To Love Talon. Carian Cole

To Love Talon - Carian Cole


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das Kondom aus und werfe es achtlos auf den ausgeblichenen Teppich.

      „Hey, warum hörst du auf?“ Sie setzt sich aufrecht und sieht mich grimmig an. „Ich war noch nicht fertig.“

      Gähnend verschränke ich die Arme hinter dem Kopf und schließe die Augen. „Tja, aber ich.“ Echt, ich komme nicht über diesen Anblick hinweg. Ich kann Skittle-Gesicht einfach nicht weiterficken.

      „Aber du bist nicht mal gekommen.“

      Ich mache mir nicht die Mühe, die Augen zu öffnen. „Hast du mich etwa fordern hören: nasser? Oder: enger? Ich war so tief und fest wie es ging. Und dann ist mir leider dein Gesicht in die Quere gekommen, sorry.“

      Sie hantiert in dem billigen Motelzimmer herum, sucht wohl ihre Klamotten zusammen, sodass ich die Augen öffne. „Du bist ein Arschloch! Das war doch nur erotisches Gerede und nicht wörtlich gemeint.“

      Na toll, ein regenbogengesichtiges, verlogenes Groupie. Genau, was ich wollte. Nicht! Backstage hatte sie viel heißer ausgesehen. Jetzt nicht mehr. „Darauf stehe ich nicht.“ Ich zucke die Achseln.

      Schnaubend zieht sie sich an, schnappt sich die hochhackigen Lederstiefel, die sie nicht einmal anzieht, und stürmt barfuß zur Tür.

      „Hey“, rufe ich. „Willst du vielleicht noch einen Happen essen gehen?“

      „Echt jetzt? Nein. Ich bin für Sex hergekommen, nicht für ein Dinner. Du bist mir vielleicht ein Cockstar! Loser!“

      Sie wirft die Tür so fest zu, dass der Putz über dem Bett reißt. Verdammt. Ich hatte gehofft, er würde herunterfallen und mir auf den Kopf, und mich aus meinem Elend erlösen. Doch so viel Glück habe ich nicht.

      Ich rolle mich zur Seite, schließe die Augen, und muss die Kopfschmerzen wegschlafen, die ich von der Party nach dem Konzert von heute habe. Aber das Bett riecht seltsam und die Bettwäsche ist rau und kratzt mich. Irgendwie habe ich mich in jemanden verwandelt, der nur noch in ägyptischer Baumwolle schlafen kann. Keine Ahnung, ob mich das zu einem verwöhnten Arsch macht, oder zu einem Kerl, der die feineren Dinge des Lebens schätzt, die man für Geld kaufen kann.

      Da ich in diesem Drecksmotel sowieso keinen Schlaf finde, ziehe ich mich an, binde mir die langen Haare zusammen, sammele meinen Geldbeutel, das Handy und die Zigaretten ein, und lache über die Ironie des Ganzen. Als ich jünger war, glaubte ich, wenn ich erst einmal ein berühmter Rockstar bin, wäre ich der glücklichste Mensch auf Erden. Doch da bin ich nun, habe das Ziel erreicht, und das Einzige, was mich glücklich macht, sind weiche Laken, die nach Lavendel riechen. Und zu allem Überfluss haben die Jahre meiner sexuellen Eskapaden mir den Hashtag #cockstar in den sozialen Medien eingebracht. Ich wünschte, mein Gitarrentalent wäre bekannter als mein Penis.

      Erbärmlich.

       Kaptiel 2

       Asia

      Sobald er das Café betritt, weiß ich, dass er es ist. Groß, dunkles Haar, sportliche Figur und ein wunderbares Lächeln. Mein Herz setzt einen Schlag aus, als er durch den Raum blickt und schließlich bei mir landet. Lächelnd winke ich ihm schüchtern zu. Er durchquert den Gastraum und setzt sich mir gegenüber.

      „Asia?“, fragt er.

      „Ja.“ Mein Herz rast und ich bete zu sämtlichen Göttern, dass ich nicht so nervös aussehe wie ich es bin. In Person sieht er noch besser aus als auf seinem Foto. Man könnte ihn als schön bezeichnen. Total außerhalb meiner Liga.

      „Wartest du schon lange?“

      „Nein.“ Ich schüttele den Kopf. „Vielleicht seit zehn Minuten, länger nicht.“ Ich bin absichtlich ein paar Minuten zu früh, denn ich wusste von unseren Online-Chats der letzten vier Wochen, dass Unpünktlichkeit ihn verärgert. Er ist ein Model und Fitnesstrainer, und Zuspätkommen bringt seinen Terminkalender durcheinander.

      Seine hellen blauen Augen starren mich ohne zu blinzeln an, sodass es mir unangenehm wird.

