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Millionäre. Artur Hermann Landsberger
dass Emilie das nicht gesagt hat,“ dachte Leopold.
Die Prinzessin lächelte und wandte sich an Emilie.
„Vielleicht, dass Sie mit Frau Kommerzienrat Beer ein Programm für die kirchliche Feier entwerfen.“
„Mit Vergnügen,“ drängte sich Frau Beer vor. „Ich bin entgegen dem Fräulein Komtesse ganz der Ansicht Eurer Durchlaucht, dass hier nur der Zuspruch der christlichen Kirche helfen kann. Ich werde mich noch heute mit dem Geistlichen des Orts in Verbindung setzen.“
Wie gut, dass man getauft ist! dachte Beer – zum ersten Male in seinem Leben.
Aber Emilie zitterten die Knie; die Augen der Prinzessin waren fest auf sie gerichtet.
„Eure Hoheit verzeihen –“, stiess sie ängstlich hervor ... „aber mein Wort darauf – ich habe es meinem Mann so oft gesagt – jedesmal kam irgendein wichtiges Geschäft dazwischen – es ist nichts weiter als Nachlässigkeit, dass wir noch nicht getauft sind.“
Leopold stimmte zu.
„Was sagst du dazu?“ wandte sich die Komtesse an ihre Tante.
Die Prinzessin ertrug diese Menschen nicht länger um sich.
„Meine Damen und Herren!“ begann sie, – und was sie sagte, klang bestimmt – „ich habe den Vorsitz im Komitee nicht übernommen, um Ihnen und den andern Fremden hier Gelegenheit zu schaffen, sich zu amüsieren! Für solche Zwekke wenden Sie sich gefälligst an den Kurdirektor oder sonst wen. Dies Fest findet nicht statt! Wenigstens nicht unter dem Missbrauch meines Namens, den ich dazu nicht hergebe! Es bleibt Ihnen natürlich unbenommen, ohne mich zu machen, was ihnen gut und schicklich scheint. Ich würde kein Wort weiter verlieren, wenn meine Nichte mir nicht das Elend der Unglücklichen mit so viel Wärme geschildert hätte, dass ich es für eine menschliche Pflicht hielt, zur Linderung dieser Not zu tun, was irgend in meiner Kraft steht. Und wenn das, was ich beinahe fürchte, nicht anders als mit Spekulation auf die Eitelkeit möglich ist – gut, so will ich auch das Opfer bringen. Ich habe also für morgen früh einen Extrazug bestellt, der Platz für dreihundert Personen bietet. Ich werde bitten, mich auf meinem Ausflug an die Unglücksstätte zu begleiten und gleich mir, Lebensmittel und Kleidung für die Unglücklichen in möglichst reichem Masse mitzunehmen. Für das Billett sind fünfzig Mark zu entrichten. Das Geld wird dazu verwandt werden, um an Ort und Stelle die höchste Not zu lindern. Gegen abend werden wir dann gemeinsam wieder nach hier zurückkehren; und ich werde nach dem Diner alle Teilnehmer zu einem gemütlichen Abendschoppen als meine Gäste bei mir sehen. Das erscheint mir wirksamer als Brillantfeuerwerk und Operettenschlager.“
Mit etwas saurer Miene stimmten Beers und Lessers bei. Die Gräfin Larisch und die Baronin Holzing fanden diese Massenexkursion etwas plebejisch und kostspielig. Aber auch sie widersprachen nicht.
Die Prinzessin reichte jedem die Hand. Nur die Komtesse Roedern, die mit ihr reiste, blieb bei ihr.
Im Vestibül nahmen alle korrekt und förmlich voneinander Abschied. Leopold und Emilie stiegen schweigend die Treppe hinunter – schweigend bogen sie in die enge Strasse, die zu ihrem Hotel führte. Auch als sie auf ihrem Zimmer waren, standen sie geraume Zeit einander gegenüber, sahen sich an, nickten mit den Köpfen und sagten gar nichts.
Zuviel Eindrücke hatten sie empfangen, keiner wusste, wo er beginnen sollte.
Leopold dachte gerade an die hundert Flaschen Champagner, die nun – statt in den Sektpavillon – in seinen Keller kamen! Leopold freute sich.
Emilie wusste nicht, ob sie jauchzen oder schluchzen sollte. War es ein Erfolg gewesen oder eine Niederlage? – Was hatte sich in dieser halben Stunde nicht alles begeben! – Gewiss! sie hatte schwache Momente gehabt. Aber daneben waren auch Augenblicke gewesen, in denen sie gut abgeschnitten hatte. Sie dachte an Lehar und Strauss! Und sie fühlte: noch ein paar Male und sie bewegte sich auch in diesen Kreisen so sicher und natürlich wie die andern. –
Da öffnete sich die Tür!
Jette stürzte ins Zimmer; hinterher die Zofe.
„Da bin ich!“ rief sie und setzte mit einem energischen Ruck die Handtasche auf den Boden. „Na, wie seh’ ich aus? sieht man mir an, dass ich die ganze Nacht gereist bin?“
„Kind!“ sagte Emilie und war mit ihren Gedanken noch immer ganz wo anders.
Jette sah sich um.
„Was ist das für ’ne Prinzessin, die mich kennen lernen will? Aus Haiti oder Honolulu?“
„Kind!“ wiederholte Emilie vorwurfsvoll.
„Du wirst sie morgen früh kennen lernen,“ sagte Leopold und erzählte ihr von dem Unglücksfalle und der gemeinsamen Fahrt am nächsten Morgen.
„Das ist ja totschick!“ rief Jette spöttisch. „Das übernehmen wir nach Berlin! nicht wahr, Mama?“
„Das ist noch gar kein schlechter Gedanke,“ erwiderte Emilie.
„Wie sollte deine Tochter auch schlechte Gedanken haben! Denke nur, Ausflüge zu wohltätigen Zwecken! in Extrazügen! mit allen Schikanen! Ich finde das himmlisch!“
„Aufsehen würde das schon machen!“ meinte Leopold.
„Na ob!“ erwiderte Jette, „das wird die grösste gesellschaftliche Attraktion des nächsten Winters! Das werden euch alle nachmachen.“
„Aber wir werden die ersten sein!“ sagte Emilie strahlend.
Leopold schüttelte den Kopf.
„Bei unserm Pech passiert den ganzen Winter über kein Unglück.“
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