Flora Flitzebesen - Sammelband 2 in 1. Eleni Livanios

Flora Flitzebesen - Sammelband 2 in 1 - Eleni Livanios


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von ihrer Omimi auf der rechten Wange. Und plötzlich wurde sie hochgehoben und ein paar Hexenjungen stemmten sie auf ausgestreckten Armen in die Luft.

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      Flora strahlte. Sie konnte es kaum glauben. Sie war Erste geworden – mit großem Abstand! Sie hatte gewonnen!

      „Die Siegerehrung findet in wenigen Augenblicken unter den drei Birken statt“, verkündete die Oberhexe.

      Alle, die beim Besenwettfliegen mitgemacht oder zugesehen hatten, versammelten sich unter den Bäumen.

      „Wir gratulieren unserer Gewinnerin, Flora Floribunda, acht Jahre!“, ertönte die Stimme der Oberhexe. „Flora hat zum ersten Mal am Besenwettfliegen teilgenommen und gleich den ersten Platz gemacht!“ Es wurde heftig applaudiert und man hörte Freudenpfiffe und Floras Name wurde immer wieder gerufen. Die Menge jubelte vor Begeisterung. Flora wurde erneut hochgehoben und auf das Siegerpodest in der Mitte gestellt. Punica Granata trat an Flora heran und hängte ihr eine Medaille um und dann setzte sie ihr einen geflochtenen Kranz aus Lorbeerblättern auf den Kopf.

      Flora konnte gar nicht aufhören zu grinsen. Sie sah sich um und entdeckte in der Menge die stolzen Gesichter von Mama und Omimi. Hille flatterte in der Luft neben ihnen und klatschte wie wild.

      „Wir gratulieren Turdus Merula zum zweiten Platz“, ließ sich die Oberhexe vernehmen.

      Turdus bestieg die Stufe links neben Flora. Er hatte einen kleinen dicken Drachen dabei. Dunkelgrau glänzend war der und seine Rückenschuppen schillerten in allen Farben. Der Drache tapste schwerfällig hinauf auf die gestapelten Kisten und stellte sich neben Turdus. Er wirkte wie ein Hund, der treu seinem Herrchen überallhin folgt. Turdus wandte sich Flora zu und streckte ihr die Hand entgegen. Flora nahm sie recht erstaunt und Turdus schüttelte ihre Hand sehr kräftig, es tat beinahe ein bisschen weh. Flora überlegte für einen Moment, ob sie Turdus wegen des unfairen Flugmanövers am Donnerfelsen zur Rede stellen sollte. Doch da trat schon die Oberhexe zu ihnen und hängte auch Turdus eine Medaille um. Flora schluckte ihren letzten Ärger über den Hexer hinunter. Schließlich war jetzt alles gut!

      „Den dritten Platz hat Majoranus Maculatus belegt“, rief die Oberhexe. „Auch er ist acht Jahre alt und hat dieses Jahr zum ersten Mal teilgenommen. Wir gratulieren unseren drei ersten Plätzen ganz herzlich!“

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      Alle applaudierten kräftig und dann begann das Fest. Musik ertönte. Das Hexenorchester hatte Aufstellung genommen und auf Flöten, Harfen, Geigen und Trommeln wurde ein fröhliches Lied nach dem anderen gespielt.

      „O, wie schön du glitzerst, Flora“, sagte Hille bewundernd. Flora sah an sich herunter. Die silbrigen Fäden des großen Spinnennetzes klebten an ihrer Kleidung und sie funkelten tatsächlich wunderschön.

      Vinus, der Wirt, lud alle in seinen Biergarten, wo Tische und Bänke aufgestellt waren, und es gab herrliches Essen.

      Flora plauderte und lachte mit den anderen Hexenkindern. Sie spielten Fangen zwischen den langen Holztischen. Laurus war dabei sowie Cosmea, ein Hexenmädchen aus Floras Klasse, und natürlich Hille. Nur schade, dass Malte, Floras bester Freund, nicht da war. Aber er machte noch Urlaub bei seinem Großvater am Meer.

      Flora lief nun schon zum achten Mal, um sich ein Eis zu holen. Hoffentlich bemerkte Mama das nicht!

      Aber Anemona stand neben dem großen Kupferkessel, in dem die Kräuterlimonade vor sich hin blubberte, und sprach mit Turdus. Sein dicker Drache hockte vor dem Kupferkessel und starrte diesen an. Turdus redete sehr viel und Mama schien ihm äußerst gern zuzuhören. Als Flora wenig später mit dem Eis zurückkam, waren Mama und Turdus nicht mehr zu sehen. Aber Turdus’ Drache hockte immer noch vor dem Kupferkessel.

