Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton


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Irgend etwas war seinerzeit geschehen, etwas Schlimmes, das zu drastischen Veränderungen geführt hatte.

      Zu welchen Veränderungen ...?

      Der Kosmische Instrukteur versuchte, seine stagnierenden Speicherelemente zu »wecken«. Vielleicht war seine Existenz bedroht, wenn er in der gegenwärtigen Richtung weitertrieb.

      Fast wäre es ihm gelungen, wenigstens einige der wichtigen Informationen freizulegen, aber dann spielte ihm der akute Mangel an Energie einen Streich. Die Wissensspeicher waren zu ihrem Betrieb auf hohe Stromstärken angewiesen – wenn er sie voll aktivierte, würde nicht mehr genug Energie übrigbleiben, um die Fortbewegung in Richtung auf die Wachboje zu garantieren!

      Es gab also zwei Dinge, die seinem reduzierten Bewusstsein als bedrohlich erschienen. Der Hyperausbruch war es aber nur vielleicht, der fast völlige Verbrauch aller Energie dagegen stellte den weitaus größeren Risikofaktor dar.

      Der Rest von Logik, der noch in seinem Handlungskopf vorhanden war, führte ihn zu der einzig richtigen Wahl. Der Feldsauger brach den Versuch, seine verschütteten Erinnerungen zu wecken ab, ehe er richtig begonnen hatte. Er wurde wieder schneller und trieb weiter, dorthin, wo es neue Energie für ihn gab.

      3

      Das leise Summen des Überlichtantriebs drang bis in die Schiffszentrale. Caine saß entspannt im Pilotensessel, denn augenblicklich war er arbeitslos. Seit dem Übergang in den Hyperraum führte der Autopilot den Diskusraumer. Das Schiff des Space-Computers folgte ihm in kurzem Abstand.

      »Wie siehst du die Lage, Taff?«, fragte Mitani leise, die neben ihm auf der breiten Armlehne saß. »Haben wir wirklich Aussichten, Ashkar wiederzufinden?«

      »Skeptisch, Mädchen?«, fragte der Commander zurück. »Ehrlich gesagt, ich bin es auch. Unser Vorhaben gleicht verzweifelt der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen, der hier durch den Sternenhaufen dargestellt wird. Es gibt Tausende von Sonnen und vermutlich auch eine Menge von Planeten, wenn auch diese Himmelskörper alle schon sehr alt sind. Ashkar kann sich an jedem beliebigen Ort aufhalten, seine seltsamen Fähigkeiten sind groß und uns erst zu einem Teil bekannt. Natürlich denke ich vorerst nicht daran, aufzugeben, wir werden alles versuchen, was in unserer Macht steht.«

      »Vertraust du wieder einmal auf die merkwürdige Tatsache, dass das Abenteuer uns sucht, wenn wir es nicht selbst finden können?«, erkundigte sich das Mädchen seufzend. »In dieser fremden Umgebung, 45 000 Lichtjahre von der Erde entfernt, könnte es auch einmal anders sein. Hoffen wir, vor allem im Interesse von Dorit, dass es doch irgendwie klappt. Sie ist innerlich sehr mitgenommen, wenn sie es auch geschickt zu verbergen sucht.«

      »Ich handle fast ausschließlich in ihrem und Alexandros’ Interesse«, sagte Taff wahrheitsgemäß. »Wäre es nicht um diese beiden gegangen, hätten wir den verrückten Flug zum Magnetstern gar nicht erst begonnen, der uns hierher gebracht hat. Übrigens, das fällt mir eben ein, besitzen wir doch ein Hilfsmittel, das uns Ashkars Nähe anzeigen kann: Alexandros’ Kristall! Sobald er wieder aufzuleuchten beginnt, werden wir wissen, dass der Unsterbliche wieder unseren Weg kreuzt.«

      Er warf einen kurzen Blick zu dem blauen Gebilde, das nebenan in einer Nische des Kommandopults lag und sich augenblicklich passiv verhielt. Dann sah er auf die Digitalanzeige der Uhr und stellte fest, dass die Zeit des Hyperraumflugs schon fast abgelaufen war. Das neuartige starke Triebwerk ermöglichte es, die Distanz von 28 Lichtjahren in wenig mehr als einer Stunde und achtunddreißig Minuten zu überwinden. Jetzt fehlte nur noch knapp eine Minute an dieser Zeit.

      Taff aktivierte die Bordsprechanlage und sagte in die Sprechrillen vor sich: »Der Rücksturz in den Normalraum steht kurz bevor. Falls unsere verehrten Gäste Wert darauf legen, dieses Ereignis hier in der Zentrale zu erleben, sollten sie sich innerhalb der nächsten Minute hier einfinden.«

      Das galt Min Jian-Ksu und den beiden Nimboiden, die sich zuvor in ihre Kabinen zurückgezogen hatten. Alle drei erschienen schon nach einer halben Minute, ihre Mienen waren ernst und erwartungsvoll. Auch die Crew war innerlich angespannt. Nur die notwendigsten Worte wurden gewechselt, alle Augen hingen an den Bildschirmen, die noch das konturlose Schwarzgrau zeigten, das optisch wahrnehmbare Charakteristikum der höheren Dimension.

