Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton


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er etwa zweihundert Meter zurückgelegt hatte, wurde es vor ihm merklich heller. Der Tunnel endete dort und führte in einen weiteren Hohlraum, der zu Taffs Verwunderung voll ausgeleuchtet war. Instinktiv fühlte er, dass er hier am Ende seines Irrwegs angelangt war. Er blieb noch einmal stehen, um sich zu erholen und stützte sich gegen die Gangwand, die aber kaum weniger schwankte als er selbst.

      Er konnte nur einen kleinen Ausschnitt dieser Kaverne überblicken. Hier schien sich einmal eine Maschinenzentrale befunden zu haben, darauf deuteten die Überreste von metallenen Gehäusen hin. Langsam schob er sich weiter, inzwischen hatte er im Ausfedern der Bebenstöße bereits einige Übung erreicht.

      Aus mir wird noch ein perfekter Nimboide, wenn ich noch einige Wochen hierbleibe!, dachte er sarkastisch.

      Dann hatte er das Ende des Ganges erreicht. Er presste sich eng gegen die linke Wand, seine Rechte hielt den schussbereiten Handlaser. Systematisch suchten seine Blicke den runden, etwa zweihundert Meter durchmessenden Hohlraum ab. Fast in dessen Mitte, etwas nach rechts versetzt, bemerkte er eine Bewegung, und dann erstarrte er sekundenlang.

      Er sah Alexandros Demosthenes!

      Der Außenminister der Erde war aber offenbar bewusstlos. Er wurde von zwei stämmigen Frauen in dunkler, kombinationsähnlicher Bekleidung getragen und auf einen rechteckigen schwarzen Kasten zu geschleppt, der im Gegensatz zu den Maschinenrelikten in dieser Halle vollkommen unversehrt war. Und über diesem Kasten flimmerte unübersehbar ein Transmitterfeld!

      Taff schrie auf, unbeherrscht wie selten in dem Bestreben, das endgültige Gelingen der Entführung doch noch zu vereiteln. Er feuerte Lähmstrahlen auf die drei Gestalten ab, ohne jedoch damit eine Wirkung zu erzielen. Allem Anschein nach gab es rings um den Transmitter ein Absorberfeld, das energetische Einflüsse neutralisierte, Menschen jedoch passieren ließ.

      Die beiden Frauen hörten seine Schreie und wandten ihm kurz die Köpfe zu, aber sie ließen sich nicht beirren. Sie hatten schwer zu tragen, denn Demosthenes mochte neunzig Kilo wiegen, doch sie bewegten sich beharrlich weiter vorwärts. Von einem Bebenstoß geschüttelt, stolperten sie die Stufen hoch, die zur Oberseite des schwarzen Kastens führten, und traten mit ihrer Last in das pulsierende Transmissionsfeld.

      Das irrlichternde Leuchten nahm sie auf und verschluckte sie mitsamt ihrem Gefangenen. Von einem Sekundenbruchteil zum anderen verschwanden die drei Personen spurlos, und Caine starrte in ohnmächtigem Grimm in das Feld.

      Es blieb noch weiter bestehen, und so bewegte er sich hastig auf die Anlage zu. Er war fest entschlossen, gleichfalls diesen Weg zu benutzen, ohne Rücksicht darauf, wo er herauskommen würde – und ohne nochmals Rücksicht gegenüber den Entführern zu üben. Er hatte sich inzwischen soweit erholt, dass er sich imstande fühlte, es mit ihnen aufnehmen zu können. Das dumpfe Pochen unter der Platzwunde an seinem Hinterkopf ignorierte er.

      Doch das Schicksal war gegen ihn. Er hatte den schwarzen Kasten fast erreicht, als plötzlich das Transportfeld knisternd in sich zusammenfiel und erlosch.

      Trotzdem eilte Taff weiter, denn er sah die Skalen und Schaltelemente an der Frontseite des Geräts. Vielleicht schaffte er es, die Anlage trotz ihrer Fremdartigkeit wieder zu aktivieren und die Entführer doch noch zu verfolgen.

      Er stieg die Stufen empor, bückte sich und nahm die Instrumente in Augenschein. Sämtliche Anzeigen waren tot, und doch kam aus dem schwarzen Gehäuse ein leises, kaum vernehmbares Ticken. Caine erstarrte, denn ein Verdacht keimte in ihm auf.

      Dieser Transmitter hatte seine Schuldigkeit getan, den Gegnern konnte nichts daran liegen, ihn funktionsbereit ihrem Verfolger zu hinterlassen. Innerhalb des Kastens musste es eine Vernichtungsschaltung geben, deren Mechanismus bereits angelaufen war!

      Gehetzt flogen seine Blicke über das schwarze Metall und entdeckten dann die haarfeinen Linien, die das Vorhandensein einer etwa halbmetergroßen Kammer signalisierten. Er sah auch die winzige Erhebung, die offenbar der Öffnungsknopf war, und presste den Daumen dagegen. Die Klappe sprang auf, das Ticken wurde intensiver, und vor ihm lag das Kästchen mit der Sprengladung, das durch haarfeine Drähte mit einem Uhrwerk verbunden war.

