Vom Biest gebändigt. Grace Goodwin

Vom Biest gebändigt - Grace Goodwin


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Sollte sie versagen, dann ist er tot,” die Stimme dröhnte und ich schreckte auf.

      Aufseherin Egara wandte sich mir zu und ich bekräftigte meinen Entschluss. Niemand und damit meinte ich niemand, würde mir das hier zunichtemachen. “Ich werde es nicht vermasseln. Er gehört mir.”

      Die Aufseherin nickte und wandte sich wieder dem Bildschirm zu, zu dem großen Atlanen, den ich zwar hören, aber nicht sehen konnte. “Ich glaube ihr, Kriegsfürst. Ich denke, wir sollten ihr eine Chance geben, ihn zu retten.”

      “Na schön. Ich möchte den Kommandanten auch nicht aufgeben. Schicken sie sie zu uns. Wir werden sie zu ihm bringen.”

      Die Aufseherin Egara verneigte sich, bevor sie antwortete, als würde sie zu einem königlichen Herrscher oder etwas ähnlichem sprechen. “Wie sie wünschen, Kriegsfürst Dax. Wenn sie mir den Transportcode geben, werde ich ihren Transport sofort in die Wege leiten.”

      “Der müsste jeden Moment eintreffen.”

      Noch während er sprach, begannen die hellblauen Lichter hinter mir zu blitzen und mein Stuhl setzte sich in Bewegung. “Was ist hier los?”

      “Erhalten. Vielen Dank. Die Partnerin des Kommandanten wird umgehend eintreffen.” Die Aufseherin beendete die Verbindung und kam mit einem traurigen Lächeln auf dem Gesicht auf mich zu gelaufen. “Alles Gute, Tiffani. Ich sende sie zu Kriegsfürst Dax und Sarah, seiner Partnerin. Sie stammt auch von der Erde und wurde vor kurzem verpartnert. Die beiden werden ihnen dabei helfen, zu ihrem Partner einzubrechen.”

      Das hörte sich gar nicht gut an. Es klang gesetzeswidrig, gefährlich.

      “Einbrechen? Warum würde ich zu ihm einbrechen müssen?”

      “Liebes, er sitzt im Gefängnis. Im Todestrakt, wie wir es nennen würden. Und sie sind weder Atlanerin, noch ein Familienmitglied.”

      Das ergab keinen Sinn. Er hatte keine Straftat begangen, außer dass seine genetische Aufmachung jetzt zum Tragen kam. Aber um ihn sehen zu können, musste ich eine Straftat begehen? Ich würde diejenige sein, die sich nicht an die Gesetze hielt?

      “Aber ich bin seine Partnerin. Und sie haben gesagt, ich würde von nun an eine Bürgerin des Planeten Atlan sein und keine Erdenbürgerin mehr. Es sollte mir erlaubt sein, ihn zu besuchen. Ich sollte nirgendwo einbrechen müssen.”

      Sie nickte. “Sicher, aber Vorschrift ist Vorschrift. Und nur Atlanische Frauen dürfen sich in die Haftanstalt begeben. Viel Glück. Ich hoffe, ihr Versuch wird ausreichen, um sie beide zu retten.” Noch einmal prüfte sie etwas auf ihrem Tablet und ich erlebte eine Art Déjà-vu, als sie den Kopf hob und sprach: “Sie werden auf Atlan aufwachen. Ihre Abfertigung erfolgt in drei … zwei …”

      Angespannt wartete ich auf den Countdown und wunderte mich dabei, was zum Teufel ich mir da eingebrockt hatte. Ins Gefängnis einbrechen? Todestrakt? Bestienmodus? Heilige Scheiße.

      “Eins.”

      Das blaue Licht flackerte und ich wurde in das hellblaue Wasserbad hinabgelassen. Ich kam mir vor wie in einem Ei, als die Tür zum Untersuchungsraum zuging und mich einsperrte. Ich schloss die Augen und wartete, ich fürchtete, was als Nächstes kommen würde, aber je länger ich im Wasser verweilte, desto entspannter wurde ich.

      Hatten sie mich auf Drogen gesetzt? Die Idee, ins Gefängnis einzubrechen erschien mir gar nicht mehr so schlimm. Und mein Partner, der halb Bestie war alarmierte mich auch nicht. Ich war … total entspannt.

      Als meine Augenlider schwer wurden und ich mich unbeschreiblich müde fühlte, wurde mir unmissverständlich klar, dass sie mich mit irgendeiner Gute-Laune-Droge vollpumpten, entweder übers Wasser oder über die Luft und es war mir vollkommen egal.

