Sophienlust Bestseller Box 1 – Familienroman. Marisa Frank

Sophienlust Bestseller Box 1 – Familienroman - Marisa Frank


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und sangen dazu.

      Volker Eckstein bewies Geschmack, das mußte Manfred zugeben. Dieses Mädchen war nicht nur bildhübsch, sie hatte bestimmt auch ein Herz voller Liebe, für das es sich lohnte, seine Freiheit aufzugeben.

      So etwas wie Neid erfüllte den Mann, dem sein vergangenes Leben plötzlich sinnlos und oberflächlich erschien. So konnte und wollte er nicht mehr weitermachen. Sobald die Geschichte mit Marga erledigt war, wollte er sich daran machen, sein eigenes Leben zu ordnen. Und das mußte bald geschehen, denn schließlich war er ja auch nicht mehr der Jüngste.

      Mit achtundzwanzig Jahren war er zwar im besten Mannesalter, aber auch für ihn blieb die Zeit nicht stehen. Also mußte er sich beeilen, wenn er...

      Manfred grinste vor sich hin. Wohin verirrten sich denn seine Gedanken? Da sah er eine hübsche Person, und schon dachte er ans Heiraten und an eine Familie, was er bisher immer abgelehnt hatte.

      Nun schienen die beiden auf ihn aufmerksam geworden zu sein. Das kleine Mädchen sagte etwas und deutete zu ihm herüber.

      Manfreds Herz begann stürmisch zu klopfen. Ärgerlich schalt er sich einen Narren. Er tat schließlich nichts Verbotenes, denn er wartete auf eine Mutter, deren Kind hier in diesem Heim lebte.

      Aber das war es gar nicht, was ihn so aus der Ruhe brachte. Auch die junge Frau schaute jetzt in seine Richtung, dann hob sie die Hand und winkte ihm zu.

      Instinktiv winkte Manfred zurück. Dann aber ließ er abrupt seine Hand sinken. Was war los mit ihm? Suchend schaute Manfred sich um. Vielleicht hatte sie gar nicht ihn sondern Volker Eckstein gemeint.

      Aber er stellte nach kurzer Zeit bereits fest, daß sich außer ihnen dreien niemand im Park befand. Ehe er sich recht besinnen konnte, stand die junge Frau mit dem niedlichen Mädchen schon vor ihm.

      »Möchten Sie jemanden besuchen?« fragte Sabine freundlich, und ihr Lächeln erreichte sein Herz, das in den letzten Jahren schon ziemlich kühl geworden war.

      »Nicht direkt«, wich Manfred aus und erhob sich. Dann reichte er Sabine höflich die Hand und stellte sich vor.

      Auch die junge Frau nannte ihren Namen. »Und das ist unsere Agnes, der Sonnenschein von Sophienlust.«

      Artig streckte das Mädchen ihm seine Hand hin, und Manfred bewunderte insgeheim die wunderschönen blauen Augen des Kindes. Irgendwie erinnerten sie ihn an jemanden, aber so sehr er sich auch das Hirn zermarterte, er kam nicht dahinter.

      »Sie arbeiten hier in dem Kinderheim?« wandte er sich wieder an Sabine Kroff.

      Das schöne Mädchen nickte.» Ja, seit zwei Monaten. Ich verdanke Frau von Schoenecker sehr viel, sogar mein Leben.« Erschrocken preßte Sabine die Hand vor den Mund. Das hatte sie eigentlich nicht sagen wollen, es war ihr nur so herausgerutscht.

      Agnes bückte sich und begann, mit kleinen Hölzchen zu spielen, die auf dem Boden lagen.

      »Wenn Sie eine Weile Zeit hätten, würde es mich freuen, wenn Sie sich zu mir setzten. Mögen Sie?«

      »Sehr gern, danke«, antwortete Sabine und errötete. Sie fühlte sich ein wenig komisch, aber es war nicht unangenehm.

      Was ist nur los mit mir? fragte sie sich, denn schließlich war der Mann ja ein Fremder für sie, den sie gerade eben erst kennengelernt hatte. Trotzdem machte er einen seltsam vertrauten Eindruck auf sie, als würden sie sich schon lange kennen.

      »Darf ich Sie fragen, warum Sie hier sind, oder ist das ein Geheimnis?«

      Manfred schwieg. Er überlegte scharf, was er antworten sollte, denn er nahm ja an, daß sie die Freundin von Margas Mann war. Und da mußte er natürlich seine Worte mit Bedacht wählen.

      »Warum sollte es ein Geheimnis sein«, sagte er dann. »Ich habe eine Bekannte hergebracht, deren Sohn in diesem Heim lebt. Und nun warte ich, bis sie wieder zurückkommt. Das ist alles. Sie sehen also, gar nichts Geheimnisvolles.«

      Sabine lächelte leicht vor sich hin. »Eigentlich ist es ja noch zu kühl zum Sitzen«, stellte sie fest.

