Personal, Team- und Konfliktmanagement. Ute Reuter
noch bei Entscheidungen im Konsens.
In einem Team mit hierarchischer Führung ist entscheidend, in welchem Quadranten der Teamleiter beheimatet ist. Für die Zusammenarbeit im Team ist es dann besonders bedeutsam, dass der Teamleiter seine Entscheidungen transparent begründet, wenn er und seine Mitarbeiter sich in unterschiedlichen Quadranten befinden oder gar die Mehrheit der Teammitglieder in der Antiheimat des Teamleiters zu finden ist. Wer ein Team führt, sollte sich mit der Frage beschäftigen, wo auf der Raum- und Zeitachse seine Mitarbeiter positioniert sind. Die Positionierung der Mitarbeiter im Riemann-Thomann-Kreuz kann zum einen im Rahmen der Fremdeinschätzung erfolgen, d. h. der Teamleiter positioniert seine Mitarbeiter, oder zum anderen im Rahmen der Selbsteinschätzung, d. h. jeder Mitarbeiter positioniert sich selbst und es erfolgt im Anschluss daran eine Teamsitzung, in der die Positionierung besprochen wird. Ein Mitarbeiter, der sich bei einer Positionierung allein in einem Quadranten wiederfindet und damit nicht da verortet ist, wo sich die Mehrheit der Teammitglieder befindet, wird oftmals als anstrengend empfunden. An der Stelle ist der Teamleiter gefordert, um zu verhindern, dass ein solcher Mitarbeiter zum Außenseiter (gemacht) wird und es zu Konflikten im Team kommt.
2.2.2 Sachkompetenz
Im Gegensatz zum Konstrukt der Sozialkompetenz ist das Konstrukt der Sachkompetenz einheitlich definiert. Es umfasst situations- und bereichsübergreifend einsetzbare Kenntnisse und Fertigkeiten, z. B. Fremdsprachenkenntnisse und EDV-Kenntnisse (vgl. Schaeper/Briedis, 2004: 5). Diese Fähigkeiten und Fertigkeiten sind in ihrer Anwendung nicht an eine bestimmte Fachdisziplin gebunden und laufen auf den folgenden Ebenen ab:
• der organisationalen,
• der prozessualen,
• der aufgabenspezifischen und
• der arbeitsplatzorientierten Ebene. (vgl. Orth, 1990: 109)
Viele theoretische Ansätze zur Entwicklung und Vermittlung von Sachkompetenz stammen aus dem Bereich der Pädagogik. Schon im Kindergarten achten Erzieher auf konkrete Angebote des Erlernens von angemessenen Handlungsfähigkeiten gegenüber der täglichen technischen, natürlichen und kulturellen Umwelt. Auf Kindergarten-, Krippen- und Hortkinder bezogen kann dies bedeuten, dass sie Neugier entwickeln, Interesse an allen Gegebenheiten der Umwelt entfalten und Handlungsfähigkeit entwickeln. Zum Kompetenzerwerb sind im Kindergartenalter konkrete Handlungen nötig. (vgl. Jaszus u. a., 2008: 24) Bezogen auf den beruflichen Kontext zählen zu den Sachkompetenzen die folgenden Aspekte:
• die selbstständige Weiterbildungsbereitschaft und der Wunsch, ständig neue Inhalte zu lernen;
• die Fähigkeit, das erlernte Wissen in konkrete Handlungen umzusetzen;
• Kenntnisse über Moderationstechniken und deren Anwendung;
• die Fähigkeit vorauszudenken und basierend auf konkreten Planungsmethoden Neues zu entwickeln;
• Reflexionsfähigkeit, Kontrollfähigkeit und Qualitätsbewusstsein;
• das Treffen von Entscheidungen unter Verwendung von geeigneten Problemlösungstechniken;
• die Fähigkeit zu systematischem und vernetztem Denken;
• eine berufsorientierte Allgemeinbildung;
• Grundkenntnisse im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie sowie die konkrete Anwendung von elekronisches Datenverarbeitungssystemen;
• Grundkenntnisse in Betriebswirtschaftslehre und Technik;
• Kenntnisse über Sicherheitsbelange und -vorschriften bezogen auf den eigenen Arbeitsplatz;
• Umweltwissen;
• Rhetorische Fähigkeiten in der jeweils gerade relevanten Sprache sowie
• Fremdsprachenkenntnisse, zumindest in Englisch, besser noch in mehreren Fremdsprachen. (vgl. Hintz, 2013: 13)
An der Aufzählung wird deutlich, dass sich Sachkompetenz nicht auf spezifisches Fachwissen bezieht, sondern übergreifende Fähigkeiten umfasst.