      3

       Tiffani, Planet Atlan, Burg des Kriegsfürsten Dax

      Ich wachte in einem überdimensionierten, weichen Bett auf, das meine Doppelmatratze von zu Hause wie ein Einzelbett erscheinen ließ. Meine Wange ruhte auf einem seidenweichen Stoff und ich strich über das zarte, cremefarbene Material, während ich mich umschaute. Ich war in mitten in einem verdammten Märchenschloss gelandet. Das Zimmer war größer als meine gesamte Ein-Zimmer-Wohnung zuhause und die Wände sahen aus wie hellblauer und grauer Marmor. Plüschteppiche mit eigenartig bunten Vögeln und Bäumen bedeckten den Fußboden und ein riesiger Baldachin überzog das Bett, sodass ich mir in einem exklusiven Clubhaus vorkam.

      Die weiße Stuckdecke war mit aufwendigen Mustern aus goldenen und zinngrauen Strudeln verziert, die den Handschellen aus meinem Traum merkwürdig ähnelten. Und alles, von der Couch bis zum Sessel mit den Kissen am anderen Ende des Raumes war größer als ich es je gesehen hatte. Ich fragte mich, wie groß diese Atlanischen Krieger nun sein mussten. Und wie groß waren die Frauen? Ein Menschenkind würde eine kleine Stufenleiter benötigen, um auf diese Couch zu krabbeln.

      “Du bist wach.” Die Stimme klang freundlich, weiblich und sie sprach Englisch. Ich drehte mich um und erblickte eine zierliche Brünette, die mich anlächelte. Sie war mit ihrem wallenden, grün-goldenen Kleid wie eine Prinzessin gekleidet, ihr Haar war zu einem aufwendigen Dutt aufgetürmt, wie ich es wohl nie hinbekommen würde. Ihre Augen waren warm und braun und voller Sympathie als sie mich anblickte. “Wie geht’s deinem Kopf? Diese NPUs können die ersten paar Tage ziemlich brutal sein.”

      “NPU?” Ich blinzelte und versuchte, mich aufzusetzen. Als ich mich bewegen wollte, ließ mich ein stechender Schmerz in meiner Schläfe, der sich wie ein Eispickel anfühlte, aufstöhnen.

      “Jepp, das habe ich mir gedacht.” Sie grinste und beugte sich mit einer Art leuchtend blauem Stab über mich, den sie dann über meinem Gesicht hin und her schwang. “Halt still. Der ReGen-Stab wird deine Kopfschmerzen lindern.”

      “Danke.” Ich hielt still, aber meine Augen folgten der Bewegung des Stabes und ich fragte mich, was zum Teufel sie mit mir machte. Anscheinend aber half es tatsächlich, denn meine Kopfschmerzen verschwanden. Die Übelkeit ließ ebenfalls nach. Und einige Augenblicke später hörte der Raum auf, sich zu drehen. So ein Ding wollte ich auch haben.

      “Die NPU ist ein Dolmetscher. Ich spreche offensichtlich Englisch, nicht aber die Atlanen. Du kannst damit alle Sprachen verstehen. Besser?” fragte sie.

      Ich nickte und verspürte kein bisschen Schmerz.

      Sie zog den ReGen-Stab zurück und schaltete ihn irgendwie aus, dann stellte sie ihn auf eine dekorative, goldbefleckte Nachtkonsole neben dem Bett und reichte mir anschließend die Hand. “Ich bin Sarah.”

      “Tiffani.”

      “Schön, dich kennenzulernen.” Sie schüttelte mir die Hand, ihr Handgriff war warm aber bestimmt und ich bemerkte die elegant gravierten Goldarmbänder an ihren Handgelenken.

      “Du bist also auch mit einem Atlanen verpartnert?”

      Ihr breites Lächeln gab mir Hoffnung. “Jepp. Dax gehört vollkommen mir. Wir hatten zwar einen schwierigen Start, aber ich liebe es hier. Also, wie läuft’s auf der Erde?”

      Das war eine komische Frage, denn ich war nicht länger auf der Erde. “Ähm, nun, alles beim Alten nehme ich an.”

      “Wo kommst du her?”

      “Wisconsin.”

      Sarah nickte. “Ich bin mit der Armee groß geworden. Wir sind so oft umgezogen, dass ich mich nirgends richtig zu Hause gefühlt habe. Ich sollte die Erde vermissen, das tue ich aber nicht. Mein Platz ist hier und bald wirst auch du hierhergehören.”

      Ich rutschte an die Bettkante und blickte an mir herunter. Ich trug ein ähnliches Kleid wie Sarah, aber statt grün und gold war es kräftig burgunderfarben, was den Rotstich in meinen Haaren betonte. Es passte mir wie angegossen und ich musste mich fragen, wo sie das verdammte Ding aufgetrieben hatten. Zu Hause konnte ich nicht einfach


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