      „Was macht er da bloß?“, fragte Hille, die herangeflattert war.

      „Keine Ahnung. Vielleicht gefällt ihm das Blubbern der Kräuterlimonade“, meinte Flora.

      Später wurde getanzt. Hexentango! Turdus forderte Mama auf und Flora hörte die Leute tuscheln.

      „Was für ein schönes Paar“, sagten manche. Oder: „Dieser Turdus Merula ist wirklich ein charmanter Mann.“

      „Tsss, von wegen charmant! Abgedrängt hat er mich“, dachte Flora. Oder war es wirklich nur ein Versehen gewesen?

      Als der Mond schon ganz hoch am Himmel stand, ging das Fest zu Ende. Alle suchten ihre Besen zusammen und machten sich schwebend auf den Nachhauseweg.

      Nur Turdus Merula schien fieberhaft etwas zu suchen. „Wo ist denn nur Estragon?“, rief er aufgeregt.

      „Wer ist Estragon?“, wollte Mama Anemona wissen.

      „Na, mein Drache“, antwortete Turdus. „Er weicht sonst nie von meiner Seite. Ich weiß gar nicht, wo ich ihn zuletzt gesehen habe.“

      „Hier ist er!“, rief Laurus. Er zeigte auf ein dunkles Häufchen, das vor dem Kupferkessel hockte. Im Fackelschein betrachtete der Drache sein Spiegelbild in dem glänzenden Kessel. So wie es aussah, hatte er in den letzten Stunden nichts anderes getan und sich nicht vom Fleck gerührt.

      „Komm, Estragon. Wir fliegen jetzt nach Hause“, sagte Turdus. Der Drache aber rührte sich nicht, sondern legte nur den Kopf schief und betrachtete sich weiter. Er schien ganz verliebt in sein eigenes Spiegelbild zu sein.

      Hille fing an zu kichern. Flora, Laurus und Cosmea fanden den Anblick des Drachen auch äußerst komisch.

      „Hat man schon so einen selbstverliebten Drachen gesehen?“, grummelte Turdus verlegen. „Kannst du dich jetzt endlich mal vom Fleck bewegen?“

      Flora spürte, dass Turdus immer ungeduldiger wurde, und als niemand hinsah, gab er Estragon einen leichten Tritt in die Seite. Dann fasste er den Drachen unter den Bauch und hievte ihn von dem Kupferkessel weg.

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      Mutproben

      „Flora, aufwachen“, sang Mama fröhlich.

      Flora stöhnte. Es war doch Sonntag. Warum sollte sie nicht noch länger schlafen? Sie drehte sich um und öffnete mühsam ein Auge.

      Floras Mutter stand vor dem Bett und schwenkte den Hexenrosenboten in der Luft. Dann legte sie die Zeitung auf die Bettdecke. Kringel bohrte sofort seinen flauschigen Kopf unter das raschelnde Papier und versuchte darunterzukriechen. Er liebte es, Verstecken zu spielen.

      „Kuckuck“, rief Flora und riss dann ungläubig die Augen auf. Da, auf der Titelseite, das war ja sie selbst, wie sie auf ihrem Flugbesen durch die Luft schoss. „Flora Flitzebesen!“, stand unter dem Foto in fetten Buchstaben. Was sollte denn das heißen?

      „Lies, was da über meine Tochter steht!“, sagte Mama stolz. Flora las laut vor:

      „Die achtjährige Flora Floribunda, Tochter der bekannten Heilerin Anemona Floribunda, nahm dieses Jahr zum ersten Mal am Besenwettfliegen teil. Ganz offensichtlich handelt es sich bei der kleinen Flora um ein ausgesprochenes Flugtalent. Noch nie in all den vergangenen Jahren hat das Hexenrosental einen derartig schnellen Besenflug gesehen. Mit viel Geschick und Mut lenkte Flora ihren Besen durch alle Hindernisse und flitzte dann entschlossen und weit vor allen anderen ins Ziel. Flora ist die schnellste Besenfliegerin aller Zeiten. Es wäre kein Wunder, wenn das Mädchen ab sofort nur noch Flora Flitzebesen genannt werden würde!“

      Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf Floras Gesicht aus. „Flora Flitzebesen, das gefällt mir“, sagte sie. Ihre Mutter nickte lächelnd.

      Beim


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