Perry Rhodan 152: Die Raum-Zeit-Ingenieure (Silberband). Detlev G. Winter

Perry Rhodan 152: Die Raum-Zeit-Ingenieure (Silberband) - Detlev G. Winter


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war nicht einmal überrascht, ich bemerkte nicht das leiseste Aufleuchten in seinen Augen. Shaggy rieb sich lediglich mit zwei Fingern die mächtige Nase.

      »Tu's nicht«, meinte er eher beiläufig. »Immer nur grübeln bringt dich nicht weiter.«

      Er sprach aus Erfahrung. Das hörte sich jedenfalls so an. Besondere Kräfte hatten uns zur Flucht verholfen – Kräfte, die auf irgendeine Weise mit ihm zusammenhingen. Punkt. Akzeptiert.

      Und weiter! Das Unwetter schien zumindest etwas abzuflauen.

      Seit wir den Fuß des bis zur Tiefenkonstante aufragenden Grenzwalls erreicht hatten, nach einer kräftezehrenden Flucht quer durch die Bergfestung und das Land Ni, verfolgt und gehetzt von den zu Grauleben gewordenen beiden Jaschemen und den Exterminatoren, tobte der Gravitationssturm. Keiner von uns wusste, ob das Unwetter natürlich entstanden oder von den Grauen Lords künstlich hervorgerufen worden war. Es spielte im Grunde genommen auch keine Rolle. Wer bei ständig wechselnder Schwerkraft mit jähen Änderungen nach oben und unten mit einer flugfähigen Kombination unterwegs ist, der wird dermaßen geschüttelt und gestaucht, dass sein Unterbewusstsein ihn aus reiner Notwehr in tiefe Lethargie versinken lässt.

      Wir waren zerschlagen, erschöpft und psychisch ausgelaugt. Unsere Muskeln zitterten. Bei jeder Schwerkraftveränderung versuchten wir, uns mit den Händen in der rauen Oberfläche des aus allem möglichen Metallschrott aufgeschütteten und teilweise zusammengeschmolzenen Gebirges festzuklammern. Es gelang nicht immer.

      Ein naher Gletscher aus Formenergie reflektierte das Licht einer nicht einsehbaren Quelle extrem stechend.

      »Atlan!«, schrie Iruna.

      Ich ließ meinen Halt los, wurde über eine eisglatte Schräge geschleudert und prallte mit der Akonin zusammen. Umschlungen rutschten wir bis in eine schmale Rinne ab. Gleichzeitig sprang die Schwerkraft auf einen Wert zurück, mit dem der Antigrav des TIRUNS mühelos klarkam.

      »Wo sind wir, Atlan?«, stöhnte Iruna. Ihre Nerven waren nicht mehr die besten.

      Ich sah mich um, hielt sie immer noch an mich gedrückt. Wir lagen in der schräg verlaufenden Rinne, die allem Anschein nach am höchsten Punkt des Grenzwalls endete. Dort oben sah ich ein hell strahlendes, auf der Spitze stehendes Dreieck, das eigentlich nur der Durchbruch zur Lichtebene sein konnte. Das Land Ni umschloss die Lichtebene, hielt sie geradezu im Würgegriff. Die Rinne war ein Einschnitt in einem Bergkegel aus grauweißem, glänzendem Metall, das sehr geschmeidig zu sein schien. Ich tippte auf gediegenes Platin.

      Wir waren dicht vor dem Ziel.

      »Bald haben wir es geschafft«, sagte ich zu Iruna und zog sie noch ein wenig fester an mich.

      »Dann kann uns nichts mehr trennen.« Ihre Augen strahlten mich an.

      »Dort oben sind wir in Sicherheit«, bestätigte ich.

      Nacheinander erreichten auch die Gefährten in den nächsten Minuten die Rinne und schlossen wieder zu uns auf.

      »Wir haben die Verfolger abgehängt«, stellte ich fest. »Von Wachtruppen ist jedenfalls nichts mehr zu sehen. Ich denke, wir nutzen die Gunst der Stunde und steigen zum Durchgang in die Lichtebene hinauf. Zu Fuß, damit wir nicht im letzten Moment geortet werden.«

      Giffi Marauder blickte mich so eigentümlich an, dass ich sofort das nächste Problem kommen sah. »Was ist los, Shaggy?«, erkundigte ich mich mit dumpfer Ahnung bevorstehenden Unheils.

      Der Nomade schüttelte den Kopf. »Nicht hier. Ich muss ohne Helmfunk mit dir reden, Atlan – und mit ihr.« Er blickte Iruna an.

      »Mit Iruna von Bass-Teth?«, vergewisserte ich mich.

      »Ja, mit ihr«, antwortete er ausweichend und anscheinend äußerst verlegen. Zugleich mit einer Eindringlichkeit, der ich mich nicht zu entziehen vermochte.

