Der Ruul-Konflikt 15: Operation Himmelswolf. Stefan Burban

Der Ruul-Konflikt 15: Operation Himmelswolf - Stefan Burban


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Geschosse waren bereits scharf, kurz nachdem sie die Rohre der Saber II verlassen hatten. Und sie erwischten den Predator während seines Ausweichmanövers. Es geschah alles so schnell, dass die Ruul nicht einmal ihre Flakbatterien einsetzen konnten.

      Die Geschosse entfalteten ihr zerstörerisches Potenzial in vollem Umfang. Sie fetzten die Panzerung am Bug problemlos davon und die Explosionswelle pflanzte sich quer durch das Schiff fort, bis diese am Heck wieder austrat. Nur einen Sekundenbruchteil später glühte der Predator auf und wurde in einer gewaltigen Explosion in Stücke gerissen.

      »Nach backbord ausweichen!«, befahl Frank hektisch. Die Saber II änderte den Kurs, um der Explosion zu entgehen. Beinahe hätte sie es geschafft. Trümmer des Predators erwischten den Schweren Kreuzer an Steuerbord und bohrten sich tief in den Rumpf. Dekompressionsalarm heulte mit einem Mal durch die Korridore. Besatzungsmitglieder, die nicht schnell genug gewesen waren, wurden ins All gerissen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der extreme Druckabfall ihr Blut längst zum Sieden gebracht. Alle anderen legten ihre Sauerstoffmaske an, die jedes Besatzungsmitglied zu jedem Zeitpunkt bei sich tragen musste. Notschotten wurden geschlossen und Kraftfelder bauten sich auf.

      Die Brückenbeleuchtung flackerte für einen Moment, fiel aus und wurde durch die rote Notbeleuchtung ersetzt. Funken zischten aus mehreren Konsolen. Erneut brach ein Feuer auf der Brücke aus.

      Der Alarm dröhnte schmerzhaft in Franks Ohren. Sein Kopf schmerzte von all den Eindrücken, die auf ihn hereinstürzten.

      »Statusbericht, Ian!«, verlangte er. Es kam keine Antwort. »Ich sagte, Statusbericht!« Wieder antwortete niemand. Frank drehte sich um und sah seinen Ersten Offizier mit einer üblen Kopfwunde am Boden liegen. Dieser hatte es nicht rechtzeitig zu seiner Station geschafft, um sich anzuschnallen.

      Frank stieß einen Schwall Luft zwischen den Vorderzähnen aus. Der Mann diente bereits fünf Jahre unter ihm. Am liebsten hätte er sich losgeschnallt und wäre ihm zu Hilfe geeilt. Es gab dort draußen allerdings immer noch eine Schlacht zu schlagen.

      Er drückte auf seiner Lehne auf den Schalter für den Schiffsfunk. »Sanitäter auf die Brücke! Es gibt Verwundete.« Er ließ den Schalter los.

      Frank warf einen Blick auf das taktische Hologramm. Zumindest das funktionierte noch. Die Zerstörung des feindlichen Schlachtschiffes hatte den Gegner zu einem gewissen Umfang in Konfusion gestürzt, aber nicht genug, um einen Unterschied zu machen.

      Das zweite Schlachtschiff erledigte gerade einen weiteren Til-Nara-Schlachtkreuzer. Die Saber II war fast kampfunfähig. Sie verfügte nur noch über halbe Antriebskraft, sie hatte gut die Hälfte der Offensivwaffen verloren und ihre Panzerung war die Bezeichnung nicht länger wert. Und sein Geschwader war in kaum besserem Zustand. Von den ursprünglich dreißig Schiffen zählte Frank noch neunzehn.

      Das feindliche Schlachtschiff schickte sich an, die Front der Koalition endgültig zu durchbrechen, als eine Vielzahl von Explosionen seinen Rumpf einhüllte. Frank riss die Augen auf. Frische Kräfte der Koalition trafen ein. Angeführt von einem terranischen Schlachtschiff der Shark-Klasse, drängten die Kriegsschiffe in die Bresche und jagten den Ruul alles an Feuerkraft in den Rachen, was ihnen zur Verfügung stand.

      Von dem Auftauchen der Verstärkung ermutigt, stabilisierte sich die Front und die verbündeten Schiffe gingen erneut zum Angriff über. Sie bildeten eine gestaffelte Feuerlinie und trieben den Feind immer weiter zurück. Das gegnerische Schlachtschiff wurde mehrmals schwer getroffen und aus einem Dutzend Breschen in der Außenhülle quoll dichter Qualm. Es wirkte, als würde das Schiff aus einer Vielzahl von Wunden ausbluten.

      Der ruulanische Kommandant tat das Einzige, was ihm übrig blieb. Er trat den Rückzug an. Alles andere hätte den sicheren Tod bedeutet.

      Die Til-Nara-Schlachtkreuzer nahmen Fahrt auf und setzten ihre Primärwaffe für orbitale Bombardements ein: die massiven Energiebündel. Einmal abgefeuert, gab es dagegen keinen Schutz. Die insektoiden Schiffe belegten den feindlich besetzten Mond mit einem massiven Sperrfeuer.

      Die Ruul leisteten Gegenwehr, solange es ihnen möglich war, doch ihr Abwehrfeuer dünnte merklich aus. Nach fast einer Stunde unaufhörlichen Beschusses brach die Kruste des Mondes auf. Das Ergebnis waren erhebliche seismische Aktivitäten, die die letzten Reste des ruulanischen Widerstands buchstäblich zerschmetterten. Zu guter Letzt zog sich ein Riss von der nördlichen zur südlichen Hemisphäre, die den Mond beinahe in zwei Teile spaltete. Trümmerstücke brachen ab und trieben unweit der Hauptmasse des zerstörten Himmelskörpers durch das All. Die Überreste des ruulanischen Verbands setzten sich endlich geschlagen ab, um ihre Wunden zu lecken.

      Frank lehnte sich erschöpft in seinem Sessel zurück. Vor seinem Brückenfenster zog das Shark-Klasse-Schlachtschiff vorüber, das den Gegenangriff angeführt hatte.

      Frank vergrößerte den Namen auf seinem taktischen Hologramm. »TKS Vigilantes«, las er laut vor und verzog mürrisch die Miene. Das war Vizeadmiral Laszlo Dushkus Schiff. Frank seufzte. Warum musste es ausgerechnet dieser Typ sein?

      Frank wandte sich seinem ComOffizier zu. »Nachricht an Admiral Hoffer: Feindlicher Nachschub wurde erfolgreich unterbrochen. Ruulanischer Festungsmond ist gefallen. Bodenoffensive auf Serena kann beginnen.«

      Der ComOffizier gab die Nachricht pflichtschuldig weiter, während Frank Dushkus Schiff musterte, das vor dem Bug der Saber II kreuzte. Abermals seufzte er tief. »Na das kann ja heiter werden«, flüsterte er.

      * * *

      14. November 2153

       Hatuma-Tiefebene

       Standort der letzten ruulanischen Festung auf Serena

      Lieutenant Colonel Manfred Haag von den Marines des Terranischen Konglomerats duckte sich tief in den Schützengraben, während Skull-Bomber und ihr Zerberus-Geleitschutz im Sekundentakt Tonnen an Bomben und Raketen auf die ruulanischen Stellungen regnen ließen.

      Die Ruul hatten sich auf einem Bergkamm eingegraben und diesen mit einem Netzwerk aus Bunkern umgeben. Das Bombardement ging seit drei Tagen ununterbrochen auf die Slugs nieder. Nach allen Regeln der Logik dürfte eigentlich niemand dort oben mehr am Leben sein. Aber Logik spielte im Krieg selten eine große Rolle, vor allem dann, wenn man es mit Ruul zu tun hatte. Manfred wusste sehr genau, dass die Slugs in ihren Löchern hockten und nur darauf warteten, dass die Koalition vorrückte. Sie aus ihren Stellungen zu treiben, würde eine verdammt blutige Angelegenheit werden.

      Sein ranghöchster Unteroffizier, Master Sergeant William DeGroot, kam durch den Schützengraben auf ihn zu. Der Mann hielt den Kopf gesenkt und hatte wie immer eine mürrische Miene aufgesetzt. Die Marines nannten ihn deshalb hinter vorgehaltener Hand flapsig Angry Billy.

      Die Basilisken der Slugs feuerten ohne Unterlass. Das Artillerie- und Luftbombardement schien sie keineswegs zu stören. Die Geschosse stießen einen charakteristischen hohen Ton aus, wenn sie auf die Stellungen der Koalition zuflogen. Dies bedeutete nicht nur Lebensgefahr, sondern hatte auch moralische Auswirkungen auf die Truppe. Es zehrte an den Nerven.

      Ruulanische Artilleriegranaten schleuderten Dreckfontänen rund um die terranischen Stellungen auf. Irgendwo in der Ferne hörte Manfred jemanden schreien und schüttelte leicht den Kopf. Es hatte wohl schon wieder so ein armes Schwein erwischt.

      DeGroot kam neben ihm zum Stehen und nickte seinem Vorgesetzten kurz zu. »Schönen Gruß von General Kusnezow. In drei Minuten geht es los.«

      Manfred verzog leicht die Miene und klopfte sich wortlos auf den Helm. DeGroot verstand die Geste. »HelmCom ist weiterhin offline«, meinte er. »Der ruulanische Störsender konnte immer noch nicht ausgeschaltet werden.«

      Manfred fluchte unterdrückt und holte die Trillerpfeife hervor, die an einer Schnur um seinen Hals hing. Der feindliche Störsender erwies sich nicht nur als hartnäckig, sondern auch als extrem nervig. Er machte es notwendig zu improvisieren. Inzwischen benutzten die Offiziere Trillerpfeifen, um Befehle weiterzugeben. Der Erste Weltkrieg hatte als Vorlage für diese Idee hergehalten. Und auch wenn er schon ewig her war, so musste Manfred zugeben, dass es funktionierte. Zumindest die meiste Zeit über.

      Er


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