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unter einem enormen kulturellen Druck, selber Spötter und Angeber zu werden, dem wir widerstehen müssen. Jesus war überhaupt kein Angeber: „Er wird nicht streiten und lärmen … Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. So wird er schließlich dem Recht zum Sieg verhelfen“ (Matthäus 12,19-20).
Wann waren Sie das letzte Mal versucht, jemanden achselzuckend abzutun, anstatt mit ihm zu reden?
Gebet: Herr, lass mich nicht die Scheinweisheit der Welt imitieren: den zynischen Blick, den Insider-Witz, das wissende Seufzen über die Blödheit der anderen. Lass mich niemanden verachten und alle respektieren – auch dann, wenn ich sie korrigieren muss. Amen.
9. Januar
„Ihr Einfaltspinsel, wie lange wollt ihr die Einfalt lieben? Wie lange noch gefällt den Angebern ihr selbstgefälliges Geschwätz? Wie lange noch hassen Toren14 die Einsicht?“ (1,22)
Der Einfaltspinsel. Jeder Tor ist realitätsfremd, aber jede Art Tor auf ihre eigene Art. Der Nächste in unserer Liste ist der Einfältige (hebräisch pĕthiy). Sein Laster ist die Leichtgläubigkeit: „Der Einfaltspinsel glaubt jedem Wort“ (14,15). Wie ein Kind lässt er sich von allem beeindrucken, das spektakulär und dramatisch ist. Oder er ist süchtig nach Anerkennung und rennt jedem hinterher, der sie ihm gibt und einen starken Eindruck auf ihn macht. Er unterstützt diktatorische „Führer“, die Frieden und Wohlstand versprechen. Oft ist er denkfaul und hat keine Lust, das Für und Wider einer Sache abzuwägen. Der Einfältige ist auch ein williges Opfer von Finanzbetrügern, die ihm schnellen Reichtum versprechen (12,11).15
Die Einfältigen können sich ändern und vernünftig werden (19,25), aber sie können auch Dummheit „erben“ (14,18) und zu richtigen Experten der Einfalt werden. Wir sollten uns jedoch hüten, Leichtgläubigkeit und Naivität mit Schlichtheit gleichzusetzen. Wir haben einmal in einer Gemeinde als Pastoren gearbeitet, deren Glieder eher einen niedrigen Bildungsstand hatten, aber keinesfalls einfältig waren. Man kann über keine besondere Bildung verfügen und nicht besonders „weltgewandt“ sein, aber trotzdem weise. Und man kann ziemlich „weltgewandt“ sein – gut situiert, gebildet und mit den richtigen Beziehungen – und trotzdem einfältig.
Haben Sie auch schon Menschen kennengelernt, die Sie zunächst für etwas einfältig hielten, und haben Sie dann Ihr Urteil revidieren müssen? Was für Tugenden hatten diese Menschen?
Gebet: Gott, ich sehe den „Spötter“ in mir, aber auch den „Einfältigen“. Ich bin süchtig nach Anerkennung. Ich bin auch ungeduldig und nehme mir nicht die Zeit, die Dinge bis zum Ende durchzudenken. Ich habe dich schon oft gebeten, mich von meiner Sünde frei zu machen. Jetzt bitte ich dich: Herr, mach mich frei von meiner Torheit! Amen.
10. Januar
„Ihr Einfaltspinsel, wie lange wollt ihr die Einfalt lieben? Wie lange noch gefällt den Angebern ihr selbstgefälliges Geschwätz? Wie lange noch hassen Toren16 die Einsicht?“ (1,22)
Der Starrsinnige. Das in den Sprüchen am häufigsten zur Bezeichnung von Toren gebrauchte hebräische Wort ist keciyl (der Sture). Der Tor ist der typische Rechthaber; er ist von sich und seiner Weisheit so eingenommen, dass er unfähig ist, zu lernen oder sich korrigieren zu lassen.
Der Kinderpsychologe Jerome Kagan entdeckte, dass Kinder mit drei Grundtemperamenten geboren werden, die ihre instinktive Reaktion auf Schwierigkeiten bestimmen.17 Die einen reagieren mit Angst und Rückzug, andere mit Aggression und Selbstbehauptung, wieder andere mit Optimismus und dem Versuch, sich auf die freundliche Art durchzusetzen.18 Jede dieser Standardreaktionen funktioniert in manchen Situationen gut. Aber – so Kagan – sofern die Eltern nicht einschreiten, sind die Kinder dermaßen von ihrem Grundtemperament geprägt, dass sie es nicht lernen, wie sie sich in Situationen, in denen diese Grundreaktion falsch, ja verhängnisvoll ist, richtig verhalten. Mit anderen Worten: Wir sind von Natur aus starrköpfig und damit töricht. Die moderne Kultur drängt uns, unsere Kinder „sie selbst sein“ zu lassen, aber was uns als das Natürlichste vorkommt, kann in manchen Situationen tödlich sein (22,15). Um weise zu werden, muss der Ängstliche es lernen, energischer zu werden, der Energische, vorsichtiger zu werden, und der mit dem sonnigen Gemüt, nachdenklicher zu werden. Allein in Jesus sehen wir jemanden, der nicht automatisch den Weg der Selbstbehauptung oder des Rückzugs geht, sondern mit perfekter Weisheit das tut, was die Situation verlangt (Johannes 11,23-25.32-35).
