BattleTech Legenden 38. Blaine Pardoe

BattleTech Legenden 38 - Blaine Pardoe


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Ein Winken Howells ließ ihn zurücksinken.

      »Zwischen uns ist eine solche Formalität überflüssig, Trent.« Howell setzte sich neben das Bett. »Ich habe gesehen, dass du auch hierher versetzt worden bist, und dachte mir, ein Besuch wäre angebracht.«

      »Ich fühle mich von deinem Besuch geehrt, Sterncolonel«, stellte Trent fest. »Aber ich fürchte, mein Gepäck, einschließlich meines Schachsets, ist noch irgendwo unterwegs.« Trent kannte Benjamin Howell seit drei Jahren, und die beiden waren Freunde geworden. Ihre Schachpartien waren unter den Kriegern des Sternhaufens Legende. Was noch wichtiger war: Benjamin Howell hatte sich bereit erklärt, Trent für etwaige Blutrechtstests vorzuschlagen.

      Die Erwähnung des Schachsets zauberte ein kurzes Lächeln auf das Gesicht des Sterncolonels. Aber er wurde schnell wieder ernst. »Heutzutage habe ich keine Zeit für solche Freizeitvergnügen, Trent. In den Reihen der Nebelparder geht einiges vor. Wie sieht es bei dir aus?«

      Fast automatisch griff Trent sich an den Kopf und berührte das vernarbte Gesicht und den Fleischklumpen, der einmal ein Ohr gewesen war. »Mir ging es schon besser. Aber ich werde bald kampfbereit sein. Mein Arm ist stärker als je zuvor, und meine Narben sehen weit schlimmer aus, als sie sich anfühlen. Man hat mir eine Maske angeboten, aber ich habe abgelehnt.«

      Howell schüttelte den Kopf. Dann sprach er sehr viel leiser weiter. »Um die Wahrheit zu sagen, ich weiß nicht, was schlimmer wäre: Nach Tukayyid geflogen und dort gefallen zu sein oder jetzt den Waffenstillstand einhalten zu müssen.«

      »Werden wir ihn einhalten?«

      »Pos. Aber wie jede Vereinbarung besitzt auch er Schlupflöcher. Stellen, an denen wir die Bedingungen dehnen können. Unsere Führer werden genau das tun. So war es schon immer es ist das Wesen des Nebelparders.«

      »Vielleicht werden wir zwei doch noch Seite an Seite für den Clan kämpfen«, meinte Trent. »Wir werden noch auf dem Boden Terras stehen, frapos?«

      Benjamin Howell schien von den Worten nicht ermutigt. Im Gegenteil, seine Schultern sackten leicht ab. »Neg. Die Clans führen zwei Arten von Krieg. Einer davon ist der eigentliche Kampf die Schlacht auf dem Feld. Die andere ist der Krieg der Worte, der Politik. Wir sind in beiden Versionen skrupellos. Aber während ich mich nach dem Kampf im Feld sehne, bin ich in den politischen Schlachten innerhalb unseres Clans der Verlierer.«

      Diese Aussage machte Trent Probleme. Nicht, dass er von den politischen Ränkespielen innerhalb der Kriegerkaste nichts wusste. Er hatte sich nicht bis zum Rang eines Sterncaptains hochgearbeitet, ohne die Unterströmung von Intrigantentum kennenzulernen, die unter dem spartanischen Image brodelte, das die Krieger zur Schau trugen. Aber es fiel ihm schwer, Howell zu glauben, dass er diese Fähigkeiten irgendwie nicht gemeistert hatte.

      Der Sterncolonel fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, eine Geste der Verzweiflung, die Trent schon früher bei ihm beobachtet hatte. »Du weißt nichts davon, weil du zu verletzt warst, um alles mitzubekommen, was uns auf Tukayyid widerfahren ist. Wir wurden zermalmt, weil die ComGuards unsere einzige Schwäche erkannten und ausnutzten. Außerdem wurden unsere beiden Khane für tot erklärt.« Seine Stimme sank fast auf ein Flüstern herab, als befürchtete er, sie könnten an die falschen Ohren gelangen. »Es wurde sofort ein Konklave der Blutnamensträger einberufen, um einen neuen Khan zu ernennen, und ich unterstützte die Nominierung von Sterncolonel Brandon Howell. Ich sprach frei heraus und stellte fest, dass wir auf Tukayyid hätten gewinnen können, hätte Khan Osis nicht zu niedrig geboten. Ich wies darauf hin, dass wir nur durch Brandon Howells vorbildliche Leistungen überhaupt noch etwas an Ehre gerettet hatten. Wie sich herausstellte, wurde Brandon Howell als neuer Khan der Nebelparder bestätigt.«

      Trent hatte nur ein paar kurze Berichte über Brandon Howell und seine Leistungen auf Tukayyid gesehen. Er hatte sich als vorsichtiger Kommandeur gezeigt, dessen Zurückhaltung die Parder-Grenadiere vor der Auslöschung bewahrt hatte. Er hatte auch den Funkspruch mit der Meldung vom Tod Khan Lincoln Osis‘ in der Schlacht aufgefangen. Osis‘ Überleben und praktische Auferstehung von den Toten schien die Führungsriege der Nebelparder ziemlich aufgemischt zu haben. »Und dann stellte sich heraus, dass Lincoln Osis noch lebte, frapos?«

