Gottes Weisheit entdecken. Timothy Keller
ist, eben das wird hernach sein. Was man getan hat, eben das tut man hernach wieder, und es geschieht nichts Neues unter der Sonne. Geschieht etwas, von dem man sagen könnte: „Sieh, das ist neu!“ – Es ist längst zuvor auch geschehen in den Zeiten, die vor uns gewesen sind. Man gedenkt derer nicht, die früher gewesen sind, und derer, die hernach kommen; man wird auch ihrer nicht gedenken bei denen, die noch später sein werden. (Prediger 1,9-11, LUT)
Bedeutungslosigkeit. Der Prediger fragt uns, wie es in diesem Leben so etwas wie Erfüllung geben kann, wenn das, was wir in der Welt sehen, „alles ist, was es gibt oder je gegeben hat oder je geben wird.“73 Wenn das so ist, wird man sich am Ende an nichts erinnern. Wenn diese Welt alles ist, was es gibt, wird eines Tages die Sonne sterben und alles menschliche Leben vom Sand der Zeit erstickt werden, und es wird niemand mehr da sein, der sich an irgendetwas erinnern kann.
Dies ist eine niederschmetternde Botschaft. Wenn das Leben unter der Sonne alles ist, was es gibt, dann macht es am Ende überhaupt keinen Unterschied, ob ich dieses Leben damit verbracht habe, anderen Menschen zu helfen oder sie zu töten. Wenn die Menschen am Ende tatsächlich zu nichts werden, dann hat letztlich nichts, was wir tun, einen Sinn. Heute sind selbst viele Christen geprägt von der totalen Betonung des Glücklichwerdens hier und jetzt, die unsere säkulare Kultur bestimmt. Doch dies ist ein Fehler. Die vergänglichen Freuden dieses Lebens sind völlig sinn- und nutzlos, wenn wir versuchen, ohne Gott und die Dankbarkeit zu ihm zu leben.
Was für Dinge in diesem Leben unter der Sonne würden Ihnen Erfüllung geben, wenn Sie sie hätten? Sind Sie sich da ganz sicher?
Gebet: Herr, das, was ich für dich tue, ist nicht vergeblich (vgl. 1. Korinther 15,58). Weil Jesus auferstanden ist, weiß ich, dass auch ich auferstehen werde; es ist nicht mein Status in dieser irdischen Welt, der mich definiert, sondern mein Status in der künftigen Welt. Ich danke dir dafür und preise dich. Amen.
6. März
Da wandte ich mich dahin, dass ich mein Herz verzweifeln ließ an allem, um das ich mich mühte unter der Sonne. Denn es muss ein Mensch, der seine Arbeit mit Weisheit, Verstand und Geschicklichkeit mühsam getan hat, es einem andern zum Erbteil überlassen, der sich nicht darum gemüht hat. Das ist auch eitel und ein großes Unglück. Denn was kriegt der Mensch von aller seiner Mühe und dem Streben seines Herzens, womit er sich abmüht unter der Sonne? Alle seine Tage sind voller Schmerzen, und voll Kummer ist sein Mühen, dass auch sein Herz des Nachts nicht Ruhe findet. Das ist auch eitel. (Prediger 2,20-23, LUT)
Die Eitelkeit des Erfolgs. Unter der Sonne sind Arbeit und Erfolg letztlich nichts. Erstens bestehen sie nicht den objektiven Test: Unter dem Strich hinterlässt all unser Arbeiten kein bleibendes Ergebnis. Mal langsamer, mal schneller verschluckt die Geschichte die Ergebnisse unseres Mühens. Die Person, die meine Arbeit „erbt“, wird sie möglicherweise zunichtemachen (2,21). Und zweitens bestehen Arbeit und Erfolg nicht den subjektiven Test: Sie bringen nie wirkliche Befriedigung. Unser Arbeiten bringt Schmerzen und Kummer. Da steht einer mit den Vögeln auf und geht erst spätabends schlafen, nur um dann womöglich wach zu liegen und darüber nachzugrübeln, ob er seine Arbeit auch wirklich gut gemacht hat.
Die Sprüche erzählen von der Befriedigung, die Arbeit bringen kann; der Prediger erinnert uns daran, dass wir oft die „Dornen und Disteln“ erleben, die bohrende Frustration, die in einer gefallenen Welt wie ein Fluch auf der Arbeit liegt (1. Mose 3,17-19). Ohne den Frieden Gottes in unserem Leben, den sein Geist uns gibt, werden Arbeit und Erfolg uns nie zufriedenstellen. Wir brauchen den Gott, dessen Arbeit zu echter Ruhe führte (1. Mose 2,2), den Erlöser, der mitten im Sturm schlafen konnte (Markus 4,38).
Haben Sie schon einmal ein Ziel erreicht, nur um zu merken, dass Ihnen das keine Erfüllung brachte? Was für Ziele bleiben länger als die Sonne? Machen Sie sich eine Liste.
