Tod im Sommerhaus - Schweden-Krimi. Åke Smedberg

Tod im Sommerhaus - Schweden-Krimi - Åke Smedberg


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      Åke Smedberg

      Tod im Sommerhaus - Schweden-Krimi

      Aus dem Schwedischen

       von Lotta Rüegger

       und Holger Wolandt-Rüegger

      Saga

      Tod im Sommerhaus - Schweden-Krimi ÜbersetztHolger Wolandt, Lotta Rüegger Coverbild / Illustration: Shutterstock Copyright © 2003, 2020 Åke Smedberg und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726444995

      1. Ebook‒Auflage, 2020

      Format: EPUB 2.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

      SAGA Egmont www.saga‒books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

      – a part of Egmont www.egmont.com

Ein sinnloses Verbrechen

      Blutverschmiert bis zu den Ellbogen, als hätte er die Arme in einen Eimer mit Blut getaucht. Was war passiert? Er starrte auf seine Hände. Plötzlich fiel es ihm ein. Es wurde geschlachtet. Er rührte Blut. Nicht freiwillig, aber irgendetwas fesselte ihn. Eine Mischung aus Spannung und Ekel darüber, in dem warmen Blut zu rühren, damit es nicht gerann, und zuzusehen, wie es aus der durchtrennten Kehle in den Eimer tropfte ...

      Er war sich bewusst, dass er träumte, und versuchte, den Traum zu verscheuchen, jedoch ohne Erfolg. Vor ihm lag der Schweinekadaver auf einer alten Tür, die von zwei Böcken gestützt wurde. Der Kopf ... irgendwie verblüffend menschlich ... ja, ganz einfach wie ein Gesicht! Er starrte es an. Da schlug das Schwein plötzlich die Augen auf. »Hilf mir!«, sagte es mit gurgelnder Stimme. Er ließ den Schneebesen fallen und versuchte wegzulaufen, aber es ging nicht...

      Er fuhr ruckartig aus dem Schlaf hoch. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er atmete tief ein. Er zählte seine Atemzüge, bis er wieder ruhig wurde und sich endlich entspannen konnte.

      Er blieb noch eine Weile mit geschlossenen Augen liegen und versuchte sich zu konzentrieren. Er wusste jetzt wieder, wer er war. Aber irgendetwas fehlte. Der Funke. Er kam nicht an den Funken heran! Der, der aus einem Menschen eine Persönlichkeit machte. Der Zugang war versperrt. Er kam einfach nicht an ihn ran. Kam nicht rein ...

      Die Gruppe saß wie üblich auf den Bänken im Mittelgang des Einkaufszentrums. Hauptsächlich Männer fortgeschrittenen Alters. Verquollene Gesichter, stumpfe Blicke, wild gestikulierend.

      Zwei Frauen. Die eine Anfang fünfzig. Groß, einen Kopf größer als die meisten Männer. Ihr üppiger Körper steckte in einem Trainingsanzug, der mindestens eine Nummer zu klein war. Die andere Frau war bedeutend jünger, um die dreißig. Stark geschminkt, das kurze Haar kohlrabenschwarz gefärbt. Hohe Stiefel. Sehr knapper Rock.

      »Hast du dich in deine Nuttenuniform geworfen, Li? Kann man einen Termin vereinbaren?«

      Einer der Alten baute sich vor ihr auf, breitete die Arme aus, schwankte und hätte fast das Gleichgewicht verloren.

      »Termin vereinbaren? Für dieses Elend, das du zwischen den Beinen hast? Das würde man nicht mal merken.«

      Die Ältere hatte geantwortet. Der Mann drehte sich rasch zu ihr um.

      »Sogar du würdest das noch merken, Mama! Da kannst du Gift drauf nehmen ...«, begann er, aber sie unterbrach ihn.

      »Du meinst wohl, ich merk’s am Gestank?«

      Er blieb vor ihnen stehen, kaute auf seiner Unterlippe, verzog das Gesicht und suchte nach einer vernichtenden Antwort. Vergebens.

      »Verdammte Fotze!«, murmelte er schließlich und entfernte sich.

      Die Frau stand auf.

