Sophienlust Bestseller Box 1 – Familienroman. Marisa Frank

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verstand Denise gar nichts mehr. »Wen meinen Sie? Sabine Kroff?«

      »Ja, ja, Sabine. Sie hat gesagt, daß Agnes eine gewisse Ähnlichkeit hat mit mir. Und dann sagte sie auch noch, daß dieses Mädchen Müller heißt. Dann ahnte ich es – nein, ich wußte es.«

      Mit bebenden Händen holte der Besucher seine Brieftasche hervor und entnahm ihr das Bild, das damals zu der Trennung von Marga geführt hatte. Er schaute in die ernsten Augen den hübschen Frau, die er einmal sehr geliebt hatte. Erinnerungen stiegen in ihm auf, die er mühsam zurückdrängte. »Hier, sehen Sie, Frau von Schoenecker.« Er reichte Denise das Bild. »War das Agnes’ Mutter?«

      Denise neigte sich vor. Sie sah Giselas lächelnden Mund und ihre ernsten Augen, und Trauer überkam sie. So eine junge, blühende Frau und Mutter hatte sterben müssen.

      »Ja, das ist sie«, antwortete Denise von Schoenecker leise. »Das war Agnes’ Mutter...«

      »Dann... dann bin ich der Vater.« Manfreds Stimme versagte. »Ich... ich habe es geahnt«, stöhnte er nach einer Weile. »Warum nur hat sie mich damals verlassen?«

      Damit hatte Denise nicht gerechnet. Dieses Geständnis des ihr fremden Mannes erschreckte sie zutiefst. Konnte sie ihm überhaupt glauben? Bis jetzt hatte er ihr als Beweis ja nur das Bild gezeigt.

      Obwohl, eine gewisse Ähnlichkeit mit Agnes konnte sie dem Mann auch nicht absprechen. Unwillkürlich verglich sie seine Gesichtszüge mit denen des Kindes, und sie entdeckte manche Parallelen. Die leicht getönte Haut und die schwarzen, ein bißchen gelockten Haare hatte dieser Manfred Brecht ebenfalls. Außerdem waren seine Augen von dem gleichen unwiderstehlichen Blau, wie die von Agnes auch.

      Möglich wäre es schon, aber das konnte auch Zufall sein. Außerdem, was wollte der Mann mit einem Kind anfangen, das er gerade eben erst kennengelernt hatte.

      »Warum sind Sie sich da so sicher, daß Sie der Vater der Kleinen sind?« fragte Denise und forschte in dem zerfurchten Gesicht ihres Gegenübers.

      Manfred Brecht zuckte zusammen. Er mußte sich erst mit dem Gedanken vertraut machen, Vater einer Tochter zu sein.

      »Ich... das spüre ich irgendwie. Und Sabine hat es auch gesagt, daß eine Ähnlichkeit besteht. Sie wird staunen, daß sie recht behalten hat. Vielleicht sollte ich es ihr gleich sagen.« Voller Eifer wollte Manfred Brecht aufspringen. Die Aussicht, daß er gleich mit Sabine sprechen konnte, brachte den Mann in die Wirklichkeit zurück.

      »Und dann werde ich Agnes zu mir nehmen. Sie soll es gut bei ihrem Vater haben. Ich werde sie für alles entschädigen, was sie bis jetzt hat entbehren müssen.« Manfred redete sich in Eifer und marschierte dann auf die Tür zu. »Wo finde ich, bitte, Fräulein Sabine?« fragte er dann.

      »Nicht so eilig, Herr Brecht.« Auch Denise war aufgestanden. So einfach ließ sie sich nicht überrumpeln. Da konnte doch nicht einfach ein fremder Mann kommen und behaupten, er sei der Vater eines der Kinder von Sophienlust. Das mußte er erst einmal beweisen.

      »Ja, Sie haben recht, Frau von Schoenecker. Ich habe mich noch nicht einmal für Ihre Hilfe bedankt, was ich hiermit nachholen möchte. Sie haben mir einen großen Dienst erwiesen, denn, bitte glauben Sie mir das, ich bin unendlich glücklich, daß ich ein Kind habe, noch dazu so ein bezauberndes Mädchen, wie es Agnes ist. Was gäbe ich dafür, könnte ich Gisela dafür danken.«

      »Bitte, setzen Sie sich noch einmal, Herr Brecht«, entschied Denise ungerührt. Sie wußte, daß sie jetzt nicht nachgeben durfte. »Noch ist es ja nicht amtlich, daß Sie wirklich Agnes’ Vater sind. Irgendwie sollten Sie es schon beweisen.«

      »Und wie soll ich das? Gisela ist tot, und sonst weiß es niemand. Bitte, sagen Sie mir, was ich machen soll, dann tue ich es sofort.« Manfred war De­nises Aufforderung nicht gefolgt, er stand unbeweglich da. Die Ruhe zum Sitzen hatte er nicht.

