Die Kolonie Sammelband 1 - Interstellare Bräute Programm. Grace Goodwin

Die Kolonie Sammelband 1 - Interstellare Bräute Programm - Grace Goodwin


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zu Captain Brooks. Sie unterhielten sich mit einer Vertrautheit, die ich beneidete, über fremde Dinge wie Burritos und etwas, das man TV nannte.

      Primus Nial erhob sich, und wir alle horchten auf, als er sein Glas hob. „Wir wünschen, mehr über Ihre neueste—und einzige—Kolonie-Gefährtin zu erfahren.“

      Ein Schauer lief über Rachels Haut, und ihre Nervosität davor, im Mittelpunkt zu stehen, traf mich hart, direkt in die Brust.

      Unter dem Tisch legte ich ihr eine Hand auf den Schenkel, um ihr zu zeigen, dass ihre Gefährten bei ihr waren. Ihr Blick hob sich zu meinem, dann zu Maxims, und schließlich zu Primus Nial. Ich schloss mich ihr an und blickte zum neuen Primus unserer Heimatwelt. Er war durchschnittlich groß für einen Prillon-Krieger, aber sein linkes Auge war ganz aus Silber, so wie auch ein guter Teil seiner linken Gesichtshälfte. Er war sichtlich mit Hive-Technologie verseucht, und ich hatte Gerüchte gehört, dass auch ein großer Teil seiner linken Körperhälfte silbern war.

      Er war beängstigend anzusehen, aber wie durch ein Wunder, mit der Hilfe und der Liebe der Frau an seiner Seite, hatte er eine Herausforderung zum Anführer unserer Welt bestanden und die Lage für uns alle verbessert.

      Rachel leckte sich die Lippen, und ich sah, dass ihr Blick von Primus Nial zu seinem Sekundär Ander gewandert war. Ander war nicht verseucht, nicht nach prillonischen Maßstäben. Er hatte keine Hive-Implantate. Aber er war riesig, selbst für einen Prillon-Krieger. Sein Gesicht war vernarbt. Eine Klinge hatte sichtlich beinahe ein Auge aus seiner Augenhöhle geschnitten, und die tiefe, breite Narbe verlief von der Mitte seiner Stirn über seine Augenbraue und sein Auge, wo der Schnitt über seine Wange bis zu seiner Brust weiter lief.

      Ich fragte mich, wie er das überlebt hatte. Und vielleicht noch wundersamer, wie eine Schönheit wie Königin Deston einen silberäugigen Verseuchten und ein vernarbtes Monster lieben konnte.

      Ihre gemeinschaftliche Präsenz war wie eine Droge für jeden Krieger auf der Kolonie. Der Primus war weit stärker verseucht als die meisten Krieger hier, mich inklusive. Wenn es für ihn Hoffnung gab, und für hässliche Klotze wie Ander, dann gab es Hoffnung für uns alle.

      Primus Nial legte den Kopf schief und blickte meine Gefährtin an, dann zog er die Augenbraue hoch, als eindeutige Anweisung an sie, zu antworten. Ich drückte noch einmal ihren Schenkel, und Maxim setzte seine Hand an ihren Nacken. Wir umgaben sie mit Kraft, und sie atmete tief durch, um ihrem neuen Anführer zu antworten, denn sie war nun eine von uns. Ich würde sie nicht mehr gehen lassen.

      „Ich bin...nun, ich war...eine Biochemikerin. Ich habe vergangenes Jahr meinen Doktortitel gemacht und leitete die Forschungsabteilung einer Pharmafirma auf der Erde, die GloboPharma heißt.“

      Königin Deston, Jessica, beugte sich mit erfreutem Ausdruck vor. „Du bist ein Doktor? Das ist ja toll. Woran hast du gearbeitet?“

      „Keine Ärztin, sondern Wissenschaftlerin“, erklärte Rachel. „Ich habe in einem Forschungslabor an einem Heilmittel für Krebs gearbeitet.“ Rachel schüttelte mit traurigem Lächeln den Kopf. „Aber wir haben mehr Leute umgebracht als geheilt. Der CEO fälschte meine Berichte an die Aufsichtsbehörde, damit das Medikament zugelassen werden würde. Als es auf den Markt kam, passierten schlimme Dinge. Menschen starben, und sie haben mir die ganze Sache angehängt und sind mit einer Geldstrafe davongekommen.“

      Ich wusste nicht, was manche der Worte bedeuteten, aber ich wusste, dass sie fälschlich beschuldigt und verurteilt worden war.

