Bomba im Wirbelsturm gestrandet. Roy Rockwood

Bomba im Wirbelsturm gestrandet - Roy Rockwood


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Deck des Dampfers bot ein Bild wilder Verwirrung. Die Matrosen liefen auf die Befehle des Kapitäns hin und her. Einige Passagiere versuchten, den Matrosen auszuweichen, während andere in wilder Panik Zuflucht in ihren Kabinen gesucht hatten.

      Im ersten Augenblick dachte Bomba an einen Zusammenstoß. Ein schneller Blick über die Meeresfläche zeigte ihm aber, dass kein anderes Schiff in Sichtweite war. Vorsichtig legte er seinen Vater auf einen Deckstuhl und massierte ihm Stirn und Handgelenke, bis Mr. Bartow die Augen aufschlug.

      „Was ist geschehen?“, fragte Bartow, als er die Verwirrung ringsum bemerkte und aufstehen wollte.

      „Du bist gefallen“, antwortete Bomba ruhig und schob seinen Vater sanft und vorsichtig wieder in den Liegestuhl zurück.

      „O ja, ich erinnere mich, der Elefant“, sagte Andrew Bartow, „aber da war noch etwas anderes. Was sollen dieser Wirrwarr und die Aufregung bedeuten?“

      „Das weiß ich noch nicht, aber ich werde es herausfinden“, antwortete Bomba. „Zuerst muss ich dich aber an einen sicheren Platz bringen.“

      Behutsam geleitete er seinen Vater in ihre Kabine, gab Gibo, der besorgt herumstand, Weisungen, für den Kranken zu sorgen, und eilte dann hastig auf das Deck zurück.

      Dort erfuhr er, dass das Schiff auf einer Untiefe festsaß, die in den Seekarten nicht eingezeichnet war. Die Mannschaft arbeitete verzweifelt, um das Schiff aus seiner gefährlichen Lage zu befreien. Bei dem Aufprall hatten sich einige Nieten gelockert. Mehrere Matrosen versuchten unter der Leitung des Schiffszimmermanns das Leck abzudichten, während andere die Pumpen besetzten, um das Wasser, das durch die Risse strömte, wieder aus dem Schiff zu entfernen. Andere Matrosen hatten Boote ins Wasser gelassen und Taue an dem Heck des Dampfers befestigt. Sie ruderten verzweifelt, um mit ihrer Muskelkraft die Arbeit der Maschinen zu unterstützen und das festsitzende Schiff flott zu bekommen.

      Bomba sah sich schnell um, wo er am besten helfend eingreifen konnte. Da kam Peabody mit geisterbleichem Gesicht zu ihm gelaufen. „Der Elefant ist los!“, schrie er.

      „Was?“, rief Bomba. „Ich habe Tobo doch befohlen, die Tür zu schließen.“

      „Dann war er wohl aufgeregt, dass er sie nicht fest genug schloss“, japste Peabody. „Jedenfalls ist der Elefant los und tobt und wütet da drunten. Wenn er nicht aufgehalten wird, wird er die Käfige zerschmettern, so dass die Löwen und Leoparden entkommen können. Du weißt genau, was das bedeutet.“

      Ja, das wusste Bomba nur zu gut.

      Schon eilte er in langen Sätzen in seine Kabine und kehrte gleich darauf mit seinem Gewehr zurück, um notfalls die furchtbare Gefahr im Keim zu ersticken, die unter Deck auszubrechen drohte.

      Wafi, der Zulu-Riese, hielt ihn auf, als er gerade den Laufgang erreichte.

      „Lass Wafi mit Bomba gehen“, bat er. „Wafi hat seinen Speer.“

      „Nein, Wafi“, antwortete Bomba, „ich weiß, Wafis Herz ist tapfer, aber was würde sein Speer gegen die zähe Haut eines Elefanten nützen? Bomba geht allein.“

      Im nächsten Augenblick eilte er schon die Treppe hinunter und in den Laderaum. Rasch sah er, dass die Verwirrung weit größer war, als er vermutete. Der Laderaum sah aus, als ob ein Wirbelsturm gewütet habe. Ballen und Kisten war zerbrochen beiseite geschleudert worden. Alle Tiere in ihren Käfigen brüllten, schrien und kreischten in wilder Erregung. Der Elefant rannte auf und ab; mit dem schwingenden Rüssel fegte er jedes Hindernis aus seinem Pfad und stampfte in wildem Zorn alles zusammen, was er vorfand. Gleichzeitig trompetete er seinen Trotz und seinen Hass gegen alles hinaus. Zwar waren die Käfige mit den Löwen und den anderen Elefanten noch unbeschädigt — jeden Augenblick konnten sie aber bei einem der wilden Angriffe des Dickhäuters zerbrochen werden und ihre Gefangenen freigeben. Bomba wagte nicht, sich auszumalen, was dann geschehen würde.

