Broken Hearted. Cara Lay

Broken Hearted - Cara Lay


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dem Zufallsprinzip funktionierte. Aber allein eine gute Gastronomiekaffeemaschine kostete ein paar tausend Dollar. Vom Rest ganz zu schweigen.

      Natürlich schadete Matt ihr nicht absichtlich. Im Gegenteil – er war einer ihrer ältesten Freunde und wenn er gewusst hätte, wie hart der Überlebenskampf ihres Lokals durch sein Hotel geworden war, hätte ihn das tief getroffen. Schon aus diesem Grund würde sie nie auch nur ein Sterbenswörtchen darüber verlieren. Ändern konnte er an der Situation ohnehin nichts.

      Es fiel ihr allerdings mit jedem Tag schwerer, ihm gegenüber unbekümmert aufzutreten. Auch jetzt hätte sie sich am liebsten heimlich davongemacht, doch führte der einzige Weg nach draußen direkt an ihm vorbei. An ihm und an seiner Freundin Sandra, die klettengleich an seinem Arm hing.

      Mit ihrem makellosen Äußeren passte sie perfekt zu dem gutaussehenden Hoteleigentümer. Beide strahlten um die Wette. Das Klischee eines erfolgsverwöhnten Paares. Wie unter Zwang musste Brenda immer wieder dorthin schauen, obwohl es ihr jedes Mal einen Stich versetzte. Seit wann interessierten sie Matts Frauengeschichten überhaupt?

      Als hätte er ihre Blicke gespürt, drehte Matt den Kopf in ihre Richtung. Das intensive Blau seiner Iriden leuchtete sogar auf diese Entfernung. Mit diesen Augen, dazu einem strahlendweißen Lächeln und einem immer etwas ungebändigten blonden Schopf zog er das Interesse mancher Frau im Raum auf sich.

      Brenda hatte ihn seit der Kindheit nicht mehr mit nacktem Oberkörper gesehen, aber sie war überzeugt, dass er ein Sixpack hatte. Dachte man sich nun noch ein Surfbrett unter dem Arm hinzu, hätte er auf jedem Cover eines Surfer Magazins eine gute Figur gemacht.

      Ihre Blicke kreuzten sich, und sie sah nicht schnell genug weg. Prompt löste er sich von Sandra und schlenderte lächelnd zu ihr herüber. In seiner grauen Stoffhose und dem hellen Pullover mit V-Ausschnitt wirkte er elegant und leger zugleich.

      »Na, Kleine, was ziehst du denn für ein Gesicht?« Er nahm spielerisch eine dicke Strähne aus ihrem Zopf in seine Hand und zog daran.

      Früher hatte er sie immer damit in Rage gebracht, sie ›Kleine‹ zu nennen, heute löste diese Neckerei bei ihr eine seltsame Wehmut aus. Was waren das für unbeschwerte Zeiten gewesen, als die größten Probleme in ihrem Leben Matts Streiche waren, und die Frage, auf welche Weise sie sich am besten dafür rächen konnte.

      »Es ist nichts.« Normalerweise heiterte Matts Anwesenheit sie stets auf, doch heute wollte selbst das nicht funktionieren. Die Sorgen um ihr Dinercafé, dazu all die glücklichen Leute um sie herum – ihre Laune war auf dem Tiefpunkt. Unwillig schüttelte sie den Kopf.

      »Das nennst du ›Nichts‹?« Matt zog die Augenbrauen zusammen. »Die immer vor Energie sprühende kleine Brenda sitzt hier und sieht aus, als wolle sie einen Mord begehen.«

      »Und wird das womöglich auch tun, wenn du mich noch einmal Kleine nennst und mir weiter auf die Nerven gehst.« Sie stürzte den Rest des Champagners in einem Zug hinunter. Matt blickte sie verdattert an. Verflixt, das hatte er nicht verdient. Brenda erhob sich abrupt. »Es tut mir leid. Ich bin einfach nicht gut drauf. Kopfschmerzen. Ich muss kurz an die frische Luft.« Ihre Mundwinkel zeigten hoffentlich so etwas wie ein entschuldigendes Lächeln. Sie drängte sich an Matt vorbei und knallte das Glas im Vorbeigehen auf einen der Stehtische. Sie sah noch Matts überraschtes Gesicht, dann quetschte sie sich durch die Menschentraube.

      Gern wäre sie ohne Verabschiedung verschwunden. Das würde Cadie allerdings übelnehmen.

      Mit einem erleichterten Aufseufzen schob sich Brenda an den letzten Gästen vorbei und stand endlich vor dem Haus. Allein, denn der von den Bauarbeiten aufgewühlte Boden war eine Bedrohung für die feinen Schuhe der versammelten weiblichen Eleganz dort drinnen. Sie fühlte sich nicht dazugehörig. Matt, Cadie und erst recht Noel – sie alle schienen im Eilzugtempo Karriere zu machen. Nur Brenda war abgehängt und sah vom erfolgreichen Leben der anderen nur noch die Rücklichter.

