Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper - James Fenimore Cooper


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oder Nentigos. Die letzteren hatten ihre Wohnsitze links von der Chesapeakbai und der Meeresküste, während die Mohegans den Strich zwischen dem Hudson und dem Meer, also den größten Teil von Neu-England einnahmen. Natürlich wurden diese beiden von den Europäern zuerst aus ihrem Besitz vertrieben.

      Die Kriege mit einem Teil der letzteren sind unter uns berühmt, zum Beispiel die Kriege des Königs Philipp; aber die friedliebende Politik William Penns oder Miquons, wie er von den Eingeborenen genannt wurde, erreichte ihren Zweck mit weit weniger Schwierigkeit, obgleich nicht minder sicher. Da die Eingeborenen allmählich aus den Wohnsitzen der Mohegans verschwanden, suchten einige zerstreute Familien einen Zufluchtsort am Beratungsfeuer des Mutterstamms oder der Delawaren

      Dieses Volk mußte sich von seinen alten Feinden, den Mingos oder Irokesen, den Schimpfnamen Weiher gefallen lassen, nachdem letztere ihre Zuflucht zur List genommen hatten, um über ihre Nebenbuhler zu siegen, da sie durch offene Feindseligkeiten nicht zu ihrem Ziel gelangt waren. Dieser Erklärung gemäß sollten die Delawaren die Künste des Friedens üben und ihre Verteidigung ausschließlich den Männern oder den kriegerischen Stämmen der sechs Nationen überlassen

      Dies war der Stand der Dinge bis zum Ausbruch des Revolutionskrieges – einem Zeitpunkt, in welchem die Lenni-Lenapen förmlich ihre Unabhängigkeit beanspruchten und furchtlos erklärten, daß sie wieder Männer wären. Aber bei einer so eigentümlich republikanischen Regierungsform wie der indianischen war es nicht immer leicht, ihre Angehörigen in den Banden gesetzlicher Ordnung zu halten. Mehrere kühne und berühmte Krieger der Mohegans suchten, als sie den Kampf mit den Weißen vergeblich gefunden hatten, einen Zufluchtsort bei dem Hauptstamm und verpflanzten in diesen Gefühle und Grundsätze, durch die sie sich so lange bei ihrem eigenen Volk ausgezeichnet hatten. Diese Häuptlinge hielten den kriegerischen Geist der Delawaren einigermaßen wach und führten hin und wieder kleine Feldzüge gegen ihre alten Feinde oder gegen sonstige Gegner, die ihren Zorn gereizt hatten.

      Unter diesen Kriegern zeichnete sich besonders ein Geschlecht durch Tapferkeit und alle jene Eigenschaften aus, die einem indianischen Helden Berühmtheit zu verschaffen imstande sind. Aber Krieg, Zeit, Krankheit und Entbehrung hatten die Glieder desselben gelichtet, und der einzige Überrest dieser einst so gefeierten Familie stand nun in Marmadukes Halle. Schon seit langer Zeit hatte er sich den Weißen, namentlich in ihren Kriegen, angeschlossen und durch seine bisweilen ungemein wichtigen Dienste sich Beachtung und Auszeichnung erworben. Der Umgang mit Christen hatte ihn gleichfalls zum Christentum bekehrt, und in der Taufe war ihm der Name John beigelegt worden. Von seiner ohnehin im Laufe des Krieges schwer heimgesuchten Familie und allem Anhang war er durch einen Einfall der Feinde getrennt worden, und als der letzte Überrest seiner Nation seine Feuer an den Ufern des Delaware auslöschte, blieb er allein zurück, mit dem Entschluß, sich in dem Lande begraben zu lassen, wo seine Väter so lange gelebt und geherrscht hatten.

      Er war indes erst seit wenigen Monaten in dem Gebirge, das Templeton umgab, erschienen. In der Hütte des alten Jägers schien er besonders willkommen zu sein, und da Lederstrumpfs Gewohnheiten ziemlich die gleiche Färbung wie die der Wilden trugen, so erregte ihre Verbindung keine Überraschung. Sie bewohnten dieselbe Hütte, aßen miteinander aus einer Schüssel und beschäftigten sich meistens in derselben Weise.

      Wir haben den Taufnamen des alten Häuptlings bereits erwähnt; in seinem Verkehr mit Natty aber, der in der Sprache der Delawaren geführt wurde, pflegte er sich gewöhnlich Chingachgook zu nennen, was in unsere Sprache übertragen ›die Große Schlange‹ bedeutet. Er hatte sich in seiner Jugend diesen Namen durch die Behendigkeit und Tapferkeit erworben, welche er in den Kriegen an den Tag legte; doch als sich seine Stirn mit der Zeit zu furchen begann und er allein als der letzte von seiner Familie dastand, gab ihm sein Stamm, das heißt die wenigen Delawaren, welche noch an den Ufern ihres heimatlichen Stromes weilten, die an schmerzlichen Erinnerungen so reiche Benennung ›Mohegan‹. Vielleicht fühlte sich aber das Herz dieses Waldbewohners zu tief bewegt bei dem Klang eines Namens, der ihm nur den Untergang seiner Nation ins Gedächtnis rief; denn er bediente sich desselben selten, eigentlich nie, ausgenommen bei besonders feierlichen Anlässen; die Ansiedler hatten jedoch, der christlichen Sitte gemäß, seinen Taufnamen mit seinem Nationalnamen vereinigt, und so war er allgemein als John Mohegan oder im vertraulicheren Verkehr als Indianer John bekannt.

