BattleTech Legenden 38. Blaine Pardoe

BattleTech Legenden 38 - Blaine Pardoe


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nicht der Fehler ihrer Anführer. Lincoln Osis war ein großer Khan, der sich wie ein Phönix aus dem Massengrab von Tukayyid erhoben hatte. Nein, für Paul Moon waren es eindeutig nicht die Führer, sondern die Krieger, die gegen die ComGuards versagt hatten. Ungetestete Freigeburten, Barbaren der Inneren Sphäre, hatten auf diesem vermaledeiten Planeten die angebliche Elite der Clans besiegt. Krieger wie Trent. Er gehörte zu denen, die Schuld an der Schande der Parder auf Tukayyid trugen.

      Als er die Akte des Mannes betrachtete, steigerte sich Paul Moons Verachtung für ihn noch. Trent war bis zum Rang eines Sterncaptains aufgestiegen, hatte aber bei einem früheren Versuch, einen Blutnamen zu erringen, versagt. Jetzt hatte er einen Antrag auf Zulassung zum Gestampfe eingereicht. Er wird wieder versagen. Alles spricht gegen ihn. Die Chance, ein Gestampfe zu gewinnen und anschließend einen Blutnamen zu erringen, waren so gering, dass man sie fast als nicht vorhanden bezeichnen konnte.

      Als Elementar, genetisch dazu gezüchtet, in einem der Kampfanzüge ins Gefecht zu ziehen, mit deren Hilfe Clan-Infanteristen feindliche Mechs in Stücke rissen, betrachtete Moon alle Krieger, die eine dieser Kampfmaschinen steuerten, mit einer gewissen Herablassung. Die Clangesellschaft sprach Mechkriegern einen etwas höheren Status als Elementaren zu, aber in seinen Augen war das keineswegs gerechtfertigt. Er sah auf seine gewaltigen Arme hinab, auf die Schwielen an den Unterarmen, wo das Netzfutter des Elementarpanzers über die Jahre die Haut gerieben hatte, und lächelte. Wie alle Krieger, die einen Mech steuern, hält dieser Trent sich wahrscheinlich für überlegen. Ich bin darauf gezüchtet, größer, stärker und tödlicher als ein bloßer Mechkrieger zu sein. Und jetzt war Paul Moon in der Position, einen Mann wie Trent seine Sicht der Wirklichkeit zu lehren.

      Die Berichte zeigten, dass dieser Trent auf Tukayyid seinen OmniMech verloren hatte. Einer seiner anderen Offiziere, Sterncaptain Jez, hatte eingegriffen und ihm das Leben gerettet, als er einen Rückzug anführte. Einen Rückzug! Moons Abscheu nahm weiter zu. Ein wahrer Krieger wäre mutig in den Tod gegangen, statt winselnd nach Hause zu kriechen wie dieser Trent. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, war der Mann in den Dreißigern, hatte seine beste Zeit hinter sich und war auf dem Weg ins Nirgendwo. Ein mittelmäßiger Krieger, der nur überlebte, aber nichts leistete. Und jetzt gehörte er Sterncolonel Paul Moon.

      Er hatte den Mann noch nie gesehen und konnte ihn schon jetzt nicht leiden. Je schneller Sterncaptain Trent aus seiner Einheit verschwand, desto besser. Er war ebenso inakzeptabel wie der Gestank von Tukayyid, der an ihm haftete. Wie ein übler Geruch, dessen Ursprung man nicht feststellen konnte, würde Trent die Kampfmoral seiner Kameraden senken. Er und Jez stammten aus derselben Geschko, aber sie war es, die ihren Wert bewiesen hatte. Ironischerweise, indem sie in der Schlacht sein wertloses Leben gerettet hatte.

      Sein Schicksal liegt jetzt in meiner Hand. Vielleicht könnte ich ihn retten und in einen Krieger verwandeln, der den Namen Nebelparder verdient. Vielleicht könnte er, wenn er die Zeit dazu bekommt, sogar seine Ehre wiederherstellen. Sterncolonel Paul Moon schüttelte den Kopf. Nein. Versagen und Schwäche im Innern des Clans hatten zur schändlichen Niederlage auf Tukayyid geführt. Krieger wie Trent hatten die Invasion scheitern lassen. Sie verdienten keine Belohnung in den Augen anderer Wahrgeborener, sondern nur Vernichtung.

      5

      Niederwaldkrater, Hyner

      Nebelparder-Besatzungszone

      14. Juli 3052

      Die Ereignisse der Woche verschwammen in Trents Gedanken. Die Arbeit an der Wiederherstellung seiner körperlichen Leistungsfähigkeit war langsamer vorwärtsgekommen, als er gehofft hatte. Bei mehreren Gelegenheiten hatte er vor Erschöpfung das Bewusstsein verloren, aber die Versuche der MedTechs, ihn zu bremsen, waren auf taube Ohren gefallen. Trent wusste, dies war nicht der Zeitpunkt, um seine Anstrengungen zu reduzieren. Im Gegenteil, er musste weitergehen als je zuvor.

      Seine Leibeigene hatte den neuen Timber Wolf ordentlich wiederhergestellt, auch wenn man das der Maschine nicht ansah. Der OmniMech war neu gepanzert, aber die Leibeigene hatte keine Zeit mehr gehabt, ihn zu lackieren. Dadurch bedeckte nur eine stumpfe, graugrüne Grundierung den Rumpf, was dem Mech auf seine Weise ein besonderes Aussehen verlieh.

