BattleTech Legenden 38. Blaine Pardoe

BattleTech Legenden 38 - Blaine Pardoe


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wären Sie gestorben.«

      Leibeigenen? Er erinnerte sich an den Krieger, den er als Isorla beansprucht hatte, derjenige, der die Crab so tollkühn gesteuert hatte. »Wie schlimm?« stammelte er.

      »Ihr rechter Arm und die Hand wurden schwer verbrannt. Wir haben Myomerimplantate benutzt, um ihnen Beweglichkeit und Kontrolle zurückzugeben. Ich musste auch Ihre Knochen mit Kohlenstoffspänen verstärken. Es wird noch einige Tage dauern, bis wir den Arm kalibrieren können, so dass es möglich wird, ihn einzusetzen. Auch ihr Gesicht wurde schwer verbrannt, und Ihr rechtes Auge war nicht zu retten. Wir haben ein neues aus ihrer Genprobe gezogen. Es wird in einigen Tagen soweit sein. Deshalb ist Ihr Kopf immobilisiert. Die Wachstumsmatrix sitzt auf Ihrem Gesicht.«

      Mein Auge ist verloren. Sie ließen ihm ein neues wachsen, aber wie konnte ein Mann ohne seine eigenen Augen in die Schlacht ziehen? »Wieder kämpfen, frapos?« fragte Trent mit krächzend keuchender Stimme. Seine größte Furcht war, dass all diese Mühe nur dazu diente, ein Leben ohne Hoffnung darauf zu verlängern, jemals wieder Männer und Frauen in die Schlacht führen zu können.

      Der runzlige alte Doktor schüttelte fast zögernd den Kopf, als halte er etwas zurück. »Sie werden wieder einen BattleMech steuern, Sterncaptain. Sie wissen noch nicht alles über Ihre Verletzungen, aber den Rest heben wir uns für später auf, wenn der Zeitpunkt günstiger ist. Jetzt brauchen Sie erst einmal Stärkung und Ruhe.

      MedTech Karen wird Ihnen helfen, etwas zu essen, danach werden Sie schlafen.«

      Trent schloss das linke Auge und fühlte warme Feuchtigkeit auf der Wange. Er klammerte sich an die Worte Doktor Shastas. Er würde dem Clan wieder dienen können, würde sich erheben und einen Blutnamen der Howell-Linie erringen können. Er würde wieder Krieger in der Schlacht befehligen können. Der Krieg würde sicher wiederkehren, und Trent schwor sich, dass er ein Teil des Stahlgewitters sein würde. Diesmal würde es keine Albträume geben. Er hatte sich dem Feuer gestellt und überlebt. Er hatte den Tod getroffen, war tagelang bewusstlos gewesen. Aber er war zurückgekehrt. Was konnte ihn jetzt noch aufhalten? Nichts konnte ihn noch stoppen!

      Trent erwachte mit einem Gefühl, als ob das gesamte Universum auf ihn herabstürzte. Er kannte diesen Eindruck nur allzu gut, die Übelkeit und Desorientierung eines Hyperraumsprungs. Das Sprungschiff und die angekoppelten Landungsschiffe waren aus einem Sonnensystem in ein anderes gesprungen, hatten ein Loch ins Gefüge der Realität gerissen, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Das beunruhigende Schwindelgefühl, das eine derartige Transition begleitete, hatte ihn geweckt.

      Er öffnete das Auge und sah sein Zimmer. Er wachte zum sechsten Mal seit seiner Bewusstlosigkeit auf. Jedes Mal war er länger als zuvor wach geblieben. Was noch wichtiger war, er fühlte sich mit jedem Mal stärker, als verdoppele sich mit jedem Aufwachen die Kraft seines Körpers. Er wurde stets von MedTech Karen versorgt, deren Gesicht und Hände ihm vertraut geworden waren. Selbst die synthetischen Rationen schmeckten Trent, und das allein zeigte ihm, wie schwer er verletzt worden sein musste.

      Er durfte den linken Arm bewegen, was ihm die Kontrolle über sein Bett gab. Den sperrigen genetischen Wachstumsbeschleuniger hatte man von der rechten Hälfte seines Gesichts entfernt, und dadurch konnte er das Bett weit genug anheben, um sich in eine sitzende Position aufzurichten. Mit der linken Hand hatte er die Kunsthautbandagen um seinen anderen Arm betastet, ebenso wie sein Gesicht und die Verbände, die seinen halben Kopf einzuhüllen schienen.

      Diesmal war Karen nicht allein. Doktor Shasta schwebte neben ihr. Plötzlich erkannte Trent, dass die Anwesenheit des Mannes eine Bedeutung hatte, möglicherweise ein Zeichen für etwas Ernsteres war. »Ist alles in Ordnung, frapos?« fragte er.

      Doktor Shasta stützte einen Ellbogen in die Hand des anderen Arms und griff sich mit der anderen ans Kinn, während er Trent betrachtete. Seine Miene drückte Besorgnis aus, aber er antwortete nicht sofort. »Wir werden Ihre Verbände wechseln müssen, Stemcaptain. Es wird Zeit, Ihnen die Ausmaße Ihrer Verletzungen zu zeigen.«

      »Sie haben gesagt, ich werde wieder einen Mech steuern«, stellte Trent ruhig fest. »Für einen Krieger ist darüber hinaus nichts von Bedeutung.«

      Dr. Shasta lächelte, aber Trent erschien es wie Mitleid.