      »Weißt du überhaupt, wie so eine aussieht?«, rief sie ihm hinterher. »Du bist doch noch nie auch nur in die Nähe von einer gekommen! Abgesehen von der von deiner Mama vielleicht. Falls du nicht den anderen Weg genommen hast, durch den Arsch?«

      Die Jüngere hatte während des Wortwechsels geschwiegen. Jetzt schüttelte sie den Kopf.

      »Du hättest dich da nicht einzumischen brauchen«, meinte sie. »Ich komm schon zurecht.«

      »Entschuldige bitte vielmals«, sagte die Ältere und schnitt eine Grimasse. »Sollen wir ihn zurückrufen und noch mal von vorn anfangen? Dann kannst du zeigen, was du kannst.«

      Die Jüngere schwieg und setzte sich auf die Bank.

      »Hast du Bosse gesehen?«, fragte sie nach einer Weile.

      Die Ältere schüttelte den Kopf.

      »Kannst du nicht ein Auge auf ihn haben?«, fragte sie, zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an, obwohl im Einkaufszentrum zu rauchen verboten war. »Vielleicht solltest du ihn an die Leine legen?«

      Der Tag vor dem 1. Mai. Es war kurz vor zwei. Das Gedränge vor dem Spirituosengeschäft wurde größer. Einer der Wachmänner hatte bereits die Gruppe auf den Bänken aufgefordert, weiterzugehen. Jetzt kam er mit Verstärkung zurück. Einige pflaumten die Wachleute an, aber die ältere Frau stand wortlos auf, worauf sich alle Richtung Ausgang begaben.

      Li folgte ihnen zögernd. Sie musterte die Passanten, die hereinströmten oder das Einkaufszentrum verließen. Sie konnte ihn nirgends entdecken, überquerte den Parkplatz und ging auf das kleine Wäldchen auf der anderen Seite zu.

      »Willst du einen Schluck?«

      Bella tauchte neben ihr auf und hielt ihr eine Flasche hin. Sie schüttelte den Kopf.

      »Nein.«

      »Vielleicht was anderes? Du weißt, ich kann alles besorgen ...«

      Sie blieb stehen und starrte ihn an.

      »Nein, habe ich doch gesagt! Hörst du schlecht?«

      Bei seinem Anblick lief es ihr unweigerlich kalt den Rücken hinunter. Sie beschleunigte ihren Schritt und erreichte das Wäldchen, wo sich die Ältere, mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt, hingesetzt hatte. Li kniete sich neben sie. Die Ältere sah sie wütend an.

      »Musst du mir immer so auf den Pelz rücken?«, sagte sie schroff. »Ich dachte, du kommst allein zurecht?«

      Li versetzte ihr einen Stoß.

      »Sei nicht so verdammt nachtragend«, erwiderte sie. »Hast du eine Kippe?«

      Die andere reichte ihr die halb gerauchte Zigarette, die sie zwischen den Fingern hielt.

      »Meine letzte«, sagte sie. »Dann musst du bei jemand anderm schnorren. Du kannst es ja bei deinem Freund da drüben versuchen.«

      Sie nickte in Richtung Bella, der am Rand der Gruppe stehen geblieben war. Li verzog das Gesicht.

      »Dieses Ekel!«

      Sie merkte, dass er in regelmäßigen Abständen in ihre Richtung blickte, worauf sie ihn demonstrativ fixierte.

      »Was bildet sich der Idiot eigentlich ein? Ich würde ihn nicht mal mit einer Zange anfassen!«

      Die Ältere lachte.

      »Vielleicht ist er ja gar nicht an dir interessiert? Was weiß man schon. Schau mal.«

      Als Li ihren Blick hob, entdeckte sie ihn. Er schlängelte sich zwischen Autos und Familien mit übervollen Einkaufswagen hindurch, die für den Feiertag eingekauft hatten, und kam auf sie zu. Bella ging dicht neben ihm und schien ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Bosse hörte zu, legte Bella eine Hand auf die Schulter und schob ihn beiseite. Bosse warf einen Blick in die Runde. Dann sah er Li in die Augen, lächelte plötzlich und schlenderte auf sie zu.

      Sie stand rasch auf und musste sich regelrecht beherrschen, nicht auf ihn zuzurennen. Dieses idiotische Glücksgefühl sprudelte in ihr hoch, sobald sie ihn sah!

      Auch die ältere Frau hatte sich erhoben.

      »Sieh


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