Allgemeine Epileptologie. Группа авторов
Erfahrungen mit diesem Medikament sind gut. Eine Studie mit nasal zu verabreichendem Midazolam bei Erwachsenen ist abgeschlossen, die Ergebnisse sind derzeit noch nicht in einer Fachzeitschrift veröffentlicht.
Zur Unterbrechung eines mehrtägigen Anfallsclusters, das nicht so ausgeprägt ist, dass es des Einsatzes eines der gerade erwähnten Medikamente bedürfen würde, wird häufig Clobazam, z. B. 10–0–10 mg für sieben Tage, eingesetzt.
Hintergrundinformationen 2
Epidemiologie
Die Jahresinzidenz des Status epilepticus liegt in Deutschland bei 15 bis 20 Fällen auf 100.000 Einwohner (Knake et al. 2001; Strzelczyk. et al. 2017), die Inzidenz bei Männern und in der Bevölkerung älter als 60 Jahre ist höher. Die Mortalität ist dabei in erster Linie abhängig von der Ätiologie (Rosenow et al. 2007). In einer 2017 veröffentlichten Metaanalyse liegt die jährliche Mortalität bei 0,98/100.000 (Lv et al. 2017).
Prognose
Zur Prognose bzgl. Mortalität sind der STESS-Score (Status Epilepticus Severity Score) (Rossetti et al. 2008) und der EMSE-Score (Epidemiology based Mortality Score in Status Epilepticus) (Leitinger et al. 2015) etabliert. Im STESS-Score werden Bewusstseinslage, schwerste Anfallssemiologie, Alter und Epilepsieanamnese berücksichtigt. Als ungünstig gelten Koma bei Aufnahme, konvulsiver Status oder non-konvulsiver Status mit Koma, Alter > 65 Jahre und fehlende Anfälle in der Vorgeschichte. Der EMSE-Score wurde aus epidemiologischen Studien abgeleitet und berücksichtigt die Konstellation Ätiologie, Alter, Komorbidität und EEG.
Es gibt tierexperimentelle Hinweise darauf, dass ein induzierter NCSE im Vergleich zum CSE einen geringeren, allerdings immer noch nachweisbaren Schaden verursacht. Die Übertragbarkeit der Daten auf NCSE beim Menschen ist nicht geklärt, u. a. weil die Vergleichbarkeit zwischen einem tierexperimentell induzierten und einen beim Menschen im Rahmen einer Epilepsie auftretenden NCSE nicht gesichert ist (Meierkord und Holtkamp 2007). Damit gibt es bislang keine eindeutigen Kriterien für die ärztlicherseits zu treffende Entscheidung über eine Therapieeskalation beim NCSE.
Definition und Klassifikation
Nach operationaler Definition (Lowenstein und Alldredge 1993) handelt es sich um einen prolongierten epileptischen Anfall von länger als fünf Minuten Dauer bzw. mindestens zwei epileptische Anfälle ohne zwischenzeitliche Wiedererlangung des vorbestehenden neurologischen Befundes in einem umschriebenen Zeitraum. Erholt sich somit ein Patient zwischen zwei Anfällen nicht vollständig von dem ersten Ereignis, so ist dies ein beginnender Status, unabhängig vom Zeitintervall.
Im Jahr 2015 wurde von der Internationalen Liga gegen Epilepsie (ILAE) eine neue Definition und Klassifikation des Status epilepticus vorgeschlagen (Trinka et al. 2015a). Neben einem klaren Zeitkonzept bzgl. Diagnosestellung und Therapieeinleitung (Zeit T1) wird dabei eine Frist für die erfolgreiche Behandlung (T2) vorgegeben mit dem Ziel, anhaltende Gewebsschädigungen zu vermeiden (Trinka et al. 2015a). Beim CSE wird T1 bei 5 min., T2 bei 30 min. angenommen. Beim NCSE bzw. beim Absencenstatus verschieben sich die Fristen nach hinten (T1 bei 10 bzw. 10–15 min.; T2 bei ca. 60 min., wobei beim Absencenstatus die Evidenz geringer ist). In deutscher Sprache findet sich die Klassifikation bei (Trinka et al. 2018).
Therapie
Nach einem Cochrane-Review (Prasad et al. 2014) ist die i. v. Gabe von Lorazepam der Gabe von Diazepam i. v. hinsichtlich einer Beendigung des Status und des Wiederauftretens von Anfällen überlegen. In einer jüngeren Metaanalyse fand sich kein signifikanter Unterschied zwischen Lorazepam und Diazepam i. v. (Brigo et al. 2016b). In der RAMPART-Studie waren in der Prähospitalphase Midazolam intramuskulär (i. m.) und Lorazepam i. v. gleichwertig wirksam. Midazolam i. m. war gegenüber Lorazepam i. v. bezüglich der Rate der bei Aufnahme im Krankenhaus kontrollierten Status überlegen. Die Zeitdauer bis zur Beendigung des Status war nach Lorazepamgabe zwar kürzer, wirkte sich aber durch die längere Zeitdauer bis zur Anlage eines i. v. Zugangs nicht vorteilhaft aus (Silbergleit et al. 2012).
Bezüglich der Stufe 2-Behandlung des Status wurden in einer Metaanalyse keine Unterschiede hinsichtlich der Statusunterbrechung beim direkten Vergleich von Phenytoin und Valproinsäure sowie Phenytoin und Levetiracetam gefunden (Brigo et al. 2016a). Auch im direkten Vergleich unterschied sich die Wirksamkeit von Valproinsäure, Levetiracetam und Fosphenytoin nicht voneinander (Kapur et al. 2019).
Literatur
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Rosenow F,