      »Bitte, bleiben Sie noch.« Manfred fühlte sich in ihrer Gesellschaft ausgesprochen wohl.

      »Möchten Sie nicht lieber mit hineinkommen? Wir haben es in Sophienlust sehr gemütlich«, sagte Sabine nach einer Weile. Sie hatten beide eine ganze Zeitlang geschwiegen und Agnes bei ihrem Spiel beobachtet.

      »Darf ich das denn?«

      »Warum nicht?« fragte das Mädchen belustigt zurück. »Wir sind ein Kinderheim und kein Gefängnis.«

      »Befriedigt Sie die Arbeit hier?« versuchte Manfred noch einmal, wenigstens ein bißchen was über sie zu erfahren. »So jung und hübsch wie Sie sind, müßten Sie doch auch noch leicht eine andere Arbeit finden.«

      »Warum sollte ich? Ich fühle mich hier so wohl wie schon lange nirgends mehr. Außerdem brauche ich ein Heim für das Kind, das ich erwarte.«

      Überrascht glitt sein Blick über ihre schlanke Gestalt. Diese Tatsache brachte ihn schon einigermaßen aus der Fassung. Er wollte schon nach dem Vater fragen, aber in letzter Sekunde besann er sich auf seine guten Manieren. Schließlich ging es ihn nichts an.

      »Spielst du mit mir?« Agnes zupfte den Mann am Ärmel, daß der erschrocken zusammenfuhr.

      »Sie brav, Agnes. Ich werde nachher wieder mit dir Mensch-ärgere-Dich-nicht spielen.«

      »Ich will aber mit dem Mann spielen. Er sieht so lieb aus.« Agnes legte ihr Köpfchen schief und schaute Manfred treuherzig an.

      Wieder stieg in dem Mann ein seltsam wehmütiges Gefühl auf, ein Hauch von Erinnerung, die er nirgends in seiner Vergangenheit unterbringen konnte.

      »Und was möchtest du spielen, kleines Fräulein?« Manfred wunderte sich über sich selbst. Er konnte sich nicht erinnern, sich je etwas aus kleinen Kindern gemacht zu haben, und nun spielte er sogar mit einem wildfremden. Was war nur los mit ihm?

      »Mutter und Kind«, antwortete Agnes, und Sabine lachte laut los. »Das wird wohl nicht gut möglich sein«, sagte sie dann mit einem schelmischen Seitenblick auf Manfred, der verdutzt das kleine Mädchen betrachtete.

      »Dann Vater und Kind«, berichtigte sich Agnes sofort. Sie faßte den Mann vertrauensselig an der Hand. »Ich bin die Mutter und du bist das Kind«, sagte sie dann.

      »Aber Schätzchen, du hast doch gerade gesagt, du wolltest Vater und Kind spielen.«

      »Ach ja, richtig.« Agnes rümpfte ihr Stubsnäschen. »Dann bist du also der Vati und ich bin dein Kind. Und Sabine ist unsere Mami«, fügte sie dann noch rasch hinzu. »Kommt, Mami und Vati, gehen wir spazieren.« Sie zog so lange an den Händen der beiden Erwachsenen, bis diese sich tatsächlich erhoben.

      Manfred Brecht kam sich vor wie mitten in einem Traum, aus dem er gleich erwachen würde. Aber dem war nicht so. Die kleine Agnes war ebenso Wirklichkeit wie die schöne Betreuerin Sabine.

      Ob das Kind, das sie erwartete, von Volker Eckstein war? Aber das konnte nicht gut möglich sein, denn dann würde doch er für sie sorgen; und sie bräuchte nicht in diesem Kinderheim Unterschlupf suchen.

      Nein, er spürte ganz genau, daß Sabine ein Geheimnis umgab. Aber direkt danach fragen wollte er sie nicht.

      Als sie so nebeneinander hergingen merkte er, daß sie ein ganzes Stück kleiner war als er selbst. Ein gewisser Beschützerinstinkt erwachte in ihm, und am liebsten hätte er seinen Arm um sie gelegt. Aber etwas störte ihn, und als er genauer darüber nachdachte, stellte er fest, daß es das Kind war, das sie erwartete. Vielleicht war sie doch gebunden, oder der Mann hatte sie einfach sitzenlassen.

      »Hat Agnes keine Eltern mehr?« fragte er, nur um das Schweigen zu unterbrechen. Das Kind hüpfte singend vor ihnen her.

      »Die Mutter ist vor einigen Monaten an Blutkrebs gestorben. Den Vater kennt man nicht. Frau von Schoenecker hat die Kleine aus Murrhardt geholt. Übrigens finde ich, daß Agnes ein wenig Ähnlichkeit mit Ihnen hat. Sie ist ebenso


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