      Das Ticken des Autopiloten wurde lauter, und dann begann seine Vocoderstimme, die letzten Sekunden abzuzählen. Caines Finger lagen bereits auf den Bedienungselementen des Normaltriebwerks, um gegebenenfalls sofort Schaltungen vornehmen zu können.

      Der Autopilot verstummte, das Geräusch des Triebwerks verklang. Im nächsten Moment wechselte das Bild auf allen Schirmen. Das vertraute samtene Schwarz des normalen Weltraums erschien und darin eingesprengt das kalte Funkeln verschiedenfarbiger Sterne.

      Taff atmete auf, zuckte jedoch im nächsten Augenblick zusammen, seine Augen weiteten sich erstaunt. Dann klang rau seine Stimme auf: »Wo sind wir hier, Orvid? Ich sehe auf den Schirmen alles Mögliche, nur nicht das Sternennest, das wir erreichen wollten!«

      Der Astrogator sagte ruhig, ohne von seinen Instrumenten aufzusehen: »Keine Ahnung, Taff, aber ich werde versuchen, es schnellstens herauszufinden. Damit muss ich allerdings warten, bis unser Inaudi hier aufgetaucht ist, sein Rücksturz würde sonst alle Messergebnisse verfälschen.«

      »Was, meinen Sie, ist geschehen?«, forschte Min Jian-Ksu unruhig. Caine zuckte mit den Schultern.

      »Ich tippe auf eine Gefügeverzerrung durch eines der Schwarzen Löcher, Min. Derartiges haben wir auch früher schon erlebt, aber noch nicht in diesem Ausmaß. Bisher steht nur fest, dass wir unser Ziel verfehlt haben – ah, da kommt eben Giacomo Inaudi an! Ich bitte um etwas Geduld, bald werden wir mehr wissen.«

      Orvid Bashkiri ließ die Antennen auf der Außenhülle kreisen, das Bild auf der Zentralen Sichtplatte und den Sekundärschirmen veränderte sich. Langsam zogen die fremden Konstellationen des Kugelsternhaufens vorbei, wanderten wieder aus und machten neuen Platz. Erst nach einer Schwenkung von fast 180 Grad kam das Sternennest wieder ins Bild.

      Es lag weit hinter den beiden Schiffen!

      »Wir sind um fast 17,8 Lichtjahre über unser Ziel hinausgeschossen, Taff«, stellte Orvid nach einer Weile emsiger Berechnungen fest. »Den Grund dafür kann ich allerdings nicht ermitteln, in unserer näheren Umgebung sind keine Anomalien feststellbar.«

      Caine kniff überlegend die Brauen zusammen. Er war erleichtert, weil nichts Schlimmeres geschehen war, aber weit davon entfernt, sich wohl zu fühlen.

      »Wir setzen den Space-Computer ein«, entschied er dann. »Orvid, übermittle alle Daten in unseren Rechner – Luca, du überspielst sie an den Mini-Inaudin. Er soll sie mit seinen eigenen Messwerten koordinieren und dann eine Lageanalyse erstellen.«

      »Wird gemacht, Taff«, sagten beide Gefährten synchron.

      Während die PROKYON X antriebslos weiterflog, arbeiteten beide Männer konzentriert und exakt. Schon nach kurzer Zeit flossen die vielfältigen Impulse auf dem Funkweg zu dem Rechengehirn im anderen Schiff hinüber. Es folgte eine kurze Pause, dann sendete Giacomo Inaudi zurück und fütterte den Bordcomputer der PROKYON mit den Daten seiner Auswertung. Anschließend meldete sich der Space-Computer wieder über den Korrespondenzschirm.

      -- giacomo inaudi an raumschiff prokyon: alle vorhandenen daten koordiniert und ausgewertet – eine schlüssige erklärung für die ereignisse konnte nicht gefunden werden – beeinflussung durch ein oder mehrere black holes könnte erfolgt sein, lässt sich jedoch nicht beweisen, da erfahrungswerte fehlen und messungen im hyperraum mit den vorhandenen mitteln nicht möglich sind – ende –

      Taff verzog das Gesicht und wandte sich an Min Jian-Ksu und den Regierungschef von Nimboid.

      »Ziemlich dürftig, wie Sie sehen, meine Herren. Die treffliche PROKYON-Crew wird also wieder einmal ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen.«

      »Keine leichtsinnigen Unternehmungen, Taff!«, warnte Min sofort. »Ein zweites Mal könnte es weniger harmlos ausgehen, wir könnten geradewegs im Rachen des Tigers landen. Sie verstehen


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