Gründen mit Erfolg. Susanne Ahrndt
eine Rolle, die aufgrund des höheren Lebensalters von Bedeutung sind. So wollen Ältere häufig Erfahrungen weitergeben und ihr berufliches Wissen nicht brachliegen lassen – das gilt insbesondere für die Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen. Für 70 % der Gründer im Alter von 50 bis 54 Jahren spielt das Jetzt-oder-nie-Motiv „Selbstständigkeit war schon immer ein Traum“ die wichtigste Rolle.
In der Studie wurden auch Experten aus der Gründerberatungspraxis befragt. Sie bescheinigten älteren Gründern Startvorteile aufgrund von Lebens-, Berufs- und auch Branchenerfahrung. Dadurch könnten Ältere nicht nur eventuell vorhandene Wissenslücken besser auffangen als Jüngere, sondern haben auch für eine erfolgreiche Existenzgründung und Unternehmensführungen grundlegende Kompetenzen erworben. Dazu heißt es in der Studie: „Aus der Lebenserfahrung resultiert nach Ansicht der Experten z. B. die Fähigkeit zur Fehlervermeidung durch entstandene Lernkurveneffekte. Die Berufs- und Branchenerfahrung schlage sich unter anderem in dem Vorhandensein von Netzwerken, Kundenkontakten und dem fachlichen Know-how nieder.“ Die Mehrheit der Experten bescheinigt in dieser Studie den älteren Gründern auch eine andere Herangehensweise an eine Gründung. Ältere Gründer gingen tendenziell strukturierter, zielgerichteter, pragmatischer und weniger spontan an eine Gründung heran.
1.5 Gründerdefizite
Von allen Startvorteilen abgesehen haben Ältere auch mit einer ganzen Reihe von Problemen zu kämpfen. Am meisten fehlt es – wie auch jüngeren Gründern – am gründungspezifischen Know-how. Am häufigsten hatten die Gründer Lücken bei den Themen Kundengewinnung (über 40 % der Befragten), fehlendes Know-how in Marketing/Vertrieb (knapp 30 %), unzureichendes Wissen in rechtlichen Fragen (26 %), im Controlling/Rechnungswesen (25 %), im Bereich Finanzierung (etwa 21 %) und bei der Businessplanformulierung (rund 18 %). Dass Wissensdefizite rund um die Existenzgründung nicht spezifisch für ältere Gründer sind, sondern auch bei Jüngeren häufig zu finden sind, zeigen andere Untersuchungen, wie z. B. der DIHK Gründerreport 2010. Danach haben 51 % der Gründer in der IHK-Gründungsberatung kaufmännische Defizite, z. B. in der Preiskalkulation, Kostenrechnung oder in betriebswirtschaftlichen Planrechnungen. 53 % der Gründer haben sich zu wenig Gedanken gemacht über das Alleinstellungsmerkmal ihrer Geschäftsidee und damit unzureichend die Frage geklärt, warum Kunden das eigene Angebot und nicht das Produkt oder die Dienstleistung der Konkurrenz wählen sollten. 46 % der Gründer haben nur unklare Vorstellungen über ihre Kundenzielgruppe, 44 % der Gründer schätzen die notwendigen Startinvestitionen und laufenden Kosten zu niedrig ein und 39 % haben die Finanzierung ihres Vorhabens nicht gründlich genug durchdacht. Als weitere Defizite werden im DIHK-Gründungsreport 2010 aufgeführt „schätzen den zu erwartenden Umsatz unrealistisch hoch ein“ (38 %), „können ihre Produktidee nicht klar beschreiben“ (32 %) und „haben unzureichende Fach-/Branchenkenntnisse“ (27 %).
1.6 Stolpersteine für Gründer
Diese Häufung ist problematisch. Denn es sind gerade diese Defizite in der Unternehmensgründung, die junge Unternehmen in die Krise führen. Immer noch ist die „Anfangssterblichkeit“ von Gründungen hoch. Rund ein Drittel (32 %) aller Gründungen, das geht aus dem KfW Gründungsmonitor 2011 hervor, ist bereits drei Jahre nach dem Startzeitpunkt wieder vom Markt verschwunden.
