Broken Hearted. Cara Lay

Broken Hearted - Cara Lay


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ihr nicht lieber hereinkommen, statt da draußen herumzulärmen?«, ertönte plötzlich Noels Stimme. Er trat gemeinsam mit Cadie aus dem Chalet. »Wieso habt ihr nicht geklopft?«

      »Wir sind zu früh und wollten nicht stören. Kann ja sein, dass ihr noch beschäftigt wart.« Er grinste. Die zarte Röte, die Cadies Gesicht überzog, bestätigte, dass er mit seinem Verdacht richtig lag. Die beiden hatten sich bis gerade im Bett vergnügt, so wie er sich das mit Sandra für heute Morgen auch gewünscht hatte. Seine Laune sank sofort und er musste sich zusammenreißen, um Noel mit aller Herzlichkeit zum Geburtstag zu gratulieren.

      Brenda schloss sich den Glückwünschen an und kurz darauf schmetterte es mehrstimmig »Happy Birthday« aus Richtung des Wegs, der von Haus Nummer sechs herunterführte. Fünf Personen näherten sich. Noel strahlte wie ein kleiner Junge, als er seine Eltern in die Arme schloss. Er, der in seinen ersten Lebensjahren kein harmonisches Familienleben gekannt hatte, schätzte die Zeit umso mehr, die er jetzt mit seiner Mutter und seinem Adoptivvater verbringen durfte. Danach umarmte er Davonna, Jayden und Samuel, die mit ihm zusammen sein Charity-Projekt betreuten, mit dem er Kindern ein unvergessliches Weihnachtsfest schenkte.

      »Danke, dass ihr extra von Denver angereist seid.« Noels Stimme verriet seine Rührung und Matt schmunzelte leicht. Es war ungewohnt für den knallharten Geschäftsmann, Gefühle zu zeigen. Seine Liebe zu Cadie hatte ihn weicher gemacht. Matt freute sich für seinen besten Freund und fühlte zugleich eine seltsame Sehnsucht. Ob er auch jemals eine Frau finden würde, die ihm so tief unter die Haut ging?

      »Ja, glaubst du denn, ich ließe mir einen Aufenthalt in diesem Luxusschuppen entgehen?« Davonna lachte und wandte sich dann Matt zu. »Und Matthew habe ich auch viel zu lange nicht gesehen.« Sie reckte sich, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken.

      »Hört, hört.« Noel ließ den Kopf hängen und tat so, als sei er tief getroffen. »Nicht einmal an seinem Geburtstag bekommt man hier die gebührende Zuneigung.«

      »Armer Junge.« Irving Gardener legte seinen Arm um die Schultern seines Sohnes. »Aber vielleicht bekommst du ja wenigstens einen delikaten Geburtstagskuchen, ich hörte da so etwas.« Er zwinkerte in Brendas Richtung. »Sind wir vollzählig? Können wir los?«

      Noel sah Matt an. »Was ist mit Sandra?«

      »Kommt nicht«, antwortete Matt knapp und etwas in seiner Stimme musste Noel mitgeteilt haben, besser nicht nachzufragen. Sein Freund nickte nur und sah in die Runde.

      »Von mir aus kann es losgehen«, verkündete Noel und zog Cadie zu sich. »Ich habe alles.«

      Die Gruppe lachte und alle außer Noel schulterten ihre Rucksäcke. Noel bot den Frauen nacheinander an, ihnen die Last abzunehmen, aber alle lehnten ab.

      »Das ist unser Geburtstagsgeschenk an dich«, erklärte Cadie schlicht und alle nickten. Brenda wirkte allerdings nicht ganz überzeugt, als sie den Rucksack schulterte.

      »Was ist denn da alles drin?«, erkundigte sich Matt.

      »Kuchen für zehn Personen, Kerzen, Sahne, Kaffee. Schwer und unförmig. Das nächste Mal gibt es nur Plätzchen.«

      »Gib her.« Matt hielt Brenda am Griff des Rucksacks fest. »Wir tauschen. Meiner ist besser gepackt und leichter.« Ihm war von Cadie die Aufgabe zugeteilt worden, die Salate für das Picknick den Berg hochzuschleppen.

      Brenda warf ihm einen störrischen Blick zu. Sie war noch nie gut darin gewesen, Hilfe anzunehmen.

      »Keine Widerrede«, kam er ihrem Protest zuvor. »Mach schon, sonst sind die anderen oben, während wir hier noch diskutieren.«

      Brenda brummte etwas, das sich nach ›alter Diktator‹ anhörte, ließ aber gehorsam den Rucksack von den Schultern gleiten.

      Matt konnte sich ein »braves Mädchen« nicht verkneifen und beeilte sich, ihren Rucksack aufzusetzen, bevor Brenda ihm den schon aus Prinzip wieder entreißen konnte.