      Aber schon hatte ihn das verrückt gewordene Tier gesehen. Ohne zu zögern, griff es an. Mit einer erstaunlichen Gewandtheit sprang Bomba hinter einen nahen großen Ballen. Nur wenige Zoll verfehlten ihn der peitschende Rüssel und die wilden Stoßzähne. Als der Dickhäuter an ihm vorbeirannte, bot seine Riesengestalt ein leichtes Ziel. Bombas Zeigefinger blieb aber ruhig am Abzug. Eine Kugel hätte gegen die dicke Lederhaut nicht mehr erreicht, als eine Erbse aus einem Blasrohr in der Hand eines Kindes.

      Unvermittelt bremste der Elefant seinen stürmischen Angriff und drehte sich, um ihn zu erneuern. Die kurze Pause vor dem neuen Anlaufen besiegelte sein Schicksal. Als sich der gewaltige Kopf wandte, hatte Bomba das Ziel, das er wollte: das rechte Auge. Im gleichen Augenblick schoss er. Langsam sank der Elefant auf seine Knie, dann rollte er zur Seite. Einige Sekunden zitterte die Riesengestalt noch, dann lag sie still. Mit schussbereitem Gewehr näherte sich Bomba dem gefallenen Urwaldriesen. Er war bereit, ihm, wenn nötig, den Gnadenschuss zu geben. Aber ein zweiter Blick sagte ihm, dass er keine neue Kugel brauchte.

      Peabody, der den Kampf aus sicherer Entfernung beobachtet hatte, stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.

      „Bewundernswert!“, rief er. „Aber wie konntest du nur die Nerven so im Zaum halten und so sicher schießen? Das begreife ich einfach nicht. Ich habe schon gehört, dass du ein gewaltiger Jäger und ein gefürchteter Kämpfer bist, aber ich muss gestehen, dass ich diese Geschichten nie recht geglaubt habe. Jetzt weiß ich, dass sie wahr sind.“

      „Mir tut der Elefant leid“, sagte Bomba, „aber es musste geschehen.“

      „Du sagst, dass es geschehen musste“, erklärte Peabody, „aber trotzdem ist kein Mann an Bord, der versucht hätte, ihm entgegenzutreten. Wenn der Elefant die Käfige zerschmettert hätte — und das war jeden Augenblick zu erwarten — dann hätte es viele Menschenleben gekostet. Natürlich habe ich den Elefanten nicht gern verloren, aber mein Verlust ist nicht so groß, denn meine ganze Ladung ist versichert. Die Passagiere und die Besatzung schulden dir Dank, so viel Dank, dass sie es dir nie vergelten können.“

      Bomba, der wie immer keine Lobreden hören wollte, lächelte nur und eilte an Deck. Sofort erkannte er, dass sich die Lage während seines Aufenthaltes unter Deck verändert hatte. An der Backbord-Reling drängten sich erregte, schreiende Passagiere und Matrosen. Sie beobachteten etwas, was unter ihnen im Meer vorging.

      „Was ist denn los?“, fragte er Gibo, der auf die Bitte Mr. Bartows den Patienten verlassen hatte.

      „Mann über Bord“, rief Gibo. „Er hat den Elefanten gehört und geglaubt, die wilden Tiere seien alle ausgebrochen. Er bekam Angst und sprang in seinem Schreck ins Wasser.“

      Bomba brach sich schnell eine Bahn zu der Reling. Drunten sah er einen Mann, der ihm als Lester Groop bekannt war, in den Wellen wild um sich schlagen. Matrosen hatten bereits Taue ausgeworfen; eben wurde ein neues Boot in das Wasser gelassen. Aber keines der Taue war auch nur in die Nähe des unsicheren Schwimmers gelangt.

      „Der Mann ertrinkt“, schrie Gibo und sprang auf die Reling. „Gibo springt.“

      Wafi zog ihn wieder zurück.

      „Das Boot wird ihn holen“, grollte er.

      Plötzlich aber tauchte etwas anderes auf, das den Unglücklichen zu „holen“ drohte. Bomba erkannte sofort, was dieses „Etwas“ war und riss blitzschnell sein Gewehr an die Schulter.

      3 Die tödliche Kugel

      Was Bombas scharfes Auge entdeckt hatte, war eine schwarze, dreieckige Flosse, die kaum über der Meeresoberfläche auftauchte, sich aber doch mit der Geschwindigkeit eines Schnellzuges näherte.

      Ein Hai! Einer der furchtbaren Räuber des Meeres hatte eine Beute gewittert und kam herangeschossen. Unter der drohenden dreieckigen Flosse konnte Bomba den langgestreckten Fischkörper erkennen, der pfeilschnell durch die grünen Wogen des Ozeans heranjagte. Jetzt hatten auch andere Männer die Flosse entdeckt. Und wilde Schreie erklangen:

      „Ein Hai! Ein Hai!“

      Der


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