      »Geht schon voraus!«, wandte ich mich an die Gefährten. »Wir drei kommen rasch nach.«

      »Zögert nicht zu lange damit!«, mahnte Tengri, ohne uns anzusehen.

      Er weiß oder ahnt etwas!, raunte der Logiksektor.

      Aber was? Sag's mir!, dachte ich zurück.

      »Bitte, schaltet den Funk aus!«, sagte Giffi und öffnete seinen Helm.

      Iruna und ich machten es ihm nach. Als er dann noch zögerte, konnte ich mich nicht länger zurückhalten.

      »Was, zum Teufel, hast du mir mitzuteilen, Shaggy?«

      Er senkte den Blick. Gleich darauf sah er mich wieder fest an – und dann Iruna.

      »Sie kann nicht mitkommen!«

      »Was?«, entfuhr es mir, dann stutzte ich. »Warum nennst du sie nicht bei ihrem Namen, sondern redest darum herum?«

      »Sie heißt nicht Iruna, und sie ist auch keine Akonin«, flüsterte der Nomade stockend.

      »Die Finsternis soll dich holen, du Bastard!« Iruna von Bass-Teth fauchte Giffi an wie eine Tigerin, die ihre Jungen verteidigt. »Töte ihn, Atlan!«

      »Ihr würdet beide sterben«, sagte Giffi hastig. »Das Sextadimelement der Lichtebene ist tödlich für jeden Sarlengort, der einmal in einem aufgezwungenen Albtraum in seinem weißen Turm gefangen war – und sie ist eine Sarlengort. Du würdest sie festhalten, wenn sie stürbe, Atlan, und müsstest deshalb dort oben mit ihr sterben.«

      »Eine Sarlengort?«, wiederholte ich und spürte, wie dunkle Schwingen über mir zusammenschlugen. »Ich habe den Namen schon gehört.«

      »Es ist der Name meines Volkes«, sagte Iruna matt. »Es ist so gut wie tot – und vielleicht ist es mir nicht einmal gelungen, meinen Bruder zu retten.«

      Mir dämmerte die Wahrheit, aber ich brauchte Gewissheit.

      »Dein Bruder?«, fuhr ich sie an. »Wer ist dein Bruder?«

      »Er nannte sich Kazzenkatt«, antwortete Giffi Marauder an ihrer Stelle. »Das ist Sarlengortisch und bedeutet so viel wie Ich will leben.«

      Kazzenkatt, das Element der Lenkung!, dachte ich, während ich in einer Sturmflut aufgewühlter Emotionen versank. Und Iruna soll seine Schwester sein? Das ist unmöglich!

      »Das ist nicht wahr!«, fuhr ich sie an und packte sie an den Schultern. »Sag, dass es nicht stimmt! Sag schon!«

      »Es hat keinen Sinn, die Wahrheit zu leugnen, Atlan«, sagte sie traurig. »Es hat nie einen Sinn gehabt. Ich träumte einfach einen schönen Traum.«

      Wehmütig blickte sie in unergründliche Ferne.

      »Vor Äonen vernichteten die W'in mein Volk«, sagte sie tonlos und scheinbar geistesabwesend. »Sie konnten nur die weißen Türme nicht zerstören, die uneinnehmbaren Festungen, von denen aus wir Sarlengort einst die Galaxis Narzesch erobert und beherrscht hatten. Deshalb sorgten sie dafür, dass die Türme zu Gräbern wurden. Wir träumten noch, aber es waren die Träume von Toten, die sich von anderen Toten nur dadurch unterschieden, dass sie nicht verwesten.

      Zweimal wurden die Träume gestört. Das erste Mal vom letzten Vertreter des Alten Volkes. Er weckte meinen Bruder und zwang ihn mit Drohungen und Versprechungen, ihm als Element der Lenkung seines Dekalogs zu dienen. Nicht grundlos wählte er Kazzenkatt aus, denn kein Sarlengort konnte träumen wie er.

      Das zweite Mal brachen Agenten der Genetischen Allianz in die Träume ein. Sie zapften meine tiefsten Gedanken und Gefühle an und beschlossen, mich zu ihrem Werkzeug zu machen. Ich sollte meinen Bruder aufspüren und töten. Als Träumende war ich dazu nicht fähig, darum schufen sie sich Kreaturen, die in Jahrtausenden meinen Turm aufbrachen und mich herausholten. Mein Bewusstsein wurde auf Stahl übertragen, mein Körper eingeschmolzen zu einer beliebig formbaren Substanz. Danach wurde ein neuer Körper für mich erschaffen und das Bewusstsein aus dem Stahl in sein Gehirn übertragen.

      Doch mein Ich hatte auch im Stahl weiter geträumt, ohne dass die Feinde das herausfanden. Als es in den neuen Körper floss, gelang es ihm, mit diesem


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