Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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in der Tat sehr willkommen. Hier ist ein Jüngling, der deines Beistandes bedarf, weil ich so unglücklich war, ihn heute abend zu verwunden, als ich nach einem Hirsch geschossen.«

      »Du nach einem Hirsch geschossen, Duke?« unterbrach ihn Richard – »ha, ha! nach einem Hirsch geschossen! Meinst du, man könne etwas verordnen, ohne daß man den ganzen Tatbestand weiß? Aber so geht es immer mit gewissen Leuten; sie meinen, man könne einen Arzt ebenso ungestraft hintergehen wie einen anderen Menschen.«

      »Allerdings habe ich nach dem Hirsch geschossen«, entgegnete der Richter lächelnd, »und es ist keineswegs ausgemacht, ob ich bei seiner Erlegung nicht Beihilfe leistete. Sei dem aber, wie ihm wolle, der junge Mann wurde durch meine Hand verletzt, und es ist nun deine Sache, ihn zu kurieren, und die meiner Tasche, dich für deine Bemühung zu belohnen.«

      »Swei Sach, auf die man sich kann verlaß sehr gut«, bemerkte Monsieur Le Quoi mit einer höflichen Verbeugung gegen den Richter und den Praktiker.

      »Danke, Monsieur«, entgegnete der Richter, »aber wir halten den jungen Mann unnötig auf. Remarkable, du wirst so gut sein, für Leinwand und Scharpie zu sorgen.«

      Diese Bemerkung bewirkte eine Beendigung der Komplimente und veranlaßte den Arzt, einen spähenden Blick nach seinem Patienten zu werfen. Der junge Jäger hatte während des eben berührten Gesprächs seinen Mantel abgeworfen und stand nun in einem einfachen Anzug von dem hellfarbigen selbstgewirkten Zeug der Gegend da, der augenscheinlich noch ganz neu war. Er hatte bereits die Hand an den Kragen seines Rocks gelegt, um auch dieses Kleidungsstück abzulegen, als er plötzlich wieder innehielt; denn sein Blick fiel auf die bekümmerte Elisabeth, die unbeweglich und zu sehr von Angst überwältigt dastand, um seine Bewegungen zu gewahren Ein leichtes Rot färbte die Stirn des Jünglings.

      »Der Anblick von Blut könnte die Dame beunruhigen. Gehen wir daher lieber, bis die Wunde verbunden ist, in ein anderes Zimmer!«

      »Nicht doch«, sagte Doktor Todd, dessen ganze Keckheit wiedergekommen war, sobald er bemerkte, daß sein Patient kein Mann von Bedeutung sei, »die helle Beleuchtung des Saales ist der Operation günstig, – ein Vorteil, den wir um so weniger aus dem Auge lassen wollen, da man sich desselben so selten zu erfreuen hat«

      Während Elnathan so sprach, steckte er eine große eiserne Brille in sein Gesicht, die langjähriger Gewohnheit zufolge auf der äußersten Spitze seiner Mopsnase sitzenblieb und, wenn sie den Augen auch keinen wesentlichen Dienst leistete, doch auch kein Hindernis für das Sehen bildete; denn seine kleinen grauen Beobachtungsorgane funkelten wie zwei Sterne, die aus einer neidischen Wolkenhülle hervorblicken, über das optische Instrument weg. Diese Bewegung blieb von allen unbeachtet, Remarkable ausgenommen, welche gegen Benjamin bemerkte:

      »Herr Todd ist ein recht hübscher Mann, der seine Worte gut zu setzen weiß. Wie prächtig ihm nur seine Brille steht! So ein Ding gibt einem doch gleich ein großartigeres Aussehen; ich habe gute Lust, mir selber auch eine anzuschaffen«

      Die Worte des Fremden hatten Miss Temple wieder zur Besinnung gebracht Sie fuhr wie aus einer tiefen Zerstreuung auf, errötete hoch, winkte einer jungen Weibsperson, die ihr als Kammermädchen diente, und entfernte sich mit der Miene weiblicher Zurückhaltung.

      Das Feld blieb nun dem Arzt und seinem Patienten überlassen, während die übrigen noch anwesenden Personen sich mit Gesichtern, welche die verschiedenen Grade ihres Anteils ausdrückten, um den letzteren sammelten. Major Hartmann war der einzige, der auf seinem Sitz blieb, indem er fortfuhr, große Rauchwolken von sich zu stoßen, und bald die Augen nach der Decke gleiten ließ, als stelle er Betrachtungen über die Ungewißheit des menschlichen Lebens an, bald mit einem Ausdruck, der einiges Bewußtsein von der Lage des jungen Mannes verriet, nach dem Fremden hinblickte.

      Inzwischen begann Elnathan, dem eine Schußwunde etwas Nagelneues war, seine Vorbereitungen mit einer Sorgfalt und Feierlichkeit, wie sie des Anlasses würdig waren. Benjamin hatte ihm ein altes Hemd eingehändigt, welches er mit einer Miene, die sowohl seine Geschicklichkeit als auch die Wichtigkeit der Operation bezeichnete, in mehrere lange Streifen riß.