      »Pos. Brandon Howell übernahm die Funktion des saKhans, und Lincoln Osis kehrte in seine Führungsposition zurück. Er hatte von meiner Rede und meiner deutlichen Unterstützung Brandon Howells gehört. Deshalb betrachtete er mich nicht gerade als einen seiner loyalen Anhänger. Es war ein Makel, den ich nicht von mir weisen konnte, und ich sah die Anklage in seinem Blick, wann immer er mich ansah.«

      Trent nickte verstehend. Lincoln Osis stand im Ruf absoluter Skrupellosigkeit. Und er vergaß nichts. »Es gibt ein Sprichwort: ›Khane kommen und gehen, aber der Geist des Kriegers leuchtet ewiglich.‹«

      »Das ist schön und gut, wenn die Khane wirklich tot sind. Doch das war in diesem Fall nicht so. Aber, Trent, bitte glaube mir, wie sehr ich es bedauere, dass du durch meine Fehler in Mitleidenschaft gezogen wirst. Du warst immer ein wahrer Krieger, ein Paradebeispiel unserer Blutlinie. Du verdienst es nicht, durch meine Kurzsichtigkeit zurückgehalten zu werden.«

      »Aber ich werde nicht ...«

      Benjamin Howell unterbrach ihn. »Neg. Du weißt noch nicht alles. Viele Blutnamensträger haben auf dem verfluchten Boden Tukayyids ihr Leben gelassen. Die Blutrechtstests für ihre Namen beginnen in Kürze. Der Khan hat mich gebeten, eine seiner Kandidatinnen für das Howell-Blutrecht vorzuschlagen.«

      Trent fühlte sein Herz hämmern. Das kann nicht sein ... Benjamin Howell wollte mich vorschlagen. Für einen Clankrieger war der Blutname eine der größten möglichen Ehren. Nur eine winzige Minderheit schaffte es, sich das Recht zu erkämpfen, einen Familiennamen zu tragen einen der Familiennamen, die von den ursprünglichen 800 Gefolgsleuten weitergegeben worden waren, aus denen Nicholas Kerensky Jahrhunderte zuvor die Clans geformt hatte. Einen Blutnamen zu gewinnen, war das Ziel jedes Clankriegers und die einzige Methode, sicherzustellen, dass sein Erbgut Teil des heiligen Genfundus wurde.

      Trent war schockiert zu hören, dass Howell sein Wort brechen wollte, und die Wut rauschte in seinen Ohren wie eine Ozeanbrandung. »Was hast du geantwortet?«

      Benjamin rutschte auf dem Stuhl umher, unfähig, sein Unbehagen zu verbergen. Aber er sah Trent in die Augen. »Ich habe getan, was jeder Krieger in meiner Position getan hätte ich habe meinem Khan gehorcht.«

      Trent ballte wütend die Fäuste. Er fühlte seine natürliche Haut rot werden, aber die Synthohaut über einem Teil seiner verwüsteten Züge glühte noch wärmer.

      »Dein Wort. Deine Ehre. Du hast dein Versprechen mir gegenüber verraten?«

      »Pos. Ich hatte kaum eine Wahl.«

      »Du hättest dich weigern können.«

      Benjamin schüttelte den Kopf. »Du hast die Bedeutung solcher Manöver in unserem Clan schon immer unterschätzt, Trent. Khan Osis wusste von meiner Rede gegen ihn. Hätte ich seinen Wunsch abgelehnt, würde er dafür gesorgt haben, dass ich in keiner militärischen Aktion noch eine Rolle spiele, die in irgendeiner Beziehung zu diesem Waffenstillstand steht. Ich bin älter als du. Obwohl ich einen Blutnamen besitze, teilen wir die Schwierigkeiten des Älterwerdens in einer Zeit, in der ein Krieger sich ernsthaft fragen muss, ob er seine Laufbahn ruhmreich oder in Schande beenden wird. Der Khan entscheidet, wer welche Einheit kommandiert. Wenn ich ihn verärgere, kann Lincoln Osis mich auf irgendeinen vergessenen Asteroiden am Weg zu den Heimatwelten postieren. Oder schlimmer noch, mich als Katzmeister zurückschicken. Ich habe zu hart und zu lange gearbeitet, um dieses Schicksal zu erleiden.«

      »Es gibt etwas, das ich dagegen tun kann«, stellte Trent fest, drehte sich und schwenkte die Beine über die Bettkante. »Ich kann dich zu einem Widerspruchstest fordern. Wenn du das Bedürfnis fühlst, dich dem Willen des Khans zu beugen, werde ich dich zurückbeugen.« Trent versuchte nicht, seine Wut zu verbergen.

      Howell schüttelte den Kopf und stand auf. »Bleib realistisch, Trent. Du bist noch zu schwach. Ich könnte dich leicht besiegen, wenn du einen derartigen Test versuchtest. Und selbst wenn du irgendwie gewinnen würdest, würde Khan Osis mich einfach selbst herausfordern.


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