Sophienlust Bestseller Box 1 – Familienroman. Marisa Frank

Sophienlust Bestseller Box 1 – Familienroman - Marisa Frank


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können uns hier in der Halle ein paar Minuten hinsetzen, wenn Ihnen das lieber ist.«

      Marga zuckte die Schultern und folgte Denise zu der bequemen Sitzgarnitur.

      »Peter hat uns sehr viel Sorgen gemacht. Schwester Regine hat einige Male festgestellt, daß er sich abends in den Schlaf geweint hat, und auch seine Leistungen in der Schule haben ziemlich nachgelassen. Ich glaube, daß das auf den Verlust seiner Mutter zurückzuführen ist. Erst jetzt, seit er mit meinem Sohn Henrik zusammen das Kätzchen gefunden hat, scheint es ihm etwas besser zu gehen.«

      Betroffen schaute die Besucherin die Frau an. Das, was ihr Denise da sagte, verstärkte ihre Schuldgefühle nur noch, die sie Peter gegenüber ohnehin hatte.

      »Es... es ist alles so schwierig«, machte sie einen schwachen Versuch, sich zu verteidigen. Aber sie wußte, daß es für ihr Handeln keine Entschuldigungen gab.

      »Uns hier geht es nur um Peter. Ich dachte, wenn Sie wüßten, wie es um Ihren Sohn steht, dann könnten Sie vielleicht doch etwas mehr Zeit für ihn erübrigen.«

      »O ja, Frau von Schoenecker, ich werde mein möglichstes tun. Sicher wissen Sie, warum... ich meine, wie das gekommen ist, daß mein Mann und ich uns auseinandergelebt haben.«

      »Woher sollte ich das wissen, Frau Eckstein. Ihr Mann hat kein Wort gesagt, und das finde ich auch richtig. Es ist eine reine Privatangelegenheit.«

      »Er hat wirklich nichts gesagt?« echote Marga ungläubig.

      »Sie können mir ruhig glauben.« Denise lächelte. »Übrigens scheint er ebenfalls ziemlich unglücklich über den Verlauf seiner Ehe zu sein. Wenn er abends kommt, macht er meist einen niedergeschlagenen Eindruck.«

      Innerlich mußte Denise schmunzeln. Hätte ihr Mann Alexander jetzt ihre Worte gehört, dann hätte er bestimmt wieder tadelnd seinen Finger gehoben. Aber er hatte ja recht, sie konnte es wirklich nie lassen zu versuchen, eine zerbrochene Ehe wieder zu kitten. Oft war ihr das sogar schon gelungen, aber manches Mal war eben doch nichts mehr zu retten gewesen. Aber sie hätte niemals Ruhe gehabt, wenn sie es nicht wenigstens versucht hätte.

      »Wenn Sie sich da nur nicht getäuscht haben, Frau von Schoenecker. Ich habe meinen Mann selbst gesehen, wie er den Arm um eine andere Frau gelegt hat«, widersprach Marga bitter. In ihre Augen traten Tränen, die sie sofort energisch fortwischte.

      »Das kann ich mir nicht vorstellen. Zu mir hat er nämlich vor wenigen Tagen erst gesagt, daß Peter alles sei, was ihm noch geblieben ist und was ihn am Leben hält. Und wenn ein Mann so etwas sagt, dann muß er schon sehr verzweifelt sein, meinen Sie nicht auch?«

      »Schon«, gab die Besucherin zögernd zu. »Aber ich habe die beiden doch selbst gesehen, noch dazu in Ihrem Park.«

      »Das ist nicht möglich. Ich kann mir nicht vorstellen, wer die Frau gewesen sein sollte.« Denise schüttelte den Kopf.

      In diesem Augenblick wurde von draußen die Eingangstür geöffnet. Wie erstarrt schaute Marga auf die Frau und das Mädchen, die dann eintraten.

      Sabine Kroff grüßte freundlich, und auch Agnes murmelte einen Gruß. Dann waren die beiden bereits in der Küche verschwunden.

      »Das... das war sie«, sagte Marga schwach. Ihre Hände bebten, und ihr Herz klopfte wie rasend. »Diese Frau habe ich in den Armen meines Mannes gesehen.«

      »Aber... das kann doch nicht sein.« Nun war Denise ratlos. Damit hatte sie natürlich nicht gerechnet. »Das ist unsere Sabine. Sie ist ein liebes Mädchen und hat ein sehr schweres Schicksal erlitten. Daß sie sich in die Arme Ihres Mannes flüchten sollte, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen.«

      »Ich habe sie gesehen«, beharrte Marga, nun doch schon ein bißchen unsicher geworden.

