Red Dirt Heart: Sengende Erde. N.R. Walker
auf den Tisch. »Ich, ähm…« Meine Stimme war leise. »Ich bin nicht sicher, ob ich das will.«
Travis seufzte. Es war kein ungeduldiges Seufzen. Es war ein Es tut mir leid dass ich dich gedrängt habe-Geräusch. Er legte eine Hand an mein Gesicht und küsste sanft meinen Wangenknochen. »Ich hätte dich fragen müssen, tut mir leid.«
»Entschuldige dich nicht«, sagte ich ihm. Wir waren uns noch immer so nahe, so nahe, dass ich ihn hätte küssen können, wenn ich gewollt hätte. Aber ich wollte etwas anderes viel mehr. Ich ließ meine Stirn an seine Schulter sinken, lehnte mich an ihn und wartete darauf, dass er die Arme um mich legte. Es dauerte nicht lange. Ich atmete ihn ein und stieß die Luft heftig aus, bis ich spürte, wie mich meine Sorgen verließen.
Er rieb mit den Händen über meinen Rücken und seine Wärme sprang auf meinen Körper über. »Geht's dir gut?«, fragte er leise.
»Jetzt schon«, antwortete ich. »Du hast irgendeine seltsame Zauberkraft, die alles weniger schwer macht.«
Seine Stimme erklang nah an meinem Ohr. »Weniger schwer?«
Ich erklärte nicht, was ich meinte, sondern nickte einfach nur. »Jap.«
Er lachte leise, das Geräusch war ganz warm und brummend. Er küsste mich seitlich auf den Kopf und zog sich zurück. »Ich würde vorschlagen, dass du uns draußen beim Dach unterstützt, weil es dir vielleicht hilft, einen klaren Kopf zu bekommen, wenn du dich körperlich betätigst. Aber Bacon hat Trudy gesagt, dass sie auf kein verdammtes Dach steigen wird und sie hat ihm eine Menge Schimpfwörter an den Kopf geworfen, deshalb solltest du lieber hierbleiben, wenn dir was an deinem geistigen Wohlergehen liegt«, sagte er lächelnd. »Bleib bei Ma. Ich weiß, dass du dir Sorgen um sie machst.«
»Das tue ich.« Ich nickte. »Aber danke für die Warnung wegen Trudy und Bacon.«
Travis lachte leise. »Es ist alles gut, Charlie. Es geht ihnen gut. Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest, okay? Du hast gerade schon genug um die Ohren.«
Ich lehnte mich vor, nur ein kleines bisschen und drückte ihm meine Lippen auf, als es gerade auf dem Dach klopfte. »Charlie«, rief Ernie. »Du hast Besuch. Da kommt ein Auto.«
»Erwartest du jemanden?«, fragte Travis.
Ich schüttelte den Kopf. Die Farm war zu abgeschieden, als dass irgendjemand aus heiterem Himmel auftauchte. Wenn jemand hier rauskam, dann normalerweise, weil er darum gebeten worden war.
Als ich nach draußen in den Flur ging, wäre ich beinahe mit George zusammengestoßen. Er musste Ernie gehört haben. »Erwartest du jemanden?«, fragte ich ihn.
»Nein. Du?«
»Nein.« Ich nickte in Richtung Schlafzimmer. »Wie geht's Ma?«
»Schläft tief und fest«, sagte er. Dann schenkte er mir ein kleines Lächeln. »Sie wird wieder. Du weißt, wie sie ist.«
Das Geräusch eines sich nähernden Fahrzeugs wurde lauter, also gingen wir nach draußen, um zu sehen, wer es war. Sie fuhren langsam. Also wirklich langsam. Eine unsichere Art von langsam. »Vielleicht verfahren«, schlug ich vor.
»Könnte sein«, sagte George.
Das Auto, ein älterer Subaru, kroch auf das Haus zu und blieb schließlich etwa zwanzig Meter entfernt stehen. Falls sie erwartet hatten, ein leeres Haus vorzufinden, lagen sie falsch. Drei Männer auf dem Dach, eine Frau, die an der Hausseite eine Leiter hielt und drei Männer auf der Veranda hielten inne und starrten.
Niemand stieg aus dem Auto aus.
Travis ging, weil er nun mal Travis war, mit einem einladenden Grinsen die Treppe hinunter und auf das Auto zu. Er stützte sich mit den Händen auf dem Autodach ab und das Fahrerfenster wurde ein paar Zentimeter hinuntergelassen, sodass er hineinsehen konnte.
