Red Dirt Heart: Sengende Erde. N.R. Walker
Stückchen. Sie kennt mich nicht und ich sie nicht. Diese Frau da draußen«, flüsterte ich, »kennt vielleicht George und Ma – und George scheint sie zu kennen.« Er sah mich an, als hätte er Angst, dass ich durchdrehen oder abhauen könnte. »Und du glaubst vielleicht, dass sie wie ich aussieht, aber Trav« – ich zuckte erneut mit den Schultern – »sie ist für mich nichts weiter als eine Fremde.« Und dann, ohne mich dafür zu interessieren, ob Laura mich hörte und irgendwie in der Hoffnung, dass sie es tat, sagte ich: »Meine Mutter ist im Bett und schläft hinten in ihrem Schlafzimmer.«
Er sah nervös aus. Und Travis war nie nervös. »Willst du gehen?«
»Wohin?«
»Irgendwohin«, sagte er. »Wir nehmen Shelby und Texas und gehen einfach.«
»Travis«, unterbrach ich ihn. »Mir geht's gut, wirklich.«
Er sah mich an, als wäre ich das komplexeste, vertrackteste Rätsel, das er je versucht hatte zu lösen. »Charlie.« Er schüttelte den Kopf. »Du hast jedes Recht, wütend zu sein und Fragen zu stellen. Du solltest ihr Fragen stellen. Geh und schrei sie an oder so was. Mein Gott, wie kannst du so ruhig sein?«
Ich konnte nur lächeln. Ich beugte mich nach unten und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. »Wie ich schon sagte, Trav. Sie kann mir nichts geben, was ich nicht schon habe.«
Sein Blick wurde sanfter und er seufzte. »Gerade als ich dachte, dass ich dich verstanden habe…«
Ich lachte leise. »Ich liebe dich wirklich. Das hast du verstanden, oder?«
»Ja«, flüsterte er. Endlich lächelte er und streichelte sanft den in meinen Armen herumzappelnden Wombat.
Ich küsste ihn auf den Kopf, ehe ich dem Geräusch einer leisen Unterhaltung auf die Veranda folgte und Travis war direkt hinter mir. George und Laura hörten auf zu reden und musterten mich vorsichtig. Wahrscheinlich erwarteten sie, dass ich sie mit Fragen bombardierte oder ihr sagte, dass sie hier nie willkommen sein würde.
Und vielleicht hatte Travis recht.
Ich hätte dieser Frau eine Million Fragen stellen können. Und vielleicht hätte ich es tun sollen. Zum Beispiel, warum sie gegangen war. Wie konnte eine Mutter ihr Kind verlassen? Wo war sie in den letzten zwanzig Jahren gewesen? Was für ein Leben führte sie jetzt? Dachte sie je an mich? An Geburtstagen? An Weihnachten? Interessierte es sie überhaupt? Warum war sie zurückgekommen? Warum jetzt? Worauf war sie aus?
Sie reichte mir den Zettel, auf dem eine Telefonnummer und eine Adresse standen. »Ich würde mich wirklich freuen, wenn wir reden könnten«, sagte sie. »Wenn du bereit bist. Es ist egal, wie lange es dauert. Ich bin sicher, dass du viele Fragen hast«, sagte sie.
»Nein«, antwortete ich. »Nicht wirklich.« Wenn sie eine tiefgreifende Wiedervereinigung mit Freudentränen erwartete, lag sie sehr, sehr falsch. »Eigentlich nur eine. Nur eine Frage.«
Ich konnte es in ihren Augen sehen, das Aufflackern von Angst, das Wappnen gegen den Du bist nicht meine Mutter-Schlag. »Natürlich.«
Meine Frage war eigentlich ganz einfach und trotzdem würde sie mein Leben für immer verändern. »Wer ist Samuel Jennings?«
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