      „Das ist ja doof. Aber warum warst du im Gefängnis? Dafür wird man doch üblicherweise nicht eingesperrt, oder?“ Königin Deston nahm einen Schluck von ihrem dunkelvioletten Wein und blickte über den Glasrand hinweg auf meine Gefährtin. „Oder hast du dich freiwillig zum Bräute-Programm gemeldet?“

      Rachel blickte auf ihren Teller hinunter und holte tief Luft. „Ich wurde wegen Betrugs, Verschwörung, Fälschung, Meineid verurteilt und stand so vielen Zivilklagen gegenüber, dass ich von ihnen völlig zugeschüttet worden wäre.“

      Primus Nials dunkle Augenbrauen fuhren in die Höhe. „Wie viele Unschuldige sind gestorben?“

      „Mindestens vierhundert.“ Scham, dunkel und hässlich, schlängelte sich in Rachels Herz bei diesem Geständnis, und ich sehnte mich beinahe so sehr danach, sie in die Arme zu nehmen, wie danach, Primus Nials die Fresse zu polieren, weil er sie traurig gemacht hatte.

      „Vierhundert Tote. Das ist tatsächlich eine ernsthafte Anschuldigung.“

      Königin Deston nahm Rachel in Schutz. „Aber sie hat es nicht getan.“ Die Frau hob ihr Glas meiner Gefährtin entgegen, eine Geste von Solidarität und Respekt. „Ich glaube dir absolut.“

      Rachels Wangen liefen zu einem interessanten Rosaton an. „Danke.“

      „Und es ist nicht so schlimm. Du bist hier gelandet, die süße Cremefüllung zwischen zwei harten Prillon-Oreos.“

      Rachel verschluckte sich fast an ihrem Wein. Captain Brooks hustete laut, und ich vermutete, dass er sein eigenes Auflachen hinter der Geste verbarg, als Rachels Wangen sich von rosa zu leuchtend rot färbten. Ich wusste nicht, was ein Oreo war, aber es war eindeutig eine Anspielung auf der Erde, da war ich mir sicher. Königin Destons Lachen erfüllte den Raum, und ihr sekundärer Gefährte Ander, ihr Monster von einem Krieger, blickte sie grimmig an. „Benimm dich, Gefährtin.“

      Aber Königin Deston lachte nur noch lauter und hob ihre Hand an seine Wange, und gab ihm einen raschen Kuss auf die Wange, der seine Proteste wirkungsvoll zum Schweigen brachte.

      Ich verstand seinen benommenen aber resignierten Blick zu gut.

      Wenn Rachel mich mit solcher Zärtlichkeit berührte, konnte ich ihr nichts versagen. Das hieß nicht, dass ich nicht noch herausfinden würde, was ein Oreo war, sobald wir alleine in unserer Suite waren.

      Maxim räusperte sich, und das Lachen verstummte. „Mir ist ihre Vergangenheit egal. Sie ist meine mir zugeordnete Gefährtin. Ich habe Captain Ryston Rayall zum Sekundär ernannt. Und wir sind hier, um das Eintreten einer neuen Ära auf der Kolonie zu feiern.“

      Primus Nial nickte. „Wie viele Ihrer Krieger haben sich bereits den Tests für das Bräute-Programm unterzogen?“

      „Doktor Surnen?“ Maxim wandte sich an den Arzt der Basis 3, und Rachels Nervosität darüber, im Mittelpunkt zu stehen, so viele fremde Augenpaare auf sich gerichtet zu haben, wandelte sich zu einem ruhigen, brodelnden Hassgefühl.

      Also hatte meine Gefährtin uns noch nicht verziehen, dass wir nach ihrer Ankunft den Fehler gemacht hatten, sie ins Untersuchungszimmer zu bringen. Ich rieb ihr sanft übers Bein, frischte meine Entschlossenheit auf, diesen Zorn später aus ihr rauszuficken.

      Der Arzt räusperte sich. „Vor Lady Rones Ankunft hatten sich weniger als zehn Prozent der Krieger auf Basis 3 den Tests unterzogen. Aber seither haben sich die Test-Raten verdreifacht. Innerhalb der nächsten sechs Wochen wird jeder Krieger auf Basis 3 getestet worden sein.“

      Primus Nial nickte und wandte sich an Gouverneur Bryck von Basis 2. „Und Ihre Krieger, Bryck?“

      Der große Mann nickte grinsend. „Ich gestehe, ich selbst bin noch nicht getestet worden. Allerdings“, er stockte und blickte mit einem Ausdruck zwischen Königin Deston und Rachel hin und her, der an Hunger glich, „werde ich das sofort nach meiner Rückkehr nachholen.“

      „Ausgezeichnete Neuigkeiten.“ Primus Nial gratulierte uns, während um den Tisch herum gejubelt wurde. „Die Götter waren euch wohlgesonnen, Gouverneur Rone. Ryston.“

      „In der Tat.“ Ich konnte nur zustimmen, als ich auf meine wunderschöne Gefährtin blickte.

       Rachel

      Ich begegnete Jessicas schelmischem Blick auf der anderen Seite des Tisches und brach beinahe in Gelächter aus.

      Die Cremefüllung in der Mitte eines Prillon-Oreos?


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