IN 80 JAHREN UM DIE WELT. Группа авторов

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wird, der gerne auch auf Jörgs lukullische Wünsche eingeht und der uns beibrachte, wie Tonka-Eis schmeckt. Als kulinarischer Banause, der ich über die Bedienung meiner Mikrowelle nie hinausgekommen bin, lerne ich jedes Mal von ihm, was Essen eigentlich bedeutet – denn er erzählt regelmäßig von der zweiten Reiseunterbrechungsnacht, die er in Düsseldorf verbringt, wo er Monikas Küche okkupiert.

      Und heute? Heute telefonieren wir meist einmal pro Woche; wir haben oftmals keinen Anlass, sondern nur den Grund, mit ein paar Worten unsere Freundschaft zu pflegen, und es ist mir stets eine Freude, seine Stimme zu hören. Mir ist es aufgrund meiner Reisefaulheit erst zweimal gelungen, ihn in Staufen zu besuchen; er dagegen nutzt die vielfältigen Angebote, die die Phantastische Bibliothek bietet, um nach Wetzlar zu kommen. Und obwohl die Science Fiction Times und ihre Genossen längst dem gnädigen Vergessen anheimgefallen sind, ist jeder von uns beiden immer noch in jeder Anthologie des anderen mit einer Story vertreten. Die gegenseitige Einladung sichert uns unsere Kreativität, mit der wir unsere Welt definieren. Jörg ist es auch gewesen, der eine singuläre Anthologie9, die als Begleitung der »31. Wetzlarer Tage der Phantastik« produziert wurde, zum Start einer erfolgreichen Serie erhob, der er auch mit »Phantastische Miniaturen« den aussagekräftigen Titel verpasste und die mittlerweile längst die 40 Bände überschritten hat. Ich unterziehe mich der Arbeit, für immer wieder neue verrückte Storys zu werben, mit unbändiger Freude, und ich danke ihm für die Idee.

      Fazit: So schwer ich mich tue, Freunde fürs Leben zu finden, so darf er sich zu den engsten Freunden zählen, zu den Menschen, die mein Leben prägen.

      Anmerkungen

      1 Am 7., 8. und 9. Januar 1976 erschien mein erster Artikel auf der Kulturseite der WELT über »Science Fiction in Deutschland« als Dreiteiler.

      2 »Lieber Herr Dr. Weigand, ich finde es wird Zeit, daß wir auch einmal direkten Kontakt miteinander aufnehmen …«

      3 »Lieber Herr Le Blanc … Einverstanden: wenn Sie nach Bonn kommen, sollten wir uns mal zusammensetzen …«

      4 Ich habe jahrzehntelang Tagebuch geschrieben. Das zahlt sich jetzt für die Belegführung dieses Artikels aus.

      5 Im Science-Fiction-Magazin »2001«, Ausgabe 9/10, 1978.

      6 … und sie in meine erste Sternenanthologie aufnahm: »Antares«. München: Goldmann, 1980.

      7 Auch wenn ich in diesem Beitrag viel Persönliches verrate, gibt es für diesen Abend einen für mein Leben wichtigen Hintergrund, den ich nicht öffentlich machen darf und will … und auch Jörg erst bei unserem nächsten Treffen beichten werde. Männerthema.

      8 Ich korrigiere für das Freiburger Finanzamt: Wenn er zu schriftstellerischen Recherchen eine Dienstreise an die Nordsee unternimmt.

      9 Thomas Le Blanc und Falko Löffler (Hrsg.): »Ihr Haar zersprang wie blaues Glas«. Wetzlar: Phantastische Bibliothek, 2011.

Bild 6

      Jörg Weigand und Thomas Le Blanc in Wetzlar

      Herbert W. Franke & Susanne Päch: Astropoetische Grüße

      Hört man den Namen Jörg Weigand, dann kommt einem sofort eine Fülle von Texten in den Sinn. Sehr gern habe ich deshalb immer auch Geschichten für seine Anthologien beigesteuert, zuletzt im Band Zweitausendvierundachtzig. Susanne und ich schätzen Weigand aber auch als literarisch versierten SF-Experten, der seine Meinung über das Genre in zahlreichen Berichten und Artikeln veröffentlichte.

