Flora Flitzebesen - Sammelband 2 in 1. Eleni Livanios

Flora Flitzebesen - Sammelband 2 in 1 - Eleni Livanios


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erst am Mittag los“, antwortete Flora gelassen. Sie war inzwischen neben die Raben auf die Fensterbank gestiegen, schwang ein Bein über den Besenstiel und stieß sich kräftig mit den Füßen ab. Schwups, erhob sich der Besen in die Luft. „Wir sehen uns nachher!“, rief sie den beiden Vögeln zu.

      Dann sauste sie auch schon davon. Zuerst drehte Flora eine kleine Runde über Omimis Garten. Die Wiese war getupft von herabgefallenem buntem Laub. Der Herbst war im Anmarsch. Flora flog höher und ließ den Besen über all die grasbewachsenen Hausdächer des Grasdachviertels fliegen. Es war noch früh am Morgen und ein Samstag, die meisten Hexenkinder schliefen noch.

      „Kringel, aufgepasst“, sagte Flora. „Jetzt machen wir einen Flitzeflug, dass es nur so zischt.“

      Die kleine Hexe beugte sich vor und schnalzte mit der Zunge. Sofort bäumte sich der Besen ein wenig auf und sauste los. Pfeilschnell schoss er durch die Luft. Flora lachte begeistert. Sie lehnte sich weit nach vorn, damit der Besen noch schneller wurde. Wie herrlich es war, wenn einem der Wind so um die Ohren pfiff. Flora liebte das. „Ich lass meinen Besen flitzen“, sang Flora lauthals.

      „Spinnen kommen aus den Ritzen,

       um zu sehen, wie ich zische

       durch die Morgenluft, die frische!“

      Dann kicherte Flora, denn ihr gefiel, was sie eben gedichtet hatte. Sie ließ den Besen nun langsamer fliegen und bald schwebte er ganz gemächlich dahin.

      „Schau mal, Kringel“, rief Flora. „Da unten geht Omimi.“

      Kringel stieß ein lautes Miauen aus, aber Omimi hörte ihn nicht. Eigentlich waren unter ihnen nur ein riesiger Hexenhut zu sehen und ein knallgelber Rock, der sich bei jedem Schritt unter der Krempe hervorbauschte. Aber Flora erkannte gelbe Rosen und nur Omimi schmückte ihren Hexenhut mit gelben Heckenrosen.

      Omimi überquerte gerade mit langen Schritten den Marktplatz und steuerte geradewegs auf das Café Klatschmohn zu, das alle Bewohner der Stadt nur Klatschcafé nannten, weil man sich hier bei einer Tasse Kräutertee den neuesten Klatsch und Tratsch erzählte. An einem der Tischchen saßen drei alte Hexen beisammen und winkten Omimi eifrig zu sich.

      Als Nächstes flog Flora über das Türmchenviertel hinweg, dann über das Windmühlenviertel und schließlich weiter über das Wasserviertel mit den vielen Wasserkanälen zwischen den Häuserzeilen. Dann lenkte sie ihren Besen zurück nach Hause zum Grasdachviertel.

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      Als Flora wieder über den Marktplatz flog, waren alle Tischchen des Klatschcafés leer. Omimi und ihre Freundinnen waren wohl schon nach Hause gegangen.

      „Jetzt müssen wir uns beeilen, Kringel, gleich gibt’s Frühstück“, sagte Flora und ließ ihren Besen wieder etwas schneller fliegen.

      Aus der Küche strömte der Duft von frischem Kräutertee und warmen Brötchen.

      „Guten Morgen“, rief Flora fröhlich zur Haustür herein und landete ihren Besen direkt auf der Schwelle.

      Omimi stellte gerade einen Korb mit frischen Hexenwecken auf den Tisch. „Wo warst du denn schon so früh?“, fragte sie.

      „Draußen. Frische Luft tanken, um wach zu werden.“ Flora lehnte ihren Besen an die Wand und Kringel sprang auf den Tisch.

      Genüsslich rekelte er sich zwischen Teetassen und Marmeladengläsern. Anemona Floribunda, Floras Mama, lachte. Sie streckte die Hand aus und streichelte Kringel, der gleich zu schnurren begann.

