Ein feuchter Mittsommernachtstraum und 11 andere erotische Fantasien. B. J. Hermansson
der Seele Raum zu geben, ein Teil der Natur zu sein. Eine Glockenblume schaukelt im Wind. Ein Halm, der die anderen berührt, im Kreislauf der Liebkosungen.
Ich liege zwischen Fredrik und Sofia und Veronika und Felicia. David, Leo und Torbjörn liegen auch in der Nähe, genau wie alle anderen. Wir sind alle ein großer Organismus, der gibt und nimmt, Streicheln, Küsse und nackte Umarmungen. Ich klettere auf Sofia, knie auf allen Vieren über ihr und halte sie fest. Flechte meine Finger in ihre und drücke zu. Diese majestätische Frau, die so viel größer und stärker ist als ich, genießt es, mich über ihr zu haben. Ihre bessere Hälfte packt meinen Po und drückt seinen Ständer in meine feuchte Scheide. Als ob er es schon oft getan hätte. Er gleitet langsam hinein und legt ein Teil seines Gewichtes auf mich, was dazu führt, dass mein Körper fest an Sofias gedrückt wird und ich kämpfe damit, meinen ersten herannahenden Orgasmus zwischen den beiden glatten Körper hinauszuzögern. Ich begegne Sofias Blick und ihren Lippen, sie sind unglaublich weich und schmecken nach Erdbeerwein. Ihre Zunge ist glatt und sanft. Sie umarmt sowohl mich als auch ihren Freund so gut es geht mit ihren langen Armen und Beinen. Ich bin vollkommen umringt von ihren Körpern, Düften und Berührungen. Mein ganzes System erscheint zu überhitzen von meiner feuchtesten Fantasie, die plötzlich fantastische Wirklichkeit ist. Überall um uns herum hört man Stöhnen, glucksende Geräusche von Körperflüssigkeiten und Körpern, die sich miteinander bewegen. Stöhnen und Schreien und Vogelgezwitscher.
Metadata:
Wir tobten wie Kinder durch den Wald. Tannenzweige kratzten an unseren nackten Körpern. Unter unseren nackten Füßen knackten Tannenzapfen und trockenes Moos. Die Sonne hatte den Boden aufgewärmt, aber die Luft war kühl. Zwei Paar Hände schieben nun mein Nachthemd hoch. Mein nackter Körper spürt jeden Grashalm an jeder Zelle. Meine nackten Brüste werden von dem plötzlichen Windzug steif und die Brustwarzen spannen, sodass sie beinahe schmerzen. Ich kann nicht mehr länger warten.
Mittsommer. Das Fest der Natur, der Wiedergeburt, der Fruchtbarkeit und der Liebe. Auf einem idyllischen Anwesen weitab vom großstädtischen Stress trifft sich eine Gruppe von Freunden, um zu feiern. In Malin Edholms neuer Kurzgeschichte wird aus einem schönen, sommerlichen Fest eine erotische Erfahrung des Verbundenseins – miteinander und im Einklang mit der Natur.
Das Kollektiv
Prolog
In einem Kollektiv am Rande Berlins leben sieben Menschen, die sich ursprünglich nicht kannten.
Es gibt keine Regeln in dem Kollektiv. Mehrere der Bewohner haben zuvor erlebt, dass andere über ihr Leben herrschten. Sie wollten, hofften und glaubten – aber sie bekamen nichts. Andere diktierten immer, wie sie sein sollten und wie sie ihr Leben zu führen hatten. Einige von ihnen durften ihre künstlerischen Visionen nicht zum Vorschein bringen, weil es nicht dem Rechtschaffenen, dem Gewöhnlichen entsprechen würde. Andere durften nicht bestimmen, wen sie küssen wollten. Und manche hatten noch nie jemanden geliebt, weil es Menschen gab, die ihnen sagten, es sei falsch.
Im Kollektiv gibt es keine derartigen Regeln. Hier gibt es keine Vorurteile. Niemand urteilt über den anderen. Niemand sagt einem, wie man zu sein hat, und niemand hat Erwartungen an den anderen. Im Kollektiv teilen alle miteinander. Mir gehört nichts und dir gehört auch nichts. Alles gehört allen. Du fragst dich, ob es zu Eifersucht kommt? Für die meisten ist es normal, dass man Dinge besitzt, die einem viel bedeuten und die man auf keinen Fall verlieren will, egal ob durch Zufall oder Absicht. Aber auch dies ist das Schöne am Kollektiv - denn solche Vorstellungen gibt es dort nicht.
Vielleicht ist das Seltsamste an diesem Ort, wie die Beziehungen hier funktionieren. Viele verstehen es nicht (oder wollen es nicht verstehen). Es ist genauso wie mit materiellem Besitz. Niemand gehört jemand anderem. Niemand hat exklusive Rechte. Alle profitieren. Obwohl einige sogar verheiratet sind, wird gerecht geteilt. Sie kann einen anderen küssen. Er kann mit einer anderen intim sein. Sie kann sich wiederum mit der anderen vergnügen. Er kann mit dem anderen das Gleiche tun.
Hier lieben alle sowohl die Regeln, die nicht existieren, als auch die Menschen, mit denen sie ihr Leben teilen.