      Persönlich kenne ich Jörg Weigand seit vielen Jahrzehnten, auch wenn ich unsere erste Begegnung nicht mehr genau erinnern kann. Es muss sehr früh in den sechziger Jahren gewesen sein. Im Lauf unseres Lebens sind wir uns nur wenige Male persönlich begegnet, doch als Mitglied der SF-Community behielt ich Weigand und sein einschlägiges Schaffen natürlich stets im Blick.

      Dass Weigand jedoch auch ein anderes Leben als Musiker hat, erschloss sich mir erst vor wenigen Jahren, als er mir zu meinem 90. Geburtstag die musikalische Vertonung meines Gedichtezyklus Astropoeticon überreichen ließ. Das kommt mir jetzt zugute! – denn andernfalls hätte ich die vielen von ihm geschriebenen Texte erwähnen und kommentieren müssen … und nun kann ich eine seiner Aktivitäten beschreiben, mit der keiner unserer Kollegen aufwarten kann. Beim Astropoeticon handelt es sich übrigens ursprünglich um einen Bildband mit Motiven des inzwischen in die Vereinigten Staaten ausgewanderten Schwabinger Weltraummalers Andreas Notteboom. Ich musste mich über Jörgs musikalische Aktivitäten erst informieren: Und ich erfuhr zu meinem Erstaunen, dass er neben seinen literarischen Fähigkeiten auch Musik anzubieten hat. Es war für mich nicht nur das überraschendste Geburtstagsgeschenk, sondern auch eines der schönsten.

      Es bleibt mir zunächst nur noch die Möglichkeit, darauf zu warten, ob sich anlässlich von Jörgs Geburtstag vielleicht noch weitere Talente offenbaren!

      Doch wie auch immer: Susanne und ich wünschen dir, lieber Jörg, alles Gute zu deinem Festtag. Und sollte es zu diesem Anlass zu weiteren Offenbarungen ähnlicher Art kommen, dann wäre das für uns eine weitere Freude.

      Alle guten Wünsche aus den feuchtgrünen Isarauen von

      Herbert und Susanne

Bild 7 S2_Gedicht-02

      Andreas Nottebohm,

      »Wo 24 Stunden kein Tag sind, 81 h, 11“«

      Aus: »Astropoeticon«, 1974,

      mit freundlicher Genehmigung.

      Herbert W. Franke: Wo 24 Stunden kein Tag sind, 81 h, 11"

      Nukleare Prozesse

      Schwärme elementarer Teilchen

      Vereinigung und Trennung

      Plasmaströme, oszillierend,

      Materie, überschwer:

      1000 Sonnen zu einer vereint

      Das Licht am Entweichen gehindert

      Gravitationskollaps –

      Katastrophe im Hyperraum

      Schwarze Löcher, in die Leere gerissen

      das Ende

      oder doch ein Beginn?

      der Weg zur anderen Seite

      Brücken zu fremden Räumen

      Und drüben?

      Spiegelbild der eigenen Welt

      oder etwas Neues, Unbekanntes?

      das blaue Universum

      das Altern eines Sterns

      Monika Niehaus: Die grüne Fee

      »Sie sprechen wirklich gut Französisch, Monsieur. Und Sie kennen und lieben Paris seit Ihrer Jugend, sagen Sie? Dann geben Sie acht auf ihn, Madame, dass er nicht seine Seele an diese Stadt verliert … Sie beide sind Schriftsteller? Dann werden Sie mich verstehen und auf ein Glas Absinth einladen, während ich Ihnen meine Geschichte erzähle.«

      Wir saßen auf der Terrasse eines Cafés am Montmartre und waren mit dem Künstler, der gerade einen Scherenschnitt von meiner Freundin und mir angefertigt hatte, ins Gespräch gekommen.

      Da wir nichts Besonderes vorhatten und solche Zufallsbegegnungen oft die interessantesten sind, nickte ich und gab dem Kellner einen Wink.

      Unser Gegenüber hob dankend sein Glas – »À votre santé, Madame, Monsieur!« –, zündete sich eine neue Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.

      »Ich stamme aus einem kleinen Dorf im Elsass und stand kurz vor Abschluss meines Kunststudiums an der


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