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      „Ich dachte, du schläfst heute mal aus, du musst doch gut ausgeruht sein für den Wettkampf heute Nachmittag“, sagte sie zu Flora.

      „Ich bin ganz frisch und munter“, antwortete Flora vergnügt.

      Omimi goss allen der Reihe nach Kräutertee in die Tassen.

      „Hm, ich hab sogar richtig Lust aufs Frühstück“, verkündete Flora und schnappte sich einen Wecken.

      Mama war überrascht. „Das ist ja ganz was Neues. Sonst bringst du doch morgens fast nie etwas runter.“

      „Stellt euch vor, was ich im Klatschcafé gehört habe“, unterbrach Omimi sie. „Turdus Merula hat eine Entdeckung gemacht.“

      Flora spitzte die Ohren. Turdus war in der ganzen Stadt bekannt, denn der Hexenrat hatte ihn damit beauftragt, sich um die magischen Tiere im Hexenrosenstädtchen zu kümmern.

      „Was für eine Entdeckung?“, wollte auch Mama gleich wissen.

      „Turdus hat herausgefunden, dass es magische Fledermäuse gibt. Er hat sie in irgendeiner Grotte gefunden und ganz viele von ihnen eingesammelt. Dabei hat er entdeckt, dass diese Fledermäuse wie Wärmelampen funktionieren. Turdus hängt nun überall solche Fledermäuse auf und will im Winter ganze Häuser mit ihnen beheizen.“ „Tolle Erfindung“, murmelte Mama und biss in einen Hexenwecken. „Und den Fledermäusen macht es nichts aus, irgendwo hängen zu müssen, um Wärme abzugeben?“, fragte Flora.

      „Nein, ganz bestimmt nicht“, meinte Omimi. „Die hängen doch tagsüber ohnehin kopfüber an den Wänden und schlafen.“

      Dann zog sie die Stirn in Falten. Kringel war nämlich gerade dabei, die Butter von Floras Brot zu lecken.

      „Kringel!“, schimpfte Flora. „Wenn man dich mal einen Moment aus den Augen lässt …!“

      Nach dem Frühstück hatte Flora jede Menge zu tun. Sie nahm ihren Flugbesen und ein schwarzes Döschen von der Küchenkommode und ging damit nach draußen. Ihren Besen legte sie über die Gartenbank und begann, den Stiel mit einer giftgrünen Salbe einzureiben. Kringel rollte sich im Gras zusammen und döste ein wenig.

      Da ließen sich Nux und Borax auf der Lehne der Gartenbank nieder.

      „Was machst du denn da?“, krächzte Borax.

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      Flora zuckte zusammen. „Nux, Borax, habt ihr mich erschreckt! Müsst ihr immer so lautlos anflattern?“

      „Lautlos flattern ist unsere Spezialität“, sagte Borax stolz. „Nux und ich sind die einzigen Raben, die das können.“

      „Was stinkt denn da so entsetzlich?“, fragte Nux.

      „Das ist die Flugsalbe“, antwortete Flora. „Ich reibe damit meinen Besen ein. Flugsalbe lässt ihn schneller losflitzen.“

      „Aber du fliegst doch auch so sehr schnell“, wandte Nux ein. „Was brauchst du da noch Salbe?“

      „Alle Teilnehmer des großen Besenwettfliegens machen das so“, antwortete Flora. „Und es ist das erste Mal, dass ich mitfliegen darf. Da überlasse ich doch nichts dem Zufall, nicht wahr, Kringel?“ Flora beugte sich zu ihrem Kater hinunter, aber der öffnete nur müde ein Auge und schlief gleich wieder ein.

      „Fauler Kater“, murmelte Flora. „Aber du wirst schon sehen. Heute wird ein aufregender Tag werden. Da wirst du die Augen aufreißen!“

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      Das Besenwettfliegen

      Als Flora kurz vor Mittag zusammen mit ihrer Mama und Omimi auf der großen Wiese hinter dem Hexenrosenstädtchen ankam, hatten sich schon ganz viele Hexen und Hexer versammelt.

      Mitten in dem Getümmel kam Hille,


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