Gründen mit Erfolg. Susanne Ahrndt
durch die Politik.
1.8 Deutschland – Gründerland?
Etwa 5 % der Deutschen sind heute bereits selbstständig. Das Gründerpotential wird von Experten aber deutlich höher eingeschätzt. Ganz in diesem Sinne will die Initiative „Gründerland Deutschland“ des Bundeswirtschaftsministeriums die Gründungskultur in Deutschland voranbringen und dabei bereits in Schulen und Hochschulen ansetzen, um junge Menschen für die Selbstständigkeit zu interessieren. Innovative Gründungen und Unternehmensnachfolge als Gründungschance sind weitere besondere Schwerpunkte. Die Initiative will den Unternehmergeist und die Lust auf die Selbstständigkeit fördern. Ein Teil der Initiative Gründerland Deutschland ist die Gründerwoche Deutschland im Rahmen der Global Entrepreneurship Week. Diese weltweite Aktionswoche zum Thema Existenzgründung findet seit einigen Jahren jedes Jahr im Herbst statt und will Gründergeist wecken und Unternehmertum fördern. In dieser Woche informieren Kammern, Verbände, Wirtschaftsfördereinrichtungen und Gründungsinitiativen in Seminaren, Workshops, Beratertagen oder Wettbewerben Gründungsinteressierte, Schüler und Studenten, Erwerbslose, Fachkräfte, Frauen und Migranten zum Thema Existenzgründung und unternehmerische Selbstständigkeit. Einer neuen Gründungskultur und einem freundlichen Gründungsklima in Deutschland soll diese Woche zusätzliche Impulse verleihen.
Ohne Zweifel – Gründer sind in Deutschland willkommen. Zweifelsohne gilt aber auch, wer sich auf den Weg in die Selbstständigkeit machen will, wird mit außergewöhnlichen Herausforderungen konfrontiert werden. Entscheidend für eine erfolgreiche Gründung sind deshalb eine gewissenhafte Vorbereitung und Planung. Nur so kann man Fehlern vorbeugen und Risiken bestmöglich reduzieren. Alles andere wäre Gründen im „Blindflug“ mit höchst möglichem Absturzrisiko. Vor dem Start gilt es also, jede Menge Informationen zu sammeln – gehen Sie dabei systematisch und zielstrebig vor. Überstürzen Sie nichts, sondern machen Sie auf dem Weg zum eigenen Unternehmen einen Schritt nach dem anderen.
2. Gründerperson
Der erste Schritt zur erfolgreichen Gründung eines Unternehmens ist die Selbstprüfung. Schließlich handelt es sich um eine Entscheidung, die Ihr künftiges Leben grundlegend umkrempeln wird. Hinterfragen Sie kritisch, warum Sie sich selbstständig machen wollen und ob „Unternehmer sein“ für Sie überhaupt das Richtige ist. Sie müssen natürlich nicht als Unternehmer geboren sein. Doch Sie sollten bestimmte persönliche Grundvoraussetzungen mitbringen, um auf Dauer auf eigenen Füßen stehen zu können.
Der Entschluss, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen, erfordert Mut und ist eine enorme Herausforderung. Vor allem in der Gründungs- und Startphase müssen Sie mit besonderen Belastungen und Anforderungen rechnen und bereit sein, diese anzunehmen und zu meistern. Schließlich muss jeder wissen, der sich selbstständig machen will, dass Unternehmertum auch immer mit Risikobereitschaft verbunden ist.
Lesen Sie in diesem Kapitel, welche Überlegungen Ihnen helfen können bei der Frage, ob Sie wirklich ein „Unternehmertyp“ sind und über die persönliche Eignung für eine selbstständige Tätigkeit verfügen.
2.1 Selbstständig oder doch besser angestellt?
Ohne Zweifel – der Gang in die Selbstständigkeit bringt Veränderungen mit sich, die von ganz anderem Ausmaß sind als bei einem Wechsel des Arbeitsplatzes. Als Unternehmer müssen Sie im wahrsten Sinne des Wortes „etwas unternehmen“, um sich auf dem Markt zu behaupten und Ihre Existenz zu sichern. Der Alltag, auch der Ihrer Familie, wird sich verändern.
