Die Kolonie Sammelband 1 - Interstellare Bräute Programm. Grace Goodwin
werden sterben, Rachel“, wiederholte der Anwalt. „Gehen Sie nur. Zur Hölle mit all diesen Mistkerlen. Verschwinden Sie von hier. Sie haben die Chance auf ein neues Leben. Leben Sie es.“
Sie schüttelte den Kopf, aber der Anwalt konnte sie nicht sehen. „Das ist nicht mein Leben“, wiederholte sie.
„Jetzt ist es das.“
Sie drehte sich am Absatz herum, zu Aufseherin Egara. „Die Regeln des Interstellaren Bräute-Programms besagen, dass ich dreißig Tage Zeit habe, meine Zuordnung anzunehmen, richtig?“
Die Aufsehern nickte, während meine Magengrube zusammensackte. Ich kannte die Regeln der Zuordnung nicht gut genug, als dass ich das gewusst hätte.
„Das ist zutreffend. Sie können die Zuordnung innerhalb von dreißig Tagen widerrufen, allerdings“—die Aufseherin kam näher und nahm Rachels Hand—„sind Sie der Kolonie zugewiesen worden, und daher werden Sie, sollten Sie Maxim und seinen Sekundär ablehnen, vom Test-Zentrum einem anderen Krieger dort zugeordnet werden. Sie kommen nicht wieder zur Erde zurück.“
„Sie sind zurückgekommen“, entgegnete Rachel. „Bestimmt sind auch andere Bräute wieder zurückgekommen.“
Das Gesicht der Aufseherin wurde glatt und ausdruckslos. „Ja, das tat ich. Sowie auch zwei andere. Jeder dieser Vorfälle war ein ganz besonderer Fall, ganz anders als Ihrer. Eine Frau, die auf Trion geschickt worden war, ist vor Kurzem zurückgekehrt, aber ihr Gefährte wurde für tot gehalten und sie wurde mitten in einer Schlacht transportiert. Sie ist inzwischen mit ihrem Sohn nach Trion zurückgekehrt. Meine Gefährten wurden beide von den Hive getötet, und ich habe mich versetzen lassen, um anderen zu helfen, ihr Glück zu finden. Ihre Männer sind am Leben und kämpfen nicht länger an der Front. Es herrscht Frieden auf der Kolonie, und Ihre Zuordnung ist stark. Sie können sich aussuchen, einem anderen zugewiesen zu werden, wenn diese beiden Sie nicht für sich gewinnen können, aber Sie werden nicht zurückkehren.“
„Treffen Sie Ihre Wahl, Rachel“, sagte der Anwalt. „Sie sind nun offiziell ein entflohener Häftling. Ich kann zwar die Wogen glätten, aber es wird für Sie nur noch schlimmer, je länger ich mich nicht zurückmelde. Falls Sie ins Gefängnis zurück wollen.“
Rachels Aufregung explodierte, und sie entriss der Aufseherin ihre Hand und lief mit zitternden Händen im Zimmer auf und ab. Ich sehnte mich danach, sie in die Arme zu nehmen, aber ich wagte es nicht, sie anzufassen. Es schien, als würde sie beim geringsten weiteren Druck in Stücke zerfallen. Und ich wusste auch, dass sie nicht glücklich darüber sein würde, was als Nächstes passierte. Maxim stand mit ausdruckslosem Gesicht da und wartete auf ihre Entscheidung. Aber der Prillon-Kragen, den wir für sie mitgebracht hatten, hing nur schlaff in seiner Hand. Dieser Kragen würde unsere Gefährtin mit uns beiden verbinden, den intimsten Bund schließen, der nur möglich war. Ihre Emotionen würden zu unseren werden. Sie würde äußerst sensibel darauf werden, wie sehr ich sie begehrte. Kombiniert mit den Gefühlen, die Maxim wohl hatte, bezweifelte ich nicht, dass unsere explosive kleine Gefährtin überwältigt sein würde.
Es herrschte angespanntes Schweigen, während Rachel sich mit den Händen in einer selbst-tröstenden Geste über Gesicht und Nacken fuhr, die ich ihr liebend gerne abgenommen hätte. Die Zärtlichkeit, die in mir aufwallte, begrüßte ich zwar, sie war aber auch völlig unerwartet. Ich war für lange Zeit ein grober Klotz gewesen. Ich hatte mich nicht zu solch zarten Gefühlen fähig gehalten. Aber das war das Wunderwerk dessen, eine Gefährtin zu haben, und ich betete zu den Göttern, dass sie uns nicht abweisen würde.
„Also gut. In Ordnung! Dann geh‘ ich halt.“ Sie klang nicht überzeugt, aber das spielte keine Rolle. Sie hatte zugestimmt. Sobald wir sie auf der Kolonie hatten, konnten wir ihr zeigen, wie sehr wir sie begehrten. Sie brauchten. Sie würde herausfinden, was es hieß, von zwei gnadenlosen Prillon-Kriegern geliebt und beschützt zu sein.