Wo sind Sie am ehesten rechthaberisch und am wenigsten für neue Ideen und Kritik offen?
Gebet: Vater, Jesus ist ohne ein falsches Wort oder einen falschen Schritt durch das Leben gegangen. Er hat genau gewusst, wann er zu schweigen und wann er zu reden, wann er zu korrigieren und wann er unnachgiebig zu sein hatte. Ich möchte so gerne auch so werden! Bitte fange an, mir etwas von seiner Weisheit zu geben, durch dein Wort und deinen Geist. Amen.
11. Januar
Wer umhergeht und Lügen verbreitet, ist ein nichtsnutziger, übler Mensch. Er verdreht hämisch die Augen, gibt Gleichgesinnten heimlich Zeichen mit seinen Füßen und Winke mit den Händen. Er hat ein falsches Herz, er schmiedet böse Pläne, und wo er auftaucht, stiftet er Streit. Deshalb wird das Unglück plötzlich über ihn hereinbrechen, ganz unerwartet wird er zerschmettert, ohne dass es Rettung gibt. (6,12-15)
Der Unruhestifter. Eine andere Art Tor ist der Unruhestifter. Sein Markenzeichen heißt Streit (6,14). Er ist das Gegenteil des Friedensstifters (Matthäus 5,9), des Brückenbauers, dessen bedachte, freundliche Antworten (15,1) Spannungen und Konflikte entschärfen. Der Unruhestifter schürt sie. Der Unruhestifter ist nicht jemand, der mit Ehrlichkeit einen falschen Frieden stört; er ist der prinzipielle Protestierer, der sich weigert, auch einmal über etwas hinwegzusehen (19,11). Im Streit bemüht er sich nicht um Fairness, sondern ergeht sich in Halbwahrheiten, selektivem Weglassen und hinterhältigen Andeutungen. Seine Körpersprache (die Winke) schaffen eine Situation der Feindseligkeit, die guten Lösungen abträglich ist.
Der Unruhestifter stellt sich gerne als jemanden dar, der für die Wahrheit kein Blatt vor den Mund nimmt. Doch es wird kein gutes Ende mit ihm nehmen (6,15). Mit der Zeit zeigt es sich, dass er selber ja der Grund für die Konflikte ist, die wie Kletten an ihm kleben. Begebenheiten, die aufdecken, wes Geistes Kind er wirklich ist, können seine Glaubwürdigkeit nachhaltig beschädigen. Doch die tiefste Ursache für seinen Sturz ist die Tatsache, dass Gott ein Mensch, der andere gegeneinander aufhetzt, ein Gräuel ist (vgl. 6,16.19).
Werden Sie immer wieder in Konflikte hineingezogen? Liegt das vielleicht daran, dass Sie ein Unruhestifter sind? Oder kennen Sie andere, die Unfrieden stiften und denen Sie entgegentreten sollten?
Gebet: Herr, danke für diese Warnung. Es ist gut, die Wahrheit zu sagen, auch wenn die Leute sie nicht hören wollen. Aber zeige mir, ob ich die Wahrheit in Liebe sage oder in Ungeduld und Härte. Ich möchte die Wahrheit verteidigen, aber nicht Streit stiften. Gib mir die Weisheit, den Unterschied zu erkennen. Amen.
12. Januar
Beobachte die Ameise, du Faulpelz! Nimm ihr Verhalten zum Vorbild, damit du weise wirst. Sie hat keinen Anführer, keinen Aufseher oder Vorgesetzten, und doch sorgt sie im Sommer für ihre Nahrung und sammelt in der Erntezeit ihre Vorräte ein … „Ein bisschen will ich noch schlafen“, sagst du, „nur ein kleines Nickerchen halten, mal kurz die Hände in den Schoß legen und mich ausruhen“ – da ist schon die Armut im Anmarsch, und die Not überfällt dich wie ein bewaffneter Mann. (6,6-11)
Der Faulpelz. Eine andere Sorte Tor in den Sprüchen ist der Faulpelz. Der Weise geht von sich aus an die Arbeit, man muss ihn nicht dazu zwingen (6,7). Er muss seine Belohnung auch nicht sofort haben, sondern kann warten (6,8). Der Faule dagegen