      Als diese Vorbereitung getroffen war, wählte sich Herr Todd mit großer Sorgfalt einen der Streifen aus und händigte ihn Herrn Jones ein, indem er mit größter Kaltblütigkeit sagte:

      »Da, Squire Jones, Sie verstehen sich auf derartige Dinge und sind wohl so gefällig, die Scharpie zu zupfen. Sie muß fein und weich sein, wie Sie ja selber wissen, mein lieber Sir! Nehmen Sie sich aber in acht, daß Sie keine Baumwolle hineinbringen; sie möchte sonst die Wunde vergiften. Nur der Zettel ist Leinwand, Sie können daher beides leicht sondern.«

      Richard übernahm diesen Dienst mit einem Nicken gegen seinen Vetter, in welchem deutlich zu lesen war: »Du siehst, der Kamerad kann nichts ohne mich ausrichten«, und begann, mit großer Emsigkeit auf seinem Knie Scharpie zu zupfen.

      Ein Tisch wurde nun mit Arzneiflaschen, Salbtöpfen und verschiedenen chirurgischen Instrumenten belegt. Sooft der Doktor eines davon aus seinem roten Maroquinfutteral hervorlangte, hielt er es gegen das lebhafte Licht des Kronleuchters, in dessen Nähe er stand, und untersuchte es mit der pedantischsten Sorgfalt. Dabei fuhr er oft mit einem rotseidenen Taschentuch über den blanken Stahl, als wolle er auch das mindeste Hindernis, das einer so delikaten Operation im Wege stehen könnte, von der polierten Oberfläche entfernen. Nachdem das ziemlich spärlich ausgestattete Futteral geleert war, öffnete der Doktor seine Sattelranzen und brachte verschiedene Phiolen zum Vorschein, die mit Flüssigkeiten von den verschiedensten Farben gefüllt waren, stellte sie in gebührender Ordnung an der Seite der mörderischen Sägen, Scheren und Messer auf, nahm dann eine ganz aufrechte Stellung ein, wobei er die Hand auf den Rücken legte, als wolle er die Bedeutsamkeit seiner Attitüde dadurch verstärken, und blickte umher, was für einen Eindruck diese Zurschaustellung seines Kunstapparates auf die Zuschauer übte.

      »Auf mein Wort«, bemerkte Major Hartmann mit einem schelmischen Rollen seiner kleinen schwarzen Augen, während jeder übrige Zug seines Gesichtes vollkommen ruhig blieb; »Ihr habt da einen schönen Vorrat von Werkzeugen, und Eure Medikamente glänzen, als wären sie besser für die Augen als für die Gedärme.«

      Elnathan ließ ein Hem vernehmen, – man hätte es vielleicht ebensogut für das Räuspern eines Verzagten, der sich dadurch Mut zusprechen will, wie für einen natürlichen Versuch, die Kehle zu klären, halten können; wenn indes das letztere der Fall war, so entsprach es vollkommen seiner Absicht, denn der Doktor wandte sich jetzt an den deutschen Veteran mit den Worten:

      »Sehr wahr, Herr Major, sehr wahr; ein kluger Mann gibt sich immer Mühe, seine Heilmittel dem Auge angenehm zu machen, obgleich sie hin und wieder dem Magen nicht sonderlich zusagen mögen. Es gehört indes wesentlich mit zu unserer Kunst, Sir« – und nun sprach er mit der Zuversicht eines Mannes, der über seinen Gegenstand vollkommen im klaren ist – »den Kranken mit dem, was zu seinem eigenen Besten dient, zu versöhnen, wenn sich auch der Gaumen etwa dagegen sträuben sollte.«

      »Gewiß, Doktor Todd hat recht«, sagte Remarkable, »denn die Bibel erzählt uns von Dingen, die, wie süß sie auch dem Munde sein mögen, im Bauche grimmen.«

      »Mag sein, mag sein«, fiel der Richter etwas ungeduldig ein, »aber hier ist ein Jüngling, der nicht nötig hat, sich in seinem eigenen Interesse täuschen zu lassen! Ich entnehme aus seinem Auge, daß ihm nichts mehr zuwider ist als Verzögerung.«

      Der Fremde hatte ohne weiteren Beistand seine Schulter entblößt, in der ein kleines Loch, verursacht durch das Eindringen des Hirschpostens, deutlich sichtbar war. Die starke Kälte des Abends hatte die Blutung gehemmt, und Doktor Todd, der einen verstohlenen Blick auf die Wunde warf, begann nun zu glauben, daß er es keineswegs mit einem so schrecklichen Fall zu tun bekomme, wie er gefürchtet hatte. So ermutigt, näherte er sich seinem Patienten und ließ seine Absicht merken, den Gang, welchen das Blei genommen hatte, zu sondieren.

      Remarkable nahm in späteren Tagen oft Anlaß, diese berühmte Operation mit allen Einzelheiten zu erzählen, und wenn sie im Laufe der Geschichte bei jenem Punkt anlangte, so pflegte sie folgendermaßen fortzufahren:

      »Und dann nahm der Doktor ein langes Ding, wie eine Stricknadel,


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