Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton


Скачать книгу
rechte Treppe herab und fiel vor seine Füße. Ihr halbnackter Körper wies schwere Verbrennungen auf, und die beiden Mädchen wichen bleich zurück.

      »Wir nehmen die andere Treppe«, bestimmte Taff, »auf dieser Seite scheint es etwas ruhiger zu sein. Schaltet eure Waffen auf Betäubungswirkung um, Orvid und Lars, wir wollen niemand töten, solange es nicht unbedingt nötig ist. Vielleicht sind wir später auf Unterstützung angewiesen, und Tote können sie uns nicht geben.«

      »Du denkst an den möglicherweise vorhandenen Transmitter?«, erkundigte sich der Bordingenieur. Taff nickte kurz und eilte dann als erster die Treppe empor, die auf halber Höhe einen Knick beschrieb. Er spähte nach oben und sah in einen Raum, der mit fremdartigen Aggregaten aller Größenordnungen angefüllt war. Ein Teil davon war offenbar in Betrieb, darauf wiesen zuckende Kontrolllampen hin. Ein durchdringendes Summen lag in der Luft, die hier deutlich nach Ozon roch. Ein Maschinenraum also, und in ihm hielt sich offenbar niemand auf.

      Er winkte, und die anderen folgten ihm. Sie suchten augenblicklich Schutz zwischen den Gehäusen der Aggregate, die zum Teil seltsam verdrehte, sinnverwirrende Formen besaßen. Auch sie bestanden aus dem mattblau schimmernden Stoff, der hier so etwas wie ein Universalbaumaterial zu sein schien.

      Hier hielt sich niemand auf, weder Nimboiden noch Amazonen. Die Ausmaße des Raumes bestätigten jedoch den Eindruck, den Lars intuitiv schon früher gewonnen hatte. Er schien viel größer zu sein, als er es innerhalb eines Gebäudes hätte sein dürfen, dessen Grundfläche nur fünfundzwanzig Meter in jeder Richtung durchmaß.

      Jetzt nach einer einleuchtenden Erklärung dafür suchen, war allerdings kaum angebracht. Stattdessen sah sich Caine nach einem Durchgang zu anderen Räumen um und entdeckte ihn an der rechtsseitigen Wand. In diesem Bauwerk schien es weder Türen noch sonstige Absperrungen zu geben, schon am Eingang war nichts dergleichen zu sehen gewesen.

      »Ein Haus der offenen Tür!«, murmelte der Commander, während er sich zwischen den Aggregaten hindurchschob. »Vielleicht war hier einst alles nur durch einen Zauber gesichert, sozusagen standesgemäß für die Zauberer von Valholl. Jetzt scheint dieser Zauber jedenfalls nicht mehr zu wirken, sonst würde hier nicht das Chaos herrschen.«

      Orvid Bashkiri grinste kurz. »Die Nimboiden haben wohl einen Gegenzauber entwickelt, Kommandant. Vermutlich haben sie die einstigen Herren inzwischen ganz beseitigt, und die Amazonen kämpfen nun, um sie zu rächen.«

      Er erhielt keine Antwort, denn Caine konzentrierte sich ganz auf das, was vor ihm lag. Hinter dem Durchgang gab es einen weiteren großen Raum, und in diesem Raum wurde immer noch heftig gekämpft.

      Taff sah etwa zwei Dutzend Amazonen, die gegen die halbe Anzahl Nimboiden anrannten, unter denen sich auch einige Frauen befanden. Die Leute vom Vulkanplaneten, immer noch durch die Bioplastmasken getarnt, hatten sich hinter umgestürzten fremdartigen Möbelstücken verschanzt. Sie schossen ständig mit ihren Strahlern, erzielten jedoch fast keine Treffer; die Schüsse schlugen unkontrolliert irgendwo gegen die blauen Wände, zum Teil sogar in die Decke.

      Sie scheinen ebenfalls geistig verwirrt zu sein!, folgerte Taff sofort. Offenbar waren auch sie dem blauen Nebel ausgesetzt gewesen und litten immer noch unter den Nachwirkungen. Andernfalls wären die Dienerinnen der Zauberer jetzt längst alle tot.

      Die Amazonen dagegen behaupteten sich erstaunlich gut. Auch sie hatten Deckung gesucht, tauchten jedoch immer wieder daraus hervor, schossen Pfeile ab oder schleuderten ihre Speere. Sie kämpften mit wilder Verbissenheit und vollkommen lautlos, fast roboterhaft. Dass sie zu treffen verstanden, davon zeugten mehrere tote Nimboiden, die in verkrümmter Haltung auf dem Boden lagen.

      »Genug des grausamen Spiels!«, sagte Caine. »Orvid und Lars – wir greifen ein. Alle werden paralysiert, die Nimboiden ebenso wie die offenbar psychisch konditionierten Mädchen. Noch hat uns keine der beiden Parteien bemerkt, aber das dürfte sich schnell ändern, zielt also gut!«

      Die drei Männer richteten sich auf und betätigten die Auslöser ihrer Waffen. Etwa die Hälfte der Amazonen sank lautlos zusammen, auch einige Nimboiden, deren Deckung ungenügend war, gingen zu Boden.