Ein eigenes Unternehmen zu besitzen bedeutet auch, dass Sie wesentlich mehr Zeit in die Arbeit investieren müssen, als wenn Sie angestellt wären. Geregelte Arbeitszeiten und Urlaubsansprüche sind passé. Die monatliche Überweisung des Gehalts gibt es nicht mehr. Dagegen wird das Einkommen insbesondere in den ersten Jahren nach der Unternehmensgründung stark schwanken. Hinzu kommt, dass Ihnen niemand eine Erfolgsgarantie für Ihre Gründung geben kann. Die Möglichkeit, dass man seine Vorstellungen nicht wunschgemäß verwirklichen kann oder eventuell sogar scheitert, darf nicht ignoriert werden und muss im Fall des Falles auch seelisch zu verkraften sein. Die Risiken sind zweifellos wesentlich höher als bei einer abhängigen Tätigkeit, z. B. durch wachsenden Konkurrenzdruck, verändertes Kundenverhalten, Fehler in der Preiskalkulation oder unerwartete Steuernachzahlungen. Demgegenüber geht die Selbstständigkeit aber auch mit einer Reihe von Chancen einher, wie z. B. eigene Ideen besser verwirklichen, unabhängig arbeiten, selbstständig und eigenverantwortlich entscheiden oder die Arbeitszeiten flexibel und frei einteilen zu können, um nur einige der Vorteile zu nennen. Bevor Sie sich entscheiden, ein eigenes Unternehmen zu gründen, sollten Sie die Vor- und Nachteile einer selbstständigen Tätigkeit abwägen. Denn jeder Unternehmer muss bereit sein, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Das gilt sowohl für Erfolge wie für Misserfolge und Rückschläge.
Auch wenn eine angestellte Tätigkeit heute keinen absoluten Schutz vor Arbeitsplatzverlust bedeutet, so ist doch immer noch eine gewisse Sicherheit durch einen Arbeitsvertrag sowie tarifliche und gesetzliche Regelungen gegeben. Ein definierter Aufgabenbereich oder mögliche erstrebenswerte Aufstiegschancen sind weitere Vorteile, die mit einer Festanstellung verknüpft werden. Nachteile können sein, dass Sie sich mit der Unternehmenskultur nicht im Einklang fühlen, dass Ihnen Ihre jetzige Tätigkeit zu wenig Gestaltungsspielraum für eigene Ideen bietet oder dass Sie Vorgaben umsetzen müssen, die Ihnen sinnlos erscheinen. In solcher Lage ist es nur allzu verständlich, wenn Sie sich verändern wollen. Aber ist Selbstständigkeit dann tatsächlich der richtige Weg? Als Unternehmer suchen Sie sich Ihre Arbeit sozusagen selbst. Ob sich Ihre Geschäftsidee tatsächlich so realisieren lässt, wie ursprünglich gedacht, wird letztlich jedoch vom Markt, dem Wettbewerb und auch den Kunden mitbestimmt. Auch ein Unternehmer ist also nicht völlig frei und ungebunden in seinen Entscheidungen. Wenn Sie der Meinung sind, eine feste Anstellung ist für Sie das Richtige, weil Sie etwa von einer ganz bestimmten Position schon immer geträumt haben, dann wäre es wahrscheinlich doch besser, diesen Weg zielstrebig zu verfolgen und nach einem Unternehmen zu suchen, in dem Sie sich wohlfühlen und Ihre Fähigkeiten entfalten können. Hinzu kommt, dass der Fachkräftemangel, der aufgrund des demografischen Wandels in den nächsten Jahren zu einem immer drängenderen Problem werden wird, sicher auch viele interessante „Job-Alternativen“ eröffnen wird – der „Wettlauf“ um die Mitarbeiter hat ja bereits begonnen.
Angestellt sein oder sein eigener Chef werden? Weder das eine noch das andere ist positiv oder negativ zu bewerten. Wofür Sie sich auch entscheiden, es kommt nur darauf an, dass Sie für sich die richtige Entscheidung treffen.
2.2 Persönliche Erfolgsfaktoren
Was macht einen erfolgreichen Unternehmensgründer aus? Gleich vorweg: Es gibt kein typisches Gründerprofil oder einen Unternehmerstandard, dem Sie entsprechen müssen – zu unterschiedlich sind erfolgreiche Unternehmer in ihren Persönlichkeiten, die vom Charakter, persönlichen Veranlagungen und dominierenden Verhaltensweisen geprägt sind.
Häufig wird versucht, Unternehmer in unterschiedliche Typen einzuteilen. Da gibt es zum Beispiel den Visionär, der schon heute genau „sehen“ kann, wie sein Geschäft in der Zukunft dastehen wird und der mit ständig neuen, kreativen Geschäftsideen und -konzepten aufwartet. Vielleicht kennen Sie einen Unternehmer, der für Sie den Inbegriff des Machers darstellt. Beim Macher-Typ sind die Macherqualitäten, über die jeder Unternehmer verfügen sollte, besonders stark ausgeprägt, also die Fähigkeit, aktiv zu sein, anzupacken, zu handeln und Dinge selbst zu machen und umzusetzen, statt sie andere machen zu lassen. Oder sind Sie ein Zahlenorientierter („der kühle Rechner“)? Dann fällt es Ihnen besonders leicht, mit Zahlen umzugehen. Buchführung, Preiskalkulation, Controlling – kein Problem, denn Sie lieben es, alles zahlenmäßig im Griff zu haben. Erkennen Sie sich in einem der drei Typen wieder? Die Einteilung ist übrigens nicht starr festgelegt. „Veränderungen und Entwicklungen“, so schreibt Carmen Schön in ihrem Buch Bin ich ein Unternehmertyp?, „sind