Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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ertappt sah Daniel hoch.

      »Ehrlich gesagt sehne ich mich ein bisschen nach den Zeiten in der Praxis zurück. Dort war ich mein eigener Chef, meine Mitarbeiter waren loyal, ich musste keine Intrigen fürchten, hatte mehr oder weniger geregelte Arbeitszeiten …«

      Fees Lachen unterbrach ihn.

      »Du bist der lebende Beweis dafür, dass der Mensch unangenehme Erinnerungen verdrängt.«

      »Dabei handelt es sich um einen reinen Überlebenstrieb«, rechtfertigte er sich.

      »Der scheint mir seltsamerweise zu fehlen. Zumindest erinnere ich mich sehr gut an die vielen Nächte, die ich allein in unserem Bett verbracht habe, weil du bei irgendeinem Notfall warst. Ich weiß auch noch genau, wie die Krankenkasse dir die Approbation entzogen hat wegen angeblichen Kassenbetrugs. Und dann erst …«

      »Stop! Halt! Du kannst aufhören!« Daniel schnitt eine Grimasse. »Ich hätte wissen müssen, dass es ein Fehler ist, einer Frau zu widersprechen.«

      »Ganz im Gegenteil.« Felicitas beugte sich vor und legte die Hand auf seinen Arm. »Diese kleinen Hinweise sollen dich nur daran erinnern, dass du mit der Klinikleitung die richtige Entscheidung getroffen hast.« Sie sah ihm tief in die Augen. »Und von einem Dieter Fuchs lässt sich ein Dr. Daniel Norden doch nicht ins Bockshorn jagen, oder?«

      Wenn sie geahnt hätte, welch dunkle Wolken über ihnen schwebten, hätte sie anders gesprochen. So aber nahm sie sich die Pläne des Verwaltungschefs nicht sonderlich zu Herzen.

      Daniel war kein Feigling, ganz im Gegenteil. Er liebte die Herausforderung, und die Leitung der Klinik war die Krönung seiner Karriere. In diesem Punkt war er einer Meinung mit seiner Frau. Was allerdings die Pläne des Verwaltungschefs betrafen, war er noch nicht sicher.

      »Und was ist mit der Warnung, die Jenny uns mit auf den Weg gegeben hat?«, stellte er eine berechtigte Frage.

      »Jenny war einfach erschöpft und überarbeitet. Es wurde Zeit, dass sie die Klinikleitung abgibt.« Ein weiteres Mal war Felicitas nicht um eine Begründung verlegen.

      »Und was hat das zu bedeuten, dass sie Lammers erwischt hat, als er von Fuchs gekommen ist?«

      »Lammers und ich haben über die Anschaffung eines neuen Atem­unterstützungsgeräts für Kinder diskutiert. Wahrscheinlich war das der Grund, warum er beim Verwaltungschef vorstellig wurde.« Fee sah ihren Mann fragend an. Die Skepsis in seinem Blick gefiel ihr nicht. »Wenn es dich beruhigt, kann ich es herausfinden.«

      »Das würde es in der Tat.«

      Daniel lächelte. Die Worte seiner Frau hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Wahrscheinlich sah er wirklich nur Gespenster! Derart beruhigt, bemerkte er, wie hungrig ihn der Spaziergang gemacht hatte, und endlich machte er sich über die Gemüsequiche her.

      *

      »Wenn ich heute noch einen Krümel esse, platze ich«, seufzte Daniel schließlich. Nach einem Blick auf die Uhr sah er Fee fragend an. »Hast du noch einen Wunsch?«

      »Einen Abend mit dir auf der Couch bei einem schönen Glas Wein.«

      »Dein Wunsch ist mir Befehl.«

      Nachdem Daniel die Rechnung beglichen hatte, traten sie nach draußen in die Dämmerung und genossen die kühle Luft auf den erhitzten Wangen. Ein gedämpftes Klingeln ließ Felicitas aufhorchen.

      »Ist das dein Handy oder meines?«, erkundigte sie sich bei ihrem Mann. Gleichzeitig machte sie sich auf die Suche nach ihrem Mobiltelefon.

      »Alle beide.« Daniel war bereits fündig geworden und warf einen Blick auf das Display. »Das ist Danny.«

      Auch Fee hatte inzwischen Erfolg gehabt. »Was will denn Lammers von mir?« Sie schickte Daniel einen fragenden Blick, ehe sie das Telefonat annahm.

      Ihr Mann tat es ihr gleich. Wenige Augenblicke später waren beide Gespräche beendet und Daniel drehte sich wieder zu seiner Frau um.