      »Ich habe in meiner ganzen Laufbahn Krieger behandelt, Sterncaptain. Jede Kaste hat ihre Bürden ebenso wie ihre Privilegien. Sie werden vielleicht noch lernen, dass es einen höheren Preis für das Recht gibt, wieder Truppen im Gefecht zu kommandieren.«

      Was war das? Aufmüpfigkeit? Von dem Mitglied einer niederen Kaste? Dr. Shasta streckte die Hand aus und entfernte mit einer Schere die äußeren Schichten des Verbands um Trents Kopf. Trent hielt still, aber zu seiner Überraschung raste sein Atem. Wovor habe ich Angst, vor den Worten eines bloßen Wissenschaftlers? Ich werde wieder kämpfen können! Das ist das Einzige, was zählt.

      Der gesamte Vorgang kostete zehn lange, nicht enden wollende Minuten. MedTech Karen reichte Doktor Shasta einen Spiegel, den er seinerseits an Trent aushändigte. Ohne zu zögern, hob Trent den Spiegel vors Gesicht und betrachtete mit seinem gesunden Auge, was sich darin zeigte.

      Nur ein Verband war noch an Ort und Stelle, ein quadratischer Flicken über dem rechten Auge. Sein rundum freigelegtes Gesicht war schwer gezeichnet. Die Haut schien verschwunden, ersetzt durch eine feuchte, fast glänzende Synthohaut, unter der die Adern gespenstisch vortraten. Die Hälfte seiner Haare war fort, der Rest anscheinend nur durch die Polsterung des Neurohelms gerettet worden. Vom rechten Ohr war nur ein deformierter Fleischklumpen geblieben. Seine Nase erinnerte durch nichts mehr an ihre frühere Form. Es war fast, als wäre sein Gesicht geschmolzen. Die Nasenöffnungen klafften weit auf, und antiseptische Creme schien daraus hervorzuquellen.

      Auf der rechten Seite war von seiner Oberlippe nichts mehr geblieben. Zahnfleisch und Zähne lagen frei. Jetzt verstand Trent, warum er beim Trinken immer auf sein Kinn gesabbert hatte oder auf das, was davon übrig war. Das markante Kinn, ein Kennzeichen der Howell-Blutlinie, war kaum noch vorhanden. Haut und Muskelfleisch waren so dramatisch weggefressen, dass nur noch etwas Kunsthaut die dünne Schicht Gewebe über den Knochen bedeckte. Die fürchterlichen Narben zogen sich bis zum Hals hinab.

      Doktor Shasta hatte die Verbände um seinen rechten Arm entfernt, und Trent sah, welchen Preis er für den Ausstieg und sein Überleben bezahlt hatte. Die Hand schien rot, aber gesund, doch Unter- und Oberarm waren so fürchterlich versengt, als wären sie den Feuern der Hölle selbst ausgesetzt gewesen. Anstelle des verlorenen Muskelgewebes zogen sich Myomerbündel unter der Synthohaut entlang. Der Arm hing leblos herab, aber irgendwie wusste Trent, dass er funktionsfähig war. Die Myomermuskeln würden ihn wahrscheinlich kräftiger machen als zuvor.

      »Mein Gesicht ...«, war alles, was er sagen konnte, als er wieder in den Spiegel sah.

      Der Doktor nickte. »Die synthetische Haut wird Sie vor Infektionen schützen und ist haltbarer als natürliches Gewebe.« Trent sah hinüber zu MedTech Karen. Der Ausdruck des Mitleids in ihren Augen versetzte ihm einen Stich.

      »Ich trage das Zeichen des Kriegers«, erklärte er stolz und senkte den Spiegel. Die Narben und Verletzungen beweisen, dass ich im Kampf keine Furcht zeige, dass ich wild und gnadenlos zuschlage. Sie werden jedem, der mich sieht, beweisen, dass ich das Herz des wahren Parders besitze. Aber er wusste gleichzeitig, dass er Zeit brauchen würde, sich an das Gesicht im Spiegel zu gewöhnen. Es war neu und fremd.

      Doktor Shasta nickte langsam. »Für den Rest Ihres Lebens, Sterncaptain. Unsere medizinische Wissenschaft könnte den Schaden leicht reparieren, aber die Kriegerkaste erlaubt uns nicht, medizinische Mittel zur Befriedigung der Eitelkeit zu verschwenden.«

      Damit hatte Trent keine Probleme. Die Clans, und die Nebelparder besonders, hassten Verschwendung. Seit den Tagen Nicholas Kerenskys war das ein Merkmal ihrer Gesellschaft. Ohne diese Einstellung hätten die Clans nicht überleben können. »Ich verlange nicht von dir, dass du den Schaden reparierst. Ich werde die Narben mit Stolz tragen. Sie weisen mich als wahren Krieger vor jedem aus, der Augen hat zu sehen.«

      Dr. Shasta schüttelte ein wenig den Kopf. »Wie Sie wünschen, Krieger. Ich habe getan, wozu Mitglieder meiner Kaste verpflichtet sind. Ich habe Ihre


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