Lernen aus dem Lockdown?. Группа авторов

Lernen aus dem Lockdown? - Группа авторов


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wir bislang noch nicht digital miteinander gespielt beziehungsweise performt.

      Jetzt erst, nach zweieinhalb Monaten, haben wir die Voraussetzungen dafür geschaffen. Wir sind produktiv, ohne Frage, aber langsam. Wir haben unsere letzte Produktion ausgewertet, ein regelmäßiges Körpertraining organisiert und den Versuch unternommen, diesen Text gemeinsam zu schreiben. Dabei haben wir besprochen, wo Chancen oder Risiken für Menschen mit Behinderung oder uns als Gruppe liegen, wenn sich das Theater verstärkt ins Internet verlagert. Die Schwierigkeit an diesem Gespräch war allerdings: Die meisten hatten noch keines der digitalen Formate gesehen. Unter anderem auch weil bislang bestehende Angebote zumindest für viele von uns nicht barrierefrei – im Sinne von gut auffindbar und verständlich – sind. Insofern werden wir eine Antwort auf die Frage, wie wir das „Theater im Internet“ bewerten oder welche Formate wir uns dafür ausdenken könnten, erst in der Zukunft erhalten, wenn wir einen Weg gefunden haben, dies selbst auszuprobieren und zu reflektieren. Menschen, die ansonsten mit der mangelnden Barrierefreiheit „echter“ Theaterhäuser kämpfen, aber sich ohne Barrieren im Netz bewegen, sehen digitale Theaterformate vielleicht positiver als wir. Was als Chance oder Risiko gilt, hängt maßgeblich davon ab, wen man fragt. Und von den Alternativen – was, wenn ein Livestream auch nach der Pandemie den echten Besuch einer Vorstellung ersetzen soll?

      Einige von uns benötigen gerade alle Kraft, ihren Alltag zu bewältigen, andere schreiben in einer Geschwindigkeit neue Stücke, dass einem schwindelig wird. „Ein Mantel, nein, ein ganzer Mensch, eingekleidet in Mund-Nasen-Schutzmasken – aneinandergenäht“, antwortet Dennis Seidel auf die Frage, wie er ein Kunstwerk zum Thema „Schutzkonzept“ gestalten würde. Er selbst schreibt und spielt bei sich zu Hause, macht Musik, entwickelt Soloperformances mit Meerschweinchen und denkt an Live-Übertragungen aus seinem Zimmer. Er und auch Friederike Jaglitz betonen, dass der Vorteil dieser Arbeit sei, dass man seine Ruhe habe: Niemand redet einem rein oder macht Bemerkungen über das, was man tut. Allerdings kann das Erarbeitete auch mit Niemandem direkt besprochen werden, nicht persönlich. Die fehlende Resonanz der Zuschauenden bemängeln viele Gruppenmitglieder.

      Ein weiterer Aspekt des Theaters in Zeiten der Pandemie beschäftigt uns:

      Kunst greift tagesaktuelle Themen auf. Zum Beispiel die Frage der Triage – wer bekommt die notwendige ärztliche Unterstützung, wenn die Ressourcen nicht ausreichen? Gerade jetzt wäre es wichtig, die Perspektive von Menschen mit Behinderung sichtbar zu machen, die hiervon ganz direkt bedroht sind, dazu jedoch kaum gehört werden. Aber wie können wir solche Themen besprechen, erklären, uns ihnen stellen, wenn wir einander nicht berühren, nicht trösten können? Und wenn wir die Auswirkungen von dem, was wir sagen, nicht an den feinen Reaktionen unseres Gegenübers ablesen und unser Verhalten darauf abstimmen können?

      Wenn die Kunst im digitalen Raum stattfindet (und sich zudem Rahmenbedingungen und der gesellschaftliche Kontext täglich verändern), steigen Tempo und Anspruch an Aktualität. Damit Schritt zu halten fällt uns schwer. Und wir sind vor allem dann langsam, wenn wir wirklich als Gruppe weitergehen und nicht einige, zum Beispiel diejenigen ohne Internetzugang, zurücklassen wollen. Hier ist das Theater im digitalen Raum für uns eher Risiko als Chance.