      »Jetzt passiert genau das, was ich gefürchtet habe, als ich die Leitung der Klinik übernommen habe.« Das schlechte Gewissen stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Ich muss in die Klinik. Eine Transplantation.«

      »Ach ja?« Statt enttäuscht oder gar böse zu sein, lächelte Felicitas. »Dann muss ich ja keine Schuldgefühle haben. Mein Typ wird nämlich auch verlangt. Wir operieren parallel.«

      Daniel wandte sich in die Richtung, in der die Klinik lag.

      »Lohnt es sich, nach Hause zu gehen und den Wagen zu holen? Oder sind wir von hier aus schneller in der Klinik?«

      »Kommt darauf an, wie gut du zu Fuß bist, alter Mann«, scherzte Felicitas und griff nach seiner Hand.

      Diese Bemerkung konnte Daniel natürlich nicht auf sich sitzen lassen.

      »Der alte Mann wird dir gleich zeigen, wo der Hammer hängt.« Er zog Fee zurück und überholte sie.

      »He, das ist unfair!« Mit den Ellbogen drängte sie sich wieder an ihm vorbei.

      In diesen fröhlichen Wettstreit vertieft, war der Weg zur Klinik ein Katzensprung. Völlig außer Atem kam Daniel dort an. Fee folgte ihm auf den Fersen.

      Danny erwartete seinen Vater schon ungeduldig. Bei seinem Anblick stutzte er.

      »Was ist denn mit dir passiert? Hast du noch schnell einen Saunagang eingelegt?«

      »Deine Mutter hat mich zum Wettlauf herausgefordert«, gestand Daniel. Er deutete auf seine Frau, die sich keuchend zu ihnen gesellte, und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

      Der Junior bedachte seine Eltern mit einem Kopfschütteln und machte sich auf den Weg. Die Vorbereitungen waren in vollem Gang. Sie hatten keine Zeit zu verlieren.

      »Sagt mal, wie alt seid ihr eigentlich? Solltet ihr nicht langsam vernünftig werden?«, fragte er, während sie Seite an Seite den Flur hinunter eilten.

      »Dafür haben wir später noch genügend Zeit.« Fee blinzelte ihren Mann an. »Nicht wahr, Dan!«

      »Ich bin mir gar nicht so sicher, dass es überhaupt einmal so weit kommen wird. Du bist mein Jungbrunnen. Mit dir an meiner Seite werde ich jeden Tag jünger, aber nicht unbedingt vernünftiger.«

      »Sprachen der Klinikchef und die Leiterin der Pädiatrie.« Danny stöhnte auf. »Ein Glück, dass euch keiner zuhört.«

      Daniel und Fee lachten.

      »Nachdem wir das jetzt geklärt hätten, können wir uns den wichtigen Dingen des Lebens zuwenden.«

      Sie näherten sich dem Operationsbereich, wo die beiden Patienten auf den Eingriff vorbereitet wurden.

      »Bevor ich Lammers treffe, brauche ich ein paar Details über den Jungen«, bat Felicitas.

      Bereitwillig gab Danny die gewünschten Informationen, wenn auch nur in kurzer Form. Das ganze Ausmaß des Dramas musste bis später warten.

      »Die Werte von Vater und Sohn passen perfekt zusammen. Wir erwarten keine Komplikationen«, beendete er seinen Bericht. »Die beiden Teams stehen bereit. Wir haben zwei nebeneinanderliegende OPs gewählt. Dad, du operierst mit Dr. Lorentz, die Kollegin Neubeck assistiert. Die Anästhesie übernimmt Frau Dr. Räther.«

      »Perfekt.« Daniel Norden war einverstanden. Aller Schalk war aus seinen Augen verschwunden. Doch die vergnüglichen Stunden mit seiner Frau waren nicht ohne Wirkung geblieben. Voller Energie und Optimismus betrat er den OP-Bereich und begann, sich auf den Eingriff vorzubereiten.

      Unterdessen wandte sich Danny an seine Mutter.

      »Lammers hat euer Team zusammengestellt. Ihr beide operiert mit Frau Dr. May. Anästhesist ist Dr. Klaiber.«

      »Lammers und May?« Fee schickte einen Stoßseufzer in den Himmel. Seit dem Ende ihrer Affäre waren sich Volker Lammers und Carola May spinnefeind. »Wenn das mal gut geht!«, orakelte sie, ehe sie es ihrem Mann gleichtat und sich umzog. In Operationskleidern ging sie


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