Broken Hearted. Cara Lay
und begann, mit Brenda die Details von Noels Geburtstagskuchen zu besprechen. Die ganze Zeit über blieb jedoch das Gefühl, dass Brenda nicht bei der Sache war und als er sich verabschiedete, wirkte sie regelrecht erleichtert. Grimmig stapfte er über den Parkplatz zu seinem Landcruiser. Viel länger würde er nicht mit ansehen, wie seine immer gutgelaunte Freundin mit Trauermiene herumlief.
5
Brenda
Sie blickte Matt hinterher und der Gedanke, alles hinzuwerfen, erschien ihr plötzlich verlockend wie nie zuvor. Begegnungen wie diese zerrten zusätzlich an ihren Kräften. Matt hatte sich – wohl mit Rücksicht auf Noels Geburtstagsplanung – zurückgehalten. Sie hatte gespürt, wie es ihn drängte, sie auszufragen. Natürlich merkten ihre Freunde, dass etwas nicht stimmte. Wie sollten sie auch nicht? Sie war mit Cadie und Matt befreundet, solange sie denken konnte.
Aber diese Probleme musste sie selbst lösen. Zum ersten Mal in ihrem Leben würde sie sich ihren Freunden nicht anvertrauen können. Matt hatte längst erkannt, dass sein Hotel Gäste bei ihr abzog. Das wusste sie von Cadie, die ihr auch gesagt hatte, dass Matt sich deshalb Vorwürfe machte. Solange nicht alles verloren war, würde sie also schweigen. Es wäre niemandem damit geholfen, wenn er sich am Ende auch noch schlecht fühlte, wegen einer Sache, die er ohnehin nicht ändern konnte. Matt zu verletzen, käme ihr niemals in den Sinn, selbst wenn sein Hotel die Wurzel ihres Übels war. Dafür mochte sie ihn viel zu gern. Sollte sie sich irgendwann einmal ernsthaft verlieben, konnte sie nur hoffen, an einen Mann wie Matthew Miller zu geraten: intelligent, humorvoll und ausgesprochen attraktiv.
Sie stellte sich unwillkürlich sein breites Grinsen vor, wenn er ihre Gedanken jetzt lesen könnte, und sofort verbesserte sich ihre Laune. Er würde ihren Zopf um seine Hand wickeln, daran ziehen und ihr mit todernster Stimme und einem Augenzwinkern zuraunen: »Einen wie mich findest du ohnehin kein zweites Mal.«
Brenda würde in sein anschließendes Gelächter mit einstimmen und sich klammheimlich fragen, ob er am Ende recht behalten sollte: War sie deshalb nie in einer längeren Beziehung, weil sie jeden Mann mit Matt verglich? Vehement schüttelte sie den Kopf. Wäre Matthew tatsächlich ihr Traumtyp gewesen, hätte sie ausreichend Zeit gehabt, sich in ihn zu verlieben.
Um sich von diesen albernen Gedanken abzulenken, vertiefte sie sich in die Sammlung an Backrezepten, die von ihrer Großmutter stammte. Als sie die Unterlagen für den bevorstehenden Banktermin zusammengesucht hatte, war ihr der Ordner in die Hände gefallen und seitdem schmökerte sie mit Begeisterung in den Aufzeichnungen und ließ sich inspirieren. Für Noels Geburtstagsparty brauchte sie einen Kuchen, der einerseits raffiniert, andererseits leicht zu transportieren war. Eine opulente Torte schied von vornherein aus. Die würde sie niemals unbeschadet auf den Berg bekommen.
Als Hank später in die kleine Kammer trat, die Umkleide, Abstellraum und Büro war, fand er Brenda noch immer über die Rezepte gebeugt vor.
»Möchtest du nicht auch Feierabend machen?«, fragte er. »Heute war wenig zu tun, da kommt es nicht darauf an, eine halbe Stunde eher zu schließen.«
Nichts an seiner Stimme verriet, ob ihm der immer offensichtlichere Gästeschwund genauso zu schaffen machte wie ihr, aber als sie den Kopf hob und ihren Onkel ansah, leuchteten seine Augen nicht so wie sonst.
»Geh ruhig schon.« Sie lächelte ihm fröhlicher zu, als ihr zumute war. Sie wartete nur darauf, dass sie allein im ›Inn‹ war, aber das konnte sie ihm unmöglich sagen.
»Du bist ein gutes Mädchen«, sagte er und sein Blick trübte sich noch weiter ein. Brenda brach es das Herz. Er legte so viel Hoffnung in sie und wurde nicht müde zu beteuern, dass er niemandem das ›Plansprings Inn‹ lieber anvertrauen würde als ihr. Sie musste morgen unbedingt erfolgreich sein!