Unzureichende Startfinanzierung, unerwartete Marktentwicklungen und Fehler in den unternehmerischen Entscheidungen sind die häufigsten Probleme, die junge Unternehmen scheitern lassen. Das ist das Ergebnis der Studie „Ursachen für das Scheitern junger Unternehmer in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens“, die das Bundeswirtschaftsministerium beim Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Auftrag geben hat. Die Studie hat auch gezeigt, dass es nicht den einen Grund oder die eine Ursache gibt, die Unternehmen ins Abseits führen können. Vielmehr sind dafür ganze Bündel von Ursachen verantwortlich, die ineinandergreifen und sich gegenseitig beeinflussen. Junge Unternehmen können z. B., wenn sie mit einer Unterfinanzierung starten, schnell finanzielle Probleme bekommen, weil sie keine Rücklagen bilden können, sich in der Folge zunehmend verschulden und zusätzliche Kredite seitens der Bank abgelehnt werden. So waren fehlende Rücklagen für 65 % und Kreditablehnungen für 45 % der gescheiterten Jungunternehmen wichtige Schließungsursachen. Aber auch äußere Gegebenheiten können zu einer Existenzbedrohung werden. So sahen in Auftrags- und Nachfragerückgängen beinahe 60 %, in Forderungsausfällen mehr als 50 % und knapp die Hälfte in steigenden Kosten etwa für Energie, Rohstoffe und Vorleistungen wichtige Schließungsursachen. An dritter Stelle in der Rangfolge der Ursachen für Existenzprobleme junger Unternehmen ist, so die Studie, der Bereich der „unternehmerischen Fähigkeiten“ zu nennen und hier besonders Fehler bei strategischen Entscheidungen. Die am häufigsten genannten Schließungsursachen waren zu starke Kundenbindung (44 %), zu kurzer Planungshorizont (36 %), zu starker Zielgruppenfokus (34 %), Fehlinvestitionen (32 %), eine zu riskante Wachstumsstrategie (31 %) sowie die Kalkulation von nicht kostendeckenden Preisen (30 %). Darüber hinaus werden Defizite in den betriebswirtschaftlich-kaufmännischen Fähigkeiten als wichtige Ursache für Marktaustritte gesehen wie etwa in mangelnden Marktkenntnissen aber auch im Controlling, in der Organisation oder im Marketing.
1.7 Gründungsklima
Mit 56 % ist die Mehrheit der Deutschen positiv der Selbstständigkeit gegenüber eingestellt. Das geht aus der europäischen Studie „Zukunft Selbstständigkeit“ hervor, in der von August bis Oktober 2010 über 12 000 Frauen und Männer in elf europäischen Ländern zum Thema „Selbstständigkeit“ befragt worden sind. Aber im Ländervergleich liegt Deutschland mit Österreich auf dem letzten Platz. Am positivsten der Selbstständigkeit gegenüber eingestellt sind die Dänen (89 %), die Franzosen (79 %) und die Briten (74 %). In keinem der anderen zehn europäischen Staaten werden die Hürden für den Schritt in die Selbstständigkeit so hoch eingeschätzt wie in Deutschland. Als größte Hürden, um sich selbstständig zu machen, gelten vor allem fehlendes Startkapital (71 %), Angst vor dem Scheitern (58 %) und fehlende wirtschaftliche Kenntnisse (52 %).
Auch der 11. Länderbericht über Deutschland zum Global Entrepreneurship Monitor (GEM), einem internationalen Forschungsprojekt, das seit 1998 jährlich die Gründungsaktivitäten international und intertemporal analysiert, zeigt wie in den Jahren zuvor, dass die Angst vor dem Scheitern nach wie vor ein weitverbreitetes Hemmnis für eine selbstständige Tätigkeit darstellt. Danach würden sich 44 % der Erwachsenen in Deutschland aus Angst zu scheitern von einer Gründung abhalten lassen. Unter 22 Nationen mit vergleichbaren Volkswirtschaften ist diese Sorge nur noch in Griechenland, Spanien und Italien größer. Auch hinsichtlich der Gründungschancen sind Deutschlands Erwachsene pessimistischer als in den vergleichbaren Ländern. Nur 29 % sehen in den nächsten sechs Monaten gute Gründungschancen in der Region, in der sie leben. Nach dem GEM-Länderbericht 2010 ist wie in vergangenen Analyse-Jahren die Gründungsneigung in Deutschland als eher verhalten einzuschätzen. Mit einem Anteil von 4,2 % der 18- bis 64-Jährigen, die während der vergangenen dreieinhalb Jahre ein Unternehmen gegründet haben oder gerade dabei sind, eines zu gründen, belegt Deutschland einen der hinteren Ränge unter den vergleichbaren 22 Nationen. Danach wird bei uns statistisch signifikant seltener gegründet als in den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich oder den USA, aber wesentlich mehr als in Italien. Gründungsfreudiger als die einheimische Bevölkerung, so ein Ergebnis des Länderberichts, sind jedoch Migranten. In den vergangenen gut drei Jahren haben rund 7 % der Migranten ein Unternehmen gegründet oder waren gerade dabei, es zu tun.
Bei den Rahmenbedingungen für erfolgreiche Gründungen führt der GEM Länderbericht für Deutschland sowohl Stärken als auch Schwächen auf. Schwächen, bei denen im Ländervergleich noch Nachholbedarf besteht, werden bei der schulischen und außerschulischen Vorbereitung auf die unternehmerische Selbstständigkeit, bei den gesellschaftlichen Werten und Normen für ein gutes Gründungsklima sowie beim Arbeitsangebot für neue und wachsende Unternehmen aufgezeigt. Zu den Stärken des Gründungsstandorts Deutschland gehören die physische Infrastruktur (z. B. bereits vorhandene Straßen- und Telekommunikationsinfrastruktur), der Schutz des geistigen Eigentums sowie die Wertschätzung von Innovationen sowohl von Unternehmer-