Hexenglut. Historischer Kriminalroman.. Simone Dorra
Simone Dorra
Hexenglut
Historischer Kriminalroman
Simone Dorra erblickte 1963 in Wuppertal das Licht der Welt und ist seit 1983 in Baden-Württemberg zu Hause. Die gelernte Buchhändlerin arbeitete zunächst in einem Stuttgarter Verlag und gestaltete dann als Sprecherin und Journalistin Radioprogramme für den Privatrundfunk. Mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt sie in Welzheim, wo sie heute als Lokaljournalistin für die örtliche Tageszeitung arbeitet.
Nach »Schierlingstod« ist »Hexenglut« ihr zweiter historischer Kriminalroman mit Fidelitas vom Kloster Frauenalb im Schwarzwald.
1. Auflage 2020
© 2020 by Silberburg-Verlag GmbH,
Schweickhardtstraße 5a, D-72072 Tübingen.
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlaggestaltung: César Satz & Grafik GmbH, Köln.
Coverfoto: Ausschnitt aus: Walpurgisnacht, Kupferstich
nach M. Herr, 17. Jahrhundert, © akg-images.
Satz und Layout: César Satz & Grafik GmbH, Köln.
Lektorat: Michael Raffel, Tübingen.
Druck: CPI Books, Leck.
Printed in Germany.
eISBN 978-3-8425-2286-2
ISBN 978-3-8425-2229-9
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Für Bettina Kimpel,
die Juan Alvarez mindestens so sehr liebt wie ich.
Inhaltsverzeichnis
IIDas Haus mit den Rosenfenstern
VIAch Scheiden, immer Scheiden …
VIIEs ist ein Schnitter, der heißt Tod
XIIIBegegnung mit einem Fremden
XVIDenn er hat seinen Engeln befohlen über dir …
XIX… dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen
Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
Und blutig, bleich und blass,
Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?
(Kriegslied, Matthias Claudius)
Todesangst
Vinzenz Stöcklin rannte um sein Leben.
Der Waldboden unter seinen Füßen war tückisch uneben, er war schon mehrmals gestürzt, und jedes Mal war es ihm schwerer gefallen, sich wieder aufzurappeln. Das Pelzfutter seines teuren Wollmantels war längst zerrissen, hängen geblieben an den Zweigen der Fichten und Buchen, die in seiner wilden Fantasie Krallenhände nach ihm ausstreckten und ihn mit starken, hölzernen Fingern festhielten. Die Ledersohlen seiner Stiefel waren durchweicht vom Nachttau, der Wald rings um ihn her schwarz wie das Innere eines Kamins ohne Feuer.
Der Wagen mit den edlen Stoffballen, seinen Vorräten und seiner Geldkassette befand sich weit hinter ihm, zurückgeblieben irgendwo auf dem holprigen Pfad, der meilenweit durch den Schatten der Bäume hindurchführte. Die Wachen, die er für teures Geld angeheuert hatte, um ihn sicher nach Stuttgart zu bringen – zwei davon waren tot, die anderen beiden geflohen, bevor sie dasselbe Schicksal ereilen konnte. Und die Räuberbande, die ihm und seiner Eskorte kurz nach Sonnenuntergang aufgelauert hatte, war jetzt bestimmt hinter ihm her.
Er prallte blind gegen einen Baumstamm und sah in der Finsternis plötzlich Sterne. Ihm schwindelte, er schlotterte vor Angst, und sein Atem war ein schrilles, rasselndes Keuchen. Er versuchte zu lauschen. Waren da Schritte? Hatten sie ihn bald eingeholt?
Und was würden sie ihm dann antun? Vor seinem geistigen Auge sah er sich bereits auf dem Waldboden liegen, all seiner Kleider beraubt, blutüberströmt und erschlagen. Dieses gottlose Gesindel würde zweifellos