Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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fasste in ihr Haar und zog sie zu sich, um sie sanft zu küssen.

      »Ich glaube eher, dass er die wunderschöne Königstochter eifersüchtig bewacht.« Seine Stimme war heiser.

      Dési lachte leise. Sie war glücklich und ein bisschen verlegen.

      »Du bist wirklich süß!«

      »Süß?« In gespieltem Entsetzen riss Joshua die Hände hoch. »Ein Mann will stark wie ein Löwe sein, atemberaubend sexy, umwerfend attraktiv.« Er ließ die Arme sinken und schickte ihr einen verzweifelten Blick. »Aber süß?«

      Dési lachte noch, als Joshuas Handy auf dem Schreibtisch klingelte.

      »Mein Vater hat das Talent, immer im unpassendsten Moment anzurufen«, bemerkte er kopfschüttelnd und nahm das Gespräch an. Nach und nach versickerte sein Lächeln. »Ja, klar. Ich habe verstanden. Ich kann in einer halben Stunde da sein.« Nach ein paar weiteren Worten verabschiedete er sich.

      »Was ist los?« Auch Dési war das Lachen inzwischen vergangen. Man musste kein Hellseher sein, um zu wissen, dass Joshua schlechte Nachrichten bekommen hatte.

      Einen Moment lang schien er mit sich zu hadern.

      »Meine Mutter ist hier. Sie will mich sehen.«

      »Aber das ist doch toll!« Mit einem Satz war Dési auf den Beinen. »Freust du dich nicht?«

      »Doch … schon … oder … ach, ich weiß es nicht.« Die Hilflosigkeit ließ ihn verstummen. Bereitwillig ließ er sich von seiner Freundin in die Arme nehmen. »Seit sie uns verlassen hat, hatten wir kaum mehr Kontakt. Paola war viel zu sehr damit beschäftigt, an ihrer Karriere zu basteln.« Abwesend streichelte er Désis Rücken. »Ich möchte mal wissen, warum sie wie aus dem Nichts hier auftaucht.«

      »Dann fahre nach Hause und finde es heraus«, machte Dési den einzig sinnvollen Vorschlag.

      Liebevoll lächelnd stupste Joshua mit dem Zeigefinger auf ihre Nase.

      »Du bist nicht nur wunderschön, sondern auch noch beängstigend klug.« Mit dem Versprechen, sie auf dem Laufenden zu halten, steckte er das Handy ein und machte sich auf den Weg.

      *

      Der Verwaltungschef Dieter Fuchs hielt sich in der Ambulanz auf, um mit Dr. Weigand über die Anschaffung eines hochmodernen Multidetektor-Computer-Tomographen zu diskutieren. Er wollte gerade zu einer für seine Verhältnisse leidenschaftlichen Gegenrede ansetzen, als lautes Gezeter durch die Flure hallte.

      »So eine Unverschämtheit!«, schimpfte die Patientin. Erleichtert darüber, der Verbalattacke zu entgehen, entschuldigte sich Dr. Weigand.

      »Tut mir leid, ich werde gebraucht.« Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ er Dieter Fuchs stehen.

      Auf dem Flur kam Matthias schon der Rettungsfahrer Erwin Huber entgegen, der die Patientin auf einer eilig beschafften Liege herein rollte.

      »Das haben Sie absichtlich gemacht«, ging das Geschimpfe weiter.

      »Dann hätte ich sie gleich ganz umgefahren und nicht nur touchiert«, raunte Erwin seinem Kollegen zu.

      Matthias musste lachen.

      »Ich möchte mal wissen, was daran so lustig ist.« Elfriede Lammers platzte fast vor Wut. »Wahrscheinlich stecken Sie unter einer Decke und rekrutieren auf diese Art und Weise neue Patienten.«

      Der Verwaltungschef gesellte sich zu dem Trio.

      »Was ist denn hier los?

      »Dieser rücksichtslose Flegel hat mich einfach mit einer Krankenliege umgerollt.«

      »Weil Sie so neugierig waren und nicht aus dem Weg gegangen sind«, rechtfertigte sich Erwin ­Huber. »Was haben Sie auch am Eingang zur Notaufnahme verloren?«

      »Was kann ich dafür, dass ich einen Stein im Schuh hatte?«

      An dieser Stelle beschloss Matthias Weigand, die Diskussion zu unterbrechen.

      »Mein Name ist Dr. Matthias Weigand«, stellte er sich in aller Form bei der Dame vor. »Ich bin der Leiter der Notaufnahme und werde mich persönlich um Sie kümmern.«

      Elfriede Lammers bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick.