      Trent war erfreut darüber, wie gut der Timber Wolf auf seine Befehle reagierte, besonders, da Judith praktisch keinerlei Erfahrung mit der Clan-Technologie besaß. Sie hatte hart gearbeitet und war die Aufgabe aus der Perspektive einer Kriegerin angegangen. Mehr als einmal hatte er sie besucht, um sich einen Fortschrittsbericht abzuholen, und hatte sie im Cockpit gefunden, wo sie nicht einfach nur Diagnosen neuer Systeme durchführte, sondern sie auf eine Weise austestete, zu der kein bloßer Tech in der Lage gewesen wäre. Es war ein Bonus, mit dem er nicht gerechnet hatte, und er respektierte sie dafür.

      Als er neben dem Gerüst am Rand des Niederwaldkraters stand, wurde ihm klar, wie schwer die Aufgabe war, die vor ihm lag. Äonen bevor die Menschheit auch nur daran gedacht hatte, das Weltall zu erforschen, war an dieser Stelle ein Meteor eingeschlagen. Das Kraterbecken hatte einen Durchmesser von fünf Kilometern. Seine Ränder ebenso wie der Boden waren mit rauen Felsklötzen, losen Steinblöcken und trockenem Gebüsch bedeckt. Der Kampf um das Howell-Blutrecht wurde hier auf Hyner ausgetragen, weil der Kraterrand den Zuschauern Deckung bot und das Gelände des Kraterbeckens für die Nahkämpfe eines typischen Gestampfes ideal war.

      Brandon Howell, das derzeitige Oberhaupt des Bluthauses Howell, hatte den Austragungsort festgelegt. Als Führer der Howell-Linie hatte er allein das Recht, diese Entscheidung zu treffen. Zu Trents Glück war die Reise hierher an den Krater für ihn relativ kurz gewesen, ein Flug von nur zehn Stunden aus der Äquatorregion, in der er stationiert war.

      Die Zuschauer würden den Kreis der Gleichen formen. Jeder Teilnehmer an dem Gestampfe, der diese Linie durchbrach, verlor seine Chance auf das Blutrecht. Im Gegensatz zu Jadefalken und Wölfen zogen die Nebelparder es vor, ihre Gestampfe an Orten abzuhalten, an denen der Kampfverlauf über Sieger und Besiegte entschied, nicht das Verlassen des Gefechtsfelds.

      Alle Teilnehmer standen auf dem Kraterrand bereit, und hinter ihnen hatte sich eine beträchtliche Zuschauermenge versammelt. Die meisten waren andere Krieger. Eine Handvoll von ihnen befand sich hier, weil sie bereits durch Vorschlag einen Platz im bevorstehenden Blutnamenstest sicher hatten. Unter ihnen erkannte Trent auch die schlanke, katzengleiche Jez, die sich abseits der anderen hielt. Diese Zuschauer waren gekommen, um einen möglichen Gegner im Kampf zu beobachten und abzuschätzen.

      Trent fasste den Handgriff am Bein des Timber Wolf mit der halbkünstlichen Hand, als Judith die Füße und Fußgelenke des Mechs ein letztes Mal überprüfte. Er hatte sie im Feld bewundert, und jetzt sah er mit Freude, wie gut sie sich an das Leben bei den Pardern angepasst hatte. Der MasterTech hatte ihm keine der Berichte über Aufmüpfigkeit übergeben, die er von einer Leibeigenen aus der Inneren Sphäre erwartet hatte. Tatsächlich machte Phillip sich Sorgen, weil sie sich zu gut an ihr neues Leben anpasste.

      Trent hatte nur gegrunzt, als er das gehört hatte. Sein einziger Gedanke war gewesen, dass Freigeburten offensichtlich zu Hirnschäden neigten, wenn sie ihre Zeit mit derart unlogischen Spekulationen verschwendeten.

      Sie kam herüber und schob den Compblock in die Tasche. »Ich habe meine Arbeit abgeschlossen, Sterncaptain. Es gibt nichts mehr, was ich tun könnte.«

      Trent nickte und stellte fest, dass ihr Akzent und die Sprechmuster sich denen des Clans annäherten. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf den Krater und die Inspektoren, die aus seinem Becken den Hang heraufstiegen, ein Zeichen, dass der Kampf in Kürze beginnen würde. »Du hast deine Arbeit gut gemacht, Judith«, meinte er vorsichtig. Er hätte mehr sagen können, aber es war besser, mit Lob zurückhaltend zu sein.

      »Ich habe nur getan, was von mir erwartet wurde.« In ihrer Stimme lag kein Stolz, nur ein Ausdruck von Pflichtgefühl.

      »Als Leibeigene wird das auch von dir erwartet.«

      »Sie werden dort hinuntergehen und gegen sie alle gleichzeitig antreten«, stellte sie mit einer Geste zum offenen Krater hin fest. »Ich habe Sie die ganze Woche beobachtet. Die Techs am Simulator sagen, Ihre Leistungen sind beeindruckend, obwohl Sie sich noch nicht völlig von Tukayyid erholt haben. Sind Sie dafür bereit?«

      »Du


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