      Der Weg ging stetig bergauf, erst moderat, dann wurde das Gelände steiler. Die Gespräche der Wandergruppe verstummten, dafür hörte man vereinzeltes Schnaufen. Selbst Cadie und Noel, die regelmäßig wanderten, mussten dem Anstieg irgendwann Tribut zollen. Dichte Baumbestände wechselten sich mit weiten Bergwiesen ab.

      Matt sog gierig den würzigen Duft ein, den die bunten Wildkräuter verströmten. Erneut bedauerte er, dass Sandra nicht dabei sein konnte. Dabei sein wollte, korrigierte er sich und spürte die Bitterkeit, die das auslöste.

      »Alles in Ordnung bei dir?« Brenda warf ihm von der Seite einen Blick zu.

      »Klar, was soll denn sein?«

      »Deine fröhliche Miene wirkt schon den ganzen Vormittag über irgendwie gezwungen.«

      »Blödsinn«, fertigte er sie kurz ab und bereute seine barsche Reaktion sofort, als er ihren verletzten Gesichtsausdruck sah. »Sandra hat kurzfristig abgesagt, das hat mich verstimmt«, erklärte er etwas milder. Er konnte sich selbst nicht erklären, warum er sich so darüber ärgerte, dass Brenda ihm seine schlechte Laune angesehen hatte.

      »Wenn du dir mal etwas von der Seele reden willst …«, begann Brenda, aber er brachte sie sofort mit einem Blick zum Schweigen. Das fehlte noch, dass er seinen Beziehungskummer ausgerechnet bei Brenda ablud. Das war nichts, was ein Abend mit Noel und ein, zwei Drinks nicht wieder geraderücken würde.

      »Männer«, kommentierte Brenda mit einem Augenrollen.

      »Was heißt hier Männer?«, parierte Matt sofort. »Was ist denn mit dir? Du schleppst doch auch irgendetwas mit dir herum, ohne Cadie oder mir zu verraten, was dich belastet.«

      Brenda warf ihm mit zusammengepressten Lippen einen Blick zu, der seinen an Kälte bei Weitem übertraf. Die Grenze, die sie zog, war greifbar. Es widerstrebte ihm, aber er hakte nicht nach. Cadie hatte recht. Die Wanderung war der falsche Zeitpunkt für dieses Gespräch.

      9

      Brenda

      Stumm stapfte sie neben Matt den Berg hinauf. Wo war nur die Lockerheit zwischen ihnen hin? Als Matt vorhin vor Noels Chalet gestanden hatte, so gutaussehend und genießerisch das Gesicht der Sonne entgegengestreckt, da hatte sich ihr Herz mit einem Mal ganz leicht angefühlt. Die unbeschwerten Momente mit Matt waren selten geworden. Umso mehr bedeuteten sie ihr.

      Von dieser gelösten Stimmung war nichts mehr zu spüren. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor in seiner Gegenwart so verspannt gewesen zu sein.

      Immerhin schien er sie nicht weiter ausfragen zu wollen. Wenn er wüsste, welchen Anteil sein Hotel an ihren Sorgen hatte, würde ihre Beziehung noch mehr belastet. Schon, um wenigstens ihre Freundschaft zu retten, musste sie den Mund halten. Allerdings stand ihr Schweigen ebenso zwischen ihnen. Sie verspürte den Drang, ihren Schritt zu beschleunigen, um zu Cadie aufzuschließen. Die unterhielt sich jedoch gerade angeregt mit Noels Mutter, während Irving mit Noel und Jayden in eine lebhafte Diskussion vertieft war. Der Weg war flacher geworden und erlaubte es deshalb, die Gespräche wieder aufzunehmen. Noch eine Wegbiegung und sie würden den Bergsee erreichen.

      Schon sah sie zwischen den Bäumen den ersten Schimmer in Blau und Türkis. Auch die Luft hatte sich verändert. Eine frische, kühlere Note hatte sich unter den Duft der Nadelbäume gemischt.

      Dann lag er vor ihnen – der Lieblingsort ihrer Kindheit. Bis heute konnte sie sich nicht an dem kristallklaren Wasser sattsehen, das im Licht der Sonne in hellem Blaugrün funkelte.

      Früher hatte sie unzählige Sommertage mit ihren Freunden hier oben verbracht. Auch Cadie und Matt waren häufig dabei gewesen. Einmal hatte er sie mit all ihren Sachen in das eiskalte Wasser geworfen, weil er sie erwischt hatte, als sie ihm eine Kröte in die Schuhe stecken wollte. Sie drehte leicht den Kopf und fing Matts Blick auf. Seine Augen blitzten amüsiert. Ob er in diesem Moment in ähnlichen Erinnerungen schwelgte?

      »Das mit dem Skateboard damals warst du, richtig?«

      »Skateboard?«, gab sie sich ahnungslos.


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