      „Ein Objekt aus Palmen aus vielen Farben, die Palmen aneinandergebunden. Ein Reetdach, eine Tür, ein Häuschen mit Fensterchen, durch die man durchluschern kann. Wir können uns da hinein verkriechen, wenn wir Schutz brauchen. Das Dach kann man öffnen, um Sonne zu tanken“, beschreibt Lina Strothmann ihr Schutzkonzept-Kunstwerk. Im Gegensatz zu Linas Palmenschutzraum können wir unsere Räume nicht eigenständig nach Bedarf öffnen. Wir sind einerseits freie Gruppe und andererseits Teil einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Einige von uns haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Zu den Regeln, die allgemein für die Theaterarbeit gelten, kommen so noch weitere Vorgaben hinzu, die uns auf absehbare Zeit eine noch stärker eingeschränkte (Proben-)Arbeit erlauben, Dienstreisen (= öffentliche Auftritte) sind untersagt. Es zeichnet sich ab, dass der Theaterbetrieb ab Herbst weitgehend ohne die Beteiligung von Künstler*innen mit Behinderung hochgefahren wird. Jedenfalls ohne uns.

      Also werden wir in unserem Tempo neue Formate und digitale Performances entwickeln und versuchen, trotzdem sichtbar zu bleiben. Wir hoffen, dann noch ein Publikum zu finden, das sich neben einem realen Theaterbesuch auch für Theater im Netz interessiert. Und vor allem hoffen wir auf eine „Rolle vorwärts“ – um die inklusive Öffnung des Theaterbetriebs mit Impulsen aus dem Lockdown wieder in Schwung zu bringen.

      Meine Damen und Herren ist ein inklusives Theaterkollektiv aus Hamburg. Seit 1996 arbeiten hier Schauspieler*innen mit sogenannter geistiger Behinderung. Aufführungsorte sind u. a. Kampnagel in Hamburg sowie das Forum Freies Theater in Düsseldorf. Das Team dieses Artikels besteht aus Katharina Bromka, Lis Marie Diehl, Josefine Großkinsky, Friederike Jaglitz, Melanie Lux, Tom Reinecke, Dennis Seidel, Paula Stolze, Lina Strothmann, Martina Vermaaten.

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      KAMPNAGEL, HAMBURG, 12. Mai 2020, Foto: Sophie Pulkus (Mitarbeiterin in der Kasse). Seit März ist die Kasse wegen der aktuellen Kontaktbeschränkungen und des eingestellten Spielbetriebs nur telefonisch zu erreichen, Karten werden keine verkauft.

      KRÄNK

      Sahar Rahimi

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      Sahar Rahimi, geboren in Teheran, ist Regisseurin und Performerin und lebt zurzeit in München. Sie studierte am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und ist Mitbegründerin der Performancegruppe Monster Truck, die in den Bereichen Theater, Performance, Video und Bildende Kunst arbeitet. Monster Truck realisiert Projekte in der Freien Szene und am Stadttheater, u. a. an den Sophiensælen Berlin, am Mousonturm Frankfurt, an den Münchner Kammerspielen und am Schauspiel Bochum, und war bei zahlreichen Festivals wie dem Impulse Theater Festival, dem Radikal Jung Festival, dem Israel Festival und dem lagos_live Festival zu Gast. Für ihre Arbeiten wurden Monster Truck mit dem Preis des Favoriten Festivals und dem Tabori Preis ausgezeichnet. Im Rahmen der Impulse-Akademie 2020 leitete Sahar Rahimi einen digitalen Working-Class-Stammtisch.

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      GESSNERALLEE, ZÜRICH, 30. April 2020, Foto: Sandro Burkart (Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), der beobachtete, wie ein alter Molton in der Halle geflickt wurde.

      CIRCLES OF RESILIENCE AN OBSERVATION ON WOUND TOPOGRAPHY AND POSSIBILITY

      Diya Naidu

      She asks me to accompany her onto the balcony for a smoke. I go along, bracing myself for the chill outdoors. It is August 2015 and almost the end of my three month artist’s residency in Zurich. She and her sister had come to my studio presentation a few days before. The work was about violence against women. For the entire forty minutes of the performance, both were engaged, emotional and deeply connected. Both were wounded or, as I would later discover, triggered by a former hurt. One that was ancient and carried by the entire tribe. I would also discover this essential fact about wound topography – all wounds lead to each other, they are connected. This is something a certain microbe we now know as Covid-19 would ruthlessly demonstrate: the wound of racism (disproportionate infections among Black Americans), classism (millions of labourers walking home across thousands of kilometres in India), capitalism (the havoc caused to food supplies by the global supply chain) and patriarchy (whole nations and environments suffering at the hands of old male leadership, the rise in domestic abuse of women and children during lockdown) and how these bodies of pain all flowed into each other.

      After


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