Fotografieren mit Schwarzweißfilm. Rainer Wohlfahrt
sich diese Schaumstoffteile mit etwas Geschick selbst auswechseln. Für viele Modelle können Sie im Internet bereits passend geschnittenen Ersatz kaufen, und zahlreiche Kamerawerkstätten übernehmen für einen meist überschaubaren Betrag diese Arbeit für alle, die sie sich nicht selbst zutrauen.
Abbildung 1.3: So sieht ein intakter Spiegeldämpfer aus.
Wenn die ersten Prüfungen bereits ein gutes Bild vom technischen Zustand einer Kamera ergeben, machen Sie die abschließenden Tests mit einem eingelegten Film, der ruhig alt und abgelaufen sein kann. Überprüfen Sie zuerst den korrekten Verschlussablauf, indem Sie mit den meisten zur Verfügung stehenden Verschlusszeiten ein Bild machen – also von der kürzesten Zeit bis zur 1/8 Sekunde.
Längere Belichtungszeiten als diese können Sie bei geöffneter Rückwand ganz gut ohne Film testen, denn ab der 1/8 Sekunde sind die Abläufe so langsam, dass auch Ihre Augen noch mitkommen.
Das Bildfeld sollte sich komplett öffnen, tut es das nicht, liegt ein Problem mit dem Verschluss vor. Mit diesen Testbelichtungen prüfen Sie gleichzeitig die Präzision der Scharfeinstellung: Fotografieren Sie mit möglichst weit geöffneter Blende Gegenstände aus kurzer, mittlerer und großer Distanz. Das zeigt Ihnen, ob die im Sucher eingestellte Entfernung tatsächlich mit der im Bild festgehaltenen übereinstimmt und ob ein gegebenenfalls vorhandener Autofokus ordnungsgemäß funktioniert.
Nach der Entwicklung betrachten Sie den Testfilm auf einem Leuchtkasten oder halten ihn gegen ein Fenster. Vergrößerungen oder Scans sind nicht nur überflüssig, sondern sogar kontraproduktiv, da eine sichere Beurteilung nur am Negativ selbst möglich ist. Alle Negative sollten korrekt belichtet sein und immer den gleichen Abstand zueinander haben, ohne sich zu überlappen.
Einen Fremdlichteinfall erkennen Sie daran, dass der Film auch außerhalb des eigentlichen Bildes, im Bereich seiner Perforation, Belichtungsspuren zeigt. Dies deutet auf defekte Lichtdichtungen der Rückwand hin.
Ungleichmäßigkeiten oder Abschattungen ausschließlich im Bereich des Negativs selbst deuten auf einen fehlerhaften Verschlussablauf hin.
Abbildung 1.4: Dieser Negativstreifen zeigt die Schäden eines Lichteinfalls, der auf eine defekte Rückwanddichtung zurück zu führen ist.
Zur Beurteilung der Schärfe der Testnegative benutzen Sie am besten einen sogenannten »Fadenzähler« (das ist eine kleine Lupe mit Standfuß, wie sie auch auf dem Buchcover abgebildet ist). Alternativ können Sie auch das Standardobjektiv der Kamera nehmen. Die Schärfe sollte genau auf dem beim Fotografieren eingestellten Punkt liegen. Ist dem nicht so, ist das Suchersystem dejustiert. Dieser Defekt findet sich oft bei Sucherkameras, manchmal können davon aber auch Spiegelreflexkameras betroffen sein. Finden sich auf Ihren Testnegativen keine Auffälligkeiten, können Sie davon ausgehen, dass alles in Ordnung ist.
Abgesehen davon ist der Kamerakauf reine Geschmackssache und hängt sehr stark von persönlichen Vorlieben ab. Wenn eine Kamera Ihnen optisch gefällt und sich gut anfühlt, sollte das in Ihre Kaufentscheidung einfließen – wirklich gute Produkte haben auch immer ein gutes Design. Entscheidend ist der technische Zustand. Ein bekannter Markenname ist kein Schutz vor Fehlfunktionen, hat aber im Falle einer Reparatur mitunter den Vorteil, dass ein Defekt eher behoben werden kann oder ein Ersatzteil leichter zu finden ist als bei einem selten produzierten Exoten. Trotzdem: Es finden sich heute noch zuverlässig arbeitende Kameras von weniger bekannten, heute schon fast vergessenen Herstellern und ganze Baureihen namhafter Marken, die nicht mehr richtig funktionieren.