Und sie lieben sichkreuz und quer.
F und R
F liegt auf dem Bauch. Das Bett ist weich, das Laken faltig. Ein Sonnenstrahl fällt durch die Jalousien. Sie ist etwas gelangweilt und denkt darüber nach, was der Tag ihr bieten wird. Obwohl sie keine Kleider trägt, ist ihr Körper warm. Die lauwarmen Temperaturen machen es möglich. Vor allem aber glüht ihr Schoß – und will mehr. F ist geil. Das ist sie fast immer, sagen die anderen. Und das stimmt wirklich. Sie könnte jederzeit und überall Sex haben. Solange ihr ein schöner, intensiver Orgasmus versprochen wird, ist sie zu allem bereit. Für das Vergnügen der vollkommenen Befriedigung würde sie alles geben. Dafür lebt sie. Nicht für einen Mann, nicht für eine Frau, für nichts anderes – nur für den Orgasmus.
Als R den Raum betritt, weiß sie nicht, dass er es ist. Sie hört, dass jemand kommt, und ergreift sofort die Chance. „Egal wer du bist, willst du mich ficken?“, fragt sie mit leichter, weicher Stimme. Es hätte auch R, E, E, D, O oder M sein können. Oder jemand ganz anderes. Nicht selten kommt es vor, dass Fremde das Kollektiv besuchen, um zu sehen, wie es funktioniert. Manchmal suchen sie einfach nur nach Antworten auf ihre Fragen, manchmal möchten sie sogar mitmachen. Und da niemand zu irgendjemandem gehört und alles gleich geteilt wird, gilt dies auch für die Menschen, die nicht im Kollektiv leben – wenn sie da sind und teilnehmen wollen, dann ist es ihnen erlaubt. Jeder kann hier sein, wer er will, solange man volljährig und freundlich ist.
Aber diesmal ist es R, der den Raum betritt. Er sagt nichts. Er geht einfach zu F. Sie liegt mit leicht gespreizten Beinen da und mit dem Kopf auf ihrem Unterarm, der wie ein Kissen zwischen ihrem Gesicht und dem Laken ruht.
Ihre Haut ist wunderschön. Hell, fast wie Marmor. Und ihr Körper ist so klein. Ihre Haare dagegen sind lang und wild. Sie breiten sich über ihren Hals aus und reichen bis zum Steißbein. Er sieht, wie ihr Körper atmet, und bemerkt, wie sie zuckt. Ihm ist klar, was sie will.
Er zieht sich aus. Sie hört, wie er sich den Pullover (dem Geräusch nach kann es auch ein Hemd sein, die meisten hier tragen nämlich eher weiche als gestärkte Hemden) auszieht und ihn auf den Boden fallen lässt. Gleiches gilt für Hosen und Socken. Er trägt keine Unterhosen, er sagt, sie würden ihn einengen. Und alle können es nachvollziehen, keine Unterwäsche zu tragen. Er ist jetzt nackt. Er kniet sich aufs Bett. Sanft. Sie spürt sein Gewicht auf der Matratze, die unter seinen Knien nachgibt. Ihre Scham beginnt noch mehr zu glühen, als sie spürt, dass er sich nähert. Und das lustvolle Gefühl, dass er sein Glied bald auf sie drücken würde, ist nicht mehr weit entfernt. Er platziert seine Beine neben ihren Waden und umhüllt sie mit seinem Körper. Sicher und geborgen liegt sie zwischen seinen Beinen und unter seinem Bauch und seiner Brust. Neugierig und zugleich geil überlegt sie, was er mit ihr vorhat. Ob er sie gleich fickt oder erst etwas anderes macht. Vielleicht spielt er mit ihr. Oder neckt sie sogar. Ist es überhaupt der R, den sie kennt? Oder ist es eine Frau? Der Gedanke fasziniert sie. Sie wird verwirrt und aufgeregt zugleich. Vielleicht.
Er beugt sich vor und spitzt die Lippen, um ihren süßen, schönen Körper zu liebkosen. Er küsst sie und hinterlässt warme, feuchte Abdrücke auf ihrer Haut. Sie spürt den Speichel. Er wärmt sie. Ihr Körper zuckt, und er bemerkt es. Seine Küsse wandern ihren Hintern entlang. Beide Seiten; eine nach der anderen. Dann nähert er sich ihrer Mitte an. Sie rutscht ein Stück nach oben, lässt ihn näherkommen. Sie atmet schwer. Sie atmet schneller.
Ihre Vagina zieht sich zusammen und erweitert sich. Explodiert. Wächst. Auch in ihm brennt das Verlangen, das Blut pulsiert und er merkt den Druck auf seine Vorhaut, die immer mehr von dem, was sich in seinem Inneren befindet, herausdrängt, hinauslassen will. Sein Penis tropft. Er ist schon lange nicht mehr gekommen. Sein Schwanz krepiert fast.
Ihr Geschlecht ist rosig. Weich, glattrasiert, schön und warm. Sie legt die rechte Hand auf ihren Bauch und spürt die feuchte Haut. Dann führt sie zwei Finger in ihre Vagina ein. Sie ist immer noch angespannt. Mit den Fingern kann sie sich aber weiten,