313 kurzgefasste Vorschriften. Basilius der Große

313 kurzgefasste Vorschriften - Basilius der Große


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breit der Weg, der zum Verderben führt. 241. Wie ist eng das Thor und schmal der Weg, welcher zum Leben führt, und wie gelangt man durch denselben. 242. Was heißt: „Liebet einander mit brüderlicher Liebe!“8 243. Was will der Apostel mit den Worten sagen: „Zürnt, aber sündigt nicht; die Sonne gehe nicht unter über euern Zorn;“ da er doch anderswo sagt: „Alle Bitterkeit, Unwille, Zorn werde entfernt von euch.“9 244. Was heißt: „Gebet dem Zorne Raum.“10 245. Wer ist klug wie die Schlange und einfältig wie die Tauben. 246. Was heißt: „Die Liebe ist nicht unverschämt.“11 247. Welches ist das Rühmen im Herrn und welches das verbotene. 248. Wenn der Herr Weisheit gibt und von seinem Antlitze Kenntniß und Einsicht kommt, wenn durch den heiligen Geist dem Einen das Wort der Weisheit, dem Andern das Wort der Erkenntniß verliehen wird; wie sagt der Herr dann tadelnd zu seinen Jüngern: „Seid auch ihr noch unverständig“12 und beschuldigt der Apostel Einige als „Unverständige.“13 249. Was ist ehrbar und was gerecht. 250. Wie gibt man das Heilige den Hunden oder wirft die Perlen den Schweinen vor; oder geschieht das darauf Folgende: „Damit sie dieselben nicht mit ihren Füßen zertreten, zürnen und zerreissen.“14 251. Warum verbietet der Herr das eine Mal auf dem Wege Beutel und Tasche zu tragen und sagt ein anderes Mal: „Nun aber, wer einen Beutel hat, nehme ihn und zugleich auch die Tasche, und wer kein Schwert hat, verkaufe seinen Rock und kaufe ein Schwert.“15 252. Welches ist das tägliche Brod, um dessen tägliche Verleihung wir zu bitten gelehrt worden sind. 253. Was ist das Talent und wie verwahren wir es. 254. Welches ist der Tisch, auf welchen du, wie der Herr sagt, das Geld hättest legen sollen. 255. Wohin ward dem zu gehen befohlen, der die Worte hörte: „Nimm, was Dein ist und gehe.“16 256. Welches ist der Lohn, den die Ersten und zugleich auch die Letzten empfangen. 257. Welche sind die Spreu, die mit unauslöschlichem Feuer verbrannt wird.17 258. Wer ist Derjenige, der von dem Apostel mit den Worten verdammt wird: „Niemand überliste euch, der da es will vermöge Demüthigung und Dienst“ u. s. w. 259. Wer ist eifrig im Geiste. 260. Da der Apostel einmal sagt: „Werdet nicht unverständig“,18 ein ander Mal: „Werdet nicht klug für euch selbst;“19 ist es da möglich, daß Der, welcher nicht unverständig ist, für sich nicht klug ist. 261. Wie auch die Heiligen Einiges, um was sie bitten, nicht erlangen. 262. Was ist für ein Unterschied zwischen Armuth und Dürftigkeit, und wie sagt David in Wahrheit: „Ich bin arm und dürftig.“20 263. Was will der Herr durch die Beispiele lehren, denen er hinzufügt: „So kann auch Keiner von euch, der nicht Allem entsagt, was er besitzt, mein Schüler sein.“21 264. Was ist Reinheit. 265. Sind die Worte: „Wenn du deine Gabe zum Altare bringst u. s. w.“22 allein für die Priester gesagt. 266. Welches ist das Salz, das der Herr zu haben gebot. 267. Wenn der Eine viele, der Andere wenige Streiche bekommt, wie behaupten denn Einige, es gebe kein Ende der Strafen. 268. In welchem Sinne werden Einige Söhne des Ungehorsams und Kinder des Zornes genannt. 269. Da geschrieben steht: „Thuend den Willen des Fleisches und der Gedanken,“23 ist denn der Wille des Fleisches ein anderer als der der Gedanken und wie Das. 270. Was heißt: „Wir sind rathlos, aber verzweiflen nicht.“24 271. Ob man durch Almosen von allen Sünden gereinigt wird, die man begangen hat. 272. Da es ein Gebot des Herrn ist, nicht ängstlich für den morgigen Tag zu sorgen: wie werden wir das Gebot richtig beobachten. 273. Was thut Jemand, wenn er gegen den heiligen Geist lästert. 274. Wie wird Jemand in dieser Welt ein Thor. 275. Kann der Satan das Vorhaben eines Heiligen verhindern. 276. Was heißt der Ausspruch des Apostels: „Auf daß ihr prüfet, was der Wille Gottes sei, was gut, wohlgefällig und vollkommen.“ 277. Welches ist das Kämmerlein, in welches der Herr dem Betenden zu gehen befiehlt. 278. Wie betet der Geist eines Menschen, und ist sein Verstand ohne Furcht. 279. Was heißt: „Lobsinget mit Einsicht.“25 280. Wer ist reinen Herzens. 281. Soll man eine Schwester, die nicht psalliren will, dazu zwingen. 282. Wer sind Diejenigen, welche sagen: „Wir haben in deiner Gegenwart gegessen und getrunken,“ und dennoch vernehmen: „Ich kenne euch nicht.“26 283. Ist Der, welcher den Willen eines Anderen thut, dessen Genosse. 284. Ist eine Brüderschaft in Folge von Unglück oder Krankheit in Armuth gerathen, kann sie dann ohne Bedenken das Nothwendige von Andern annehmen und, wenn es erlaubt ist, von welchen. 285. Wenn eine Brüderschaft mit der anderen Geschäfte macht, soll sie dann den genauen Werth der Sache fordern. 286. Ob man Denjenigen, der in der Brüderschaft lebt, wann er in eine leibliche Krankheit fällt, in ein Hospital bringen soll. 287. Welches sind würdige Früchte der Buße. 288. Wer seine Sünden bekennen will, muß der sie Allen und Jedem bekennen, oder welchen. 289. Was soll Der thun, der die Sünde bereut hat und wieder in dieselbe gefallen ist. 290. Wie ist man im Werke des Herrn immer vorzüglich. 291. Welches ist das geknickte Rohr und der glimmende Docht; und wie wird man jenes nicht zerbrechen, diesen nicht auslöschen. 292. Ob in einer Brüderschaft ein Lehrer für weltliche Kinder sein soll. 293. Wie ist mit Denen zu verfahren, welche die größeren Sünden vermeiden, die kleinen aber ohne Bedenken begehen. 294. Aus welcher Ursache verliert man das stete Andenken an Gott. 295. Aus welchen Zeichen wird der Zerstreute erkannt. 296. Wie überzeugt sich die Seele, daß sie rein sei von Sünden. 297. Wie soll man sich von den Sünden bekehren. 298. Erlaubt die Schrift das Gute nach eigenem Gefallen zu thun. 299. Wie überzeugt sich die Seele, daß sie vom Ehrgeize frei sei. 300. Welches ist die Weise der Bekehrung, wenn es sich um Unsichtbares handelt; 301. und wenn Jener sagt, mein Gewissen verdammt mich nicht. 302. Darf man auswärtigen Armen von dem eigenen Vorrathe mittheilen. 303. Muß man in der Brüderschaft Dem, was Alle sagen, gehorchen. 304. Darf man für Die, welche der Brüderschaft übergeben wurden, von ihren Verwandten Etwas annehmen. 305. Darf man von Auswärtigen Etwas annehmen entweder aus Freundschaft oder wegen früherer Verwandtschaft. 306. Wie wird die Zerstreuung vermieden. 307. Soll man mit täglicher Abwechselung mit dem Psalmgesang oder mit dem Gebete anfangen. 308. Soll Dem, der einer Brüderschaft gibt, vergolten und die Vergeltung im Verhältniß zu der Gabe eingerichtet werden. 309. Soll Einer, wenn ihm etwas Natürliches begegnet, es wagen, zur Kommunion der Heiligen zu gehen. 310. Darf in einem gewöhnlichen Hause Gottesdienst gehalten werden. 311. Soll man auf Besuch gehen, wenn man eingeladen ist. 312. Sollen Laien, die Besuch machen, zum Gebete hinzugezogen werden. 313. Sollen wir arbeiten, wenn uns Einige besuchen.

