Den Cyborgs ausgeliefert. Grace Goodwin

Den Cyborgs ausgeliefert - Grace Goodwin


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Aufseherin Egara, sobald Maxim unsere Gefährtin sicher in den Händen hielt. „Kontakt hergestellt. Transport einleiten.“

      Ich konnte ihr ihr Misstrauen nicht verübeln. Ich wäre ebenso wie Rachel skeptisch gegenüber jemandem gewesen, der von einem anderen Planeten kam und in ein Gefängnis einbrach, um mich rauszuholen.

      Ich hielt meine Augen auf die Gitterstäbe gerichtet, auf der Hut vor jeglicher Bedrohung, bevor die Transportstrahlen in unseren Uniformen aktiviert worden waren und ich das eigenartige verdrehende Ziehen des Transporters spürte. Er zog uns in die Zwischenwelt hinein, die Dunkelheit, wo man ein paar Augenblicke lang zu existieren aufhörte, bevor man am anderen Ende wieder rauskam.

      Als wir in der Transportstation ankamen, stammelte unsere Gefährtin, und ihre Beine zitterten.

      Unsere kleine Gefährtin schien eine eigene kleine Naturgewalt zu sein, stark und stur und ein wenig wild. Aber jetzt, wo ich sie so verletzlich sah, ihre Augen verschreckt, ihr kleiner Körper schwach, da erwachte jeder Beschützerinstinkt in mir brüllend zum Leben. Sie war so klein, so viel kleiner als Maxim und ich. Und technisch gesehen hatten wir gerade eine Menschenfrau entführt. Die Menschengerichte würden sich bestimmt nicht für unsere Begründung interessieren. Für die Menschen war es eine Entführung. Für mich und Maxim eine Rettungsaktion.

      Aber nun, da wir im Abfertigungszentrum standen, tausend Erdenmeilen weit weg von den Wärtern und von der Gefahr, gefangengenommen zu werden, standen immer noch Hindernisse zwischen mir, Maxim und unserer Gefährtin. Nicht länger Gitterstäbe, sondern stattdessen der sture Kampfgeist einer verwirrten Frau.

      Wir konnten sie nicht mit in die Kolonie nehmen, bevor sie dem zustimmte. Freiwillig, und nicht durch Zwang. Wir konnten sie zu ihrer eigenen Sicherheit aus dem Gefängnis holen, aber wir konnten sie nicht ohne Einwilligung von der Erde weg transportieren.

      Aber diese Einwilligung würden wir bekommen, denn ich würde nicht ohne sie hier weg. Mein Herz würde nichts anderes akzeptieren, und mein Schwanz auch nicht. Und dabei war ich nur ihr sekundärer Gefährte. Ich blickte von Rachel Pierce weg auf meinen Waffenbruder, und konnte nicht sagen, was Maxim gerade dachte. Er ließ sich nichts anmerken, eine Kunst, die er über die Jahre im Krieg erlernt hatte, während der Folterungen durch den Hive verstärkte und als Gouverneur von Basis 3 oft zur Anwendung brachte.

      „Rachel, es ist schön, Sie wieder zu sehen“, sagte Aufseherin Egara, trat zwischen uns und nahm ihre Hand.

      Maxim knurrte, und sie wich zurück. Sie sah nicht verängstigt aus, aber erinnerte sich wohl an das Protokoll der Prillon-Krieger. Niemand stellte sich zwischen einen Krieger und seine Gefährtin.

      Vielleicht lag es am Transport, aber Rachel Pierces Augen sahen nicht klar aus. „Geht es dir gut?“, fragte ich und beugte mich vor, während Maxim sie aufrecht hielt. Ich wollte ihre vollen Lippen einnehmen, sie schmecken, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Ihre braunen Augen, eine Spur dunkler als Maxims, betrachteten mein Gesicht, streiften langsam über meine Züge, als hätte sie Schwierigkeiten, zu verarbeiten, was sie sah.

      Einen Moment lang hatte ich Sorge, dass unsere Erscheinung sie verängstigte. Wir waren nicht menschlich. Wir sahen nicht aus wie die Männer, die sie gewohnt war.

      Würde sie uns abweisen?

      Ich wich zurück, erschrocken über den Gedanken. Aber Maxims sanfter Halt um ihre Hüfte ließ nicht nach, und sie drückte ihn nicht von sich. Meine Sorge verflog. Sie war Maxim zugeordnet worden. Eine zugewiesene Gefährtin. Selbst, wenn unsere Erscheinung sie beunruhigte, brauchten wir nur Zeit. Zeit, um sie für uns zu gewinnen. Sie zu berühren. Zu küssen. Ihr Lust zu bereiten.