      »Trotzdem erscheint mir die Deutung der Situation doch ziemlich unglaublich. Sie irren sich bestimmt. Sabine hat vor wenigen Wochen erst ihren Verlobten verloren. Da hat sie jetzt doch noch kein Interesse an einem anderen Mann, zumal sie ihren Jochen so sehr geliebt hat, daß sie sich sogar das Leben nehmen wollte.«

      Marga konnte ein erleichtertes Aufatmen nicht unterdrücken. Aber trotzdem waren ihre Zweifel noch nicht ganz beseitigt. »Ich... ich muß darüber erst noch mal nachdenken. Jedenfalls danke ich Ihnen sehr, Frau von Schoenecker, daß Sie mir das gesagt haben. Darum will ich Ihnen jetzt auch etwas anvertrauen.«

      Die Frau machte eine kurze, verlegene Pause, aber dann faßte sie sich doch ein Herz. »Es stimmt, daß ich meine Familie wegen eines anderen Mannes verlassen habe. Ich war damals so dumm, so geblendet, und ich hatte wohl so etwas Ähnliches wie Torschlußpanik. Bitte, glauben Sie nicht, daß ich mein Tun entschuldigen möchte. Im Gegenteil. Ich weiß, wie falsch alles war, wie herzlos. Na ja, und meinen Lohn habe ich dann auch bekommen. Alles ging in die Brüche, was ich mir von meinem neuen Leben erhofft hatte. Und, bitte lachen Sie jetzt nicht, ich bin sogar froh, ja, fast glücklich darüber.«

      Denise schüttelte kaum merklich den Kopf. »Glücklich?« fragte sie verblüfft.

      »Ja, glücklich. Denn ich habe die Liebe zu meinem Mann wiederentdeckt. Darum war ich ja auch so verzweifelt, als ich glauben mußte, daß er sich bereits mit einer anderen Frau getröstet hätte.«

      »Ach, jetzt verstehe ich Ihre Aufregung. Aber da kann ich Sie, glaube ich, beruhigen. Vielleicht wäre es ohnehin das Beste, wenn Sie sich mit Ihrem Mann aussprechen würden.«

      Abwehrend hob Marga Eckstein die Hände. »Das könnte ich nie. Bitte, verstehen Sie mich richtig, Frau von Schoenecker. Ich möchte zu gern wieder mit meinem Mann zusammen sein, aber ich will ihm nicht nachlaufen und ihn damit womöglich in Verlegenheit bringen. Es wäre furchtbar für mich, wenn er mich dann fortschicken würde.«

      »Sie haben recht, Frau Eckstein, das wäre wirklich nicht schön. Trotzdem, finde ich, sollten Sie das Risiko eingehen.«

      Marga Eckstein erhob sich hastig. »Nein, nein, das muß ich mir erst noch genau überlegen. So einfach ist das nicht. Und jetzt muß ich gehen, ehe Volker hier auftaucht. Vielen Dank, Frau von Schoenecker, ich bin wirklich froh, daß ich mit Ihnen gesprochen habe. Die Stunden seit gestern nachmittag, als ich Volker mit diesem Mädchen gesehen habe, werde ich mein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen«, gestand sie. »Jetzt weiß ich erst, wie meinem Mann zumute gewesen sein muß, als ich ihn wegen Manfred...« Marga brach ab und errötete.

      »Also, auf Wiedersehen. Ich nehme an, daß es mir morgen nachmittag reicht.« Beinahe fluchtartig lief Marga Eckstein davon, nachdem die Uhr laut und vernehmlich sechsmal geschlagen hatte. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, bis Volker kam. Hoffentlich schaffte sie es noch rechtzeitig.

      Aber das Schicksal wollte es anders. Gerade als sie die Freitreppe hinunterstieg, fuhr Volkers Wagen die breite Auffahrt herauf.

      Entsetzt schaute sich die Frau um und wünschte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als daß sich der Boden unter ihren Füßen auftun und sie verschlingen möge. Aber nichts geschah.

      Der Mann war mindestens ebenso verblüfft wie sie selbst. Flammende Röte schoß in sein Gesicht, die bald einer fast geisterhaften Blässe wich. Das konnte Marga trotz der einbrechenden Dämmerung noch erkennen.

      »Was...« Volker räusperte sich. »Was machst du denn hier? Dich hätte ich niemals hier erwartet.«

      Eine fast unheimliche Ruhe überkam Marga. Sie straffte die Schultern und holte tief Luft. »Ich habe unseren Sohn besucht. Hoffentlich hast du nichts dagegen.«

      »Natürlich nicht. Noch ist die Besuchserlaubnis vom Gericht nicht geregelt.« Volker bemühte sich, seiner Stimme einen gleichgültigen Klang zu geben. Trotzdem konnte er ein leises Beben nicht unterdrücken.

      Um erst einmal wieder sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden, begann er umständlich, das Auto zuzuschließen. Danach fühlte er sich etwas besser.

      »Ich hoffe, du hast nichts dagegen, daß ich Peter hier untergebracht habe. Es bestand wirklich keine andere Möglichkeit, denn ich glaube, daß Peter noch zu jung ist, um für sich selbst sorgen zu können, während


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