      „Die Kellnerin müsste gleich kommen“, sage ich, um das Schweigen zu unterbrechen. „Ich habe ihr gesagt, dass ich auf jemanden warte, bevor ich bestelle.“

      Angespannt sieht er sich um und beugt sich dann leicht über den Tisch. „Also, ich werde einfach direkt zur Sache kommen. Du wirkst echt nett, aber du bist nicht wirklich, was ich erwartet habe. Es tut mir leid.“

      Der Stich im Magen erfolgt sofort, und ist kein mir unbekanntes Gefühl, doch ich zwinge mich dazu, das Lächeln aufrechtzuerhalten. „Wie bitte?“

      „Oh, ich hasse das wirklich. Ich bin kein schlechter Kerl, echt nicht. Aber ich habe jemanden etwas mehr … Zurechtgemachtes erwartet. Vielleicht ist das die falsche Wortwahl.“ Zurechtgemacht? Wie meint er das? Als ob er meine Gedanken lesen kann, spricht er weiter. „Modischer, dem Trend entsprechend. Ich bin ein Model, wie du weißt. Ich bin zwar nicht oberflächlich, aber Aussehen ist mir wichtig. Verstehst du was ich meine?“

      Ich betrachte ihn und frage mich, wie ein so gutaussehender Mann mit diesen schönen Augen und dem freundlichen Lächeln so ein riesiges Arschloch sein kann. Gemeine Leute sollten auch so aussehen, wie ein Warnhinweis, sozusagen. Er hat kein Recht, so heiß und doch so ein Arsch zu sein.

      „Aber du bist süß“, fügt er hinzu, als ob das den Tiefschlag abmildern würde. „Einfach nur nicht mein Typ. Es tut mir leid.“

      Ich greife nach meiner Handtasche, zwinge mich zu einem gefälschten Lachen, stehe auf und schiebe den Stuhl zurück, um so schnell wie möglich zu entkommen. „Schon gut. So etwas passiert eben. Ich werde einfach gehen. Trotzdem danke, dass du dir die Zeit genommen hast.“

      Schnell verlasse ich das Café, ohne ihm die Chance zu geben, noch irgendetwas Blödes zu sagen, oder die Tränen zu sehen, die mir über die Wangen laufen.

      Dumm. Dumm. Dumm.

      Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht, mich auf einer Dating-Plattform anzumelden? Und hatte ich wirklich gedacht, dass ein Model – das irre gut aussieht, in einem tollen Apartment in der Innenstadt im zehnten Stock wohnt und einen gelben Sportwagen fährt – an mir interessiert wäre? Ich besitze nicht einmal ein Auto.

      Mit einem Taschentuch aus meiner Handtasche wische ich mir über die Augen und mache mich auf den fünf Meilen langen Weg zu meinem winzigen Apartment mit nur einem Schlafzimmer. Nach zwei Meilen schreien meine Füße auf, weil die Schuhe, die ich mir extra für dieses Date angeschafft hatte, wofür ich eine Woche hatte hungern müssen, um sie mir leisten zu können, scheuern und sich in meine Füße bohren. Und trotzdem sehe ich immer noch nicht gut zurechtgemacht aus.

      Diese Worte werde ich wohl nie mehr aus dem Hirn bekommen. Ich kann sie mir auch gleich auf die Stirn tätowieren lassen. Das Traurige ist, dass wir uns per E-Mail super verstanden hatten, in Chats und zwei kurzen Telefonaten. Ich mochte ihn, und dachte, dass er mich auch mag. Mindestens zehn andere Anwärter hatte ich abblitzen lassen, weil ich dachte, Drew sei der Richtige. Oder, dass es mit ihm zumindest zu mehr führen könnte. Aber die anderen Männer erweisen sich wahrscheinlich am Ende auch als oberflächliche Idioten, denn das scheint bei mir neuerdings das Muster zu sein.

      Es ist schon neun Uhr, als ich die schäbige Treppe zum Apartment hochsteige, das nicht gerade in einer guten Wohngegend liegt. Ich weiß gar nicht, wie ich nach Hause gekommen wäre, falls das Date gut gelaufen wäre, denn auf keinen Fall hätte ich mich von ihm hier herbringen lassen. Wahrscheinlich sollte ich froh sein, wie es gelaufen ist, oder ich hätte um Mitternacht oder noch später nach Hause laufen müssen, und wäre Gott weiß wem begegnet, in den dunklen Ecken dieser Gegend.

      In der Wohnung kann ich gar nicht schnell genug die Schuhe von den Füßen bekommen, die jetzt voller ekliger, schmerzhafter Blasen sind.

      Verdammt.

      Vor dem bodenlangen Spiegel im Flur halte ich an und betrachte mich, um zu sehen, was er gesehen hat. Was alle sehen … oder nicht sehen.

      Was


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