      Erschöpft lehnte sie sich an die Hauswand, schloss die Augen und genoss die wärmenden Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht. Es roch nach frischem Wind und Blütenduft. Endlich ließ die Anspannung nach und Ruhe breitete sich in ihr aus.

      Bis sie eine Berührung am Arm spürte. Cadie stand vor ihr und sah sie prüfend an. »Du ziehst schon den ganzen Tag eine Miene, als hättest du Zahnschmerzen. Was ist los?«

      »Nichts«, log Brenda heute bereits zum zweiten Mal. »Nur Kopfschmerzen. Ich wollte einfach einen Moment die Aussicht genießen.« Noch eine Lüge, denn die Aussicht hatte sie nicht einmal richtig wahrgenommen. Dabei war das Panorama atemberaubend. Plansprings zu ihren Füßen, umgeben von Weiden, die jetzt im Frühsommer in einem saftigen Grün leuchteten, darüber die unzähligen Berggipfel der Sawatchkette – das hätte Brenda unter normalen Umständen andächtig staunen lassen. Heute erinnerte sie der Anblick daran, dass die Tage gezählt waren, an denen sie diese Bilder genießen durfte. Die Vorstellung, all dies hier verlassen zu müssen, brach ihr das Herz. Doch hatte sie nichts anderes gelernt, als das ›Inn‹ zu führen. Wenn sie schließen musste, konnte sie nicht bleiben. Der einzige Arbeitgeber in Plansprings war Matt mit seinem Resort, aber allein der Gedanke, an dem Ort arbeiten zu müssen, der ihr die größte Niederlage ihres Lebens zufügte, verursachte ihr Bauchschmerzen. All das konnte sie Cadie allerdings nicht erklären. Cadie, Noel, Matt – alle waren viel zu eng mit dem Resort verbandelt. Sie setzte also ein nichtssagendes Lächeln auf und wartete auf ihre Chance, dieser Party zu entkommen.

      2

      Matt

      »Bist du abgeblitzt?« Sandra lächelte ihn lasziv an. »Das kommt davon, wenn du dich um andere Frauen kümmerst.«

      Matt verzog das Gesicht. Er hätte sich denken können, dass Sandra seine Unterhaltung mit Brenda genau im Blick behielt. Es störte Sandra für gewöhnlich wenig, wenn andere Frauen ihn mit unverhohlenem Interesse betrachteten – sie sah es sogar als eine Art Bestätigung an. Aber seine Beziehung zu Brenda war ihr ein Dorn im Auge. Dabei waren sie nur Freunde. Brenda gab sich ihm gegenüber genauso kumpelhaft wie in ihrer Kindheit. Vielleicht konnte Sandra genau das nicht einordnen. Für sie bestand die Männerwelt aus zwei Kategorien: attraktive Millionäre oder nicht existent. Dass ein Mann mit einer Frau einfach nur befreundet war, überstieg schlicht ihre Vorstellungskraft.

      »Ich muss dich schon viel zu häufig mit dem verflixten Hotel teilen, da will ich wenigstens in den seltenen Momenten Freizeit deine uneingeschränkte Aufmerksamkeit«, beschwerte sie sich wie aufs Stichwort.

      Er lächelte sie beschwichtigend an, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und raunte mit tiefer Stimme: »Ich mache es wieder gut.« Das wirkte immer.

      Auch jetzt glätteten sich Sandras Züge. »Wenn du mir ein neues Glas Champagner besorgst, verzeihe ich dir.« Die Art, wie sie ihn ansah, erinnerte ihn daran, warum er diese Frau vor einigen Monaten angesprochen hatte: volle rote Lippen, die ein betörendes Lächeln formten, makellose Zähne, babyblaue Augen. Dazu ein Körper mit Modelmaßen. Wie ferngesteuert hatte er auf jener Party zu ihr hinüberschlendern müssen und seitdem waren sie zusammen.

      Allerdings kriselte es schon seit Weihnachten. Sein Hotel forderte ihn. Er liebte diese Arbeit, stürzte sich mit vollem Einsatz in jede neue Aufgabe und konnte es manchmal selbst nicht glauben, dass es ihm gelungen war, aus dem alten Landgasthof innerhalb weniger Jahre eines der angesagtesten Luxus Ski Resorts zu machen. Doch natürlich hatte alles seinen Preis und in seinem Fall ging sein Erfolg auf Kosten des Privatlebens. Sandra konnte dem Charme der Bergwelt nichts abgewinnen. Sie kam aus Denver, und in ihren Augen stellte das eine halbe Autostunde entfernte Vail mit den zahlreichen Ausgehmöglichkeiten den äußersten Rand der Zivilisation dar.

      So war er zum Pendler geworden und verbrachte die meisten Wochenenden in der Großstadt bei Sandra. Das funktionierte, seit er Cadence als seine rechte Hand eingestellt hatte. Inzwischen war sie zu einer unersetzlichen Assistentin geworden, auf die er sich blind verlassen konnte. Cadie, die gerade mit Brenda am Arm auf die Theke zusteuerte, wo er soeben sein Bier und den Champagner für Sandra geordert hatte.

      Brendas Lächeln wirkte künstlich und verkrampft. Ob es


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