      Einleitung zu den kurzgefaßten Regeln.

      Der gütige Gott, welcher den Menschen Erkenntniß lehrt, befiehlt Denjenigen, denen die Lehrgabe anvertraut ist, durch den Apostel, in der Belehrung zu verharren, und ermahnt Diejenigen, welche der Erbauung in den göttlichen Lehren bedürfen, durch Moses, indem er sagt: „Frage deinen Vater, und er wird es dir verkünden, deine Ahnen, sie werden es dir sagen.“27 Daher liegt uns, denen das Lehramt anvertraut ist, die Nothwendigkeit ob, zu jeder Zeit für die Unterweisung der Seelen bereit zu sein und Dieses sowohl allgemein vor der gesammten Kirche zu beweisen, als auch insbesondere Jedem, der kommt, zu gestatten, uns nach Gefallen zu fragen, was auf den gesunden Glauben und den wahren Wandel unsers Herrn Jesus Christus Bezug hat, durch welche beiden Dinge der Mensch Gottes gefestigt und vollendet wird. Ihr aber müßt Nichts, als sei es für euch fruchtlos und unnütz, vorübergehen lassen, sondern neben Dem, was ihr gemeinschaftlich lernt, auch noch besonders fragen, was für Jeden zuträglich ist, und die ganze Muße eures Lebens auf das Nützliche richten. Wenn nun Gott uns dazu zusammengeführt hat und wir deßhalb von dem weltlichen Getümmel unbelästigt sind, so wollen wir uns weder einer anderen Thätigkeit zuwenden noch wiederum unsere Leiber dem Schlafe überlassen, sondern in der Übung und Betrachtung des nothwendigen den vom Schlafe übrigen Theil der Nacht zubringen, Das erfüllend, was vom seligen David gesagt worden ist: „Im Gesetze des Herrn wird er betrachten Tag und Nacht.“28

      Die dreihundertzehn kurzgefaßten Regeln in Form von Frage und Antwort.

       1. Frage.

      Ist es erlaubt und zuträglich, nach seinem Bedünken ohne das Zeugniß der göttlichen Schriften Etwas zu thun oder zu reden?

      Antwort. Da unser Herr Jesus Christus von dem heiligen Geist sagt: „Denn er wird nicht von sich selbst reden, sondern was er gehört hat, Das wird er sagen,“29


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