Reflexartig trat Travis einen Schritt zurück, die Augen ungläubig geweitet und mein Instinkt sagte mir, dass ich zu ihm musste. Ich wusste nicht, was los war, wer in dem Auto saß, oder was die Person getan hatte, um ihn zu erschrecken, aber ich sprang von der Veranda. »Travis?«
Die Autotür öffnete sich langsam und eine Frau stieg aus.
Ich hörte George hinter mir murmeln. »Oh mein Gott.«
Ich drehte mich um und fragte mich, ob irgendetwas mit Ma nicht stimmte, aber er starrte die Frau an. Travis stellte sich mit schnellen Schritten vor mich.
»Was ist los?«, fragte ich. Seine Augen waren voller Sorge. »Woher kennst du sie, Trav?«
»Charlie?«, flüsterte die Fremde, als könnte sie beinahe nicht glauben, was sie sah. Sie legte sich eine Hand aufs Herz. »Es war ein Fehler, hierherzukommen, entschuldige«, sagte sie und öffnete die Autotür, als würde sie gehen wollen.
»Warte!«, rief ich ihr zu und sah um Travis herum, der noch immer vor mir stand, als würde er sich zwischen mich und diese Fremde stellen. Die Frau schien stehen zu bleiben, also sah ich Travis an. »Was hast du gesehen?«
»Dich«, flüsterte er und schluckte schwer. »Ich hab nur ihre Augen gesehen. Sie hat deine Augen. Charlie, ich schwöre, du warst es, der mich angesehen hat.«
Kapitel 4
Nein. Danke für das Angebot, aber ich habe schon eine.
Peinlich war wahrscheinlich ein gutes Wort, um es zu beschreiben. Andere mochten es unangenehm, schleppend, schmerzhaft oder qualvoll nennen. Um ehrlich zu sein genoss ich es, sie zu beobachten, diese Fremde, die so fehl am Platz und unterlegen aussah, wie es nur möglich war.
Ich hörte sie das Wort Mutter flüstern, als würde es etwas bedeuten. Obwohl sie es gesagt hatte, gab es nicht wirklich einen Grund dafür.
Ich stand vor meinem Haus, sprachlos und verblüfft, während mir Travis' Worte sagten, was ich wahrscheinlich schon wusste. Zumindest hatte George den Anstand, zu ihr zu gehen und sie ins Haus zu bitten.
Es gab keinen Zweifel. Diese Dame, diese irgendwie vertraute Fremde, die George Laura nannte, war die Frau, die mich geboren hatte.
Sie war nicht das, woran ich mich erinnerte.
Nicht, dass ich mich überhaupt viel an sie erinnerte, wenn ich ehrlich sein sollte. Ich sah nur noch braune Haare vor meinem inneren Auge und jetzt hatten Alter und Zeit sogar das verändert. Ihre Haare waren glatt, reichten ihr bis zu den Schultern und ergrauten an den Schläfen. Sie hatte Fältchen um die Augen und Mundwinkel. Sie war gut gekleidet, sah etwas zu schick aus und trug einen Ehering.
Travis hatte die Ähnlichkeit zwischen mir und dieser Laura geschockt, aber ich konnte sie nicht sehen.
Ich saß in der Nähe der Tür auf dem Sofa und Travis lehnte neben mir an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt. George hatte den Sessel neben dem Kamin eingenommen und diese uneingeladen aufgetauchte Frau, Laura, saß allein auf dem Dreier-Sofa. Sie sah nervös aus, rang die Hände und schien nicht zu wissen, wo sie hinsehen oder was sie sagen sollte.
George ergriff als Erster das Wort. »Katie hätte dich gern gesehen«, sagte er. »Aber es geht ihr heute nicht gut. Sie schläft gerade.« Es dauerte eine Weile, bis ich mich an Mas richtigen Vornamen erinnerte. Ich hatte ihn seit Jahren nicht gehört. Katie…
Laura runzelte sofort die Stirn. »Oh, ist alles in Ordnung?«
»Ma geht's gut«, antwortete ich schnell. Es gefiel mir nicht, dass sie glaubte, so tun zu können, als würde sie sich Sorgen um meine Ma machen. Und das war sie. Sie war meine Ma. Die Frau, die mich großgezogen hatte. Die einzige Mutter, die ich je gekannt hatte.
Laura lächelte mich angespannt an, ehe sie wieder zu Boden sah und erneut die Hände rang.
»Sie ruht sich einfach ein paar Tage aus, das ist alles«, fügte George hinzu und versuchte wahrscheinlich, die Anspannung im Raum zu lockern.
Laura atmete tief ein und sah sich um. »Dieser Ort ist genauso, wie ich ihn in Erinnerung habe«, sagte