Den Cyborgs ausgeliefert. Grace Goodwin

Den Cyborgs ausgeliefert - Grace Goodwin


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      Es war zu viel, diese Lust. Ich war wahrhaftig gefangen, gefesselt nicht nur von den Banden über meinem Kopf, sondern von den Schwänzen, die uns verbanden. Wir waren Eins.

      Als ich ihren heißen Samen in mich spritzen spürte, schrie ich wieder, dann noch einmal.

      „Miss Pierce!“ Die Stimme wiederholte sich, und eine Hand schüttelte mich an der Schulter. „Hören Sie bitte zu schreien auf.“

      Ich warf mich herum, spürte, wie meine Hände gefesselt waren, wusste, dass es echt war.

      „Rachel!“

      Nein, es war nicht echt. Die Stimme, die mich anschrie, war weiblich, nicht das tiefe Grollen eines der Männer.

      Ich blinzelte einmal, noch einmal. Grelles Licht trat durch die Schlitze meiner zusammengekniffenen Augen, und ich sah nur tiefes, dunkles Rot, bis ich die Stimme der lästigen Frau und die zu kleine Hand an meiner Schulter nicht mehr länger leugnen konnte. Ich öffnete die Augen.

      Scheiße. Da waren keine Männer. Keine Hände, Münder, Schwänze. Es hatte aber definitiv einen Orgasmus gegeben. Ich war verschwitzt und konnte die Hitze davon noch spüren, die Lust davon, die immer noch durch meinen Körper hallte. Meine Pussy zuckte und zog sich um...nichts herum zusammen. Mein Hintern krampfte sich zusammen. Leer. Das feuchte Resultat meiner Erregung ließ mein Hinterteil glitschig über einen eigenartigen Untersuchungsstuhl rutschen. Es war, als wäre ich nackt an einen Zahnarztstuhl gefesselt.

      Meine Hände waren festgebunden, aber nicht von den Handschellen der Männer, und ich war nicht in einem weichen Bett. Nein. Ich war auf einen Teststuhl im Abfertigungszentrum für Interstellare Bräute geschnallt. Die Männer waren nur ein Traum gewesen, eine Ausgeburt meiner sexuell ausgehungerten Fantasie. Ich war schon verdammt lange nicht mehr mit einem Mann zusammen gewesen. Über ein Jahr.

      Anscheinend war mein Körper in gestrichenen fünf Sekunden von Null auf Orgasmus hochgefahren. Aber es war so gut gewesen, so heiß und heftig und...

      „Miss Pierce. Sehen Sie mich bitte an.“ Diese lästige Frauenstimme bellte mir geradezu Befehle entgegen. Ihr Ton gefiel mir nicht. Kein bisschen.

      Ich konzentrierte mich auf das verschwommene Gesicht vor mir und wartete darauf, dass mein Blick wieder klar wurde. Als das eintrat, sah ich das Gesicht einer unleidlichen jungen Frau über mir aufragen. Ich erinnerte mich nun an sie. Unglücklicherweise erinnerte ich mich nun an alles. „Aufseherin Egara.“

      „Gut. Sie sind wach.“

      „Sie wollten mich testen, und nun nehmen Sie mir den Traum wieder weg?“ Es war ein Traum gewesen. Denn seit wann enthielt die Realität zwei scharfe, feurige Liebhaber, die mich zugleich fickten? Wann hatte ich je einen so heftigen Orgasmus erlebt? So intensiv? Wann war ich je so verzweifelt danach gewesen, berührt zu werden, dass ich schon beim Gedanken daran beinahe schreien musste?

      Noch nie. Affengeile, dominante Liebhaber waren nicht Teil meiner Realität.

      Meine Realität bestand aus Gefängnis. Grellem Licht. Schlechtem Essen. Abgestandener Luft. Mehreren hundert Frauen, die mich ansahen, als wäre ich Frischfleisch. Einsamkeit. Verrat.

      „Ja, Miss Pierce. Es tut mir furchtbar leid. Ich unterbreche die Tests für gewöhnlich nicht so abrupt, aber ich muss gestehen, dass mich Ihre Schreie ein wenig beunruhigt haben.“

      Ich konnte nichts dagegen tun, dass ich feuerrot anlief. „Sagen wir einfach, dass der Traum äußerst...lebhaft war.“

      Sie blickte auf ihr Tablet hinunter. Anscheinend hatte sie beschlossen, dass ich auf ihrem Untersuchungsstuhl nicht im Sterben lag. Sie schritt um den einfachen Tisch herum und setzte sich. Das Zimmer war klinisch, in beige gehalten. Ich hätte es für ein Besprechungszimmer in einem Büro halten können, wenn der ausgefeilte Untersuchungsstuhl nicht wäre, auf dem ich saß. Nein, auf den ich wie eine Irrenhaus-Patientin geschnallt war. Die Schnallen um meine Handgelenke waren mindestens zehn Zentimeter breit und zwei Zentimeter dick. Ich war mir nicht sicher, was für eine Art Superfrau sie sonst auf dem Stuhl festschnallten, aber ein normales Mädchen kam hier nur mit einer Metallsäge raus.