Gebet: Vater, hilf mir, das Evangelium als Therapie gegen den Perfektionismus einzusetzen, der meine Arbeit zur Last macht. Gib mir die tiefe Ruhe in die Seele, die dann kommt, wenn ich daran denke, dass ich ja durch den Glauben an Jesus erlöst bin und nicht durch die Qualität meiner Arbeit. Amen.
7. März
Ich sprach in meinem Herzen: Auf denn, versuche es mit der Freude und genieße das Gute! Aber siehe, auch das ist Nichtigkeit. Zum Lachen sprach ich: Unsinnig ist es! – und zur Freude: Was schafft die? … Und siehe, das alles war Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind. (Prediger 2,1.2.11, ELB)
Die Eitelkeit des Vergnügens. Als Nächstes prüft der Prediger den Weg des Hedonismus und der Selbstverwirklichung als mögliche Lösung der Eitelkeit des Lebens. Lachen meint die Hochgestimmtheit, die man z. B. auf einer Sportveranstaltung oder auf einer Party mit gutem Essen und Trinken und Freunden erlebt. Freude (hebräisch simha) ist ein nachdenklicheres Genießen der Schönheit oder Vorzüglichkeit einer Sache. Aber am Ende sind sie beide sinnlos und nichtig und bewähren sich nicht.
Warum nicht? Unter anderem deswegen, weil Freude nichts schafft (bewirkt). Die Suche nach Freude und Vergnügen kann enorme Ressourcen an Zeit und Geld verbrauchen, bis mir irgendwann dämmert, dass es ja alles nichts bringt. Und zweitens ist die Suche nach Vergnügen ein Haschen nach Wind, d. h., man versucht, etwas zu packen, was sich nicht packen lässt. Die Freuden dieser Welt sind flüchtig. Je mehr man von den Dingen dieser Welt erwartet, dass sie einem tiefste Befriedigung und Freude geben, desto mehr wird man enttäuscht. Ein Leben, das man dem Vergnügen weiht, ist überhaupt nicht vergnüglich.
Von was für Freuden erwarten Sie Erholung und Erfrischung? Finden Sie dieselbe Erholung in der Gegenwart Gottes in seinem Wort? Warum nicht?
Gebet: Herr, gib, dass „in dem Gewimmele der Welt“ mein Herz „dort seinen sicheren Anker findet, wo wahre Freude ist“74 – in Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.
8. März
Und ich richtete mein Herz darauf, in Weisheit alles zu erforschen und zu erkunden, was unter dem Himmel getan wird. Ein übles Geschäft hat Gott da den Menschenkindern gegeben, sich darin abzumühen. Ich sah all die Taten, die unter der Sonne getan werden, und siehe, alles ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind. Gekrümmtes kann nicht gerade werden, und Fehlendes kann nicht gezählt werden. Ich sprach in meinem Herzen und sagte: Ich nun, siehe, ich habe die Weisheit vergrößert und vermehrt, mehr als jeder, der vor mir über Jerusalem war, und mein Herz hat in Fülle Weisheit und Erkenntnis geschaut … Denn wo viel Weisheit ist, ist viel Verdruss, und wer Erkenntnis mehrt, mehrt Kummer. (Prediger 1,13-16.18, ELB)
Die Eitelkeit des Wissens. Im Buch des Predigers geht es um „den Versuch, die sichtbare, materielle Welt zu verstehen. Der Autor möchte dies unter der Sonne tun, d. h. die Welt aus sich selber heraus verstehen.“75 Dies kann fast nur das Unternehmen „Wissenschaft“ meinen, also den Versuch, für absolut alles und jedes eine natürliche (und nicht übernatürliche) Ursache zu finden. Doch der Prediger erklärt dieses Projekt für zum Scheitern verurteilt. Wir können die Probleme der Menschheit nicht durch bloße Technologie und Wissen lösen. Gekrümmtes kann nicht gerade werden (1,15). Alle Wissenschaft der Welt kann unser Herz nicht verändern. Wir können Rassismus, Verbrechen und Armut studieren und hier und da Fortschritte erzielen. Aber dass alle Phänomene eine natürliche Ursache und daher eine technologische Lösung haben, es funktioniert nicht, weil es schlicht nicht stimmt.
Es gibt übernatürliche, geistliche Probleme, für die es übernatürliche, geistliche Lösungen braucht. Je mehr wir wissen, desto deutlicher merken wir, wie wenig wir wissen. Dies kann ein Gefühl der Hilflosigkeit erzeugen – wer Erkenntnis mehrt, mehrt Kummer. Der menschliche Verstand alleine, ohne Gottes Offenbarung, wird uns nie das ganze Bild geben.
Was für Probleme gibt es in Ihrem Leben, oder in dem Ihrer Mitmenschen, die geistliche Lösungen erfordern? Wie kommen Sie zu diesen Lösungen?
Gebet: