Perry Rhodan 152: Die Raum-Zeit-Ingenieure (Silberband). Detlev G. Winter

Perry Rhodan 152: Die Raum-Zeit-Ingenieure (Silberband) - Detlev G. Winter


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      Der Große Exterminator begriff ebenfalls – zumindest, dass ich meinen Entschluss nicht rückgängig machen würde. Er sprach über Funk zu seiner Truppe – und schon brachen seine Kämpfer überall aus der toten Zone hervor und stürmten ins Glaslabyrinth.

      Ich selbst lief endlich zu dem gefallenen Fremden. Nicht, dass ich glaubte, ihm helfen zu können. Ich hoffte lediglich, Hinweise auf seine Herkunft zu bekommen. Vielleicht stammte er doch von einer terranischen Siedlungswelt.

      Als ich ihn erreichte, stand ich einigermaßen fassungslos vor der Gestalt, die als graues Bündel aus einem langen Kapuzenmantel und einem ovalen Gesicht mit zwei großen, schwarzen und toten Augen bestand. Das war unzweifelhaft ein Grauer Lord – und er sah auch so aus, fast ein Ebenbild von Lordrichter Krart.

      Wie war es möglich, dass ich einen Terraner fallen sah, aber nur Minuten später ein Grauer Lord vor mir lag?

      Zauberei!, kommentierte der Extrasinn mit leicht spöttischem Unterton.

      Es musste eine bessere, vor allem eindeutigere Erklärung geben. Doch mir blieb keine Zeit, mich darauf zu konzentrieren. An der Grenzlinie zwischen toter Zone und Glaslabyrinth erschienen die Sturmtruppen der Grauen ...

      Hinter uns drängten die Kampfverbände der Grauen Heere heran. Mit meiner Anweisung, keine tödlichen Waffen einzusetzen, hatte ich den Exterminatoren weitgehend die Hände gebunden. Sie versuchten zwar, die Angreifer auf Distanz zu halten, indem sie mit Desintegratoren und Impulsstrahlern Gräben zogen und mit ihren auf Intervall geschalteten Zeptern Kristallballungen zum Einsturz brachten. Das alles war durchaus wirksam, leider nur für begrenzte Zeit. Wir mussten Schritt um Schritt zurückweichen.

      Tengri, Jen und ich ließen die auf Suggestivwirkung geschalteten TIRUN-Waffen ausschwärmen. Damit konnten wir einige Hundert Gegner so extrem friedfertig stimmen, dass sie ihre Waffen wegwarfen und – je nach Mentalität – einfach davongingen oder gar versuchten, ihre Kameraden zur Aufgabe zu bewegen. Aber insgesamt gesehen bewirkte das denkbar wenig.

      Dennoch wäre das alles noch kalkulierbar gewesen, wenn sich vor uns nicht eine zweite Front formiert hätte: die Schatten. Nach der Notlandung des gegnerischen Gleiters, dem darauf folgenden ersten Schusswechsel und der missglückten Flucht des Wesens, das sich quasi vor unseren Augen von einem Terranerabkömmling zu einem Grauen Lord verwandelt hatte, waren immer mehr dieser seltsamen Gestalten aufgetaucht und hatten uns kompromisslos angegriffen.

      Sie verwendeten durchaus nicht nur Projektilwaffen wie die ersten Schatten, sondern ebenso Desintegratoren, Impulsstrahler und Intervallwaffen – aber vor allem: Sie kämpften wie die Teufel.

      »Ich muss herausfinden, warum sie sich ohne Rücksicht auf eigene Verluste in den Kampf stürzen«, sagte ich zu Jen und Tengri, während wir gemeinsam versuchten, den beiden Jaschemen zu helfen. Gemeinsam mit fünf Exterminatoren hatten sie sich zu weit vorgewagt und waren von den Gegnern eingeschlossen worden.

      »Seid bloß vorsichtig!«, vernahm ich Domo Sokrats Stimme im Helmfunk. »Und wartet nicht auf mich. Clio steckt in der Klemme und Bonsin ist spurlos verschwunden.«

      »Bonsin ist teleportiert!«, rief Lethos. »Er wollte erkunden, wie es weiter innen im Glaslabyrinth aussieht.«

      »Und was ist mit Clio?«, fragte ich. »Braucht sie unsere Hilfe?«

      »Das schaffe ich allein«, gab der Haluter zurück. »Nur kann ich euch nicht unterstützen.«

      »Hierher!«, rief Jen Salik.

      Ich dachte zuerst, dass er Tengri und mich meinte, doch er winkte ein Dutzend Exterminatoren zu uns heran. Der Große befand sich bei der Gruppe, die neben uns in Deckung ging.