      Der Kampf tobte aber trotzdem weiter, denn gerade in diesem Moment setzten die übrigen Amazonen zum Sturm auf ihre Gegner an. Ohne sich zuvor sichtbar verständigt zu haben, sprangen sie auf und stürzten mit geschwungenen Schwertern vorwärts. Das wütende Abwehrfeuer der Nimboiden erzielte wiederum keine Wirkung, ihre geistige Desorientierung hielt immer noch an. Zwei von ihnen gingen unter Schwerthieben zu Boden, aber inzwischen hatten die Raumfahrer der veränderten Situation Rechnung getragen.

      Innerhalb weniger Sekunden waren auch die restlichen Mädchen geschockt, und nun richtete Taff sich auf.

      »Ergebt euch, Nimboiden!«, rief er laut. »Werft die Waffen weg, hebt die Arme und kommt aus eurer Deckung hervor. Dieser sinnlose Kampf ist vorüber, und wir werden euch ...«

      Er unterbrach sich und duckte sich hastig, denn einer der Männer vom Vulkanplaneten tauchte aus seiner Deckung hervor und feuerte auf ihn. Der Schuss war überraschend knapp. Gleich darauf schossen auch die anderen, jetzt mit einer überraschenden Zielsicherheit. Es hatte ganz den Anschein, als sei ihre Verwirrung in dem Augenblick geschwunden, als die Amazonen ausgeschaltet waren.

      War es möglich, dass es hier eine Art von Wechselbeziehung gab? Sollte die geistige Verwirrung eine Art von Rückkopplungseffekt zur Konditionierung der »Dienerinnen« gewesen sein? Möglich war alles auf diesem vertrackten Mond.

      Caine bekam jedoch keine Zeit für dahingehende Überlegungen, die Nimboiden beschäftigten ihn und seine Gefährten voll. Bald setzte sich aber die große Erfahrung der Männer von der PROKYON durch. Innerhalb kurzer Zeit gelang es ihnen, sieben Gegner zu schocken, ohne selbst getroffen zu werden. Dann sprang plötzlich einer der Nimboiden auf und hetzte in großen Sprüngen auf den jenseitigen Ausgang des Raumes zu.

      Während die anderen Männer und Frauen nur schmucklose, graubraune Kombinationen trugen, war dieser eine mit einer Art von Phantasieuniform in Rot und Gold bekleidet. Sie erinnerte an die Galauniformen der Chans, es konnte also keinen Zweifel daran geben, dass er der Anführer war. Setzte er sich nun ab, um per Transmitter auf den Vulkanplaneten und in die Realzeit zurückzukehren?

      Diese Vermutung lag nahe, und die Folgen für die Crew lagen klar auf der Hand. Nun gab es für Taff keine übertriebene Rücksichtnahme mehr. Er schaltete seinen Strahler um und brannte systematisch die Deckung der Gegner nieder, die hier ein Rückzugsgefecht für den fliehenden Anführer lieferten. Lars und Orvid paralysierten die letzten drei, zwei Männer und eine Frau, der Weg war frei.

      »Los, hinterher!«, rief Caine und kam hinter dem Montagewagen hervor, hinter dem sie Schutz gefunden hatten. »Wir müssen diesen Mann abfangen, ehe er uns durch einen Transmitter entwischen kann, dessen Gegenstation er dann zweifellos desaktivieren wird.«

      Sie sprangen über die Geschockten und Toten hinweg, liefen durch den beißenden Qualm der brennenden Möbelstücke und nahmen die Verfolgung auf.

      Wieder einmal erwies es sich, dass die inneren Dimensionen dieses Gebäudes keinesfalls mit den äußeren übereinstimmten. Die Raumfahrer kamen durch einen Korridor in einen weiteren Maschinensaal, hetzten die Stufen einer langen Treppe empor und gerieten in ein wahres Labyrinth von gläsernen Säulen, die in hektischer Folge von bunten Lichtmustern durchlaufen wurden. An der rechten Seitenwand dieses Raumes entdeckten sie den Flüchtling.

      Er hatte sie aber ebenfalls bemerkt und schoss sofort. Der Strahl fauchte dicht an Taff vorbei und traf eine der Säulen, die mit einem lauten Knall zerbarst. Elektrische Entladungen zuckten auf, Splitter regneten herab und zwangen die sieben Menschen in Deckung. Als sie sich wieder aufrichteten, war der Nimboiden bereits in einem weiteren Durchgang verschwunden, und sie nahmen erneut die Verfolgung auf.

      »Langsam geht mir dieses neckische Spiel auf die Nerven«, sagte Luca erbittert. »Taff, ich habe fast den Eindruck, als legte es dieser Mann darauf an, uns in eine Falle zu locken. Er hatte inzwischen genügend Zeit, sich weit genug abzusetzen, zumal er ohne Zweifel die Örtlichkeiten hier gut kennt. Er hat absichtlich hier auf uns gewartet, meine ich.«


Скачать книгу