Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Behandlungszimmers.

      »Kann das nicht ein anderer übernehmen?«, fragte er unwillig. Nach dem Gespräch mit Alexa Quadt hatte er eigentlich vorgehabt, einen Blick in den Computer zu werfen. Ob seine Internet-Bekanntschaft schon geantwortet hatte?

      »Ich kann das schon machen«, lächelte Elena engelsgleich. »Solange du dich nicht darüber beschwerst, wenn ich eine ausgekugelte Schulter mit Quarkwickeln behandele …«

      »Schon gut. Ich gehe ja schon.« Matthias gab sich seufzend geschlagen und machte sich auf den Weg.

      Beim Anblick der beiden bunt schillernden Frauen hätte er am liebsten gleich wieder kehrtgemacht. Doch es war zu spät.

      »Endlich ein Doktor«, stöhnte Marita. »Ich habe mich schon lange nicht mehr so sehr über den Anblick eines Mannes gefreut wie jetzt.«

      »Da habe ich ja Glück, dass Sie nicht gleich schreiend davon laufen.« Matthias zog sich einen Hocker heran und setzte sich. »Wenn Sie bitte draußen warten wollen«, bat er Renate, die sich sofort diskret zurückzog. Nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, reichte er Marita ein Formular, das sie vor der Behandlung ausfüllen musste. Diese Zeit brauchte er, um sich an ihren Anblick zu gewöhnen.

      Frauen mit feuerroten Lockenmähnen waren ihm per se schon suspekt. Trugen sie dann noch selbstgestrickte Pullover und eine Menge handgemachten Schmuck, stellten sich ihm die Nackenhaare auf. Dann lieber gar keine Frau als so eine.

      Er erschrak, als sie ihn anstupste.

      »Fertig.« Sie gab ihm das Klemmbrett zurück.

      Widerwillig musste sich Matthias eingestehen, dass ihr Lächeln schön war. Einen Augenblick lang meinte er, es schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Doch diesen Gedanken verwarf er sofort wieder. Ausgeschlossen, dass er schon einmal mit einer Frau wie dieser zu tun gehabt hatte.

      »Danke.« Er warf einen kurzen Blick auf das Formular, ehe er es zur Seite legte. »Dann wollen wir mal. Wo tut es denn weh?«

      »Hier, in der Schulter.« Marita zeigte auf die schmerzende Stelle.

      »Und seit wann genau?«

      »Ehrlich gesagt schon seit ein paar Wochen.« Sie schickte ihm einen schüchternen Blick und sah schnell wieder weg. Sie konnte den Tadel förmlich hören, auch wenn kein Wort über seine Lippen kam. »Aber heute war es plötzlich ganz schlimm. Wir wollten eine besonders schwere Kiste heben. Dabei ist es passiert. Es war grässlich.« Jetzt wagte sie es doch, den Arzt anzusehen. »Was könnte das denn sein?«

      »Möglicherweise eine Entzündungsreaktion aufgrund einer Überbelastung«, erwiderte Matthias. »Aber genau kann ich das natürlich erst nach einer eingehenden Untersuchung sagen.«

      »Dass das ausgerechnet jetzt passieren musste. Ich hatte doch noch so viel vor in den nächsten Tagen.« Marita seufzte so bedrückt, dass sie ihm nun doch ein wenig leid tat.

      »Was denn, wenn ich fragen darf?«, erkundigte sich Matthias, während er ein paar Notizen machte.

      »Morgen bekomme ich eine neue Küche.«

      »Die werden Sie ja wohl nicht selbst aufbauen«, platzte er heraus.

      Marita legte den Kopf schief.

      »Und warum nicht? Trauen Sie einer Frau das nicht zu?«

      Schlagartig leuchteten seine Wangen in schönstem Rot.

      »Natürlich. Es tut mir leid. Sie müssen denken, dass ich ein richtiger Macho bin.«

      Trotz ihrer Schmerzen musste Marita lachen. Irgendwoher kam ihr dieser Mann bekannt vor. Außerdem war er ihr sympathisch. Sie hatte ihn nicht in Verlegenheit bringen wollen.

      »Nein, keine Sorge. Das war nur ein Scherz. Küchenaufbau ist in der Tat nicht mein Fall. Meine Fähigkeiten liegen in anderen Bereichen.«

      Matthias musterte sie wohlwollend. Mit jedem Satz fand er sie netter.