„Alles Gute, Rachel. Ich werde die Aufseherin von hier aus auf dem Laufenden halten“, sagte der Anwalt. „Aber bis sie ihren offiziellen Bericht einreicht, hat dieses Gespräch nie stattgefunden.“
„Dem stimme ich zu.“ Aufseherin Egara ging an einen Tisch, nahm ein Tablet, wischte mit den Fingern über den Bildschirm und studierte es eingehend. „Rachel Pierce, gemäß dem Koalitions-Protokoll muss ich Ihnen noch ein paar Fragen stellen. Sie haben der Zuordnung zugestimmt, die vom Teststystem des Interstellaren Bräute-Programms getroffen wurde und in Ihrem Profil gespeichert ist. Trifft dies zu?“
Rachel blickte zu Maxim, dann zu mir, und hob ihr Kinn in einer entschlossenen Geste. „Ja, das ist zutreffend.“
„Sind sie derzeit gesetzlich verheiratet?“
„Nein.“
„Haben Sie jeglichen Nachwuchs?“
„Nein.“
„Sehr gut. Für gewöhnlich würden Sie an dieser Stelle für ihren zugewiesenen Planeten abgefertigt und danach transportiert werden, allerdings haben wir es hier mit eher ungewöhnlichen Umständen zu tun. Ihr Gefährte und sein Sekundär sind hier. Daher entziehe ich Ihnen hiermit die Erdenbürgerschaft. Sie sind nun offiziell Bürgerin von Prillon Prime und dessen Sekundärplaneten, der Kolonie. Sie sind nun offiziell eine Prillon-Braut.“
Ein kleiner Laut entfuhr Rachels Kehle, aber sie sagte nichts. Ihre neue Realität war nun eingetreten. Sie gehörte offiziell—rechtmäßig—uns.
„Vielen Dank, Aufseherin“, sagte Maxim. „Rachel, ich gebe dir mein Wort: wir werden dir niemals Leid zufügen. Du hast von mir oder von Ryston nichts zu befürchten. Es ist unsere Aufgabe, dich zu beschützen und zu achten. Dich in Besitz zu nehmen.“
Ich sah zu, wie sie schluckte und dann mit großen Augen nickte.
„Du gehörst nun mir, und Ryston“—niemand im Raum konnte verpassen, dass sie das Wort gehörst störte, ihre Augen sich zu schmalen Schlitzen verengten und sie die Arme vor der Brust verschränkte—“und wir müssen für deine Sicherheit sorgen. Du kannst ohne das hier nicht in die Kolonie transportiert werden.“
Er hielt den Kragen hoch, der eines Tages die Farbe meines eigenen annehmen würde, und von dem um Maxims Hals. Es war ein Trinity-Kragen, und der Kreis würde sich schließen, sobald sie ihren um den Hals hatte.
Sie blickte ihn verwirrt an. „Was...wozu ist das?“
„Das hier wird dich als Prillon-Braut kennzeichnen und alle anderen warnen, dass du in Besitz genommen worden bist.“ Seine Stimme war ein tiefes Knurren, aber sie schien nicht eingeschüchtert zu sein. Den Göttern sei Dank. Wenn Maxim seine Kommandanten-Stimme einsetzte, machten sich schon mal ausgewachsene Männer in die Hose.
Sie blickte zu Aufseherin Egara. „Wie ein Ehering?“
Die Aufseherin zog eine Augenbraue hoch und nickte leicht. „So in der Art. Ein äußerlich sichtbares Zeichen, dass Sie Gefährten haben, ja. Aber es ist mehr als das.“
„Ich verstehe nicht.“ Rachel blickte von Maxims Hals zu meinem. Ihr Blick verweilte auf mir, als ich ihre Frage beantwortete.
„Ohne den Kragen können wir herausgefordert werden, um dich zu kämpfen. Es gibt nur sehr wenige Frauen auf der Kolonie. Wir sind verbannte, vergessene Krieger,. Du bist die erste Interstellare Braut, die zu uns geschickt wird. Ohne den Kragen um deinen Hals wird jeder Krieger, der dich sieht, versuchen, dich für sich zu beanspruchen.“
„Nein.“ Ihre Weigerung war umgehend und vehement.
„Ich teile dein Empfinden, Gefährtin.“ Maxim trat näher und beobachtete, wie ihr Puls raste. „Du gehörst mir. Ich werde jeden vernichten, der versucht, dich mir wegzunehmen.“
„Und ich werde dabei helfen“, fügte ich hinzu, und Rachels Blick fuhr zwischen uns beiden hin und her. Aber es war nicht Angst, die nun ihren Blick vernebelte, sondern Lust.
Ihre Hand fuhr sich in einer entzückend nervösen Geste um den Hals, und ich wollte ihr die Hände hinter dem Rücken festhalten und sie auf der Stelle küssen. Aber es war