      »Die Mühe können Sie sich sparen!« Angewidert verzog sie das Gesicht. »Ich lasse mich nur vom Klinikchef persönlich behandeln.«

      Matthias hatte keine Ahnung, mit wem er es zu tun hatte.

      »Sind Sie eine Privatpatientin von ihm?«

      »Nein. Aber soviel ich weiß, gibt es das Recht auf freie Arztwahl. Oder ist das in dieser Klinik anders?«

      Dr. Weigand verzog das Gesicht.

      »Ich glaube kaum, dass Herr Dr. Norden Zeit und Lust hat, seine kostbare Zeit an einen verstauchten Knöchel zu verschwenden.«

      »Meinen Sie? Dann holen Sie bitte meinen Sohn. Ich bin sicher, die Angelegenheit lässt sich schnell regeln.«

      An dieser Stelle beschloss Dieter Fuchs, sich einzumischen. Er schickte dem Notarzt einen warnenden Blick.

      »Wer ist denn Ihr Sohn?«, wandte er sich freundlich lächelnd an die Patientin.

      Geschmeichelt fuhr sich Elfriede durch’s Haar.

      »Der bekannte Kinderchirurg Dr. Volker Andreas Lammers.«

      Matthias Weigand rollte mit den Augen. »In diesem Fall halte ich es tatsächlich für besser, Herrn Dr. Norden zu informieren.« Er nickte dem Verwaltungschef zu. »Ich sage einer Schwester Bescheid und übernehme dann die Erstversorgung von Frau Lammers.«

      Zufrieden wandte sich Elfriede an Dieter Fuchs.

      »Vielen Dank für Ihre freundliche Unterstützung.«

      Ihr Lächeln schlug ein wie eine Bombe. Schon lange hatte ihn keine Frau mehr so angesehen. Vor Aufregung begann Dieters Herz schneller zu schlagen.

      »Es war mir ein Vergnügen.« Er griff nach ihrer Hand und hauchte einen Kuss darauf. »Falls es Probleme gibt, können Sie sich jederzeit gern an mich wenden.« Er suchte in der Innentasche seines Cordsakkos nach einer Visitenkarte und reichte sie ihr.

      »Dieter Fuchs, financial and administrative director«, las sie mit deutlicher Bewunderung in der Stimme vor. Der Verwaltungschef beglückwünschte sich insgeheim für die Entscheidung, die Visitenkarten mit der englischen Bezeichnung seiner Position versehen zu haben. »Ich werde auf jeden Fall auf Ihr Angebot zurückkommen«, versicherte sie.

      *

      Versonnen saß Dr. Adrian Wiesenstein am Computer im Büro, das er mit anderen Kollegen teilte. Obwohl ungestört und allein im Zimmer, war an Arbeit nicht zu denken. Stattdessen starrte er aus dem Fenster und ließ die Gedanken schweifen.

      Adrian dachte an die ersten Jahre mit Paola. Sie war so anders gewesen als die anderen Frauen, die er bis dahin kennengelernt hatte. Extravagant, übermütig und nie um eine verrückte Idee verlegen. Er hatte gar keine andere Wahl gehabt, als sich Hals über Kopf in sie zu verlieben. Die ersten Monate waren wie im Rausch an ihm vorbeigezogen. Krönung ihrer noch jungen Liebe war die Geburt ihres Sohnes Joshua gewesen. Doch irgendwann hatte sich das Blatt gewendet. Ihrer Freiheit beraubt, veränderte sich Paola. Sie war unzufrieden und mürrisch geworden, bis sie ihre Familie schließlich in einer Nacht- und Nebelaktion verließ. Nur zur Scheidung hatte sich das Paar noch einmal wiedergesehen. Seither kümmerte sich Adrian allein um den gemeinsamen Sohn. Das unvermutete Treffen des Morgens hatte ihn bis ins Mark erschüttert und alles wieder wachgerufen.

      Derart versunken in seine Erinnerungen, bemerkte er nicht, dass seine Kollegin Christine Lekutat ins Büro gekommen war. Auf kurzen Beinen wuselte sie zur Kaffeemaschine, schenkte sich Kaffee ein und stellte sich neben den neuen Kollegen. Der smarte Chirurg verstärkte das Team der Behnisch-Klinik erst seit Kurzem. Bisher waren nicht allzu viele Einzelheiten über ihn bekannt geworden. Christine Lekutat wusste nur, dass er alleinerziehender Vater eines Teenagers war. Doch damit war


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