      Ich wagte es nun nicht, sie zu berühren, denn obwohl ich ihr sekundärer Gefährte werden sollte, war sie nicht meine Gefährtin, bis der Kragen um ihren Hals lag. Ich trug einen, ebenso wie Maxim. Aber bis sie das tat, fürchtete ich, dass Maxim Schwierigkeiten haben würde, den Paarungsinstinkt zu beherrschen, der ihm durch die Adern rauschen musste. Wenn unsere Gefährtin ihren Kragen erst akzeptiert hatte, würden wir drei miteinander verbunden sein, und die Gedankenverbindung würde es uns erlauben, unsere Gefährtin zu kennenzulernen, ihre Emotionen und ihr Begehren zu lesen. Wir würden zwar nicht ihre Gedanken lesen können, aber sie würde die Wahrheit nicht vor uns verbergen können. Wir würden wissen, ob sie erregt oder verärgert war, verletzt oder verwirrt. Die Kragen würden uns zu einer Familie verbinden und uns helfen, zu lernen, wie wir unserer Gefährtin Freude bereiten und sie glücklich machen konnten.

      Wie wir sie zum Bleiben bewegen konnten.

      Maxim bewegte sich, strich mit einer Hand über ihren Rücken, hatte die andere um ihren Arm gelegt, als würde sie Hilfe brauchen, um aufrecht zu stehen.

      „Was geht hier vor?“, fragte sie mit zittriger Stimme.

      „Aufseherin Egara hat nach uns geschickt“, sagte Maxim. „Du bist in Gefahr.“

      „Was? Wovon redest du?“ Rachel hielt die Hand hoch und wich zurück. Obwohl ich wusste, das Maxim sie davon abhalten konnte, gestattete er ihr den Rückzug. Sie würde nirgendwo mehr ohne uns hingehen.

      „Darf ich sprechen?“, fragte Aufseherin Egara.

      Maxim trat zurück, und unsere Gefährtin holte tief und zitternd Luft und rieb sich über die Schläfen.

      „Ja bitte, Aufseherin.“ Maxim verneigte seinen Kopf vor der Frau, die einen der angesehensten Titel in der Flotte trug. Niemand wollte eine Aufseherin verärgern, nicht, wenn ihre Arbeit bedeutete, dass wir eine Chance auf eine zugewiesene Gefährtin hatten. Auf ein Leben nach dem Hive-Krieg.

      Aufseherin Egara hielt sich nicht zurück, und ihre Stimme war brüsk. „Rachel, Ihr Anwalt hat einen Hinweis erhalten, dass jemand einen Mordanschlag auf Sie angeordnet hat.“

      Mordanschlag war also das Erdenwort für eine solche Tat. Der Gedanke daran gefiel mir gar nicht, und ich ballte die Hände zu Fäusten. Die Möchtegern-Mörderin war weit weg im Gefängnis, aber ich wollte zurückkehren und diesen Menschen ausfindig machen. Ihr Leben schon alleine dafür beenden, dass sie überhaupt in Erwägung gezogen hatte, Rachel etwas anzutun.

      „Einen Mordanschlag? Ich verstehe nicht.“ Sie fuhr sich mit den Händen über ihr dunkles Haar, und ich konnte ihre Aufwühlung sehen. Ich wollte sie beruhigen, aber ich wusste, dass nichts, was ich oder auch Maxim tat, funktionieren würde. Noch nicht. Sobald unser Kragen um ihren Hals lag, würden wir in der Lage sein, sie zu beschwichtigen und mit unseren eigenen Gefühlen zur Ruhe zu bringen.

      „John hat mich angerufen. Der Richter hat seinen Antrag abgelehnt, Sie isoliert zu halten“, erklärte ihr Aufseherin Egara. Ihr sachlicher Ton hatte die gewünschte Wirkung auf Rachel. Obwohl sie sich nicht wirklich beruhigte, eskalierten ihre Aufregung und ihr Ärger auch nicht. „Sie werden in drei Tagen in den Gemeinschaftsbereich mit den anderen Insassen überstellt.“

      „Na und?“ fragte Rachel.

      „Und wer auch immer Ihnen ihre Verbrechen untergeschoben hatte, möchte nicht, dass Sie Ihren Gerichtstermin bekommen. Sie würden nicht lange genug am Leben bleiben, um in Ihrem Berufungsverfahren Ihre Beweise vorlegen zu können.“

      Rachels Mund stand offen, und sie starrte die Aufseherin an.

      „Was Sie aufgedeckt haben, war für viele Personen eine Gefahr. Sie am Leben zu lassen, steigert nur die Chance, dass die Wahrheit an den Tag kommt.“

      „Ich habe die Wahrheit meinem Anwalt übergeben.“

      Die Aufseherin nickte. „Ja, das hat er mir gesagt. Er wird Ihren Fall weiter betreuen und nach Gerechtigkeit streben, aber dieser Kampf würde bedeutungslos werden, wenn Sie tot wären.“

      Maxim knurrte und schob Rachel hinter sich. Aufseherin Egara hob die Hände. „Ich drohe ihr nicht, ich spreche nur die Tatsachen aus.“

      Rage köchelte in meinem Blut, aber Maxims Reaktion war vielsagend. Er war immer ruhig, immer beherrscht. Er wusste so gut wie ich, dass die Aufseherin keine Gefahr für unsere Gefährtin darstellte. Wie ich vermutet hatte, trieben Rachels Kurven, ihre Nähe


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