      »Wir haben seit der Landung auf dem Vagendaplateau hundert Kämpfer verloren«, berichtete der Große Exterminator. »Die meisten sind den verrückten Robotern zum Opfer gefallen, der Rest den Sturmtruppen und den Schatten.«

      Was hätte ich darauf antworten sollen? Keiner von uns hatte sich der Illusion hingegeben, dass die Exterminatoren ohne Verluste aus den Kämpfen hervorgehen könnten. Es lag mir auch fern, zu erklären, dass die Exterminatoren schließlich zum Kämpfen und Sterben geschaffen worden seien. Doppelte Moral war nie meine Sache gewesen. Also schwieg ich, betroffen und zornig. Ohne mir selbst erklären zu können, auf wen ich eigentlich zornig war.

      »Jetzt ist die Gelegenheit günstig!«, sagte Jen. »Eben ist wieder ein Angriff der Schatten von den Jaschemen abgewiesen worden.«

      Mit einem schnellen Blick schätzte ich die Lage ein, nickte und gab das Zeichen zum Sturm.

      Wir sprangen aus unseren Deckungen und griffen in dem Moment an, als die Schatten rings um die Igelstellung der Jaschemen nach ihrem zurückgeschlagenen Angriff gerade wieder in ihrem Bereich untertauchen wollten.

      Ohne dass es mir bewusst geworden war, hatte ich meine TIRUN-Pfeile gedanklich wieder auf Suggestion geschaltet – das erste Mal im Kampf gegen die Armee der Schatten. Ich merkte es erst, als ich sah, dass die von mir attackierten Gegner halbdurchsichtig wurden und von innen heraus aufglühten.

      Nur erkannte ich nicht, warum die Suggestorstrahlung so auf die Schatten wirkte. Diese Wesen sahen trotz ihres seltsamen Namens nicht irgendwie schattenhaft aus, sondern schienen durch und durch körperlich zu sein.

      Mehrere Minuten kam ich nicht dazu, über das Phänomen nachzudenken, denn unser Angriff blieb schlicht inmitten feindlicher Verstärkungen stecken.

      Dann wurde es fast schlagartig still.

      Lethos-Terakdschan, Jen Salik und ich ließen uns neben den beiden Jaschemen fallen. Wir schalteten sogar unsere Schirme aus, denn für kurze Zeit waren wir relativ geschützt. An die 150 Exterminatoren waren zu beiden Seiten an uns vorbeigestürmt und warfen die Schatten auf einer Breite von 200 Metern weit zurück.

      »Es wurde höchste Zeit«, sagte Fordergrin Calt so arrogant wie fast immer. »Ihr kämpft zu lasch.«

      »Wir sind nicht versessen darauf!«, gab ich heftig zurück.

      Calts Erwiderung hörte ich nicht mehr, denn da hatte ich etwas entdeckt, das meine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte. Dort, wo ich einen der Schatten getroffen und – wie ich bis dahin annahm – kampfunfähig gemacht hatte, glühte die halbdurchsichtige Gestalt stärker auf und erlosch danach langsam, bis sie gänzlich verschwunden war.

      »Was war das?«, wandte ich mich an Tengri. Er würde mithilfe des semi-organischen Netzwerks seiner Kombination am ehesten etwas feststellen können.

      »Ich hätte es mir denken müssen«, antwortete Tengri verhalten. »Der Name ›Armee der Schatten‹ deutet bereits darauf hin. Diese Wesen sind zwar körperlich existent, aber keine echten Intelligenzen, sondern eine Art materielle Hologramme.«

      »Projektionen?«, fragte Jen Salik. »Wie du?«

      Lethos lächelte nachsichtig. »Weder wie ich noch wie du, Jen. Wir sind eigenständige Wesen, denn bei uns bilden Körper und Bewusstsein eine Einheit. Bei den Schatten nicht. Ihre Körper sind sozusagen leer, sie werden von ihrem Bewusstsein ferngesteuert.«

      »Darum greifen sie so furchtlos an!«, rief ich. »Sie brauchen den Tod nicht zu fürchten, denn ihre Bewusstseine leben weiter, wenn ihre Körper erlöschen – und wahrscheinlich können sie jederzeit neue materielle Hologramme erzeugen.«

      »Du scheinst froh darüber zu sein«, stellte Caglamas Vlot fest.

      »Richtig!«, entgegnete ich. »Denn es bedeutet, dass keiner von uns tötet, wenn er einen Schatten zum Erlöschen bringt. Wir können uns mit allen Mitteln gegen sie wehren, ohne unser Gewissen zu belasten.«

      »Dadurch werden sie aber permanent wiedergeboren«, bemerkte der Große Exterminator resignierend. »Folglich ist es nur eine Frage der Zeit, wann wir alle tot sein werden.«

      Er hatte nicht unrecht. Von hinten griffen die Sturmtruppen der Grauen an – und vorn erhielten die Schatten immer neue Verstärkung. Es sah ganz so aus, als gäbe es für uns kein Entkommen ...


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