Seewölfe - Piraten der Weltmeere 666. Sean Beaufort

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 666 - Sean Beaufort


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      Impressum

      © 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-96688-080-0

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Sean Beaufort

       Gefecht vor Bombay

       Das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen

      Seit einer Stunde beobachtete Daga die beiden fremden Kapitäne. Sie saßen sich gegenüber. Auf dem Tisch zwischen ihnen standen Näpfe, Schalen und Becher. Daga verstand kaum ein Wort von dem, was sie sprachen, aber er sah, daß sie sich einig waren – der große Dunkelhaarige mit den farblosen Fischaugen und der Kleine mit dem grauen Haar und den abgehackten Bewegungen.

       Er erkannte, daß die beiden Kapitäne über einen dritten Mann sprachen. Er täuschte sich nicht. Sie hatten beschlossen, diesen Mann zu töten. Jetzt drehte der Kleine den schmalen Kopf, zeigte im Licht der blakenden Ölfunzel sein verkniffenes Gesicht und sagte in der Sprache der Portugiesen: „Bring uns was zu trinken, was Scharfes!“

       Daga verbeugte sich. Er würde ihnen Quirra bringen, das gefiel ihnen sicher …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      César Garcia – hat auf die Stunde der Rache gewartet, und nun ist es soweit, nur anders, als er sich das vorgestellt hat.

      Francis Ruthland – beschließt sein fluchwürdiges Leben, indem er mit des Seilers Tochter Hochzeit feiert.

      Al Conroy – hat als Stückmeister der Arwenacks alle Hände voll zu tun, um dem Gegner einzuheizen.

      Philip Hasard Killigrew – hat mit einem Mastbruch fertig zu werden und mit einem Gegner, der ihm den Tod geschworen hat.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       1.

      Die Spelunke war nur drei Dutzend Schritte von den Piers entfernt. Zwischen den Schiffen und den Häusern spazierten Eingeborene und Fremde. Zwei Büffel zogen einen hochbeladenen Wagen vorbei. Die Räder knarrten und kreischten über die Steine.

      Es roch nach allerlei verschiedenen Dingen, aber das Hafenwasser stank erfolgreich gegen alles an. In der Kochstelle der Schenke, nicht viel größer als sieben Ellen im Quadrat, flackerten Flammen, stiegen Dampfwolken in die Höhe und drangen Gerüche, die das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen.

      „He, Mann! Wo bleibt das Zeug?“ rief der breitschultrige Mann, der vornübergebeugt auf der Bank saß, die Ellbogen auf den Tisch stützte und auf den kleineren Seefahrer hinunterstarrte. „Deinen Fraß kann man nur mit einem scharfen Schnaps vertragen.“

      „Komme, Herr!“ rief der dunkelhäutige Schankwirt und griff nach dem Krug.

      „Wird auch Zeit“, sagte der mit den dunklen Haaren, die im Licht der aufgehängten Lampen schwarz wirkten. Scharf hob sich die Narbe unter dem linken Auge ab, das von Zeit zu Zeit zuckte, als habe man eine Nadel hineingesteckt.

      „Noch vier, fünf Stunden“, meinte der Kapitän mit dem grauen Haar. „Ob wir uns nicht besser in die Kojen verholen, Francis?“

      Ruthland zuckte mit den Schultern.

      Der Wirt schlängelte sich zwischen den wenigen Tischen hindurch, an denen ausnahmslos Eingeborene saßen. Drüben auf der „Ghost“ brannte hell die Hecklaterne. Der Wirt stellte die dickwandigen Schalen vor die beiden Gäste und stapelte die leeren Eßgefäße ineinander.

      „Noch Wunsch, Herr?“ fragte er. Ein breites Grinsen ließ zwei Reihen weißer Zähne aufblitzen.

      „Nachspeise gibt’s bei dir wohl auch nicht, wie?“ sagte der Kleine, dessen Kleidung weitaus sauberer war als die seines Gegenübers.

      „Gleich bringen, Herr.“

      Wieder verbeugte sich Daga und buckelte rückwärtsgehend davon. Er rammte mit der Hüfte einen Tisch und schreckte einen Mann mit dünnem, weißem Kinnbart auf, der den Löffel fallen ließ und sich mit feuerroter heißer Soße bespritzte.

      Der alte Mann schickte Daga einen gezischten Fluch hinterher. Daga kümmerte sich nicht darum und stritt sich mit dem mageren Koch wegen der Nachspeise, dem letzten Gericht, das zum Essen der beiden Fremden gehörte. Schließlich, nach einem wütenden Wortschwall, nickte er. Der Koch hatte seine Arbeit an den großen Pfannen und Kesseln nicht für einen Augenblick unterbrochen.

      Francis Ruthland hob die Schale und schnupperte an deren Inhalt. Das Getränk schien ölig zu sein und roch nach Beeren, Ingwer und anderen Gewürzen, die er nicht deuten konnte.

      „Wenn’s so schmeckt, wie es riecht …“, sagte er. Über den Rand der Schale hinweg musterte er César Garcia. „Wir sind uns einig, Capitán?“

      „Selbstverständlich, mein Lieber“, erwiderte der Kommandant der „Aguila“ und griff ebenfalls nach dem Quirra.

      „Was ist das eigentlich für ein Fusel?“ fragte Ruthland und nahm einen ersten Schluck. Er war vorsichtig. In diesen fremden Häfen wußte man in der Regel nicht, ob sie toten Hund brieten, oder was sie alles in ihre Schnäpse mischten. Allerdings war er sicher, daß der Wirt sie nicht vergiften wollte. Sie hatten nämlich noch nicht bezahlt.

      „Keine Ahnung“, erwiderte Garcia und trank ebenfalls. „Wenn ich ihn richtig verstanden habe, bezieht er den Stoff aus einem kleinen Dorf in der Nähe. Quirra. Auch noch nie gehört.“

      Der Inhalt der Schalen, ölig und dick wie schwerer Wein, schmeckte nach Beeren. Er floß leicht über die Lippen und erzeugte auf der Zunge ein Prickeln.

      Ruthland holte Atem und sagte: „Leicht wird es nicht sein, César. Wir haben den verdammten Monsun gegen uns.“

      Garcia nickte und stellte die Schale ab. Mit dem Löffel schabte er in einem Napf und vermischte die letzten Fleischbrocken mit Reis und der roten Soße. Schweigend leerte er die Schale und stellte sie an den Tischrand.

      Zwei Frauen, den Gesichtsschleier bis unter die Augen hochgezogen, blieben stehen und blickten kichernd auf die beiden Fremden. An den Ohren der Frauen klirrten schwere Ringe.

      „Denselben Monsun hat auch Killigrew gegen sich. Es wird sich zeigen, wer der bessere Seemann ist“, sagte Capitán Garcia.

      „Bestimmt nicht der Seewolf“, sagte Ruthland.

      Die Proviantübernahme und das Herbeischaffen frischen Wassers hatte bis in die Nachtstunden gedauert.


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