      »Hoffentlich gehört Lesen zu Ihren ausgesuchten Qualitäten. Darauf werden Sie sich nämlich in den nächsten Wochen beschränken müssen. Das Einräumen der Küchenschränke werden Sie wohl oder übel Ihrer Freundin überlassen müssen.«

      »Das Verbot betrifft aber nur den Arm?«, fragte sie und zwinkerte ihm belustigt zu. »Oder darf ich mich gar nicht mehr bewegen?« Das Gefühl, ihn von irgendwoher zu kennen, wuchs mit jedem Satz. War es möglich, dass sie sein Konterfei in der Partnerbörse gesehen hatte?

      Trotz seiner Vorurteile fiel es Matthias schwer, sich ihrem Charme zu entziehen. Er schrieb etwas auf einen Zettel und reichte ihn ihr.

      »Natürlich dürfen Sie sich bewegen. Sie müssen sogar.«

      Ihr Herz machte einen Satz, als sie das Stück Papier nahm. Doch es war nicht etwa seine Telefonnummer, die er ihr in die Hand drückte.

      »MRT?«, las sie ernüchtert vor.

      »Allerdings.« Matthias Weigand erhob sich lächelnd. »Sie müssen den Flur geradeaus durchgehen bis zum Ende und dann rechts abbiegen. Die Radiologie ist ausgeschildert. Allerdings muss ich Sie warnen. Heute ist ziemlich viel Betrieb. Sie sollten sich auf etwas Wartezeit einstellen. Im Anschluss sehen wir uns wieder hier.«

      Marita erhob sich und ging zur Tür. Die Hand auf der Klinke drehte sie sich noch einmal um. Eine Idee war ihr in den Sinn gekommen.

      »Sagen Sie, gibt es in der Klinik freies Internet? Ich möchte meinen Bekannten nicht zu lange auf eine Antwort warten lassen«, erklärte sie vielsagend.

      »Internet gibt es leider nicht. Aber warum rufen Sie ihn nicht einfach an?«

      Maritas Wangen wurden rot.

      Sie war gespannt auf seine Reaktion.

      »Ehrlich gesagt kenne ich ihn noch gar nicht persönlich. Wir haben uns im Internet kennengelernt.«

      Matthias’ Lächeln war undurchschaubar. Nicht das leiseste Zucken verriet ihn.

      »Wenn sein Interesse echt ist, wird er sich sicher gedulden.«

      Marita ärgerte sich darüber, dass ihr Trick wirkungslos verpufft war.

      »Da haben Sie auch wieder recht«, erklärte sie schnell und verschwand aus dem Zimmer, ehe sie sich noch mehr blamieren konnte.

      *

      Nachdem Marita Wonnegut fürs Erste versorgt war, holte sich Matthias Weigand einen Kaffee. Im Augenblick gab es nichts für ihn zu tun. Kein weiterer Notfall verlangte nach seiner Behandlung, und der kleine Quadt wurde von Danny Norden versorgt, sodass sich der Notarzt endlich guten Gewissens an den Computer setzen konnte. Er wollte sich gerade in seinen Account einloggen, als Danny zur Tür hereinkam. Er hielt einen Stapel Papier in der Hand, mit dem er durch die Luft wedelte.

      »Hast du das schon gesehen?«

      Wie ertappt schloss Matthias schnell das Internet wieder und griff nach seinem Kaffee.

      »Wenn du mir verrätst, um was es geht.

      »Das sind die Ergebnisse der Blutanalyse von Mutter und Sohn Quadt.« Danny legte sie vor Matthias auf den Schreibtisch. »Hältst du es für möglich, dass die irgendwer vertauscht hat?«

      »Ausgeschlossen!« Ohne Zögern schüttelte Matthias Weigand den Kopf. »In unserem Labor wird immer alles doppelt und dreifach geprüft.« Er zog die Unterlagen heran und studierte die Werte. »Nach dieser Analyse wäre Frau Quadt als Spenderin völlig ungeeignet.«

      »Ich habe noch nie erlebt, dass die Werte von Mutter und Sohn so stark voneinander abweichen«, bestätigte Danny. »Keiner der Tests war positiv.« Er deutete auf die entsprechenden Zahlenreihen.

      Matthias nickte nachdenklich.

      »Du hast recht. Da muss doch irgendwas schief gelaufen sein.«

      Auf diese Bestätigung hatte Danny nur gewartet.

      »Gut. Wenn du nichts dagegen hast, kläre ich das!«

      »Nein,


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