      Denise dachte an Giselas Brief, aber dann verwarf sie den Gedanken gleich wieder. Der Brief gehörte Agnes, er war das letzte Vermächtnis einer toten Mutter an ihr Kind.

      »Ich werde mir überlegen, was da zu tun ist, Herr Brecht. Sicher wird sich ein Weg finden. Ich werde Sie anrufen.«

      Wie ein begossener Pudel stand Manfred mit hängenden Armen da. Er hatte damit gerechnet, daß er Agnes gleich mitnehmen konnte, und nun machte ihm diese Frau, die er zuerst so nett gefunden hatte, einen Strich durch die Rechnung.

      Nach einem kurzen Gruß verließ er das Zimmer.

      Es war früher Nachmittag, und der Park voll lärmender Kinder. Auch Sabine und Agnes entdeckte er inmitten der Kinderschar und konnte sich gar nicht von dem reizvollen Anblick trennen.

      Plötzlich schien Agnes den Besucher gesehen zu haben. Aufgeregt zupfte sie an Sabines Schürze, und das Mädchen schaute nun ebenfalls zu ihm herüber.

      Da hob Manfred die Hand und winkte ihnen zu. Sofort sprang Agnes auf und rannte zu ihm, so schnell es ihre dünnen Beinchen vermochten. Manfred breitete die Arme aus und fing das Kind auf.

      »Spielen wir wieder?« fragte Agnes atemlos und lehnte ihr Lockenköpfchen an seine Wange. Ein feiner Duft nach Haarshampoo stieg dem Mann in die Nase, und ein zärtliches Gefühl stieg in ihm auf, daß er das Kind am liebsten nie wieder losgelassen hätte.

      »Hallo, Herr Brecht. Sind Sie wieder mit Ihrer Bekannten hier?«

      Manfred schüttelte den Kopf und stellte das Mädchen auf den zartgrünen Rasen. »Ja und nein. Ich habe Frau Eckstein mitgebracht. Sie hat sich offensichtlich mit ihrem Mann wieder ausgesöhnt«, begann er zu berichten, obwohl ihn Margas Geschichte überhaupt nicht interessierte. Aber ehe er mit Sabine über seine eigene sprach, mußte er erst einmal die Enttäuschung überwinden.

      »Und jetzt gehen Sie wieder nach Hause?« half Sabine ihm weiter und wartete atemlos auf seine Antwort. Was war nur mit ihr geschehen? Was faszinierte sie nur an diesem Mann so sehr, daß sie seine Nähe suchte? So hatte sie bei Jochen empfunden, und nach seinem Tod alle diese Gefühle tief in ihrem Innern vergraben.

      Und jetzt kam da einfach ein Fremder und rief Empfindungen in ihr wach, von denen sie geglaubt hatte, daß sie mit Jochen gestorben wären.

      Sabine war verwirrt und glücklich zugleich.

      »Ja, das werde ich wohl müssen, denn es gibt nichts mehr in Maibach, für das ich noch gebraucht würde.«

      »Schade«, gab Sabine ein wenig verlegen zu und legte die Hand auf ihren Leib, dem man die gesegneten Umstände schon ein bißchen ansah. Sie war jetzt am Anfang des fünften Monats. Im November würde sie ihr Kind in den Armen halten.

      Manfred bemerkte die schützende Geste der jungen Frau, und tiefes Mitleid überkam ihn. Ganz allein stand Sabine da, sie war bestimmt ebenso einsam wie er selbst. Eine beinahe verrückte Idee überkam ihn. Wenn er Sabine heiraten und ihr und ihrem Baby ein Heim bieten würde, dann konnte ihm auch diese Frau von Schoenecker nicht mehr verwehren, Agnes mitzunehmen, wenigstens als Pflegekind.

      »Setzen wir uns dort in den Schatten?« fragte er Sabine, die sofort zustimmend nickte.

      »Ja, gern«, gab sie zu. »Kaum ist es ein bißchen warm, suchen die Leute wieder den Schatten.« Sie lachte ein bißchen und nahm Agnes bei der Hand. Dabei bemerkte sie, daß Schwester Regine aufmerksam zu ihnen herüberschaute.

      Da hob Sabine schnell die Hand und winkte der Kinderschwester zu, damit sie sah, daß alles in Ordnung war.

      »Agnes ist meine Tochter«, begann Manfred unvermittelt, als sie sich gesetzt hatten.

      »Das... das ist doch nicht möglich.« Die junge Frau wurde bleich. »Haben Sie es Frau von Schoenecker schon gesagt? Werden Sie Agnes jetzt mitnehmen?« Ihre Lippen bebten.

      »Bitte, regen Sie sich nicht auf, Sabine.« Beinahe zärtlich nahm er ihre Hand in die seine. »Zur ersten Frage ja, und zur zweiten hoffentlich. Aber das kommt ganz auf Sie an.«

      »Auf mich? Was kann ich denn dabei tun?«

      »Frau von Schoenecker glaubt mir nicht, daß


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