sind Sie in Ihrer Arbeit bzw. Firma großzügig gegenüber Kunden und Angestellten? Oder ist die Firma, für die Sie arbeiten, ausbeuterisch?
Gebet: Herr, wie die meisten Menschen halte ich mich für einen anständigen Menschen, aber könnte es sein, dass ich gewohnheitsmäßig meine Mitmenschen ausnutze? Wenn ich mein Leben durch die Brille dieses biblischen Maßstabs betrachte, sehe ich, dass ich ihn nicht erfülle. Bitte vergib mir und hilf mir, so zu leben, dass mein Leben und Gebet dir gefallen. Amen.
18. Februar
Vertraue dem HERRN an, was du vorhast, dann werden deine Pläne gelingen. (16,3)
Alle Bereiche des Lebens. Gott vertrauen heißt: ihm gehorchen in allem, was er sagt (22. Januar), und sich seinem Willen fügen in allem, was er schickt (12. Februar). Hier werden wir dazu aufgefordert, dies in allen Bereichen unseres Lebens zu tun – in allem, was wir vorhaben. Dazu gehören unsere Arbeit und Freizeit, unser Denken und unsere Fantasie, unsere Gesundheit und wie wir mit unserem Körper umgehen, Freundschaften, Ehe und Beziehungen, Geld und Besitz, die Beziehung zur Gemeinde und anderen Christen, unser Gefühlsleben und unsere persönliche Identität. Gott anvertrauen, was ich vorhabe, das bedeutet, dass ich ganz bewusst jeden dieser Bereiche durchgehe und mir überlege, was es heißt und was es braucht, in ihm Gott zu vertrauen und zu gehorchen. Und anschließend bitte ich Gott um seine Hilfe, dies in die Tat umzusetzen.
Die zweite Hälfte des Verses sagt: Wenn wir Gott unser Leben anvertrauen, wird er selber sich um unsere Pläne kümmern. Dies bedeutet nicht, dass Gott uns alle unsere Wünsche erfüllt – das zeigt der Rest der Bibel uns. Der Weise akzeptiert es, dass „dann, wenn unsere menschlichen Pläne sich zerschlagen, wir einen tieferen Plan in unserem Leben erkennen“, nämlich den weisen und guten Willen Gottes (Römer 8,28).56
Befehlen Sie konsequent alles, was Sie tun, Gott an?
Gebet: Herr, ich verstehe nicht alles, was du mir in deinem Wort sagst, aber ich will ihm gehorchen. Ich verstehe nicht alles, was du in mein Leben schickst, aber ich will deinen Plan akzeptieren und von ihm lernen. Was ich gerade gesagt habe, ist ein gewaltiges Versprechen, das mir Angst macht. Gib mir die Kraft, mein Ein und Alles in dir zu finden. Amen.
19. Februar
Wenn man Recht und Gerechtigkeit übt, ist das dem HERRN lieber als Opfergaben … Wenn einer sein Ohr verschließt und nicht auf Gottes Weisung hört, dann verabscheut Gott auch seine Gebete. (21,3; 28,9)
Gott kann man nicht bestechen. 21,3 bestätigt, was wir schon am 17. Februar sahen: Gott verabscheut Opfer, hinter denen kein gerechtes Leben steht. 28,9 geht noch tiefer: Auch noch so inbrünstig klingende Gebete verabscheut Gott, wenn hinter ihnen kein demütiger Geist steckt, der sich etwas sagen lässt. In 2. Könige 5 sucht der Syrer Naaman beim Gott Israels Heilung von seinem Aussatz. Also begibt er sich mit einem Empfehlungsschreiben des syrischen Königs und großen Geschenken zum König von Israel, der doch wohl der Chef der Propheten ist. Doch der König von Israel zerreißt seine Kleider und sagt praktisch: „Bei uns sagt nicht der König den Propheten, was sie tun sollen, sondern es ist gerade umgekehrt. Gottes Gunst kann man nicht mit Opfern und Gebeten kaufen.“
Gott ist nicht ein kosmisches Prinzip, sondern eine Person, mit der man keine „subpersonalen Transaktionen“ machen kann.57 Gott muss man von ganzem Herzen lieben und gerne auf ihn hören. Nur dann, wenn wir wissen, dass wir uns mit unseren Gebeten und Gaben nichts erkaufen können, haben sie in Gottes Augen einen Wert.
Denken Sie einmal an Ihre letzte große Enttäuschung zurück. Fanden Sie, dass Gott Ihnen etwas schuldig war? Warum?
Gebet: Vater, vor Kurzem ist es gar nicht gut gelaufen bei mir, und ich habe mich bei dem Gedanken erwischt: „Was bringt all das Beten und Bibellesen, wenn Gott mich so behandelt?“ Jetzt sehe ich, wie dumm und schlecht es ist, zu denken, dass du mein Schuldner bist. Bitte vergib mir und verändere mich. Amen.
20. Februar
Alle Worte Gottes sind geläutert und rein. Er ist ein Schutzschild für alle, die bei ihm Zuflucht suchen. Füge seinen Worten nichts hinzu, sonst weist er dich zurecht und du stehst als Lügner da! (30,5-6)