Das Alter einer Kamera spielt eine geringere Rolle als ihr regelmäßiger Gebrauch. Eine Kamera, die seit 50 Jahren immer wieder benutzt wurde, ist vermutlich in einem besseren Zustand als ein seit 20 Jahren unbenutztes Exemplar. Verantwortlich dafür sind Schmierfette, die bei seltener Benutzung aushärten und verharzen und dadurch die Funktionsabläufe der Kameramechanik empfindlich stören können.
Aus diesem Grund sind auch Kameras, die nach muffigem Keller riechen, mit äußerster Vorsicht zu genießen. Derartige Bedingungen sind zur Lagerung eines Präzisionsinstruments sehr ungünstig, zudem fördert das Klima vieler Keller die Entstehung von Pilzen, die gerne und irreversibel die Glasflächen von Objektiven und Kameras angreifen und beschädigen.
IN WELCHEM FILMFORMAT WOLLEN SIE FOTOGRAFIEREN?
Bei der Wahl des Fotoapparates steht zu Anfang die Entscheidung über das Filmformat, in dem Sie fotografieren wollen.
Je größer das Filmformat ist, desto größer muss auch die entsprechende Kamera sein und umso aufwendiger wird das Fotografieren. Großbildkameras sind nur selten ohne Stativ zu benutzen, Mittelformatkameras schon eher. Volle Beweglichkeit, Schnelligkeit und Unauffälligkeit bietet allerdings erst die Kleinbildkamera. Dies ist der Nachteil der großen Formate.
Abbildung 1.5: Der Vergleich einer extrem auf Kompaktheit konstruierten Kleinbildkamera mit einer Großbildkamera zeigt deutlich den Unterschied zwischen kleinem und großem Format.
Je größer das Filmformat ist, umso höher ist auch die technische Qualität des Negativs bezüglich seiner Vergrößerungsfähigkeit. Denn um eine Vergrößerung von 18 × 24 cm zu erreichen, muss ein Kleinbildnegativ gut sieben Mal, ein Mittelformatnegativ knapp drei Mal, ein 9 × 12-cm-Negativ nur zwei Mal und ein 18 × 24-cm-Negativ überhaupt nicht vergrößert werden.
Je geringer der Vergrößerungsfaktor eines Fotos ist, umso weniger machen sich Störungen im Negativ wie Korn, Kratzer oder Unschärfen bemerkbar. Staubkörner oder Flusen, die beim Vergrößern selbst entstehen können, sind ebenfalls weniger sichtbar. Vergrößern Sie also ein 9 × 12-cm-Negativ sieben Mal, erhalten Sie ein Bild von gut 60 × 80 cm in derselben technischen Qualität wie das 18 × 24-cm-Bild vom Kleinbildnegativ. Dies ist der Vorteil der größeren Formate.
Kleinbildfilm (35 mm)
Der »35 mm-«, »135er-« oder »Kleinbildfilm« wird meistens im Format 24 × 36 mm belichtet. Manche Kameras machen daraus aber auch Negative der Größe 24 × 24 mm oder 18 × 24 mm. Es gibt Filmlängen mit 12, 24 oder 36 Bildern und Meterware von 17 Metern und 30,5 Metern zum Selbstkonfektionieren.
Nach der Belichtung des letzten Bildes wird der Film wieder in die Patrone zurückgespult.
Abbildung 1.6: Kleinbildfilmpatronen
Abbildung 1.7: Kleinbildnegativ 24 × 36 mm
Rollfilm (6 × 6, 6 × 7, 6 × 9 cm)
Der »Typ 120-«, »Mittelformat«- oder »Rollfilm« wird je nach Kamera in den Formaten 4,5 × 6 cm (16 Bilder), 6 × 6 cm (12 Bilder), 6 × 7 cm (10 Bilder) oder 6 × 9 cm (8 Bilder) belichtet. Manche Panoramakameras belichten Filmformate bis zu 6 × 17 cm. Diese Filme sind im Gegensatz zum Kleinbildfilm mit einem Schutzpapier umwickelt und werden in der Kamera von Rolle zu Rolle transportiert, sodass sie nicht zurückgespult werden müssen. Zum Entwickeln muss das Schutzpapier entfernt werden.
Abbildung 1.8: 120er-Filmrollen (das Papier schützt den aufgerollten Film vor Belichtung)