2.2.3 Selbstkompetenz
Unter Selbstkompetenz wird die Fähigkeit und Bereitschaft verstanden, sich selbst zu entwickeln sowie die eigene Begabung, Motivation und Leistungsbereitschaft zu entfalten. Bei der Sozialkompetenz stehen die Aspekte der zwischenmenschlichen Interaktion im Fokus und bei der Selbstkompetenz die Aspekte der persönlichen Entfaltung und Entwicklung. Dazu zählen
• die Klarheit im persönlichen Selbstkonzept sowie
• die Balance zwischen Berufsrolle und Privatperson. (vgl. Hintz, 2013: 13)
Der Mensch hat zwar gemäß Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz eine Wahlfreiheit, sie geht aber davon aus, dass er keine Wesensfreiheit hat. Ihrer Ansicht nach wird der Mensch bereits mit ganz bestimmten physischen und psychischen Mitteln geboren und bestimmte Haltungen und Tugenden sind von Anfang an in seinem Grundnaturell verankert. Dem Menschen selbst fällt es schwer bzw. gelingt es nie ganz zu erfassen, welche Talente er tatsächlich hat und durch welche Qualitäten er sich auszeichnet. Sie sieht sowohl die Zukunft als auch die Herkunft als »offene Punkte«, von denen aus der Mensch gefordert ist, sich immer wieder neu zu entdecken. (vgl. Gerl-Falkovitz, 2013) Es stellt somit eine immerwährende Aufgabe dar, die persönlichen Gaben und Grenzen zu entdecken und anzunehmen.
2.2.3.1 Mentale Verfassung und Achtsamkeit
Die mentale Verfassung spielt bei diesem Entdeckungs- und Annahmeprozess eine entscheidende Rolle. Die mentale Verfassung wird definiert als die Summe aus allen Erfahrungen, Gefühlen, gespeicherten Gedanken und körperlichen Empfindungen. Gespeicherte Gedanken beziehen sich beispielsweise auf das im Lauf des Lebens erworbene Wissen, auf sämtliche erfolgten Bewertungen und auf die damit entstandenen eigenen Überzeugungen. Alle Bestandteile der mentalen Verfassung hängen miteinander zusammen und voneinander ab. Sie treten als implizites Wissen zutage, und zwar in Form von Reaktionen auf die eigene Umwelt und durch das selbstständige Handeln. So werden im Lauf der Zeit recht stabile Muster sichtbar, die sich dann immer wieder wiederholen – bis sie ganz bewusst verändert werden. (vgl. Leidenfrost/Sachs, 2013: 29)
Beispiele für Muster der mentalen Verfassung
Muster der Wahrnehmung:
• Wird das Ganze wahrgenommen?
• Wird nur ein Detail wahrgenommen?
Muster der Bewertung:
• Werden eher die Chancen gesehen?
• Werden eher die Risiken gesehen?
Muster der Bewegung und Handlung:
• Liegt der Fokus eher auf schnellem, quantitativem Agieren?
• Liegt der Fokus eher auf langsamem, qualitativem Agieren? (vgl. Leidenfrost/Sachs, 2013: 29)
Die mentale Verfassung eines Menschen entsteht aus den Erfahrungen des bisher Erlebten. Die mentalen Verfassungen von verschiedenen Menschen unterscheiden sich also teilweise sehr grundlegend voneinander. Leidenfrost und Sachs schreiben davon, dass die mentalen Verfassungen »sehr unterschiedlich gefärbt sein können« (Leidenfrost/Sachs, 2013: 33). Anhand dieser Farbmetapher lässt sich sagen, dass die mentale Verfassung des einen Menschen von Sorge und Angst schwärzlich verdunkelt sein kann, wohingegen die mentale Verfassung eines anderen Menschen rosig erscheint, bedingt durch einen Lebensweg, der von Selbstvertrauen und Zuversicht geprägt ist. In Abhängigkeit von der eigenen mentalen Verfassung etabliert jeder Mensch bestimmte Erfolgsstrategien, die er dann (oftmals unbewusst) ein ganzes Leben lang wiederholt. (vgl. Leidenfrost/Sachs, 2013: 33)
Als Antwort auf das bewusste Wahrnehmen und Steuern der eigenen mentalen Verfassung wird in jüngster Zeit der Begriff der Achtsamkeit wiederbelebt. Achtsamkeit stammt ursprünglich aus der buddhistischen Weisheitslehre. In der Psychologie wird darunter ein spezifischer, trainierbarer