Kaum war die Tür hinter Hank ins Schloss gefallen, schob sie die Rezepte zur Seite und holte einen anderen Ordner hervor. Der enthielt die traurige Wahrheit über das ›Plansprings Inn‹, aber auch ihre gesamte Hoffnung. Wochenlang hatte sie über den Zahlen gebrütet, hatte kalkuliert, analysiert, Angebote eingeholt und nun hielt sie etwas in Händen, das einem professionellen Businessplan nahekam. Er sollte reichen, um der Bank klarzumachen, dass es sich lohnte, in das ›Inn‹ zu investieren. Er musste reichen.
Denn eines hatten ihr die Zahlen unmissverständlich vor Augen geführt: Ohne den Kredit war es nur noch eine Frage von Wochen, bis sie ihre Lieferanten nicht mehr bezahlen konnten und endgültig dichtmachen mussten.
6
Matt
Matt sah Cadie entgegen, die sich mit einem beladenen Teller in der Hand zwischen den Tischen zu ihm hindurchschob. Der Tag versprach einmal mehr, sonnig und warm zu werden, und entsprechend früh drängten die Gäste in den Frühstücksraum.
Bis zur Fertigstellung ihres Hauses wohnten Cadie und Noel in einem hübschen Chalet des Resorts und an den Tagen, an denen Sandra und Noel in Denver waren, frühstückten Matt und Cadie zusammen. Das würde ihm fehlen, wenn Cadie in das neue Haus zog, wurde ihm plötzlich bewusst. Er bezweifelte, mit derartigen Vorlieben bei Sandra auf Verständnis zu stoßen. Sie mochte zwar exquisite Dinner, beschränkte sich morgens jedoch auf einen schnellen Kaffee.
»Was schaust du denn so drein, als läge die Last der Welt auf deinen Schultern?«, begrüßte Cadie ihn lächelnd. »Oder ist heute ein weiterer Griesgram-Tag? Davon stand nichts in meinem Kalender.« Mit einem dankbaren Nicken nahm sie den Milchkaffee entgegen, der unaufgefordert serviert wurde, sobald sie sich gesetzt hatte.
Matt gab ein Zeichen, dass er auch noch einen Kaffee wollte, und wandte sich Cadie zu. »Keine trüben Gedanken mehr, versprochen.« Er beobachtete, wie Cadie genießerisch ihr Glas Orangensaft leerte. Sie lebte nun schon seit einigen Monaten mit Noel im Resort und freute sich noch immer über die kleinen Luxusmomente, wie sie es nannte. Er wünschte ihr, dass sie diese Fähigkeit niemals verlor. Automatisch verglich er ihr Verhalten mit Sandras, die sich kürzlich minutenlang darüber aufgeregt hatte, dass man ihr versehentlich Orangensaft mit Fruchtfleisch serviert hatte, obwohl sie diese Fäden im Mund nicht ausstehen konnte, wie nun jeder wusste, der das Pech hatte, diesen Moment mitzuerleben.
»Ich war gestern bei Brenda«, informierte er Cadie und lief Gefahr, doch wieder sorgenvoll das Gesicht zu verziehen, obwohl er eben erst den heutigen Verzicht auf Trübsal erklärt hatte.
»Und?« Cadie biss in ein Butterhörnchen und sah Matt über den Tisch hinweg gespannt an.
»Wie immer in letzter Zeit.« Matt zuckte mit den Schultern. »Distanziert. Verschlossen. Irgendetwas bedrückt sie, aber sie rückt nicht mit der Sprache heraus.«
»Ist zwischen euch etwas vorgefallen?«
Cadies Frage traf Matt nicht ganz unvorbereitet. Nach Brendas merkwürdiger Reaktion auf der Party hatte er sich das in der Tat auch schon gefragt. »Mir fällt nichts ein. Hat sie dir gegenüber etwas erwähnt?«
»Nein, war nur ein Gedanke.« Cadie zupfte an ihrer Serviette herum. »Ich zerbreche mir auch schon seit längerem den Kopf, was mit ihr los ist. Mir weicht sie ebenfalls aus.«
»Meinst du, es könnte mit dem ›Inn‹ zu tun haben?« Matt nahm den frischen Kaffee entgegen und reichte der Bedienung seine leere Tasse über den Tisch. »Ich habe den Eindruck, der Laden läuft immer schlechter. Gestern war nicht ein einziger Gast da.«
»Früher sind die Urlauber, die unten im Ort ihr Quartier hatten, nach der Wanderung bei ihr eingekehrt. Heute machen sie hier oben Pause.«
»Mit unserer Terrasse kann die des ›Inn‹ einfach nicht mithalten.« Automatisch wanderte sein Blick nach draußen. Seit dem Ausbau im vergangenen Frühjahr war der Außenbereich zu einem wahren Besuchermagneten geworden. Edle Holzmöbel, farbenfrohe Sitzkissen, für kühlere Tage bunte Decken. Die gläserne Umrandung erlaubte die ungehinderte Sicht ins Tal und hinüber zu den gegenüberliegenden Gipfeln. Die eleganten schiefergrauen Fliesen waren mit einer Klarlackschicht überzogen, die im Sonnenlicht sanft glänzte. Nein,