      Hatte er noch die Zeit, den Sprengsatz zu entschärfen?

      Nein! Die Ladung konnte schon im nächsten Augenblick explodieren, der Toleranzwert war wahrscheinlich nur sehr gering.

      Taff warf seine Waffe zur Seite, griff mit beiden Händen in die Vertiefung und packte das unscheinbare Kästchen mit seinem tödlichen Inhalt. Ein kurzer Ruck, die Drähte rissen, und er schleuderte es über seine Schulter hinweg in den Raum hinter sich.

      Direkt nach seinem Aufschlag vernahm er auch schon das Grollen der Explosion. Eine Riesenfaust schien nach ihm zu greifen, die Druckwelle schleuderte ihn haltlos die Stufen hinab – und dann war nichts mehr.

      *

      »Er kommt wieder zu sich!«, sagte eine vertraute Stimme. Caine öffnete langsam die Augen, schloss sie jedoch gleich wieder, denn das grelle Licht in dem Raum blendete ihn. Er hatte aber das Gesicht von Lars erkannt, folglich waren ihm die Freunde gefolgt und hatten ihn gefunden.

      »Ruhig liegenbleiben, Taff«, meldete sich nun auch Mitani. »Nur einen Moment, dann wird es dir wieder besser gehen.«

      Ihre Hand streifte seinen rechten Ärmel hoch, dann ertönte das leise Zischen, mit dem die Spritzampulle ein Medikament durch die Haut in seine Blutbahn entleerte. Schon Sekunden später klärte sich sein Kopf, das Gefühl der Benommenheit schwand. Der Commander richtete sich auf und sah die Mitglieder seiner Crew vollzählig um sich versammelt.

      »Schöne Sachen machst du, das muss man schon sagen«, meinte Dorit Grenelle vorwurfsvoll. »Zum Glück hat uns Mitani sofort alarmiert, als sie dich mit einem starken Funkgerät zu erreichen versuchte, aber keine Antwort bekam. Ich hoffe, dass dir die Lust zu Alleingängen fürs erste vergangen ist.«

      »Die Beule an deinem edlen Haupt wirkt direkt dekorativ, hoher Kommandant«, grinste Luca. »Dazu noch das viele Blut – ts, ts, ts! Da aber kein wichtiger Körperteil verletzt wurde, besteht doch die Aussicht, dass du eines Tages wieder als vollwertiges Mitglied der Crew anerkannt werden kannst.«

      »Lasst den Unsinn, Freunde«, murmelte Taff gerührt, denn er wusste, dass diese Äußerungen nur aus Zuneigung und Besorgnis entsprangen, durch gewollte Burschikosität kaschiert. »Ihr braucht mich nicht mehr wie ein Baby zu behandeln, ich bin wieder voll da. Leider kann ich gleiches nicht von Alexandros sagen – er wurde vor meinen Augen von zwei Frauen durch diesen Transmitter entführt.«

      »Frauen?«, fragte Orvid verwundert. »Hast du auch richtig hingesehen, Taff? Toburu sprach schließlich von Männern, die ihn überfallen und niedergeschossen haben.«

      Caine lächelte matt.

      »Ich habe zwar hier unten einiges mitgemacht, aber nicht soviel, dass ich weibliche Mitglieder unserer Spezies nicht mehr von männlichen unterscheiden könnte. Es waren ziemlich stämmige Frauen, der Gestalt nach eher Nimboidinnen, aber die Gesichter passten nicht dazu. Wenn es nicht absurd wäre, könnten es ohne weiteres Frauen von der Erde gewesen sein.«

      »Vielleicht findet diese Diskrepanz später noch ihre Erklärung«, warf Lars Gunnarsson ein. »Auf jeden Fall war es gut, dass du den Weg hierher durch die Pfeile markiert hast, andernfalls hätten wir dich in dem Labyrinth lange suchen können.«

      »Wie sieht es oben in der Stadt aus?«, erkundigte sich Taff und erhob sich. »Hat Toburu mit seiner Aktion gegen Ninigi-Chan Erfolg gehabt?«

      Mitani schüttelte den Kopf.

      »Daran war nicht mehr zu denken, Taff. Das schwere Beben hat in Vulcanus derart starke Schäden verursacht, dass allgemeiner Katastrophenalarm gegeben werden musste. Ich habe in der Hyperfunkstation Bilder von Zerstörungen gesehen, die mich tief erschüttert haben. In einer solchen Lage werden hier alle Meinungsverschiedenheiten bedeutungslos, auch erbitterte Feinde schließen sich zusammen, um gemeinsam zu retten, was zu retten ist. Toburu hat den Palast verlassen und führt nun seine Truppen bei den Rettungs- und Aufräumungsarbeiten an. Gemeinsame


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