      Ich blickte an mir hinunter, seltsam erfreut darüber, das ich das fade graue Nachthemd der Teststation trug und nicht die orange Gefängnisuniform mit weißem T-Shirt, die in den letzten paar Monaten meine Garderobe ausgemacht hatte. Darunter war ich nackt, und es reichte mir nur bis zu den Knien. Krankenhauskleidung war anscheinend überall gleich hässlich, egal von welchem Planeten. Und ich war kein großer Fan davon, wie mein nackter Hintern an diesem Stuhl klebte. Wo waren die standardmäßigen Oma-Höschen und Sport-BHs?

      „Die Tests waren erfolgreich, eine Zuordnung in Höhe von neunundneunzig Prozent ist erfolgt.“ Ein Lächeln verwandelte ihr Gesicht, und ich erkannte, dass sie gar nicht so alt war. Sie war vielleicht sogar ein paar Jahre jünger als ich. Ihr braunes Haar war zu einem strengen Knoten hochgesteckt. Die Frisur erinnerte mich an Schulmatronen in alten Wildwest-Filmen. In ihren grauen Augen lag eine aufgeweckte Intelligenz, die ich respektieren konnte, aber ihre Worte versetzten mich in Alarmbereitschaft. Ich war auf Empfehlung meines Anwalts hier. Aber an diesen ganzen Zuordnungsprozess hatte ich nie so recht geglaubt. Ich meine, jetzt mal im Ernst. Wie zum Teufel wollte irgend so ein Alien-Computer den perfekten Mann für mich auswählen? Ich glaubte es nicht. Aber das hielt das kleine Körnchen Hoffnung nicht davon ab, mit schmerzhaftem Summen in meiner Brust zum Leben zu erwachen.

      Ich verzog das Gesicht, um meine Reaktion zu verbergen. So hätte die Sache gar nicht ablaufen sollen. „Ich bin zugeordnet worden?“

      „Ja, einem Krieger von Prillon.“

      „Einem Prillonen?“ Ich wusste überhaupt nichts über die anderen Planeten in der Koalition. Die letzten zehn Jahre war meine Nase in einer Petrischale versunken gewesen, und meine Augen hinter der Linse eines Mikroskops. „Ich sagte Ihnen doch, dass ich das nicht will. Eine Zuordnung. Das hier. Ich will nicht zu irgendeinem...irgend so einem Planeten.“ Ich spuckte die letzten Worte hervor, als wären sie ein schlechter Geschmack auf meiner Zunge. „Ich sagte es Ihnen doch. Ich sollte gar nicht hier sein, sollte nicht im Gefängnis sein. Ich habe nichts Falsches getan, außer die Wahrheit aufzudecken. Ich werde die Erde nicht verlassen, nur weil jemand anderes das Gesetz gebrochen hat.“

      Die Aufseherin blickte mich mit mitfühlenden grauen Augen an. „Ja, ich habe von Ihrem Fall gehört, und auch Ihre Unschuldsbekundungen. Rechtlich gesehen ändert der Test nichts daran, dass Sie eines Verbrechens für schuldig befunden worden sind. Er ändert nichts daran, dass Sie die nächsten fünfundzwanzig Jahre im Gefängnis verbringen werden.“

      „Ich habe Berufung eingelegt.“

      „Ja, Ihr Anwalt hat mich darüber informiert, und ich wünsche Ihnen dafür alles Gute.“ Ihre grauen Augen wurden sanfter, und ich spürte, wie mein Ärger unter der Welle des Mitleids, das ich darin sah, verflog. „Es tut mir leid, Rachel. Aber Ihre Unschuld oder Schuld ist irrelevant für mich. Und glauben Sie mir, Ihrem neuen Gefährten wird es egal sein. Sie sind hier. Sie wurden verurteilt. Die hatten wohl Beweise.“

      „Die Beweise waren untergeschoben“, erwiderte ich.

      Die letzten Spuren des Orgasmus waren verflogen, und an ihre Stelle traten der gleiche Ärger, Frust und die Verbitterung, die mich schon die letzten fünf Monate lang verfolgten. Als das Whistleblower-Gesetz in Kraft trat, traf es auf mich nicht zu. Nein. Ich wurde eiligst abgeführt und fälschlich mit Verbrechen zugekleistert, die ich nicht begangen hatte, und zwar von den Leuten, die viel schlimmere Taten begangen hatten und sie auf diese Weise verbergen wollten.

      Ja, ich war die Forschungsleiterin bei GloboPharma gewesen. Die Versuchsreihe hatte unter meiner Aufsicht stattgefunden. Aber ich hatte den Stecker gezogen, als sich schlechte Ergebnisse zeigten. Ich hatte mich penibel an die Richtlinien der Arzneimittel-Aufsichtsbehörde gehalten. Die Daten in meinen Berichten waren wahrheitsgetreu und präzise. Ja, ich hatte gewusst, dass bei der Firma hunderte Millionen Dollar für ein Krebs-Heilmittel auf dem Spiel standen. Und die Behandlungsmethode war erfolgreich gewesen, sie tötete nur auch zu viele gesunde Zellen ab.

      Ich


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