      Infolge seiner langen Verbindung mit den Weißen war Mohegans Lebensweise eine Mischung von Zivilisation und dem Urzustand des Wilden, obgleich der letztere sicher entschieden vorherrschend blieb. Wie alle seines Volkes, die unter den Anglo-Amerikanern wohnten, war er mit neuen Bedürfnissen bekannt geworden, und sein Anzug entsprach teils seiner Nationaltracht, teils der europäischen Sitte. Ungeachtet der draußen herrschenden schneidenden Kälte war sein Haupt unbedeckt, aber eine Masse langer, schwarzer, grober Haare bedeckte den Kopf, die Stirne und sogar die Wangen, so daß jemand, der den Mann früher gekannt hatte, wohl auf die Vermutung kommen konnte, er begünstige diese Fülle, damit sie ihm als Schleier diene, um die Scham einer edlen Seele, welche um den entschwundenen Ruhm trauert, zu verbergen. Die Stirn erschien, soweit sie gesehen werden konnte, stolz, breit und edel; die Nüstern der langen römisch geschnittenen Nase dehnten sich noch in seinem siebenundsiebzigsten Jahre mit derselben Freiheit aus, die man an dem Jüngling gewahrt hatte; sein großer, zusammengepreßter Mund besaß viel Ausdruck, und wenn er ihn öffnete, so zeigte sich eine undurchbrochene Reihe kleiner und regelmäßiger Zähne; sein Kinn war voll aber nicht hervorragend, und sein Gesicht zeigte die unverkennbare Prägung seines Volkes, die hohen eckigen Backenknochen; seine schwarzen Augen waren nicht groß, aber sie leuchteten in den Strahlen der Kerzen wie ein Paar Feuerkugeln, wenn er sich spähend in der Halle umsah.

      Sobald Mohegan sich von der den jungen Fremden umringenden Gruppe bemerkt sah, ließ er die Decke, welche den oberen Teil seines Körpers verhüllte, von den Schultern fallen, so daß sie jetzt einen Mantel um die ungegerbte Hirschhaut seiner Beinkleider bildete, während sie von einem Rindengürtel, der die Hüfte umfing, festgehalten wurde.

      Die Anwesenden wurden nicht wenig durch den würdevollen und bedächtigen Schritt des Indianers überrascht, als er langsam vorwärts trat. Schultern und Oberleib waren ganz unbedeckt, eine silberne Medaille mit Washingtons Bildnis ausgenommen, die ihm an einem hirschledernen Riemen vom Halse herunterhing und zwischen vielen Narben auf der hohen Brust ruhte. Seine Schultern waren ziemlich breit und voll, aber die Arme entbehrten, obgleich sie gerade und nicht plump waren, doch des muskulösen Aussehens, das der Mensch allein durch ausdauernde Arbeit gewinnt. Die Medaille war der einzige Schmuck, den er trug, obgleich große Schlitze in den fast um zwei Zoll verlängerten Ohrläppchen augenscheinlich darauf hindeuteten, daß in früheren Tagen auch hier eine Verzierung angebracht gewesen war. In der Hand hielt er ein kleines aus Eschenzweigen geflochtenes Körbchen, auf dem verschiedene phantastische Figuren, in welchen sich das Rot und Schwarz der Malerei mit dem Weiß des Holzes mischten, angebracht waren.

      Als dieser Sohn des Waldes näher kam, trat die ganze Gruppe auseinander und gestattete ihm, den Gegenstand seines Besuches zu begrüßen. Er sprach jedoch nicht, sondern betrachtete nur eine Weile die Schultern des jungen Jägers, worauf er seinen Blick nach dem Richter gleiten ließ. Der letztere war nicht wenig betroffen über diese ungewöhnliche Abweichung von dem sonst so ruhigen und unterwürfigen Benehmen des Indianers; er streckte indes seine Hand aus und sagte:

      »Du bist willkommen, John. Dieser junge Mann hat ein großes Vertrauen zu deiner Geschicklichkeit; denn er scheint deine Behandlung sogar der unseres Freundes, des Doktor Todd, vorzuziehen.«

      Mohegan entgegnete nun in leidlichem Englisch, aber in einem leisen einförmigen Kehlton:

      »Die Kinder von Miquon lieben nicht den Anblick des Blutes, und doch wurde ›der junge Adler‹ durch eine Hand beschädigt, die nichts Übles tun sollte!«

      »Mohegan! alter John!« rief der Richter, »glaubst du, daß meine Hand je mit Absicht Menschenblut vergoß? Schäme dich, schäme dich, alter John! Deine Religion hätte dich etwas Besseres lehren sollen.«

      »Der böse Geist wohnt bisweilen in dem besten Herzen«, versetzte John, »aber mein Bruder spricht die Wahrheit. Seine Hand hat nie wissentlich ein Leben geraubt, – nein, nicht einmal damals, als die Kinder des großen englischen Vaters die Ströme mit


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